
Prophylaktisch Nahrungsergänzungsmittel einnehmen? Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Sara Ramminger rät davon ab.
Laut einer repräsentativen Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung im Jahr 2021 nimmt ein Drittel der Bevölkerung mindestens einmal pro Woche Nahrungsergänzungsmittel ein. Dabei kann der Bedarf bei Gesunden auch durch bewusste Ernährung gedeckt werden.
Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Sara Ramminger von der SRH University hielt zu diesem Thema eine Schnuppervorlesung und berichtete: Besonders im Winter greifen viele Menschen zu Supplements, um das Immunsystem zu unterstützen. Vitamin D und C seien besonders gefragt.
Es gibt verschiedene Risikofaktoren für einen Nährstoffmangel, sagt die Leiterin des Studiengangs Ernährungstherapie und Ernährungsberatung der SRH-University. Hierzu zählen das Alter, Lebensstil und Ernährungsmuster, Erkrankungen oder Schwangerschaft.
Beispiel Vitamin D
Einer der häufigsten Nährstoffmängel ist der Vitamin-D-Mangel. Im Sommer wird der Bedarf über die körpereigene Synthese aus UVB-Strahlen der Sonne gedeckt. Bei Menschen, die sich wenig im Freien aufhalten, kommt es im Winter häufig zu einem Mangel.
Den Bedarf allein durch die Nahrung zu decken ist laut Ramminger schwierig. In Lebensmitteln wie Leber, Innereien, Eiern und Butter befindet sich zwar Vitamin D, aber nur in geringen Mengen. Auch die Nationale Verzehrstudie II hat herausgefunden, dass Vitamin D in 87% der Fälle nicht durch die Nahrung gedeckt werden konnte.
Dass die meisten Menschen aber dennoch ausreichend mit Vitamin D versorgt sind, liegt am Vitamin-D-Speicher aus den Sommermonaten, so die Expertin. Ob ein Mangel besteht, wird am besten durch eine Blutuntersuchung festgestellt. Hier sei es wichtig, auf Signale des Körpers zu hören und bei Symptomen einen ärztlichen Rat einzuholen, sagt Ramminger.
Risikofaktor Stress
Einer der wichtigen Risikofaktoren für Nährstoffmangel ist Stress. Mehr Stress bedeutet weniger Pausen im Alltag und häufig auch eine weniger ausgewogene Ernährung. Bei hoher körperlicher Belastung besteht außerdem ein erhöhter Bedarf. Die fehlenden Nährstoffe führen laut Ramminger zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und verstärken den Stress: Ein Teufelskreis.
Auf der anderen Seite bewirken Obst und Gemüse auf dem Speiseplan eine Stressreduktion. Um Erschöpfung und dem erhöhten Nährstoffbedarf bei Stress entgegenzuwirken, empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin Vitamin B6, B12 und Folsäure. Die B-Vitamine wirken dabei einem erhöhten Homocystein-Spiegel entgegen und senken so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Für eine bessere Konzentrationsfähigkeit seien verschiedene Nährstoffe relevant. Insgesamt führe eine ausgewogene Ernährung nachweislich zu mehr Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, sagt die Expertin. Das Ziel sei also, durch gezielte Ernährungsberatung und Ernährungsumstellung alle Nährstoffe abzudecken und auf Supplemente zu verzichten.
Viel hilft viel?
Von einer präventiven Substitution rät Ramminger ab. Während wasserlösliche Vitamine ausgeschieden werden, können fettlösliche Vitamine im Körper akkumulieren und Schaden anrichten. Eine Überdosis an Vitamin D könne beispielsweise Übelkeit auslösen oder im schlimmsten Fall zu Herzrhythmusstörungen führen. Auch vor Produkten aus der Drogerie rät die Expertin ab, denn diese seien häufig unter- oder überdosiert.
Insgesamt ist der Vitaminbedarf sehr individuell. Referenzwerte werden z.B. von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) herausgegeben.
Fazit
Dr. Sara Ramminger empfiehlt die „Ernährung als fundamentale Präventionsstrategie“. Supplements sind wirklich nur dann notwendig, wenn Symptome bestehen und ein Mangel durch eine Blutuntersuchung festgestellt wurde.
Eine Substitution von Vitamin D kann insbesondere im Winter sinnvoll sein. Die Expertin betont aber darauf zu achten, die Supplements nur in moderaten Mengen einzunehmen.
Pauline Jürgens