
Ein Tee aus Basilikum könnte den Schlaf fördern.
Die Wechseljahre sind eine wichtige Übergangsphase im Leben einer Frau. Durch die Umstellung der Hormone kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen, darunter auch Schlafstörungen. Frauen in den Wechseljahren klagen bis zu dreimal so häufig über schlechten Schlaf wie Frauen vor den Wechseljahren.
Die Schlafstörungen in den Wechseljahren sind oft hormonell bedingt. Das Geschlechtshormon Östrogen ist auch bei der Regulation des Schlafs im zentralen Nervensystem beteiligt. Östrogen hat zum Beispiel einen Einfluss auf die Bildung des „Schlafhormons“ Melatonin. Daneben können sinkende Östrogenspiegel einen stärkeren Anstieg des Hormons Kortisol in den frühen Morgenstunden bedingen. Kortisol hat eine aktivierende Wirkung und kann dafür sorgen, dass Frauen morgens früher aufwachen.
Schlafstörungen in den Wechseljahren werden oft durch die Gabe von synthetischen Hormonen (Hormonersatztherapie) oder Beruhigungsmitteln behandelt. Beide gehen jedoch mit Nebenwirkungen einher, weshalb viele Frauen auf der Suche nach Alternativen sind. Darunter könnte sich eine Pflanze befinden, die vielleicht bereits auf Deiner Fensterbank in der Küche steht: Das Basilikum (Ocimum basilicum).
Basilikum könnte das zentrale Nervensystem beruhigen
In der Volksmedizin werden Basilikum schlaffördernde Wirkungen zugesprochen. Erste Experimente aus der Grundlagenforschung scheinen dem zuzustimmen. In Tierversuchen zeigte sich, dass Basilikum die Einschlafzeit verkürzen und die Schlafdauer verlängern kann [1].
Dieser Effekt wird verschiedenen Wirkstoffen des Basilikums zugeschrieben. In seinem ätherischen Öl findet sich zum Beispiel Linalool, das schlaffördernd wirken könnte [2]. Seine Rosmarinsäure wirkt beruhigend, was sich positiv auf den Schlaf auswirken könnte [3]. Es wird vermutet, dass Rosmarinsäure den Gehalt an GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im zentralen Nervensystem erhöht [4]. GABA ist ein sog. hemmender Neurotransmitter, das heißt, er drosselt die Erregbarkeit von Nervenzellen. Dies hat einen beruhigenden Effekt und sorgt nachts dafür, dass wir schlafen können. Viele Beruhigungsmittel wie Valium und Benzodiazepin-haltige Medikamente stimulieren die Bildung von GABA im Gehirn. Ein erhöhter GABA-Spiegel im Gehirn löst auch Ängste, denen bei Schlafstörungen eine verstärkende Rolle zukommt. Oft stört auch die Angst davor, schlecht oder nicht zu schlafen, den erholsamen Schlaf.
Zudem können die antioxidativen Eigenschaften des Basilikums einen gesunden Schlaf unterstützen. Antioxidantien binden freie Radikale im Gehirn. Freie Radikale könnten dazu führen, dass das Gehirn schlechter zur Ruhe kommt. Eine ausreichende Versorgung mit Antioxidantien ist daher eine wichtige Grundlage für eine erholsame Nacht [5].
Eine positive klinische Studie
Eine 2023 veröffentlichte iranische Studie untersuchte die schlaffördernden Wirkungen von Basilikum bei 60 Frauen, die sich in den Wechseljahren befanden. Diese wurden für einen Monat in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine erhielt eine Kapsel mit 250 mg Basilikumextrakt, eine ein Placebo.
Das Ergebnis: Die Frauen, die den Basilikumextrakt erhielten, schliefen im Durchschnitt besser und litten weniger unter Schlafstörungen. Die Autoren der Publikation empfehlen daher die Anwendung von Basilikum bei Schlafbeschwerden in den Wechseljahren, da er eine günstige und nebenwirkungsfreie Alternative zu herkömmlichen Medikamenten darstellen kann [6].
Die Auswertung der Studie und die Zuversicht der Autoren klingt vielversprechend, sollte jedoch mit gebührender Vorsicht behandelt werden. Wie die Autoren selbst schreiben, weist ihre Studie ein paar Einschränkungen auf. Zum einen ist die Zahl der Teilnehmerinnen nicht besonders hoch und die Studiendauer kurz. Zum anderen könnten deutlich mehr Daten zur Schlafqualität, zum Beispiel mit Schlaftagebüchern, erhoben werden. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Studien hier aussagekräftigere Ergebnisse liefern.
Dennoch: Es ist sehr erfreulich, dass pflanzliche Alternativen bei dieser Indikation erforscht werden. Und, auch wenn einzelne Einschränkungen die Aussagekraft der Studie schmälern: Ihre Ergebnisse klingen in Anbetracht der Erkenntnisse von Erfahrungsheilkunde und Grundlagenforschung plausibel. Bei der Anwendung von Basilikum sind jedoch ein paar Dinge zu beachten.
Basilikum in den Wechseljahren anwenden
Wenn Du in den Wechseljahren schlecht schläfst, solltest Du zunächst mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt darüber sprechen. Gemeinsam könnt ihr überlegen, was die beste Option für Dich ist. Auch wenn Basilikum in einer klinischen Studie gute Ergebnisse zeigte, ist er keine Alternative zur schulmedizinischen Therapie von Schlafbeschwerden in den Wechseljahren. Aber er kann eine sinnvolle Ergänzung sein, sofern sie zunächst im ärztlichen Gespräch besprochen wurde.
Offizielle Monografien von ESCOP oder HMPC zu Basilikum existieren bis jetzt noch nicht. Von der Kommission E gibt es eine Negativmonografie, da Basilikum Estragol enthält. Untersuchungen an Tieren zeigten, dass Estragol karzinogen wirken kann. Daher wird von verschiedenen Stellen, unter anderem vom HMPC, zum vorsichtigen Umgang mit Estragol-haltigen Arzneipflanzen wie auch Fenchel (Foeniculum vulgare) oder Anis (Pimpinella anisum) geraten [7]. Basilikum sollte daher nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei Säuglingen oder Kleinkindern und nicht über einen längeren Zeitraum angewandt werden [8]. Gesunde Erwachsene sollten demnach die Einnahme von Estragol-haltigen Arzneipflanzen beschränken, im Allgemeinen wird hier eine maximal 2-wöchige Einnahme empfohlen [9].
Basilikum-Tee
In diesen 2 Wochen bereitest Du Dir 2- bis 3-mal täglich einen Basilikumtee zu:
Übergieße 1 TL Basilikumkraut (Basilici herba) mit ¼ L siedendem Wasser und lasse es zugedeckt 15 Minuten ziehen.
Nicht anwenden solltest Du Basilikum bei einer bekannten Allergie gegen diese Pflanze. Ansonsten wird Basilikum gut vertragen.
Wechselwirkungen, Nebenwirkungen oder weitere relevante Gegenanzeigen sind derzeit nicht bekannt.
Was macht Du nach den 2 Wochen? Dann könntest Du zu Baldrian und Hopfen ausweichen. Wie die beiden Pflanzen anzuwenden sind, erfährst Du in meinem Beitrag Ängste lassen Dich nicht einschlafen? Dieses Heilpflanzen-Duo könnte helfen. Außerdem könntest Du Dich bei Wechseljahresbeschwerden mit den Isoflavonen beschäftigen. Von dieser Stoffgruppe binden einige an Östrogen-Rezeptoren, was bei Wechseljahresbeschwerden hilfreich sein kann. Mehr dazu erfährst Du in meinem Beitrag Isoflavone aus dem Rotklee bei Wechseljahresbeschwerden.
Und zum Schluss
Heilpflanzen sind eine wertvolle Option bei Wechseljahresbeschwerden. Auch das Basilikum zählt dazu. Ergebnisse aus der Grundlagenforschung und einer klinischen Studie legen nahe, dass er den Schlaf während der Wechseljahre unterstützen könnte. Bei seiner regelmäßigen therapeutischen Einnahme sind seine Estragol-Werte zu beachten. Aus diesem Grund solltest Du Basilikum – zum Beispiel als Tee – nur kurzfristig einnehmen und dann durch andere schlaffördernde Pflanzen ersetzen. Jedoch müssen wir nicht grundsätzlich Angst vor Basilikum haben. Seine Estragol-Werte sind erstens gering und zweitens gibt es keine Hinweise darauf, dass vom geringen Estragol-Gehalt des Basilikums bei dessen normaler Verwendung als Heilpflanze oder Gewürz eine Gefahr ausgeht.
Unbedenklich ist gemäß der aktuellen Literatur die Verwendung von Basilikum als Küchenkraut und Gewürz. Besonders während der Wechseljahre sind frische Basilikumblätter nicht nur eine großartige Unterstützung beim Kochen. Er könnte auch dafür sorgen, dass Dein Nervensystem schneller zur Ruhe kommt.
Wichtiger Hinweis!
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.
- Askari VR, Baradaran Rahimi V, Ghorbani A et al. Hypnotic Effect of Ocimum basilicum on Pentobarbital-Induced Sleep in Mice. Iran Red Crescent Med J. 2016; 18(7): e24261
- Linck VM, da Silva AL, Figueiro M et al. Inhaled linalool-induced sedation in mice. Phytomedicine 2009; 16(4): 303–7
- Nugroho A, Kim MH, Choi J et al. In vivo sedative and gastroprotective activities of Salvia plebeia extract and its composition of polyphenols. Arch Pharm Res. 2012; 35(8): 1403–11
- Awad R, Muhammad A, Durst T et al. Bioassay-guided fractionation of lemon balm (Melissa officinalis L.) using an in vitro measure of GABA transaminase activity. Phytother Res. 2009; 23(8): 1075–81
- Kanagasabai T, Ardern CI. Contribution of inflammation, oxidative stress, and antioxidants to the relationship between sleep duration and cardiometabolic health. Sleep 2015; 38(12): 1905–1912
- Karimi FZ, Hosseini H, Mazlom SR et al. The effect of oral capsule of Ocimum basilicum leaf extract on sleep quality and insomnia severity in menopausal women: A randomized clinical trial. Phytother Res. 2023; 37(6): 2344-2352
- European Medicines Agency. Public statement on the use of herbal medicinal products containing estragole. EMA/HMPC/137212/2005 Rev 1 Corr 1*; Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC). Mai 2023. Zugriff am 20.03.2025 unter: https://www.ema.europa.eu/en/documents/other/public-statement-use-herbal-medicinal-products-containing-estragole-revision-1_en.pdf
- Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E et al. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Stuttgart: WVG/Springer; 2014
- Kastner U. Fenchel in der Pädiatrie. Ein Update zur Beurteilung von Estragol. Zeitschrift für Phytotherapie 2024; 45(03): 110-116
Sebastian Vigl
Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Phytotherapie