
Safran (Crocus sativus).
„Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen...“ So beginnt ein bekanntes Kinderlied, das wohl zuerst im Osten Deutschlands im 19. Jahrhundert gesungen wurde. Schon die Kleinsten erfahren durch dieses Lied, was es für einen guten Kuchen braucht. Nämlich, laut dem Lied, sieben Sachen. Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl – und schlussendlich die siebte Zutat: Der Safran, genauer die Griffel seiner Blüten, denn die machen den Kuchen „gehl“, was ein altes deutsches Wort für „gelb“ ist
Safran und die gute Stimmung: Wirkweise und klinische Studien
Safran kann im trüben Herbst für bessere Stimmung sorgen. Mittlerweile belegen über 20 klinische Studien, dass Safran unsere Stimmung aufhellt. Untersucht wurde dies unter anderem bei Menschen mit Depressionen und Menschen, deren Stimmung zum Beispiel im Rahmen der Wechseljahre oder der Menstruation gedrückt war [1]. Die Studien zeigen: Safran wirkt stimmungsaufhellend und angstlösend. Seine Wirksamkeit überzeugte in den Untersuchungen zudem bei leichten Stimmungstiefs bis hin zu mittelschweren Depressionen.
Die beobachteten Wirkungen lassen sich mit den bekannten Eigenschaften seiner Hauptwirkstoffe in Verbindung bringen. Dazu zählt das für das typische Safranaroma verantwortliche Safranal sowie die Crocine, die für die gelbe Farbe sorgen. Crocine und Safranal hemmen die Enzyme Monoaminooxidase A und B, die im zentralen Nervensystem für den Abbau anregender Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin zuständig sind. Werden die Monoaminooxidasen gehemmt, befinden sich mehr dieser Botenstoffe im Gehirn [2].
Im Gehirn können die wirksamen Inhaltsstoffe des Safrans zudem den Serotonin-Gehalt erhöhen, indem sie dafür sorgen, dass Nervenzellen freies Serotonin langsamer wiederaufnehmen [3]. So bleibt es länger wirksam.
Safran stimuliert auch die Freisetzung körpereigener Opioide, die sogenannten Endorphine, die Schmerz und Leid lindern können [4].
Offizielle Monografien von HMPC oder ESCOP fehlen bis heute noch und die Kommission E erteilte Safran eine Negativmonografie, da das 1987 vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit noch nicht belegen konnte.
Die Anwendung des Safrans als stimmungsaufhellende Arzneipflanze begründet sich daher auf den Erkenntnissen aus der Erfahrungsheilkunde und den aktuellen Studien.
So bringt Safran Schwung in den Herbst
Für eine Anwendung empfehle ich Safrantinktur, Du erhältst sie in Apotheken. Durch den Bezug aus dem Fachhandel ist gewährleistet, dass für die Herstellung der Tinktur tatsächlich Safran und nicht z.B. die Blüten der Färberdistel (Carthamus tinctorius) verwendet wurden. Diese werden gern für Fälschungen genutzt.
Von der Safrantinktur empfehle ich maximal 3-mal täglich je 15 Tropfen zusammen mit etwas Flüssigkeit einzunehmen. Man kann die Tinktur dazu in ein Glas mit Wasser geben. Ich nehme Safran gern auch in Obstsäfte zu mir, am liebsten in Birnensaft. Wenn ich ihn in den Saft gebe, kann ich zusehen, wie die Crocine den Saft gelb färben. Gut passt Safran auch in ein Glas heiße Milch oder heiße Schokolade. Manchmal gebe ich die Safran-Tinktur auch in ein Glas mit Tonicwater oder Sprudelwasser mit Zitrone oder in ein Glas warmes Wasser.
Und weil wir diesen Text mit einem Lied über das Kuchenbacken begonnen haben: Wie wäre es mit Safrantinktur in süßen Gerichten wie Müsli, Joghurt oder in der Sahne, die man zum Kuchen reicht? Neulich habe ich Safrantinktur mit einer Vanillesauce gemischt: ein Gedicht!
Hinweis: Achte bitte darauf, dass Du die angegebene Dosierung von maximal 45 Tropfen Safrantinktur pro Tag nicht überschreitest. Wird Safran überdosiert, kann dies zu Nebenwirkungen wie Erbrechen, blutigen Durchfällen oder Gelbfärbung der Haut führen. Große Mengen Safran (über 10 g am Tag) können sogar zum Tod führen. In der Schwangerschaft bitte auf Safran verzichten, da er Uterusblutungen auslösen kann. Wechselwirkungen mit Medikamenten sind Stand heute keine bekannt, können aber nicht ausgeschlossen werden. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte die Einnahme von Safran zunächst mit seinem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker besprechen. Eine Einnahme von Kindern oder Jugendlichen bedarf ebenfalls der ärztlichen Zustimmung.
Hol Dir Hilfe!
Auch wenn klinische Studien die Wirksamkeit des Safrans bei Depressionen bestätigen: Safran ist nicht zur Selbstmedikation bei Depressionen oder psychischen Erkrankungen bzw. körperlichen Erkrankungen geeignet und ersetzt keine auf Grund einer Depression, einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung verordneten Medikamente! Wenn Du Safran einnehmen möchtest, spricht zunächst mit Deinem Arzt oder Heilpraktiker darüber!
Wenn Du Dich 2 Wochen lang niedergeschlagen und antriebslos und fühlst, dann solltest Du immer mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt darüber sprechen, um eine Depression oder eine psychische oder körperliche Erkrankung auszuschließen. Wenn Du bereits aufgrund einer Depression oder einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung in Behandlung bist und sich Deine Beschwerden im Herbst verschlechtern, spricht mit Deinen Ärzten oder Therapeuten darüber. Die Einnahme von Safran ist dann nicht ausreichend.
Sofortige Unterstützung solltest Du Dir bei Suizidgedanken holen. Dafür gibt es schnelle und unkomplizierte Hilfe, die Telefonseelsorge ist unter den Nummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 rund um die Uhr für Dich erreichbar. Daneben hat Deine Gemeinde sicher einen sozialpsychiatrischen Dienst, den Du kontaktieren kannst. Eine gute Anlaufstelle ist auch die Deutsche Depressionshilfe (www.deutsche-depressionshilfe.de).
Und zum Schluss …
Im Herbst beginnt ein munteres Farbspiel: Die Blätter vieler Pflanzen färben sich, das Sonnenlicht wird golden. Wir können bei diesem Orchester der Farben mitmachen, indem wir zum Safran greifen. Er färbt nicht nur unsere Getränke und Speisen, sondern könnte sich auch positiv auf unsere Stimmung auswirken und uns den Übergang in die kalte Jahreszeit erleichtern.
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.
- Delam H, Keshtkaran Z, Shokrpour N et al. The effect of Crocus sativus L. (saffron) herbal tea on happiness in postmenopausal women: a randomized controlled trial. BMC complementary medicine and therapies 2023; 23(1): 176
- Siddiqui SA, Ali Redha A, Snoeck ER et al. Anti-Depressant Properties of Crocin Molecules in Saffron. Molecules 2022 Mar 23; 27(7): 2076
- Dobrek L, Głowacka K. Depression and Its Phytopharmacotherapy – A Narrative Review. Int J Mol Sci 2023 Mar 1; 24(5): 4772
- Moghadam BH, Bagheri R, Roozbeh B et al. Impact of saffron (Crocus Sativus Linn) supplementation and resistance training on markers implicated in depression and happiness levels in untrained young males. Physiol Behav. 2021 May 1; 233
Sebastian Vigl
Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Phytotherapie