
Die hustenreizlindernde Wirkung von Malvenblüten ist wissenschaftlich untersucht und bestätigt.
Warum husten wir eigentlich?
Husten ist ein nützlicher Schutzreflex unseres Körpers. Er sorgt dafür, dass Fremdkörper, Schleim oder Krankheitserreger aus den Atemwegen entfernt werden. Doch gerade bei trockenem Reizhusten wird dieser Reflex manchmal zur Qual. Der ständige Husten reizt nämlich die Schleimhäute, was erneut zu Husten führt. Zudem stört er natürlich den Schlaf, wodurch man tagsüber weniger Energie hat.
Um dem ein Ende zu setzen, greifen viele Menschen zu chemischen Hustenstillern, die zwar wirksam sein können, jedoch leider oft mit Nebenwirkungen einhergehen. Eine sanftere und natürliche Alternative können pflanzliche Schleimstoffe bieten.
Wie wirken chemische Hustenstiller, und was sind ihre Nachteile?
Chemische Hustenstiller, auch Antitussiva genannt, unterdrücken den Hustenreiz, indem sie auf das Hustenzentrum im Gehirn oder die Hustenrezeptoren in den Atemwegen wirken. Diese Medikamente lassen sich in 2 Hauptgruppen unterteilen: zentrale und periphere Hustenstiller.
Zentrale Hustenstiller wirken direkt auf das Hustenzentrum im Gehirn. Beispiele sind Codein oder Dihydrocodein, die zu den Opioiden bzw. halbsynthetischen Opioiden zählen. Sie dämpfen die Reizweiterleitung und reduzieren so das Verlangen zu husten. Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Benommenheit und im schlimmsten Fall Atemdepression oder Abhängigkeit bei Überdosierung und langfristiger Einnahme sind jedoch möglich.
Die peripheren Hustenstiller blockieren die Reizweiterleitung von den Schleimhäuten zum Gehirn. Sie wirken direkt an den Hustenrezeptoren. Diese Substanzen sind oft verträglicher, können aber ebenfalls Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Reaktionen hervorrufen.
Ein wesentlicher Kritikpunkt an chemischen Hustenstillern ist in meinen Augen die Unterdrückung des natürlichen Hustenreflexes. Dieser Reflex hilft dem Körper ja gerade Schleim und Krankheitserreger aus den Atemwegen zu entfernen. Wird er blockiert, können diese in den Bronchien verbleiben, was Komplikationen wie Bronchitis oder Lungenentzündung begünstigt. Zudem sind die meisten chemischen Hustenstiller oft nicht für Kinder, Schwangere oder ältere Menschen geeignet.
Was sind pflanzliche Schleimstoffe, und warum bieten sie eine sanfte Alternative?
Biochemisch gesehen handelt es sich bei Schleimstoffen um langkettige Kohlenhydrate, die Wasser binden können. Man unterscheidet zwischen Sol- und Gel-bildenden Schleimstoffen. Die Gel-bildenden werden in Verbindung mit Wasser zählflüssig und schleimig. Zu dieser Gruppe gehört Leinsamen. Die Beispiele, die ich Dir gleich vorstellen werde, zählen zu den Sol-bildenden. Sie bleiben in Verbindung mit Wasser dünnflüssig und fühlen sich nicht schleimig an.
Pflanzliche Schleimstoffe sind eine gute Alternative zu chemischen Hustenstillern, weil sie den Hustenreiz lindern, ohne den natürlichen Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege zu beeinträchtigen:
- Sie bilden eine physikalische Schutzschicht: Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm auf die gereizten Schleimhäute. Dadurch werden die Schleimhäute befeuchtet, gekühlt und vor weiteren Reizungen geschützt.
- Die Husten-Rezeptoren werden beruhigt: Die schützende Wirkung der Schleimstoffe verringert die Reizempfindlichkeit der Hustenrezeptoren, was den Hustenreiz lindert, ohne ihn zu blockieren.
- Die Schleimhaut-Regeneration wird gefördert: Pflanzliche Schleimstoffe unterstützen die Heilung und Regeneration gereizter und entzündeter Schleimhäute.
3 pflanzliche Schleimstoffquellen, die Hustenreiz lindern können
Echter Eibisch (Althaea officinalis)
Der echte Eibisch ist eine klassische Heilpflanze mit hohem Schleimstoffgehalt. Sie ist fester Bestandteil vieler pflanzlicher Hustenmittel und wird sowohl von der Volksheilkunde als auch von wissenschaftlichen Gremien wie der Kommission E, der ESCOP und dem HMPC zur Linderung von Hustenreiz empfohlen.
Der Schleimstoffgehalt der Blätter (Althaeae folium) liegt bei 6-9 %, der der Wurzel (Althaeae radix) bei bis zu 20 %. Die Wurzel wird aufgrund ihres deutlich höheren Schleimstoffgehalts als Heilmittel bevorzugt.
Wilde Malve (Malva sylvestris)
Die wilde Malve ist eine Ruderalpflanze und mit ihren leuchtend pink-violetten Blüten wirklich schön anzusehen. Vor allem die Anwendung der Blüten (Malve sylvestris flos) ist wissenschaftlich untersucht und die hustenreizlindernde Wirkung wurde von Kommission E, ESCOP und HMPC bestätigt.
Die Blätter und Blüten weisen mit 5-12 % einen ähnlich hohen Schleimstoffgehalt auf.
Isländisch Moos (Cetraria islandica)
Isländisch Moos ist zwar eine Flechte und keine Pflanze. Aber da sie reich an Schleimstoffen ist und seit Jahrhunderten als Heilmittel gegen Hustenreiz eingesetzt wird, möchte ich sie an dieser Stelle trotzdem erwähnen.
Mit 50-70 % ist sie das Heilmittel mit den höchsten Schleimstoffgehalt in meinem Trio. Allerdings hat das Isländische Moos wegen der Flechtensäuren einen bitteren Geschmack, was dazu führt, dass ein daraus zubereiteter Tee bei weitem nicht so mild schmeckt wie ein Tee aus Eibischwurzeln oder Malvenblüten.
Auch das Isländische Moos wurde wissenschaftlich untersucht und erhielt hinsichtlich der hustenreizlindernden Eigenschaften jeweils eine positive Note der Kommission E, ESCOP und des HMPC.
So werden Schleimstoffdrogen angewendet
Schleimstoffe sind am besten in Wasser löslich. Dazu übergießt man ca. 1 - 2 TL des Pflanzenmaterials mit 250 ml heißem Wasser und lässt den Aufguss 10 Minuten ziehen. Anschließend abseihen und über den Tag verteilt 1-2 Tassen in kleinen Schlucken trinken.
Hinweis
Schleimstoffdrogen haben resorbierende Eigenschaften und können die Wirkung von Medikamenten verhindern oder abschwächen. Deshalb sollten zwischen der Medikamenten- und der Schleimstoffdrogen-Einnahme immer mindestens 30 - 60 Minuten liegen.
Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?
Obwohl pflanzliche Schleimstoffe eine wirksame Hilfe bei Hustenreiz sein können, gibt es Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:
- Wenn der Husten länger als drei Wochen anhält.
- Bei starkem, plötzlichem Husten mit Atemnot oder Brustschmerzen.
- Wenn blutiger Auswurf auftritt.
- Bei hohem Fieber oder starkem Krankheitsgefühl.
- Wenn Husten bei Kindern, älteren Menschen oder chronisch Kranken auftritt.
Fazit: Natürliche Linderung bei Hustenreiz
Pflanzliche Schleimstoffe aus Isländisch Moos, Eibischwurzel und Malvenblüten sind eine wirksame und sanfte Alternative zu chemischen Hustenstillern. Sie beruhigen die Schleimhäute, lindern den Hustenreiz und unterstützen die Regeneration der Atemwege, ohne den Körper zu belasten.
Aus meiner Hausapotheke sind sie nicht wegzudenken! Probiere sie bei Deinem nächsten Hustenreiz aus und überzeuge Dich selbst, wie gut sie wirken!
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.
Ruby Nagel
Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Pflanzenheilkunde