
Wenn irgend möglich, täglich frisch kochen – worauf ist bei Autoimmunerkrankungen zu achten?
Es ist sinnvoll, die Therapie der Autoimmunerkrankungen mit naturheilkundlichen Mitteln zu ergänzen, um die teilweise starken Nebenwirkungen der schulmedizinischen Behandlung zu reduzieren. Oft kann man dadurch die Gabe von Kortison- und Basistherapeutika heruntersetzen. Tatsächlich kann man schon viel über die richtige Ernährung erreichen, sie kann den Verlauf von Autoimmunerkrankungen sehr günstig beeinflussen. Man versucht, die Immunreaktionen möglichst gering zu halten, Schübe zu vermeiden oder sie schnell wieder zu beenden, und den Körper beim Wiederaufbau der geschädigten Gewebe so weit wie möglich zu unterstützen. Generell gilt, dass für die Zunahme von Autoimmunkrankheiten in den modernen Industrienationen nachgewiesenermaßen Ernährungsgewohnheiten mit Fastfood, industriell gefertigten Nahrungsmitteln, hohem Zuckerkonsum und der hohe Anteil von Fleisch bei geringem Gemüseanteil in der Nahrung eine Rolle spielen.
Wichtige Ernährungsempfehlungen
Nahrungsmittel, die Arachidonsäure enthalten, und Lebensmittel, die reich an Linolsäure und anderen Omega-6-Fettsäuren sind, sollten von Patienten mit Autoimmunerkrankungen unbedingt gemieden werden. Aus Linolsäure stellt der Organismus Arachidonsäure her. Ganz besonders die Arachidonsäure, aber auch die Omega-6-Fettsäuren sind stark entzündungsfördernd; sie steigern die Synthese von Prostaglandinen und Leukotrienen, die im Körper die Immunabwehr aktivieren, und dadurch auch alle Entzündungsvorgänge – auch die autoaggressiven. Gegenspieler zur Arachidonsäure sind die Omega-3-Fettsäuren, ganz besonders die Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosahexaensäure (DHA). Sie wirken entzündungshemmend und sind in Fisch, Meeresfrüchten und Algen enthalten. Unter den arachidonsäurefreien Nahrungsmitteln sind v. a. Seefische besonders günstig, weil sie die wichtige Eicosapentaensäure (EPA ) und Docosahexaensäure (DHA ) enthalten. Essen Sie davon also reichlich!
Nahrung aus frischen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln, möglichst aus biologischem Anbau beziehungsweise biologischer Haltung ist Fastfood und industriell vorgefertigten Produkten vorzuziehen.
Wenn irgend möglich, täglich frisch kochen – je länger ein Lebensmittel oder gar fertiges Gericht gelagert wird, desto mehr zerfallen die darin enthaltenen Vitamine, von denen viele durch ihre antioxidativen Wirkungen gegen Entzündungen arbeiten. Gemüse, Salate, Kräuter und Obst sollten wegen des hohen antientzündlichen Vitamingehaltes zu den Hauptnahrungsmitteln gehören.
Ganz besonders die Inhaltsstoffe von Zwiebeln, Knoblauch, Senf und Meerrettich beeinflussen die Immunantwort positiv, sie entfalten Effekte gegen Autoimmunkrankheiten und auch gegen allergische Reaktionen. Die darin enthaltenen Senföle, die Schwefelverbindungen und das Quercetin wirken antientzündlich, ohne dadurch die Körperabwehr gegen Erreger zu behindern.
Auch Kurkuma und Ingwer (als Tee oder Gewürz) hemmen Entzündungen. Eigentlich sollte man jedes Gemüsegericht reichlich damit würzen beziehungsweise jeden Tag ein paar Tassen entsprechender Tees trinken.
Achtung
Wegen der furchtbaren Zerstörungskräfte der durch Autoimmunkrankheiten ausgesandten Antikörper, sollten die schulmedizinischen Medikamente auch neben den ergänzenden natürlichen Therapien in der üblichen Dosierung weiter genommen werden.
Bei Autoimmunerkrankungen gemieden werden sollten:
Reich an Arachidonsäure | Reich an Linolsäure | Reich an anderen Omega-6-Fettsäuren |
Fleisch | Eigelb | Mayonaise |
Wurst | Butter | Sonnenblumen- oder Distelöl |
Innereien | Sahne | Margarinen auf Grundlage dieser Öle (Öle mit hohem Omega-6-Fettsäureanteil) |
Schweineschmalz | fetter Käse | |
Speck | Vollmilch |
Immunreaktion durch natürliche Nahrungsbestandteile
Leider gibt es auch natürliche Inhaltsstoffe in der Nahrung, die von erblich prädisponierten Personen, also Menschen mit Autoimmunkrankheiten bei den Eltern oder anderen nahen Verwandten, gemieden oder zumindest mit Vorsicht genossen werden müssen. Erkrankte sollten auf jeden Fall darauf verzichten. Hierzu zählen insbesondere:
- Kuhmilch - Es gibt eine genetische Veranlagung, bei der der Organismus Schwierigkeiten hat, das sehr große Casein-Protein der Kuhmilch vollständig abzubauen. Die übrigbleibenden Casein-Moleküle können bereits im Darm das Immunsystem aktivieren, aber auch entzündliche Immunreaktionen im Körperinneren auslösen.
- Zucker – Hat in Ernährungsfragen allgemein einen schlechten Ruf. Betroffene einer Autoimmunerkrankung sollten jedoch ganz besonders darauf achten, nur sehr wenig Zucker und andere einfache Kohlenhydrate zu verzehren, denn durch deren übermäßigen Konsum können autoaggressive Entzündungen entstehen. Wer trotzdem nicht ganz auf Süßes verzichten möchte, genießt es am besten nur 2–3-mal pro Woche, dann aber in Maßen.
- Gluten – Steht im Verdacht in einigen Fällen Auslöser von Antikörperbildungen und damit verbundenen Immunreaktionen zu sein beziehungsweise solche zu aktivieren (auch ohne merk-bare Zöliakie). Sicherheitshalber könnte man bei erblicher Veranlagung zu Autoimmunkrankheiten auf glutenfreie Getreidesorten und Mehle ausweichen (z.B. Buchweizen, Mais usw.). Insbesondere die meisten Brotsorten sind glutenhaltig, aber auch Kuchen, Nudeln, Müslis usw. Glücklicherweise gibt es ein breites Sortiment an glutenfreien Produkten.
- Lektin - Das in Hülsenfrüchten, aber auch in Nachtschattengewächsen wie zum Beispiel Kartoffeln oder Tomaten enthaltene Lektin fördert Entzündungen. Lektin wird allerdings beim Erhitzen (Kochen, Grillen, Braten) zerstört. Autoimmunpatienten sollten diese Lebensmittel deshalb nur gegart essen, also möglichst auch keine rohen Tomaten im Salat.
Teezubereitungen mit antientzündlicher Wirkung
Auch antientzündliche Teezubereitungen können den Verlauf von Autoimmunerkrankungen sehr günstig beeinflussen. Es gibt einige Pflanzen und Kräuter, die sich dazu gut eignen. Eine Entgiftung mittels Löwenzahntee (Blätter und Wurzeln) erweist sich oft als sehr hilfreich: 3-mal täglich eine Tasse davon trinken. Löwenzahn fördert stark die Ausscheidung von Giften und Säuren über die Leber und die Niere. Im Pfälzischen wird er daher »Bettsaicher« genannt, im Französischen »Pis-en-lit« (Bettnässer)! Trinken Sie diesen Tee also nicht zu spät abends und entleeren Sie vor dem Zu-Bett-Gehen die Blase noch einmal gründlich.
Weitere empfehlenswerte Teemischungen:
- Löwenzahnkraut und -wurzel, Wacholderbeeren, Sennesblätter, Faulbaumrinde und Kümmel zu gleichen Teilen vermischen und davon 1 bis 2 Esslöffel mit ½ Liter kochendem Wasser überbrühen, 10 bis 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und über den Tag verteilt trinken.
- Brennnesselblätter, Bittersüßstengel, Sandseggenwurzeln, Sennesblätter, Fenchselsamen zu gleichen Teilen vermischen. Davon 1 bis 2 Esslöffel mit ½ Liter kochendem Wasser überbrühen, 10 bis 15 Minuten ziehen lassen, abseihen, und über den Tag verteilt trinken.
Merke
Viele Pflanzen und Kräuter, wie Brennnessel, bieten wertvolle Unterstützung bei Autoimmunerkrankungen.
Nach sechs bis acht Wochen sollte man das Teerezept wechseln. In der Apotheke, sowohl vor Ort als auch online, gibt es auch fertige Teemischungen. Bevorzugen Sie dabei Ware aus geprüft biologischem Anbau.
Fazit
Eine entzündungshemmende Ernährungsweise läßt sich relativ einfach umsetzen. Um eventuelle jahrelange krankheitsfördernde Essgewohnheiten zu durchbrechen, hier ein Tipp: Beginnen Sie zunächst einmal für einen eng begrenzten Zeitraum, beispielsweise 14 Tage oder drei Wochen lang. Bei diesem kurzen Zeitraum schafft man das! Sehr oft bemerkt man danach bereits eine deutliche Besserung des Befindens.
Autorin
Dr. Ute Braun-Munzinger, ist ganzheitlich ausgerichtete Allgemeinmedizinerin und verbindet in ihrer Arbeit Schulmedizin und Naturheilkunde. Seit 30 Jahren ist sie in eigener Praxis niedergelassen und behandelt dort Patienten mit bunt gefächerten Beschwerden. Da sie früh merkte, dass die üblichen Methoden der Schulmedizin oft an ihre Grenzen stoßen, wandte sie sich der Traditionellen Chinesischen Medizin zu und absolvierte ihr TCM-Diplom in China an der Universität Nanjing. Angespornt von den hervorragenden Ergebnissen, die sie mit der TCM erzielte, bildete sie sich in weiteren alternativen und komplementären Heilmethoden weiter. Sie entdeckte viele neue Ansätze aus den unterschiedlichsten Heilkunderichtungen, die auch bei chronischen Erkrankungen helfen können.