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Dunkle Beeren sind ein echtes, heimisches Superfood!
Was steckt hinter dem Begriff Superfoods?
So viel schon mal vorweg: Wo »super« draufsteht, steckt meist nur Marketing drin. »Superfood« ist kein rechtlich geschützter Begriff, sondern eine Wortschöpfung der Lebensmittelindustrie, die mit dem sexy klingenden Begriff vermeintlich gesunde und meist exotische Produkte labelt. Ziel: Die Kassen sollen klingeln. Diese Absicht »lieben wir nicht«, denn wir lassen uns nicht mit fadenscheinigen Versprechungen aufs Glatteis führen. Prof. Dr. Marc Birringer von der Hochschule Fulda definiert den Begriff »Superfood« folgendermaßen: »Superfood ist ein Marketingbegriff, der gesetzlich nicht reguliert ist. Er beschreibt (teure) Lebensmittel und Nahrungsergänzungen mit (zumeist) vorgeblichen Gesundheitsaussagen (Health Claims), die auf schwacher wissenschaftlicher Evidenz beruhen.«
Trotz mangelhafter Studienlage sind Superfoods dennoch zum Lifestyletrend geworden, wobei vor allem Frauen, jüngere Menschen und die Biokundschaft (super-)affin sein sollen. Eine Umfrage des Bundesinstitutes für Risikobewertung fand heraus, dass ein Drittel der Deutschen Superfoods mindestens einmal pro Woche konsumiert. Dabei führen Gojibeeren und Chiasamen die Hitparade an. Exotischer Trend oder doch was dran am Hype? Pauschal lässt sich die Frage aus meiner Sicht nicht beantworten. Prinzipiell ist die Suche nach neuen nährstoffreichen Lebensmitteln ja richtig, allerdings müssen wir auf die Fakten schauen, ohne uns von Industrie und Bloggern blenden zu lassen.
Je nach Zielsetzung (Gewichtsabnahme, Schmerzlinderung, Kräftigung des Bindegewebes, Anti-Aging) sollte ein Lebensmittel einen hohen Gehalt an genau den Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen aufweisen, die das bewirken. Denn, will ich mein Bindegewebe unterstützen, da ich Berg-und-Tal-Fahrten lieber auf einer Rundreise durch Österreich genieße, als sie auf meinem Schenkel zu betrachten, sind andere Mikronährstoffe hilfreich als beim Abnehmen.
Eigenschaften, die ein Lebensmittel zum Superfood machen:
• antioxidativ
• antientzündlich
• hoher Mikronährstoff gehalt
• knorpel- und/oder knochenstärkend
• schmerzlindernd
Heimische Superfoods
Das Beste ist: Wir müssen gar nicht in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt oft so nah. Lass mich dir ein paar »Local Heroes« (heimische Superfoods) vorstellen, die Umwelt und Geldbeutel schonen, weil sie nicht erst Tausende Flugmeilen gesammelt haben, bevor sie in unserem Magen landen. Dabei verlieren die meisten Exoten nämlich ihre eigentlichen Super-Eigenschaften, da gerade Vitamine durch lange Transportwege verloren gehen. Zudem sind sie in der Regel kräftig mit Pestiziden präpariert, damit sie nahezu unsterblich sind.
Ob Brokkoli, Leinsamen, Beeren, Haferflocken oder heimische Kräuter – es gibt jede Menge Local Heroes! Sie sind aus meiner Erfahrung und nach aktuellem wissenschaftlichem Stand exotisch gehypten Superfoods in Hinblick auf den Mikronährstoff gehalt und die Lebensmittelsicherheit deutlich überlegen. Um meinen Bewegungsapparat zu stärken, greife ich häufig zu Lauchgemüse (empfehlenswert, wenn du schon in festen Händen bist oder am nächsten Tag kein Date ansteht), dunklen Beeren, Sesam, Leinsamen und Hirse.
Dunkle Beeren gegen Entzündungen und Bauchfett
Himbeeren, Blaubeeren, Brombeeren, Kirschen und Johannisbeeren sind hilfreiche Superfoods bei Arthritis und Arthrose. Die enthaltenen Anthocyane neutralisieren freie Radikale. Durch den antioxidativen Effekt der Anthocyane werden chronische Entzündungen an unseren Gelenken gestoppt und Schmerzen gelindert. Blaubeeren wirken laut einer Studie der University of Michigan (USA) auch gegen Bauchfett durch enthaltene Polyphenole, die bestimmte Gene aktivieren, welche dann wiederum mehr Zucker und Fett verbrennen. Für schmerzfreie Gelenke baue jeden Tag 2 Handvoll gemischte Beeren in deinen Speiseplan ein.Im Winter auch gerne als TK-Variante.
Leinsamen & Leinöl mit Omega-Fettsäuren
Leinsamen und das aus ihnen gewonnene Öl haben aufgrund ihrer optimalen Zusammensetzung das Prädikat »heimisches Superfood« verdient. Mit ihrem hohen Fettgehalt sind sie zwar ganz schön kalorienreich, liefern aber viele Nährstoffe, die gut für unsere Gelenke sind. Die enthaltenen Alpha-Linolensäuren (Omega-3-Fettsäuren) und Linolsäuren (Omega-6-Fettsäuren) stehen nämlich in einem günstigen Verhältnis zueinander. Von allen Pflanzenfetten enthält Leinöl die meisten Omega-3-Fettsäuren, die eine hohe entzündungshemmende Wirkung haben. Es ist erwiesen, dass Patienten mit Gelenkerkrankungen, die ihrem Körper täglich mindestens 250 mg Omega-3-Fettsäuren
zuführen, weniger Cortison und Schmerzmittel benötigen. Vor allem Vegetariern und Veganern sowie Menschen wie mir, die statt einen Fisch zu essen, eher auf der Wiese grasen würden, ist 1 EL Leinöl pro Tag zum Beispiel im Kokosjoghurt, Salatdressing oder auf Pellkartoff eln zu empfehlen. Von Leinsamen sollten aufgrund der enthaltenen cyanogenen Glycoside (hieraus kann Blausäure entstehen) täglich maximal 15 g pro Mahlzeit (bei 3 Mahlzeiten am Tag) verzehrt werden.
Lauchgemüse hält die Gelenke jung
Zwiebeln, Porree, Knoblauch und Frühlingszwiebeln schlagen nicht nur Viren, Bakterien und ungeliebte Arbeitskollegen in die Flucht. Diese heimischen Gemüsesorten sind reich an allem, was Knorpel und Knochen lieben. Kalzium, Magnesium und Silizium (Kieselsäure) sorgen für stabile Knochen und kräftigen den noch vorhandenen Restknorpel. Eine Studie aus England untersuchte Menschen, die an einer Hüftarthrose erkrankt waren. Die Teilnehmenden der Gruppe, die viel Lauchgemüse aß, zeigten im Verlauf in den Untersuchungen weniger Knorpelschäden als die der Kontrollgruppe. Die enthaltenen Schwefelverbindungen (Quercetin, Allicin) sowie der Mikronährstoff Diallylsulfid sollen zudem an der Inaktivierung knorpelabbauender Enzyme und der Entzündungshemmung beteiligt sein.
Sesam: Kerne mit Kalzium-Kick
Obwohl Sesam ursprünglich aus Südasien stammt, gilt er nicht mehr als exotisch und ziert mittlerweile Kräcker, Brötchen und gefühlt jedes zweite Brot. Sesam ist aufgrund seiner weiten Verbreitung kostengünstig zu haben. Somit ist er zwar uninteressant für die Industrie, nicht aber für unsere Knochen und Gelenke. Wusstest du, dass der profan anmutende Sesam mehr Kalzium enthält als der coole Chiasamen? Verfeinere Salate, Müsli, Porridge und asiatische Gerichte mit Sesamsamen oder verwende Tahin (ein Mus aus gemahlenem Sesam).
Das im Alter die Gelenke schmerzen ist kein Muss! Ob Arthrose, Rheuma, Gicht, Fibromyalgie oder Osteoporose – hier findest du konkrete und leicht umsetzbare Ernährungs-Strategien gegen die Entzündung und gegen den Schmerz. Denn in einer antientzündlichen, pflanzlichen und basischen Ernährung schlummern enorme Heilimpulse, die du ganz einfach abrufen und in deinen täglichen Speiseplan einbauen kannst. Im Buch "Die beste Ernährung für schmerzfreie Gelenke" erfährst du alle Hintergründe und über 70 einfache und schmackhafte Rezepte.
Autorin
Dr. med. Meike Diessner leitet die "Praxis für Integrative Orthopädie" der ATOS-Kliniken in Bochum. Als Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Sport- und Ernährungsmedizinerin ist sie spezialisiert auf die konservative Orthopädie mit dem Ziel, Gelenkoperationen zu vermeiden. Zu ihrem integrativen Behandlungskonzept zählen auch die Mikronährstoff diagnostik und angewandte Ernährungsmedizin.