Wärme und Gemütlichkeit: Willkommene Begleiter in der dunklen Jahreszeit
Sicherlich kennst Du dieses herrliche Gefühl, wenn Du nach einem langen Tag nach Hause kommst, auf das Sofa sinkst und Dich mit einer dampfenden Tasse Tee entspannst. Draußen regnet es, der Himmel ist grau. In diesen Augenblicken hole ich mir mit meiner Teetasse ein Stück Sonne und Wärme zurück. Orange, Ingwer und Fenchel bilden dabei das ideale Trio für solche Genussmomente.
Der wärmende Effekt von Ingwer
Die Scharfstoffe und das ätherische Öl des Ingwers (Zingiber officinale) können dabei helfen, sich von innen heraus aufzuwärmen. Die Wärme entsteht durch die Durchblutungsförderung. Doch das ist nicht alles: Ingwer unterstützt die Verdauung, wirkt tonisierend, lindert Übelkeit und Brechreiz, besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, stimuliert die Gallenproduktion und verbessert die Darmbewegungen (Peristaltik) [1].
In der Volksmedizin wird Ingwer auch zum Erwärmen von kalten Extremitäten, zur Erleichterung des Hustenauswurfs und zur Förderung des Schwitzens eingesetzt [1].
Was sagen Kommission E, ESCOP und HMPC?
Wissenschaftliche Gremien bestätigen ebenfalls die Heilkraft von Ingwer. Laut der Kommission E wirkt die Einnahme von Ingwer innerlich lindernd bei dyspeptischen Beschwerden und Reisekrankheit. Die ESCOP erkennt ebenso wie das HMPC die Wirksamkeit von Ingwer zur Vorbeugung von Übelkeit, Erbrechen und Reisekrankheit an. Das HMPC fügt hinzu, dass das Pulver aus Ingwerwurzeln innerlich angewendet helfen kann bei krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden, begleitet von Blähungen und Flatulenz.
Wichtiger Hinweis: Menschen mit zu hohem Blutdruck sollten Ingwer nicht täglich in hohen Dosen anwenden. Besteht ein Gallenleiden, sollte eine Dauereinnahme von Ingwer mit einem Arzt abgesprochen werden.
Orange: Sonnenschein in der Tasse
Die fruchtig-frische Note der Orange (Citrus sinensis) ist in dieser Teemischung (siehe unten) eine perfekte Ergänzung zu dem wärmenden Effekt und dem leicht scharfen Geschmack des Ingwers. Besonders liebe ich saftige und süße Orangen. Orangen sind reich an Vitamin C, das zur Hochregulation der natürlichen Killerzellen beiträgt und die Bildung von Lymphozyten (Abwehrzellen) fördert [2]. Vitamin C hat außerdem eine virostatische und antibakterielle Wirkung [2] und spielt eine wichtige Rolle im Gehirnstoffwechsel: Dort ist es unter anderem an der Produktion von „Glückshormonen“ wie Noradrenalin und Serotonin beteiligt [2]. All diese Eigenschaften unterstützen im Herbst unsere Gesundheit.
Die beruhigende Wirkung von Fenchel
Fenchel (Foeniculum vulgare ssp. vulgare var. dulce) ist nicht nur als Kinderheilpflanze bekannt, sondern erweist sich auch für Erwachsene als wohltuend. Das in den Früchten enthaltene ätherische Öl besitzt entkrampfende und entblähende Eigenschaften [1]. In der Praxis bestätigt sich, dass Fenchel besonders bei Menschen Linderung verschafft, die unter Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden leiden und dadurch schlecht gelaunt und gereizt sind. Medizinisch verwendet werden die Früchte des Fenchels, welche für eine angenehme Wärme im Magen-Darm-Trakt sorgen und Krämpfe lindern.
Diese positiven Effekte des Fenchels wurden wissenschaftlich bestätigt und von der Kommission E, der ESCOP und der HMPC anerkannt. Zudem wurde in allen drei Monografien die vorteilhafte Wirkung von Fenchel bei Katarrhen der Atemwege festgehalten.
Die Mischung macht’s! Tee-Rezept zum Nachmachen
Ich mag Rezepte aus Zutaten, die man oft schon zu Hause hat. Denn seien wir mal ganz ehrlich: So probiert man sie viel schneller mal aus. In Bezug auf diesen wärmenden Tee aus Ingwer, Orange und Fenchel empfehle ich dir, auf möglichst frische Zutaten zurückzugreifen. Das bedeutet, die Orange frisch zu pressen und die Fenchelsamen frisch zu mörsern.
Zutaten
- 300 ml Wasser
- 1 kleines Stück frischen Ingwer (ca. 6 g)
- 1 TL Fenchelfrüchte (Foeniculi fructus) (ca. 4 g)
- 1 Bio-Orange
Herstellung
- Schneide den frischen Ingwer in dünne Scheiben oder kleine Würfel.
- Übergieße ihn mit 300 ml heißem Wasser und lasse ihn auf kleinster Flamme abgedeckt 15 Minuten köcheln.
- Stelle dann den Herd ab und gib 1 TL frisch gemörserten Fenchel mit in den Topf. Lass die Mischung abgedeckt weitere 10–15 Minuten ausziehen.
- Presse in der Zwischenzeit die Orange aus.
- Gib zum Schluss den Orangensaft in den Tee.
Da die Teemischung frisch gepressten Orangensaft enthält, macht die natürliche Süße zusätzlichen Zucker oder Honig überflüssig.
Tipp : Du kannst für den Tee auch Bio-Orangen-Schale nutzen. Sie enthält bitter schmeckende Flavonoide und ätherisches Öl, das laut Kommission E gegen Appetitlosigkeit hilft. Gibt dazu gemeinsam mit den Fenchelfrüchten pro Tasse 1 TL Bio-Orangen-Schale in das Teewasser.
Fazit: Ein Genuss für Körper und Seele
Eine schöne, warme Tasse Tee ist bei nassem und kaltem Wetter nicht nur für den Körper eine Wohltat. Auch die Seele versinkt gerne in diesem milden Fenchel-Orangen-Ingwer-Duft auf dem Sofa und genießt.
Ich möchte Dich einladen, das Rezept an Deinen eigenen Geschmack anzupassen und ein wenig zu experimentieren. Vielleicht magst Du es gerne etwas schärfer und gibst mehr Ingwer hinzu (Beachte hier den wichtigen Hinweis zur Dosierung von Ingwer!). Vielleicht schmeckt es Dir weniger süß besser und du presst nur eine halbe Orange aus. Alles ist erlaubt! Probiere es aus!
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.
Ruby Nagel
Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt in Pflanzenheilkunde