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„Gegen alles ist ein Kraut gewachsen“ – auch gegen Abgeschlagenheit, Antriebsmangel und Erschöpfung. Hier kommen heimische Gewächse zum Einsatz, die nicht nur den Körper aktivieren, sondern auch die Psyche unterstützen: Braunelle schenkt die Zuversicht, Odermennig den Gleichmut, Tausendgüldenkraut die Energie, Löwenzahn die Lebensfreude, und Weißdorn ermöglicht die herzliche Perspektive.
Einzeln oder als Mischung bringen diese Pflanzen die natürliche Spannkraft – den Tonus – zurück. Seit alters her werden Zubereitungen aus stärkenden Pflanzen deswegen Tonika genannt.
Braunelle – weckt den Willen zum Gesundwerden
Wenn die Erschöpfung so weit reicht, dass auch der Wille zum Gesundwerden verloren gegangen ist, kommt die Braunelle (Prunella vulgaris) gerade recht. Dieser kleine Lippenblütler beseitigt Kraftlosigkeit, weckt neuen Lebensmut und erneuert das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte. Aus der Komposition der Inhaltsstoffe könnte dabei das Hyperosid beteiligt sein. Diese Substanz kommt auch im Johanniskraut vor, das für seine stimmungsaufhellende Wirkung bekannt ist.
Die kleine Braunelle ist ein sehr robustes Pflänzchen, das tief versteckt im Gras wächst und selbst bei häufigem Rasenmähen weiterblüht.
Der Name Braunelle verrät, dass die Pflanze gegen „Halsbräune“ (eine alte Bezeichnung für Diphtherie) eingesetzt wurde. In Großbritannien heißt sie heute noch „Self-Heal“ („Selbst-Heil“) und galt in der Volksmedizin als eines der besten Hausmittel („Wer Selbst-Heil hat, braucht keinen Arzt“).
Die aktuelle Forschung hat über 200 verschiedene Substanzen in der Braunelle entdeckt, die u.a. ihre entzündungshemmende, antivirale, antimikrobielle und auch antioxidative Wirkung verständlich machen. Ihre Hauptvertreter sind:
- Gerbstoffe: wirken entzündungs- und keimhemmend, z.B. auch gegen Herpes-Viren.
- Flavonoide: u.a. Rutin, Hyperosid, Quercetin; sind verantwortlich für die zellschützende, antioxidative Wirkung.
- Bitterstoffe: steigern die Sekretion der Verdauungssäfte – hier besonders die des Pankreassaftes – und aktivieren in der Folge u.a. die unspezifische Immunabwehr in den Peyerschen Plaques der Darmwand.
- Triterpenoid-Saponine: regen die Reinigung der Atemschleimhäute an und stimulieren das Immunsystem.
- ätherische Öle: wirken antimikrobiell.
Die meisten dieser Wirkstoffe sind wasserlöslich, deswegen ist ein ganz normaler Teeaufguss aus dem Kraut (Blüten, Blätter und Stängel) der Braunelle sehr wirksam. Der Tee empfiehlt sich bei Nebenhöhlen- und Mandelentzündungen und bei langer Abgeschlagenheit nach Virusinfektionen, z.B. mit dem Epstein-Barr-Virus.
Teezubereitung: Dafür 1 TL Braunellenkraut (Prunellae herba) mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten bedeckt ziehen lassen, abgießen und 2–3 Tassen pro Tag trinken.
Odermennig – ein effektiver Radikalfänger
Die kleinen gelben Blüten mit 5 Blütenblättern sitzen an einer langen ährigen Blütenkerze und machen den Odermennig (Agrimonia eupatoria) in ihrer aufrechten Haltung unverwechselbar. Die Pflanze wächst gerne an sonnenexponierten Standorten wie Wald- und Wegrändern oder auf trockenen Wiesen. Dort bildet sie in voller Sonne die Vielzahl ihrer Inhaltsstoffe, u.a. verschiedene Flavonoide, und damit gleich ihren eigenen Sonnenschutz.
Polyphenole und weitere Inhaltsstoffe (Triterpenoide, Bitterstoffe, ätherisches Öl, Kieselsäure) machen den Odermennig zu einem effektiven Antioxidans und damit zu einem kraftvollen Tonikum für unseren Körper. Odermennig schützt vor Gewebe- und Nervenschädigungen und damit vor vorzeitiger Alterung der Zellen. Die Gerbstoffe (u.a. Catechin-Gerbstoffe) reinigen und stärken durch ihre adstringierende (zusammenziehende) Wirkung die Schleimhäute und unterstützen so Leber und Darm bei der Entgiftung von Umweltschadstoffen. Bei regelmäßigem Teegenuss kann die Pflanze auch Gehirn und Nerven vor Alterungserscheinungen schützen.
Aktuelle Forschungen bestätigen dem Odermennig eine immunmodulatorische und antikanzerogene Wirkung.
Geerntet werden Blätter und Blüten zu Beginn der Blütezeit. Zur Stärkung kann der Odermennig in Form von Tee oder Wein verwendet werden.
Teezubereitung: Für den Tee 1 TL Odermennigkraut (Agrimoniae herba) mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 5–10 Minuten bedeckt ziehen lassen. Für den Odermennig-Wein 50 g frisches Kraut (Blüten, Blätter und Stängel) in 1 L Rotwein geben und 3 Wochen ziehen lassen. Abfiltrieren und abends ein Likörgläschen (20 ml) davon trinken.
Tausendgüldenkraut – verhilft wieder auf die Beine
Das Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) gehört zur Familie der Enziangewächse. Es ist selten, steht unter Naturschutz und darf nicht selbst gesammelt werden. Man sieht der Pflanze mit den zartrosa Blüten nicht an, dass sie voller Bitterstoffe (Swertiamarin, Gentiopikrin) steckt. Doch genau diese machen sie zu einem Heilmittel bei allen Beschwerden, die auf eine kraftlose Verdauung zurückzuführen sind, sowie bei Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit.
„Bitter macht das Herz froh“, heißt es in der Volksmedizin. Die Bitterstoffe regulieren die Verdauung, indem sie die Sekretion von Speichel, Magen- und Pankreassaft und die Tätigkeit von Leber und Galle anregen.
Tausendgüldenkraut ist gut geeignet als kraftspendendes Tonikum für jene, die sich nach langer Krankheit nur schwer wieder erholen. Der Tee daraus stärkt auch bei nervösen Erschöpfungszuständen und nach seelischen und körperlichen Belastungen. Zudem hilft er bei fiebrigen Infekten, ganz gleich ob von Grippe-, Epstein-Barr- oder anderen Viren verursacht.
1 g Tausendgüldenkraut hat einen Bitterwert von mindestens 2000. Das bedeutet, es schmeckt selbst noch in einer Verdünnung von 1:2000 bitter, also 1 g Kraut aufgegossen mit 2000 ml Wasser (= 2 l). Damit der Tee aus Tausendgüldenkraut auch gerne getrunken wird, muss das Kraut vorsichtig und sehr individuell dosiert werden. Auch hier gilt, dass kleine Reize eine Tonisierung eher anregen als starke, die erdrückend wirken könnten. Selbst mit kleinen Reizen und leichtem Bittergeschmack entfaltet dieser Tee seine Wirkung.
Teezubereitung: Für den Anfang genügt es ¼ TL Centaurii herba mit 250 ml heißem Wasser zu übergießen und den Tee 3 Minuten ziehen zu lassen. Die Dosierung kann schrittweise und nach Geschmack gesteigert werden.
Löwenzahn – bringt den Schwung zurück
Der Löwenzahn (Taraxacum officinale) gehört zur Familie der Korbblütler. Überall und besonders im Frühjahr lässt sich der Löwenzahn als ständiger Begleiter zu unseren Füßen nieder und will uns Vitalität und Gesundheit schenken. Mit seinen sonnengelben Blüten verwandelt er jede Frühlingswiese in einen gelben Teppich. Die gelbe Farbe ist nach der Signaturenlehre ein Hinweis auf die unterstützende Wirkung des Löwenzahns auf die Leber, die ja den gelben Gallensaft absondert. Besonders im Frühjahr kann dieses Organ pflanzliche Unterstützung im Rahmen einer Reinigungskur brauchen.
Blätter, Wurzeln und auch Blüten des Löwenzahns sind ein kraftvolles Tonikum aus der Natur. Mit Bitterstoffen, den Vitaminen A, B, C, D und E und Mineralien wie Kalium, Calcium, Eisen, Zink und Magnesium bringt der Löwenzahn basische Stoffe in den Körper und regt ihn zur Reinigung, Entgiftung und Selbstheilung an. Löwenzahn als frisches Kraut gegessen oder als Tee oder Tinktur eingenommen, hilft bei allgemein schlechter Verdauung und regt mit seinen Bitterstoffen die Funktion von Leber und Galle an. Durch seinen hohen Kaliumgehalt aktiviert er die Ausscheidung über die Nieren und fördert die Blutbildung (u.a. durch Eisen).
Eine mangelnde Leberfunktion führt häufig zu Ermüdungserscheinungen und Mattigkeit. „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“, pflegten die alten Ärzte zu sagen. Erschöpfung und Antriebslosigkeit bessern sich umgehend, wenn die Leber Unterstützung von Löwenzahn und seinen Zubereitungen bekommt.
Rezeptur für Löwenzahntee
Ein Tee aus Löwenzahnkraut und -wurzel weckt die Lebensgeister.
Zutaten
1 TL getrocknetes Löwenzahnkraut und -wurzel (Taraxaci herba cum radice)
Zubereitung/Dosierung
Löwenzahnkraut und -wurzel mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. 4–6 Wochen lang 3-mal täglich 1 Tasse trinken.
Weißdorn – stärkt Herz und Kreislauf
Die Weißdornarten (Crataegus monogyna, Crataegus oxyacantha) gehören zur Familie der Rosengewächse. Sie wachsen als dicht verzweigte, dornige Sträucher in Hecken, an Wegrändern und manchmal auch mitten auf einer Wiese.
Weißdorn stärkt das müde, erschöpfte Herz nach einer langen Erkrankung oder Grippe. Wirksamkeitsbestimmende Flavonoide (u.a. Hyperosid, Rutin, Vitexin) im Weißdorn sorgen dafür, dass die Herzkranzgefäße besser durchblutet werden. Die für die Wirkung ebenfalls wichtigen oligomeren Procyanidine (z.B. Catechine) optimieren die Ausnutzung des angebotenen Sauerstoffs. Mit Weißdorn arbeitet der Herzmuskel besser, beständiger und gleichmäßiger.
Weitere Inhaltsstoffe sind biogene Amine (Tyramin), Chlorogen- und Kaffeesäure, Adenosin, Triterpensäuren und Sterole. Als Radikalfänger schützt Weißdorn das Herz vor Umweltschäden. Er hilft auch bei Schlafstörungen. „Ein kleines Herzmittel ist oft das beste Schlafmittel“, sagten die alten Ärzte und nannten ihn „Schlafdorn“.
Bei Kraftlosigkeit bringt er neue Energie. Menschen im beruflichen Dauerstress, denen Ellenbogenmentalität oder Mobbing zu Herzen gehen und Energie rauben, verhilft Weißdorn zur nötigen Kraft. Das frisch gestärkte Herz bringt Abwehrkräfte im Inneren und Durchsetzungskraft im Außen.
Weißdorn kann unbedenklich als Dauermedikation eingenommen werden, z.B. beim „Altersherz“. Die Pflanze ist sehr gut verträglich und nebenwirkungsfrei. Auch nach einer Virusinfektion, bei der der Herzmuskel geschwächt wurde, empfiehlt sich Weißdorn. Für die mindestens 6 Wochen andauernde Medikation stehen standardisierte Fertigpräparate zur Verfügung.
Teezubereitung: Weißdorntee dient zur allgemeinen Stärkung des Kreislaufs und verhilft zu mehr Energie. Dafür 2 TL Droge (Crataegi folium cum flore) mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen.
Stärkende Teemischung
Die 5 vorgestellten Heilpflanzen können auch zu einem Tee gemischt werden. Dieser Tee beseitigt Abgeschlagenheit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit und bringt Kraft, Energie und Lebensfreude zurück.
Zutaten
- 10 g Braunellenkraut (Prunellae herba)
- 5 g Odermennigkraut (Agrimoniae herba)
- 5 g Tausendgüldenkraut (Centaurii herba)
- 10 g Löwenzahnblätter und -blüten (Taraxaci herba cum radice)
- 20 g Weißdornblüten und -blätter (Crataegi folium cum flore)
Zubereitung/Dosierung
1 TL der Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. 3-mal täglich 1 Tasse trinken.
Wichtiger Hinweis
Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in der Zeitschrift medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch einen Arzt oder Apotheker nicht ersetzen können. Jeder Nutzer ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren, Herausgeber und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.
Autorin
Dr. rer. nat. Ursula Stumpf ist Heilpraktikerin seit 1989, Kinesiologin (DGAK), Apothekerin und Begründerin der „Kräuterweisheiten“ und der „PhytoKinesiologie“. Darüber hinaus war sie als Heilpflanzenexpertin 15 Jahre lang im SWR- und ARD-Fernsehen tätig, ist Leiterin der „Karlsruher UnKrautKonferenz“ und Autorin mehrerer Pflanzenbücher.