Der Osteoporose aktiv begegnen3 einfache Übungen bei Osteoporose

Osteoporose ist eine Volkskrankheit mit vielen Einflussfaktoren. Die gute Nachricht: Sie können mit wenig Aufwand Ihren Knochen etwas Gutes zu tun.

Zwei Senioren machen Gymnastik am See
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Man kann schon mit wenig Aufwand der Osteoporose entgegenwirken.

Osteoporose entwickelt sich über Jahre. Durch ein Ungleichgewicht zwischen Knochenab- und -aufbau verliert der Knochen an Substanz und Stabilität. Osteoporose ist vielschichtig – aber glücklicherweise kein unabwendbares Schicksal!

Wie Osteoporose entsteht

Abbau, Aufbau und Umbau des Knochens fi nden ständig und überall im Körper statt. Die Erneuerung eines Knochens läuft in 5 Phasen ab – ständig, ein ganzes Leben lang.

Die Phasen sind:

  • Knochenresorption: Osteoklasten bauen alten Knochen ab.
  • Umkehrphase: Osteoklastenaktivität lässt nach, Glättung der Oberfläche und Bildung von Zementlinien.
  • Formation: Weiche Knochensubstanz (auch Osteoid genannt) wird durch die Osteoblasten aufgebaut.
  • Mineralisation: Einlagerung von Kalzium und anderen Mineralien.
  • Ruhephase: Umwandlung der Osteoblasten in Osteozyten und Lining-Zellen.

An großen Knochen kann es mehrere hundert solcher Mini-Baustellen gleichzeitig geben. Ein kompletter Umbauzyklus von der Entfernung des alten Knochens bis zum neuen, fertig mit Mineralien bestückten Knochen kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Man schätzt, dass das Skelett eines Menschen im Zeitraum von 7 bis 10 Jahren einmal komplett erneuert wird. Es ist also ein »langsames« System, was auch Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Prävention und Therapie der Osteoporose hat.

In der Kindheit und den frühen Erwachsenenjahren überwiegt im Normalfall der Knochenaufbau. Bis etwa zum 30. Lebensjahr wird die maximale Knochendichte (Peak Bone Mass) erreicht. Dabei entwickeln Männer normalerweise eine höhere Knochendichte und -masse als Frauen. Dies ist einerseits hormonbedingt, liegt aber auch am größeren Muskelanteil. 

Verschiedene Faktoren steuern schon im ersten Lebensdrittel die Entwicklung der Knochenstabilität. Ernährung, Bewegung und Vitamin- D-Versorgung sind bereits in diesem Lebensabschnitt entscheidend dafür, wie gut sich stabile Knochen ausbilden können und wie hoch die maximale Knochendichte wird. Mit der in jungen Jahren erreichten Knochenmasse muss der Körper sein restliches Leben auskommen: Je mehr Knochenmasse in jungen Jahren ausgebildet wurde und je höher die erreichte Knochendichte, desto geringer wird das Risiko, in späteren Lebensjahren eine Osteoporose zu entwickeln.

Ab einem Alter von 35 beginnt bereits ein physiologischer (nicht krankheitsbedingter) Abbau des Knochens. Bis zu 1 % Verlust an Knochenmasse pro Jahr ist möglich. Das kann an einem Ungleichgewicht in der Aktivität von knochenab- und aufbauenden Zellen liegen oder auch an abnehmender Hormonproduktion. Der Lebensstil ist auch hier wieder ein wichtiger Faktor, der den Knochenabbau verlangsamen oder beschleunigen kann.

Wie Risikofaktoren zu Chancen werden

Osteoporose ist eine multifaktorielle Erkrankung. Viele verschiedene Faktoren können Gesundheit und Stabilität der Knochen beeinträchtigen – oder auch schützen. Manches ist nicht beeinflussbar, wie z. B. die erbliche Veranlagung. Gerade wenn einer oder mehrere dieser Faktoren zutreffen, ist Prävention ganz besonders wichtig. Bei vielen anderen Faktoren können wir gut selber aktiv werden und schon vorbeugend den Aufbau und Erhalt starker Knochen fördern. Viele der Einflussfaktoren, die das Risiko für die Knochenstabilität erhöhen, können uns im Umkehrschluss als Anleitung zur Vorbeugung dienen.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Erkrankungshäufigkeit stetig zu, mit jedem weiteren Jahrzehnt kann sich das Bruchrisiko verdoppeln.
  • Geschlecht: Frauen sind viermal häufiger betroffen als Männer.
  • Körperbau: Zarte Knochen brechen leichter.
  • Veranlagung: Das Risiko, an Osteoporose zu erkranken, steigt, wenn Eltern und/oder Großeltern betroffen sind bzw. waren.
  • Wirbelkörperbruch: Ist dieser bereits erfolgt, ist das Risiko für weitere massiv erhöht. Das gilt in weniger drastischer Form auch für andere Brüche, z. B. am Handgelenk. 

Bedingt beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Erkrankungen
  • Medikamente

Beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Untergewicht: BMI (Body-Mass-Index) unter 20
  • Bewegungsmangel und Immobilität
  • Vitamin-D-Unterversorgung
  • Ernährung: z. B. zu wenig Kalzium und Eiweiß
  • Erhöhter Homozysteinspiegel: kann durch zu geringe Zufuhr der Vitamine B 12 und Folsäure begünstigt werden
  • Rauchen
  • Alkohol: zu viel und zu häufig

Was Sie selbst gegen Osteoporose tun können

Die Faktoren Ernährung, Bewegung und Vitamin-D-Versorgung werden in der Behandlung von Osteoporose als Basistherapie bezeichnet. Der Verzicht auf das Rauchen kann eine weitere wichtige Maßnahme
sein, um das Knochenbruchrisiko zu senken.

Bewegung, Bewegung, Bewegung

Bewegung brauchen wir lebenslang, von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter. Jedes Training, das die Muskeln in Bewegung bringt, stärkt auch die Knochen – dabei kommt es allerdings auch ein wenig auf die
Art des Trainings an. Zug und Druck der Muskeln auf den Knochen ist eine Grundvoraussetzung für den Aufbau und Erhalt des Skeletts. Wer sich wenig bewegt, baut wenig Knochenmasse auf und später schneller wieder ab. Ohne Bewegung sieht der Körper keinen Grund, Energie und Nährstoffe in die Knochen zu investieren. 

Haben Sie sich schon einmal einen Arm oder ein Bein gebrochen? Dann können Sie sicher betätigen, dass Arm oder Bein nach zwei Wochen Gipsverband und Ruhigstellung nicht mehr wiederzuerkennen sind. Die Muskeln sind quasi weg, das Körperglied viel dünner als vorher. Mit Bewegung und Physiotherapie werden die Muskeln dann wieder aufgebaut, aber es dauert eine Weile. Was man nicht sehen kann: Der Knochen unter den Muskeln wird in gleicher Weise abgebaut und muss nach der Ruhigstellung durch gezielte Bewegung wieder aufgebaut werden. 

Ein knochengesundes Lebensmotto: Immer in Bewegung bleiben – denn wer rastet, der rostet! Die folgenden drei Übungen können Sie ganz einfach in Ihre Tagesroutine einbauen, egal ob morgens, mittags, oder abends.

  • Stellen Sie sich mit dem Rücken an die Tür gelehnt, Ihre Füße stehen hüftbreit auseinander und sind so weit von der Tür entfernt, wie Ihr Oberschenkel lang ist. Der ganze Rücken hat Kontakt zur Tür und hält ihn während der gesamten Übung. Wenn Sie einen Rundrücken haben, dürfen Sie den Kopf frei halten oder mit einem Kissen an der Tür unterlagern. (1)
  • Rutschen Sie an der Tür hinunter, bis die Knie maximal 90 Grad Beugung erreicht haben, und schieben Sie sich danach wieder zurück in die Anfangsstellung. (2)

Anzahl: 3× 5 Durchgänge (später 7, 10, 15, 20, 25). Das heißt: 5 Mal rutschen, kurz absetzen, Muskeln einmal lockern und weiter geht es. Bevor Sie die Steigerungen in Angriff nehmen, erhöhen Sie besser die Anzahl und lernen, die Position gut zu halten. 

Zu beachten: Die Füße nicht zu nah an die Tür stellen, sonst stehen die Knie in der Beugestellung vor dem Fuß und werden zu stark belastet. 

Steigerung 1: Halten Sie mit beiden Händen ein Geschirrtuch und ziehen Sie es straff. Halten Sie es in Schulterhöhe vor dem Körper, während Sie die Tür abwärts- und wieder hinaufrutschen. Erst oben dürfen Sie kurz lockerlassen. Oder nehmen Sie statt des Tuchs zwei kleine gefüllte Wasserflaschen in die Hände, diese sind schwerer und durch das Halten benutzt man andere Armmuskeln. Die Übungen wie mit dem Tuch ausführen. (3)

Variationen: Heben Sie das gestraffte Tuch beim Abwärtsrutschen auf 90 Grad und führen Sie es beim Strecken der Beine wieder langsam nach unten. Oder heben Sie das gestraffte Tuch beim  Abwärtsrutschen hoch über den Kopf, bis Sie merken, dass der Rücken die Tür verlassen möchte. 

Zu beachten: Wenn sich der Rücken von der Tür löst, dann ziehen Sie ihren Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule ein. Sie sollen Spannung in der Bauchmuskulatur spüren, aber nicht die Luft anhalten müssen. Das Tuch stets gestrafft halten.

Steigerung 2: Rutschen Sie die Tür abwärts, bis Sie mit den Knien einen 90-Grad-Winkel erreicht haben. Halten Sie die Stellung 20 bis 30 Sekunden. (4)

Variationen: Verstärken Sie während des Haltens der Position den Druck auf die rechte Ferse, ohne dass der Oberkörper sich bewegt, dann belasten Sie beide Füße wieder gleichmäßig und verstärken anschließend den Druck auf die linke Ferse. Oder heben Sie während des Haltens der Position abwechselnd die rechte und linke Ferse an, ohne dass der Oberkörper sich mitbewegt. Oder halten Sie das gestraffte Tuch in der 90-Grad-Kniebeuge vor den Körper und bewegen Sie die Arme variabel oder drehen Sie sie vor dem Körper. Oder Sie halten die Wasserflaschen in der Hand, heben Sie die Arme auf 90 Grad an und schütteln Sie die Flaschen kurz und kräftig, ohne dabei die Arme zu senken, die Ellbogen anzubeugen oder den Rücken von der Wand zu lösen.

  • Stellen Sie sich mit dem Gesicht zur Tür. Der Abstand sollte zu Beginn mindestens eine Armlänge betragen und kann später beliebig erweitert werden. Legen Sie die Hände auf Schulterhöhe an der Tür ab. Dabei sollten die Schultern nicht hochgezogen werden. (1)
  • Spannen Sie Bauch und Gesäßmuskeln an und machen Sie einen Liegestütz an der Wand. Achten Sie darauf, das Gesäß mit nach vorne zu nehmen. Die Füße bleiben fest am Boden verankert. (2)

Hinweis: Ein Ziehen in der Wadenmuskulatur ist erwünscht, da diese mit dem Liegestütz an der Wand gedehnt werden.

Anzahl: 3 × 5 Durchgänge (später schrittweise erhöhen auf 7, 10, 15, 20, 25) 

Zu beachten: Es dürfen nicht nur die Arme gebeugt werden, das Gesäß muss in der Bewegung mitgehen. Stellen Sie sich vor, Sie seien ein Brett und könnten sich nicht biegen.

Variationen: Nehmen Sie die Arme in verschiedene Ausgangspositionen, z. B. etwas weiter auseinander oder enger zusammen, etwas höher, Hände mehr nach innen oder außen drehen. Klappt das gut, dann können Sie den Abstand zur Wand erweitern. Oder stellen Sie sich mit mindestens 1,5 m Abstand zur Wand, die Fersen dürfen sich jetzt in der Liegestützposition vom Boden lösen. Drücken Sie sich aus der Liegestützposition fest von der Wand weg, klatschen Sie einmal in die Hände und landen Sie wieder in der Liegestützposition.

Steigerung 1: Machen Sie den Liegestütz einbeinig, das andere Bein verschränken Sie auf Höhe der Ferse oder heben es nach vorne oben an, wie wenn Sie einen Schritt machen, nur
dass das Bein in der Luft gehalten wird. (3)

Variation: Legen Sie unter jede Hand ein Geschirrtuch, nehmen Sie so den einbeinigen Liegestütz ein. Der Boden muss rutschfest sein und Sie sollten Schuhe tragen. Aus dieser gehaltenen Position abwechselnd linke und rechte Hand an der Tür nach oben schieben (»Tür putzen«). 

Steigerung 2: Drücken Sie sich in der einbeinigen Liegestützposition mit dem Standbein in den Zehenstand. Beim Rückweg achten Sie darauf, dass der ganze Fuß langsam wieder aufgesetzt wird, vor allem die äußere Ferse. (4)

  • Setzen Sie sich vorne auf die Stuhlkante, beide Füße haben Kontakt zum Fußboden, die Brustwirbelsäule ist aufgerichtet, die Hände liegen locker am Tisch oder auf den Oberschenkeln.
  • Erhöhen Sie den Druck auf beide Fersen, bis sich die Muskulatur beider Beine, einschließlich des Gesäßes, anspannt, ohne dass sich die Zehen vom Boden lösen.

Anzahl: 3 × 30 Sekunden halten, später die Anzahl steigern (5 × 30 Sekunden, 10 × 30 Sekunden). Die Pause sollte 10 Sekunden nicht überschreiten und dient nur dem kurzen Lösen der Anspannung. 

Steigerung 1: Bauen Sie den Druck auf den Boden auf und erhöhen Sie abwechselnd noch einmal den Druck der rechten Ferse, dann den der linken Ferse, ohne dass man Ihnen die Anstrengung im Gesicht ansieht oder Bewegung im Rumpf stattfindet. Tipp: lange Mahlzeiten, U-Bahn-Fahrten, Wartezeiten beim Arzt etc. kann man so zu Trainingseinheiten umfunktionieren. 

Zu beachten: Beim Üben nicht die Luft anhalten. 

Steigerung 2: Nehmen Sie das gespannte Geschirrtuch oder die Wasserflaschen dazu oder drücken Sie einfach nur die Hände gegeneinander oder ziehen Sie sie auseinander. Es erfordert sogar schon zusätzliche Armkraft, wenn Sie die Hände ganz fest zur Faust schließen. (2)

Dem Knochenschwund mit den gefürchteten Folgen des Oberschenkelhalsbruchs oder anderen Knochenbrüchen können Sie aktiv begegnen. Selbst wenn die Knochendichte schon vermindert ist, denn der Knochenstoffwechsel ist auch im Alter aktiv und lässt sich positiv beeinflussen. Neben Medikamenten spielen Ernährung und Bewegung die entscheidende Rolle. In dem Buch "Stark gegen Osteoporose" von Barbara Haidenberger und Martina Gewecke lernen Sie die Hintergründe von Osteoporose kennen, und finden leckere Rezepte und einfach Übungen für Ihre Knochengesundheit.

Barbara Haidenberger M.Sc. ist Diätassistentin und konnte in 30 Berufsjahren vielfältige Erfahrungen in Kliniken, Großküche, Beratung und Prävention sammeln. Sie ist Diätküchenleiterin DGE, Diabetesassistentin DDG, hat einen Master-Abschluss für Qualitäts- und Prozessmanagement im Gesundheitswesen und ist auf das Thema Osteoporose spezialisiert. In München berät und schult sie sowohl Betroffene als auch Fachkräfte rund um das Thema Knochengesundheit. Dazu entwickelte sie mehrere zertifizierte Präventionskurs- und Beratungskonzepte. Weitere Informationen finden Sie unter www.knochengesund.com

Martina Gewecke ist Physiotherapeutin und Übungsleiterin. In ihrer Praxis in München (www.therapie-insel.com) bietet sie durch ihre vielfältigen Zusatzqualifikationen eine breite Therapiepalette an. Menschen zu motivieren, Bewegung und Übungen einfach in den Alltag zu integrieren, ist ihr ein großes Anliegen.