Es gibt verschiedenste Gründe, warum das Gesicht angespannt sein kann. Stress, Ängste oder innere Konflikte können dazu führen, dass Gesichtsmuskeln unwillkürlich angespannt werden. Auch körperliche Überlastung, Ermüdung oder bestimmte Schlafpositionen und nächtliches Zähneknirschen führen zu Muskelverspannungen im Gesicht.
Das Gesicht ist eine komplexe anatomische Region mit zahlreichen Strukturen wie beispielsweise den Schädelknochen, den Schädelnähten, den Hirnnerven und den kompliziert aufgebauten Ver- und Entsorgungssystemen. Insgesamt besteht das Gesicht aus über 50 Muskeln. Die Gesichtsmuskeln sind hauptsächlich dazu da, die Mimik und die Gesichtsbewegung zu koordinieren. Einige brauchen wir auch zur Mundbewegung, für die Bewegung der Zunge und zur Feineinstellung der Augen.
Wenn bestimmte Gesichtsmuskeln dauerhaft angespannt sind, verändert sich durch Faltenbildung der gesamte Gesichtsausdruck. Dadurch kann die Gesichtsmimik auf andere ungewollt angespannt, betrübt oder unzufrieden wirken. Entstehen beispielsweise durch zu viel Muskelspannung Glabellafalten zwischen den Augenbrauen, dann erscheint das Gesicht wütend und zornig. Entspannt sich der Antagonist, der die Augenbrauen hebende Stirnmuskel, dann wird auch die Zornesfalte wieder milder.
Ängste, Sorgen oder innere Konflikte zeichnen sich ebenfalls durch Anspannung oder durch Faltenbildung im Gesicht ab. Dadurch sieht man meist älter aus. Außerdem sorgen verkrampfte Gesichtsmuskeln
oftmals für Bewegungseinschränkungen im Kiefergelenk und für ein gestresst aussehendes Gesicht. Dadurch kann sogar das Hörvermögen nachlassen und Tinnitus oder Kopfschmerzen können entstehen.
Sind Augenmuskeln dauerhaft durch Sonnenlicht oder durch zu viel Computerarbeit überlastet, muss man mit Einbußen der Sehkraft- und Sehschärfe rechnen.
Yoga fürs Gesicht
Grund genug, sich im Yoga ab und zu auch mal um das Gesicht zu kümmern. Ein entspanntes Gesicht wirkt freundlicher, offener und frischer und bestimmt häufig auch über den ersten Eindruck, den wir bei einem Zusammentreffen hinterlassen. Außerdem können Sie mit Gesichtsmassagen Beschwerden wie Tinnitus, Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen), Kopfschmerzen, Seh- und Hörproblemen oder Kiefergelenksproblemen vorbeugen und bestehende Beschwerden lindern.
Wenn Sie gleich die Massageabfolge für die Gesichtsmuskeln ausprobieren, sind Sie vielleicht erstaunt darüber, wie verspannt einige Gesichtspartien sind, denn möglicherweise haben Sie sich noch nie mit Muskeln und Faszien im Gesicht beschäftigt.
Die Massage können Sie schon morgens im Bad anwenden, damit Sie erfrischt und mit einem Lächeln in den Tag starten. Wenn Sie die Massage-Abfolge in Ihren Yogaflow einbauen möchten, dann passt Sie gut vor Pranayama oder in einer sitzenden Haltung zu Beginn der Yogastunde. Nehmen Sie sich für die Massage etwa 5–10 Minuten Zeit. Wenn Sie Ihre Gesichtspflege für die Massage verwenden wollen, wird die Massage etwas sanfter und die Griffe werden fließender. Ohne Creme erreichen Sie die Faszien mehr und Sie haben einen etwas besseren, festeren Griff.
Noch ein Tipp: Ihr Gesicht wirkt schon morgens beim Aufstehen frischer, wenn Sie beim Schlafen ein paar Dinge beachten. Die Rückenlage ist für Beautyschlaf am besten geeignet. Während Sie auf dem Rücken liegen, können sich Ihr Gesicht und die Haut am Dekolleté am besten entspannen, Fältchenbildung lässt sich dann vermeiden. Wer lieber auf der Seite oder in der Bauchlage schläft, muss dagegen mit Faltenbildung rechnen: Das Kissen oder die Unterlage sorgen für Abdrücke im Gesicht. Außerdem können sich die Gesichts- und Nackenmuskeln in den Positionen schlechter entspannen.
Oftmals wacht man dann morgens mit Schwellungen unter den Augen, Druck im Kiefergelenk oder mit Schulter- und Nackenverspannungen auf. Gönnen Sie sich als Seitenoder Bauchschläfer also zumindest
ein gutes, weiches Kissen und bauen Sie einige Massagegriffe gleich Morgens beim Eincremen mit in Ihre Morgenroutine ein.
Mehr Trinken für ein besseres Hautbild
Vielleicht ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass feinere Fältchen rund um die Augen, auf der Stirn oder im Mund- und Nasenbereich an manchen Tagen deutlicher sichtbar sind. Meistens ist der Grund dafür, dass Sie zu wenig Wasser getrunken haben. Erhöhen Sie versuchsweise einige Tage Ihre Trinkmenge und warten Sie ab, ob sich dadurch feinere Mimikfalten reduzieren lassen.
Auch interessant: Falls Ihre Pflegeprodukte Hyaluronsäuren enthalten, sollten Sie ebenfalls auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten,damit Ihr Hautbild noch frischer aussieht.
5 Yoga-Übungen fürs Gesicht
Den Hals entspannen und den Lymphfluss anregen
Mit dem ersten Massagegriff lösen Sie Verspannungen in der seitlichen Halsmuskulatur und dehnen ganz sanft die vordere Halsfaszie. Gleichzeitig kann die Lymphflüssigkeit im Kopfbereich besser in die Venenwinkel abfließen. Ein effektiver Griff bei Kopfschmerzen, Nackenverspannungen und Halswirbelsäulenproblemen. Ganz nebenbei wirkt der Griff auch kosmetisch: Sie reduzieren feine Halslinien und Ansätze von einem Doppelkinn.
- Streichen Sie beidseits die seitlichen Halsmuskeln mit den flachen Händen aus. Beginnen Sie Ihre Massage unter den Ohren und streichen Sie mit etwas Druck bis knapp unter die Schlüsselbeine. Wiederholen Sie den Massagegriff 5-mal.
- Danach heben Sie das Kinn etwas und strecken die Halswirbelsäule.
- Legen Sie beide Handflächen über dem Kinn und den vorderen Hals ab und streichen Sie dann mit Druck abwärts bis zum Brustbein. Wiederholen Sie den Griff 5-mal.
Augen entlasten, Stirnhöhle leeren und durchatmen
Durchatmen ist zweideutig gemeint, denn einerseits können Sie nach dem Griff wirklich freier atmen und auf der anderen Seite finden Sie tiefe innere Ruhe, wie eine seelische Verschnaufpause. Die Übung lindert Kopfschmerzen, die frontal zwischen den Augen oder hinter den Augenhöhlen zu spüren sind, und entlastet durch eine leichte Akupressur die Nasennebenhöhlen, wenn diese chronisch verstopft sind.
- Legen Sie die linke Hand flächig auf die Stirn und umgreifen Sie mit der rechten Hand die Nasenwurzel. Schließen Sie die Augen.
- Ziehen Sie die Nasenwurzel sanft nach unten, saugen Sie mit der linken Hand die Stirn an und schieben Sie die linke Hand nach oben, sodass sich Nasenwurzel und Stirnknochen voneinander entfernen und ein Gefühl der Entlastung zwischen den Augen entsteht.
- Behalten Sie den Zug für etwa 15 Sekunden bei. Lassen Sie dann locker und wiederholen Sie den Griff noch 2-mal.
Die Stirn entspannen
Nach dem Griff fühlt sich Ihre Stirn leicht und durchblutete an, die Augen öffnen sich und Grübel- oder Anstrengungsfalten weichen von der Stirn. Ein hilfreicher Griff zur Selbstbehandlung bei Konzentrationsschwierigkeiten und Schläfenkopfschmerz.
- Umgreifen Sie den vorderen Bereich der Augenbrauen beidseits mit Daumen und Zeigefinger, drücken Sie die Haut unter den Augenbrauen zusammen und lassen Sie zupfend wieder los. Behandeln Sie so den gesamten Augenbrauenbereich von vorne zwischen den Augen bis seitlich zu den Schläfen, insgesamt 5-mal.
- Dann legen Sie die Fingerkuppen beider Hände auf die Stirnmitte und streichen die gesamte Stirn von der Mitte bis zu den Schläfen aus, 5 Wiederholungen.
- Legen Sie dann die Fingerkuppen kurz über den Augenbrauen auf, die Handflächen liegen über den Augen, die Handballen zeigen in Richtung Mund. Dann streichen Sie mit etwas Druck mit den Fingern von den Augenbrauen, über die ganze Stirn bis zum Haaransatz, insgesamt 5-mal.
Freie Nase und leuchtende Augen
Mit Akupressur gelangt mehr Sauerstoff durch die Nasengänge. Verstopfte Nasenwege reinigen sich und die gesamte Region rund um die Augen wird besser durchblutet. Die spezielle Massage für die Augen wirkt direkt an Ort und Stelle, denn auch die Muskeln rund um die Augen können sich verspannen, beispielsweise bei langer Computerarbeit oder durch Stress. Durch die Massage löst sich die Anspannung, der Blick wirkt frischer und in einigen Fällen verbessert sich sogar die Sehschärfe.
- Legen Sie den Zeigefinger an die kleine Falte links über dem Nasenloch am Nasenflügel und drücken Sie sanft in das Gewebe. Halten Sie den Druck für 15–20 Sekunden und atmen Sie ruhig und fließend durch das rechte Nasenloch ein und aus.
- Bevor Sie die Seiten wechseln, atmen Sie einige Atemzüge durch beide Nasenlöcher. Dann legen Sie den Zeigefinger rechts auf die kleine Falte über dem Nasenloch und drücken den Punkt sanft. Dabei atmen Sie für 15–20 Sekunden nur noch durch das linke Nasenloch. Gönnen Sie sich dann einen Moment zum Nachspüren.
- Schließen Sie die Augen. Umfassen Sie dann von den Seiten den linken Augapfel mit dem linken Daumen und Zeigefinger und den rechten Augapfel mit dem rechten Daumen und Zeigefinger. verschieben Sie dann die beiden Augen ganz sanft und sehr langsam, entweder in kreisenden Bewegungen oder nur nach links und rechts, so wie es Ihnen angenehm ist. Gönnen Sie sich die Massage für etwa 30 Sekunden und lösen Sie dann die Hände. Es ist ganz normal, dass Sie kurz danach etwas verschwommen oder kleine Punkte sehen. Das ändert sich schnell und der Blick klärt auf.
Ohr- und Kiefermuskelmassage
An den Ohren befindet sich eine Vielzahl an Akupressurpunkten, die den ganzen Körper aktivieren und energetisieren können. Über die Ohrmassage können Sie sich demnach innerhalb kürzester Zeit aus einer müden Phase herausvitalisieren. In den Kiefermuskeln sammelt sich die Anspannung des Tages, die oft über nächtliches Zähneknirschen kompensiert wird. Will man die Zähne vor Abrieb schützen und morgendlichem Kopfschmerz vorbeugen, kann dieser Griff unabhängig von einer Yogaübung vor dem Schlafengehen angewendet werden.
- Massieren Sie Ihre Ohren. Beginnen Sie unten am Ohrläppchen und ziehen Sie es ein paar Mal lang. Streichen Sie dann den Rand des Ohres bis nach oben an die Ohrspitze zu den Seiten aus. Wiederholen Sie die Streichungen entlang des Ohrrandes. Sie spüren, wie Ihre Ohren warm werden.
- Öffnen Sie dann ganz leicht den Mund. Dann fausten Sie die Hände locker und legen sie beidseits unter dem Jochbein auf. Streichen Sie mit den Fäusten die Wange nach unten aus, etwa 3- bis 4-mal. Wenn Sie dabei einen deutlich verspannten Punkt auf dem Kiefermuskel finden, können Sie die Fäuste darauf kreisen lassen. Das kann sich sehr intensiv anfühlen, sollte aber nicht schmerzen. Kreisen Sie die Fäuste so lange, bis sich der Punkt entspannt.
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Autorin
Friederike Reumann ist Physiotherapeutin, Heilpraktikerin, Osteopathin und Yogalehrerin mit eigener Praxis und Yoga Loft am Steinhuder Meer. Sie hat unter anderem Ausbildungen in Traditioneller Chinesischer Medizin und Ayurveda absolviert und bereits mehrere Bücher über Selbstbehandlungsmöglichkeiten geschrieben.