ToxikologieMythos und Gefahr: Gefährlicher Trend zum Krötenschlecken

Vom Mythos zum Lifestyle? Über den gefährlichen Trend des Krötenschleckens.

marcfotodesign - stock.adobe.com

Lecken verboten! (Symbolbild) Toxikologen warnen vor lebensbedrohlichen Folgen des Konsums halluzinogener Substanzen aus Krötenhaut.

Kröten gelten traditionell als mystische Wesen – insbesondere rund um Halloween. Doch was einst als Zaubertrank-Zutat galt, wird heute in einigen Regionen als bewusstseinserweiternde Substanz missbraucht. Der Konsum von Krötengift, etwa durch das Abschlecken der Tiere, hat sich von Australien über die USA bis nach Europa verbreitet. Pharmakologe und Toxikologe Professor Holger Barth von der Universität Ulm warnt eindringlich vor diesem gefährlichen Trend. Barth leitet das Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde am Universitätsklinikum Ulm. Er ist langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Toxikologie und engagiert sich in Forschung und Lehre – unter anderem an der Universität Tübingen.

Bufotoxine: Natürlicher Schutz mit toxischer Wirkung

Kröten sondern über Hautdrüsen sogenannte Bufotoxine ab – eine Mischung aus giftigen und antibakteriellen Substanzen, die ursprünglich der Abwehr von Fressfeinden dient. In heimischen Arten wirken diese Toxine insbesondere auf das Herz und ähneln den Digitalis-Giften des Fingerhuts. Barth erklärt: „Das Schlucken unserer heimischen Kröten wäre wohl nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern vermutlich auch gesundheitsschädlich.“

Halluzinogene im Krötenschleim

In Australien und den USA werden bestimmte Krötenarten gezielt konsumiert, um psychedelische Effekte zu erzielen. Die Aga-Kröte (Bufo marinus) und die Colorado-Kröte (Bufo alvarius) enthalten neben Bufotoxin auch halluzinogene Substanzen wie Bufotenin, Dimethyltryptamin und 5-Methoxymonomethyltryptamin. Diese Stoffe ähneln LSD in ihrer Wirkung.
„Etwa 30 Minuten nach dem Abschlecken der Kröte setzen Empfindungen und Symptome ein, die nach Beschreibung der Krötenschlecker den psychischen und körperlichen Auswirkungen eines LSD-Trips sehr ähnlich sind“, so Barth.

Gesundheitsrisiken und rechtliche Grauzonen

Die Einnahme tierischer Rauschmittel birgt erhebliche Risiken. Neben Euphorie und veränderter Wahrnehmung treten häufig auch Schwindel, Übelkeit und Herzrhythmusstörungen auf. Die Dosierung ist kaum kontrollierbar, was lebensbedrohliche Komplikationen zur Folge haben kann.
„Der Gebrauch tierischer Halluzinogene ist daher eine durchaus gefährliche Angelegenheit, weshalb vom Konsum dringend abzuraten ist“, warnt Barth.

Appell an die Vernunft

Auch wenn der Konsum in Deutschland rechtlich nicht über das Betäubungsmittelgesetz geregelt ist, bleibt die gesundheitliche Gefahr bestehen. Der US-Nationalparkdienst bringt es auf den Punkt: „Bitte sehen Sie ab vom Lecken der Kröten!“

Quelle: Universität Ulm

kcl