Inhalt

Safran hat in Studien schlaffördernde Effekte gezeigt.
Die Zauberwelt des Klartraums
An meinen ersten Klartraum kann ich mich noch lebendig erinnern. Ich befand mich darin auf einer Straße in Berlin, alles schien normal, doch ein kleines Mädchen hüpfte vor mir seltsam. Es schien, als würde die Schwerkraft für sie nicht gelten. Bei jedem Sprung schwebte sie ein wenig in der Luft. Ich wunderte mich sehr, bis mir die logische Erklärung für dieses seltsame Phänomen einfiel: Ich träumte! Durch diese Erkenntnis wurde der gewöhnliche Traum zu einem Klartraum (Synonym: luzider Traum). Schlagartig wurde mir bewusst, dass mein Körper gerade schlafend im Bett lag und ich den Traum nach Belieben erkunden konnte. Was ich auch tat: Ich begann wie das Mädchen zu hüpfen, immer höher, bis ich schlussendlich über den Dächern Berlins flog. Eine wunderbare Erfahrung, die sich – wie für Klarträume typisch – sehr real angefühlt hatte.
Hattest Du auch schon mal einen Klartraum oder würdest gerne luzide träumen? Was würdest Du dann gerne am liebsten erleben? Einen verstorbenen Menschen wieder treffen, oder mit einem tibetischen Lama meditieren? Oder vielleicht zum Mond fliegen oder einen Filmstar zum Essen ausführen? Alles, was Du Dir wünschen magst, im Klartraum kannst Du es erleben. Leider träumen nur 1% der Bevölkerung von Natur aus regelmäßig luzide. Ich gehöre nicht dazu, daher habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie auch ich in den Genuss eines Klartraums komme. Als Pflanzenheilkundiger habe ich auch bei den Heilpflanzen nach Unterstützung gesucht. Und wurde fündig, denn einige davon können gut mit bestehen Klartraumtechniken kombiniert werden [1].
Besser schlafen mit Safran
Safran (Crocus sativus) gilt als traditionelles Schlafmittel, das in den letzten Jahrhunderten bei Schlaflosigkeit Anwendung fand. Im 18. und 19. Jahrhundert war Safran sogar als Ersatz für den Schlafmohn (Papaver somniferus) gebräuchlich [2]. Aktuelle Studien zeigen, dass die Pflanze tatsächlich schlaffördernde Wirkungen hat.
2022 erschien eine Auswertung von 8 klinischen Studien, bei denen ein Teil der Probanden mit Schlafstörungen Safran bekam. Die anderen mussten – ohne es zu wissen – mit einem Placebo Vorlieb nehmen. Die Ergebnisse klingen vielversprechend: In allen Studien war Safran dem Placebo überlegen [3]. Dies bedeutet jedoch noch nicht, dass Safran allen Menschen mit Schlafstörungen helfen kann. Wer unter Schlafstörungen leidet, sollte weiterhin dem Urteil und der Therapie eines Arztes oder eines Psychotherapeuten vertrauen. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass Safran die Schlafqualität steigern kann.
Grundlagenforschungen zeigten, dass die Hauptwirkstoffe des Safran, die gelb färbenden Crocine und das aromatische Safranal, den Tiefschlaf zu Beginn der Nacht fördern und verlängern können [5]. Dauern die Tiefschlafphasen länger, vergrößert sich die Erholsamkeit des Schlafes in der ersten Nachthälfte. Dies kann zu regeren Träumen in der zweiten Nachthälfte führen, was für das Klarträumen von Vorteil sein kann. Und: Safranal und Crocine können dafür sorgen, dass Serotonin in unserem Gehirn langsamer abgebaut wird. Dadurch kann – wenn wir Safran abends einnehmen – in der ersten Schlafphase mehr Serotonin vorhanden sein.
Serotonin fördert den Tiefschlaf und verkürzt zu Beginn der Nacht die Traumphasen. Dafür träumen wir dann morgens länger [6]. Daneben fördert Serotonin die Neuroplastizität unseres Gehirns, das heißt: Unser Gehirn ist wandelbarer, offen für Neues, offen für kreative Lösungen. Dies sind alles Eigenschaften, die sich positiv auf das Klarträumen auswirken können. Untersuchungen zeigen, dass offenen, kreativen Menschen das Klarträumen leichter fällt [6].
Mit der MILD-Technik in den Klartraum
Safran allein macht Dich wahrscheinlich nicht zum Klarträumenden. Aber die Pflanze kann meiner Erfahrung nach sehr gut mit bestehenden Klartraumtechniken kombiniert werden. Besonders gut eignet sich hierfür die sogenannte MILD-Technik nach Stephen. Die MILD-Technik (Mnemonic Induced Lucid Dream, deutsch: gedächtnis-induzierter Klartraum) zeigte sich in Studien als die vielversprechendste Methode, um Klarträume zu induzieren [1].
Sie besteht aus 5 Punkten:
- Mit einer Intention einschlafen: Nimm Dir beim Einschlafen vor, dass Du in den frühen Morgenstunden aufwachst (ca. 6 Stunden nach dem Einschlafen) und einen Traum lebhaft erinnerst.
- Den Traum lebendig erinnern: Sobald Du dann morgens wach bist, rufe Dir Deinen letzten Traum lebhaft in Erinnerung. Versuche möglichst viele Details wieder zu erleben. Achte darauf, dass Du jetzt noch nicht einschläfst.
- Erneut eine Intention setzen: Lege Dich nun wieder schlafen und nimm Dir nun vor, dass Du Deinen nächsten Traum als Traum erkennst, also luzide träumst. Verwende hierfür einen kurzen Satz, zum Beispiel: „Sobald ich das nächste Mal träume, erkenne ich, dass ich träume.“
- Stell Dir vor, dass du klarträumst. Stell Dir nun vor, wie Du Dich wieder in Deinem letzten Traum (aus Punkt 2) befindest. Male Dir nun aus, wie Du in diesem Traum luzide wirst, das heißt: Stell Dir lebendig vor, wie Du in Deinem Traum erkennst, dass es sich um einen Traum handelt, und was Du dann am liebsten tun würdest.
- Wiederholen. Wiederhole die Punkte 3 und 4 so lange, bis Du einschläfst.
Bitte beachten
Für die allermeisten Menschen sind luzides Träumen und ein Klartraum-Training völlig unbedenklich. Aber:
- Menschen, die (auch phasenweise) aufgrund von neurologischen oder psychischen Erkrankungen zwischen Wirklichkeit, Halluzinationen und Wahnvorstellungen nicht unterscheiden können, sollten sich nicht im luziden Träumen üben.
- Wer unter schweren Albträumen oder einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leidet, sollte das luzide Träumen erst nach Rücksprache mit einem Therapeuten versuchen. Für diese Betroffenen ist es möglich, dass sie inmitten eines traumatischen Albtraumes luzide werden. Das kann, sofern sie nicht darauf vorbereitet wurden, überfordern und destabilisieren.
Safran mit der MILD-Technik kombinieren
Die Ernte von Safran ist aufwendig und nicht besonders ergiebig. Daher zählen seine süß duftenden, orange-roten Griffel zu den teuersten pflanzlichen Arzneien. Eine erschwingliche Möglichkeit, Safran einzunehmen, bietet die Safrantinktur (Croci tinctura), die einzelne Apotheken herstellen. Eine Safrantinktur, die nicht von einer Apotheke hergestellt wurde, empfehle ich nicht. Denn leider wird der teure Safran immer wieder mit günstigen Blüten der Färberdistel (Carthamus tinctorius) gestreckt – auch bei der Herstellung von Tinkturen. Wer Apothekenware bezieht, geht meiner Erfahrung nach diesen Betrügereien aus dem Wege. Es reicht zunächst, wenn Du Dir 20 ml Safrantinktur kaufst.
Diese kannst Du wie folgt mit der MILD-Technik kombinieren: Nimm abends vor dem Einschlafen 15 Tropfen Safrantinktur mit etwas Flüssigkeit ein. Führe dann den Punkt 1 von obiger Liste durch. Dadurch verbindet sich der Geschmack von Safran mit Deiner Intention, zeitig wach zu werden und einen Traum zu erinnern. Der Geschmack von Safran bleibt noch lange spürbar in Deinem Mund – dadurch wird Dein Gehirn regelmäßig an Deine Intention erinnert.
Safran wird in der Regel gut vertragen. Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Überdosierung kann jedoch zu Erbrechen, Uterusblutungen, blutigen Durchfällen oder Gelbfärbung der Haut führen. Große Mengen Safran (über 10 g am Tag) können sogar zum Tod führen. Wer sich an meine obige Dosierungsempfehlung hält, hat Nebenwirkungen jedoch nicht zu befürchten.
Offizielle Monografien von HMPC oder ESCOP zu Safran fehlen heute noch. Von der Kommission E erhielt Safran eine Negativmonografie, da das 1987 vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit noch nicht belegen konnte. Damit gründet eine Anwendung von Safran als Unterstützung zum Klarträumen auf den Erkenntnissen der Erfahrungsheilkunde.
Und zum Schluss ...
Träume faszinieren mich seit meiner Kindheit. Und seit ein paar Jahren begeistern mich die Klarträume noch mehr. Denn in ihnen kann ich vieles erleben, was mir tagsüber nicht möglich ist. Um in den Genuss eines Klartraums zu kommen, können wir auf bestehende und gut erforschte Klartraumtechniken zurückgreifen. Diese lassen sich meiner Erfahrung nach gut mit Heilpflanzen wie dem Safran kombinieren.
- Wanitschek A, Vigl S. Klarkraut. Luzides Träumen mit Pflanzen – eine Anleitung. Aarau: AT Verlag; 2024
- Rätsch C. Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen: Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung. Aarau: AT Verlag; 1998
- Munirah MP, Norhayati MN, Noraini M. Crocus Sativus for Insomnia: A Systematic Review and Meta-Analysis. International journal of environmental research and public health 2022; 19(18), 11658
- Hosseinzadeh H, Noraei NB. Anxiolytic and hypnotic effect of Crocus sativus aqueous extract and its constituents, crocin and safranal, in mice. Phytother Res 2009; 23, 768–774
- Kovalzon V. Serotonin, Sleep and Depression: A Hypothesis. In: Olivier B. Serotonin and the CNS. New Developments in Pharmacology and Therapeutics. London (UK): IntechOpen; 2022
- Stumbrys T, Daunytė V. Visiting the land of dream muses: The relationship between lucid dreaming and creativity. International Journal of Dream Research 2018; 11. 207-212
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.
Sebastian Vigl
Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Phytotherapie