ChristentumEssen und Trinken im Christentum

Im Christentum gibt es keine Nahrungsmittel, die grundsätzlich verboten sind. Lesen Sie, wie es mit dem Thema Speisegesetze im Christentum bestellt ist.

Inhalt
Jesus Statue
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Frieden in der Liebe und im Reich Gottes: Jesus‘ Kernbotschaft, sein Märtyrertod und die Auferstehung sind die Basis des Christentums.

Das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen, das eine Vielzahl von religionsgesetzlichen Vorschriften betreffend die Herstellung, Zubereitung und den Verzehr von Lebensmitteln, Speisen und Getränken hat. Grundlage dafür sind die Bücher des Tanach, der dem ersten Teil der christlichen Bibel, dem Alten Testament, entspricht. Angesichts dieses Hintergrundes stellt sich die Frage, wie es mit dem Thema Speisegesetze im Christentum bestellt ist.

Das Christentum

Beim Christentum handelt es sich um eine gestiftete, monotheistische und missionierende Religion, die ihre Wurzeln im Judentum in Palästina hat. Als Stifter gilt Jesus von Nazareth, ein jüdischer Wanderprediger, der nicht nur an die Gebote Gottes erinnerte, sondern weit darüber hinausging: Seine Kernbotschaft war die der Liebe Gottes, die keine Grenzen kennt und die daher das Zentrum aller Gebote bildet. Er verkündete das nahe Weltende und den Beginn des Reiches Gottes, das durch Frieden und Gerechtigkeit gekennzeichnet ist. Diese frohe Botschaft sowie sein konsequentes Handeln sprachen viele Menschen an, sodass sie an ihn und seine Botschaft glaubten. Sie sahen in ihm den Sohn Gottes, den Erlöser und Retter.

Merke

Mit seiner Lehre wollte Jesus keine neue Religion begründen, doch wollte er das Judentum reformieren, was aber nicht bei allen so ankam.

Herrschende jüdische Kreise sowie die römische Besatzungsmacht sahen in Jesus zunehmend eine Gefahr, was dann letztlich zu seiner Kreuzigung, dann aber auch zu seiner Auferstehung von den Toten führte. Nicht zuletzt diese überzeugte seine Anhänger davon, dass Jesus Christus der jüdische Messias, der Mensch gewordene Sohn Gottes war.

In Anlehnung an den Ehrentitel Christus, der Retter, wurden seine Jünger Barnabas und Saulus gemäß der Apostelgeschichte 11,26 von den Nichtchristen der antiken Stadt Antiochia als Christen bezeichnet, eine Bezeichnung, die dann allgemein von den Nachfolgern Christi übernommen wurde.

Genesis

Das erste Speisegesetz des Alten Testaments findet sich im Grunde bereits im Schöpfungsbericht. Nachdem Gott den Adam erschaffen hat, gibt er ihm auf, dass er von allen Bäumen des Gartens essen darf, nur nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Für Mensch und Tier gab es im Garten Eden ausschließlich pflanzliche Nahrung. Jagen, töten und Fleischverzehr waren Fremdwörter in der paradiesischen Friedensordnung. Daher sind viele bibeltreue Christen noch heute – oder auch heute wieder – der Meinung, dass der Mensch grundsätzlich eigentlich vegetarisch, wenn nicht gar vegan leben sollte.

Merke

Der Verzehr von blutlosem Fleisch ist in der Bibel durchaus gestattet, allerdings erst seit der Zeit nach der Sintflut.

Indem Gott Noach und seinen Söhnen verkündete, dass er ihnen alles, was sich regt und was lebt, sowie die Pflanzen zur Nahrung gibt (Gen 9,1–4), wurde die für alle Lebewesen geltende Friedensordnung der Schöpfung aufgehoben und in die geschichtliche Ordnung verwandelt, der paradiesische Urvegetarismus in die Naturordnung des Fressens und Gefressenwerdens überführt.

Gesetz vom Sinai und der Neue Bund

Nach dem Auszug der Israeliten aus dem Land der Ägypter schloss Gott mit Moses in der Wüste Sinai einen Bund (2 Mos 19), der auf dem früheren Bund mit Abraham aufbaute. Dieser Bund, d. h. das Gesetz, hatte nur eine zeitlich und national begrenzte Gültigkeit. Denn durch ihn sollte der Bund mit Abraham erfüllt werden. Er sollte das Volk Israel bis zum Kommen des Messias und seines Neuen Bundes heiligen, bewahren und vorbereiten.

Das alttestamentliche Gesetz umfasste 3 Bereiche, das Moral-, das Zeremonial- und das Judizialgesetz. Als Jude war Jesus mit diesen alttestamentlichen Gesetzen aufgewachsen. Er erkannte diese an, doch hatte er das klare Bewusstsein, dass er der Gesetzgeber des Neuen Bundes ist. Der absolute Gotteswille, den er vertritt, gipfelt dabei in dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe. Er hat sowohl das Zeremonial- als auch das Judizialgesetz vollständig aufgehoben, nicht aber das Moralgesetz des Alten Bundes. Mit dem Zeremonialgesetz wurden auch die Speisegesetze des Alten Testaments aufgehoben.

Apostelkonzil in Jerusalem

Die Aufhebung des Zeremonialgesetzes forderte in der Frühzeit der Kirche den Widerstand der Judenchristen heraus, welche die Heidenchristen auf dieses Gesetz, vor allem aber auf die Beschneidung verpflichten wollten. Das rief den energischen Widerstand des Apostels Paulus hervor. Um die Streitfrage zu klären, wurde laut der Apostelgeschichte zwischen 44 und 49 n. Chr. das Apostelkonzil in Jerusalem einberufen. Am Ende des Konzils wurde das Aposteldekret beschlossen: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden. Wenn ihr euch davor hütet, handelt ihr richtig“ (Apg 15, 28–29).

Durch diese sogenannten Jakobusklauseln sollte das Leben zwischen Judenchristen und Heidenchristen vereinfacht und die Einheit der Kirche aus Juden- und Heidenchristen ermöglicht bzw. wiederhergestellt werden. Sie waren damit ein Ausfluss des Liebesgebotes um der Gemeinschaft willen, der der aktuellen geschichtlichen Situation geschuldet war und der von vornherein als zeitlich limitiert gesehen wurde.

Das gesetzesfreie Evangelium

Wesentlichen Anteil am Sieg des gesetzesfreien Evangeliums hatte der Apostel Paulus, für den das Gesetz zwar auch heilig, aber einfach überholt war. Es war nur für die Zeit bis zur Ankunft Christi bestimmt. In der Taufe, im Sterben mit Christus verwirklicht sich die Befreiung vom alttestamentlichen Gesetz – so hat er verkündigt, so hat es die Kirche übernommen, und so wird es auch heute bekannt.

Mit der fortschreitenden Trennung des Christentums vom Judentum setzte sich die paulinische Auffassung vollends durch und die Speisegesetze verloren mehr und mehr an Bedeutung. Die alttestamentlichen Begriffe rein und unrein wurden entmaterialisiert und mutierten gänzlich zu ethischen Begriffen. Die Qualität der Reinheit wurde ihrer Stofflichkeit entzogen. Was von nun an zählt, ist die Geisteshaltung, die innere Einstellung eines jeden Gläubigen und nicht die Einhaltung eines vorgegebenen Regelwerkes.

Merke

Die Aufhebung der jüdischen Speisegesetze markiert den Punkt, an dem das Christentum zu einer eigenen religiösen Identität findet.

Das Konzil von Nicäa

Auch wenn die Speisegesetze nicht mehr als bindend angesehen wurden, so stand eine offizielle kirchliche Entscheidung noch aus. Im Jahre 325 berief der römische Kaiser Konstantin I. dann das erste ökumenische Konzil nach Nicäa ein. Auf diesem Konzil wurden die biblischen Speisegebote, die das Essen von unreinen Tieren verbieten, mit dem Hinweis auf Markus 7,15 aufgehoben: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“

Interessanterweise haben einige spätere Päpste versucht, bestimmte Speisen wie etwa Pferde-, Biber- und Hasenfleisch sowie Dohlen, Krähen und Störche wieder zu verbieten.

Dankeskultur und Danksagung

Vergleicht man die Situationen in den verschiedenen Religionen miteinander, so erscheint es fast schon exotisch, dass Christen davon überzeugt sind, im Grunde alles essen zu dürfen. Und so sieht es für viele Andersgläubige so aus, dass die Christen nicht besonders fromm seien. Dabei gehört es aber spezifisch zum Glauben der Christen, nicht zwischen rein und unrein zu unterscheiden. Was Christen dabei aber beachten sollten ist, Gott für die Nahrung zu danken und nicht zu vergessen, dass diese letztlich von ihm kommt.

Merke

Christen unterscheiden nicht zwischen reinen und unreinen Lebensmitteln und dürfen im Grunde alles essen. Sie sollten Gott aber für die Nahrung danken.

Die Achtung der Grundnahrungsmittel Brot, Wasser, Früchte und Wein war einer der ersten Grundsätze der religiösen Ethik. Sie waren nicht einfach Zeichen der Natur, sie waren vielmehr Zeichen einer primären Kultur, in der die uns nährende Erde mit der kultivierenden Arbeit unserer Hände zusammenklang.

Auch wenn Danksagungen in Form von Tischgebeten in der Öffentlichkeit nur noch selten zu beobachten sind, kann nicht verleugnet werden, dass sie den Vorgang des Essens sowie das innere Verhältnis zu dem, was wir auf dem Teller oder im Glas haben, verändert. Ein Gebet vor und nach der Mahlzeit gibt die Möglichkeit, sich bewusst zu machen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, immer etwas zum Essen zu haben.

Fasten

Unter dem Begriff Fasten versteht man die vollständige oder teilweise Enthaltung von allen Speisen, Getränken und Genussmitteln über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Enthaltung oder Abstinenz bedeutet dagegen lediglich das Weglassen oder Einschränken eines speziellen Lebens- oder Genussmittels.

Das Fasten und die Kirche

Während es im Alten Testament mit dem Versöhnungstag (Lev 23,26–32) einen Fastentag gibt, findet sich im Neuen Testament überhaupt keiner. Da Jesus laut Matthäus 4,2 selbst das Fasten übte und gemäß den Worten Jesu in Matthäus 9,14–15, haben die Christen jedoch von Anfang an Zeiten des Fastens eingehalten.

Merke

Seit der Zeit der Urkirche hat sich die Übung des Fastens verschieden entwickelt.

Dem Beispiel Jesu folgend hielt man das 40-tägige Fasten als Vorbereitung auf Ostern in verschieden strengen Formen bei, das am Aschermittwoch beginnt und mit dem Abendmahlgottesdienst am Gründonnerstag endet. Ergänzt wurde dieses durch das Vigilfasten vor hohen Festen, das Quatember-Fasten zur vierteljährlichen Geisteserneuerung, das Fasten am Mittwoch, dem Tag, an dem Jesus verraten wurde, und das Fasten an Freitagen zum Gedächtnis an den Tod des Herrn.

Dabei ging die mittelalterliche Kirche mit ihren Fastenregelungen weit über die biblischen hinaus. So durfte nichts außer 3 Bissen Brot gegessen sowie 3 Schluck Bier oder Wasser getrunken werden – eine Regelung, welche Papst Innozenz VIII. im Jahr 1486 lockerte.

Generell wurde ein für den Einzelnen schwer überschaubares System zulässiger und verbotener Speisen für bestimmte Tage des Jahres mit vielen Bußandrohungen, aber auch Ausnahmeregelungen geschaffen, in dessen Mittelpunkt das Verbot des Genusses von Fleisch stand. Anfangs von Mönchen praktiziert, wurden die Bestimmungen auf die gesamte Gesellschaft ausgedehnt, sodass man an etwa 140–160 Tagen im Jahr auf Fleisch verzichten sollte.

Fasten in der römisch-katholischen Kirche

Noch in der Fastenordnung für die Bistümer des Deutschen Reiches aus dem Jahre 1930 war bezüglich des Fastens festgelegt, dass man nur einmal am Tag eine volle Mahlzeit halten durfte und dass man sich am Morgen und am Abend mit einer kleinen Stärkung begnügen sollte.

An den sogenannten Abstinenztagen war seit Papst Gregor I. im Jahr 590 jeglicher Genuss von Fleischspeisen untersagt – aber auch andere tierische Produkte wie Eier, Milch, Butter und Käse standen auf der Verbotsliste. Als Fleisch galt dabei nur das Fleisch von warmblütigen Tieren, manchmal sogar nur das von Vierfüßern. Fische, Sumpfschildkröten, Schnecken, Muscheln, Flusskrebse waren dagegen erlaubt und von daher beliebte Fastenspeisen. Auch durften Biber, Dachs und Otter sowie Enten, Reiher und Schwäne gegessen werden, da sie den Fischen gleichgesetzt waren.

Als „flüssiges Fleisch“ angesehen, waren Eier lange Zeit verboten, wurden dann aber genauso wie Milch, Schmalz, Grieben und Kunstbutter erlaubt.

Fasten heute

Im Nachgang zum Zweiten Vatikanischen Konzil hat Papst Paul VI. 1966 die Bestimmungen zum Fasten und zur Abstinenz neu geregelt und dabei auch wesentlich gelockert. Gemäß den Canones 1249–1253 des Codex des Kanonischen Rechtes, wurden als Bußtage und Bußzeiten für die gesamte Kirche alle Freitage des ganzen Jahres, die nicht auf ein Hochfest fallen, sowie die österliche Bußzeit festgelegt. Als strenge Fasten- und Abstinenztage gelten aber nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag.

Was die Abstinenz von Fleischspeisen an den Freitagen betrifft und weil die Kirche den Gläubigen auch nicht mehr detailliert vorschreiben will, auf welche Weise sie fasten oder büßen sollen, ist es den einzelnen Bischofskonferenzen freigestellt, ergänzende oder abweichende Regelungen zu treffen.

Fasten in den orthodoxen Kirchen

Die orthodoxen Kirchen kennen wesentlich umfangreichere Fastenzeiten. Insgesamt decken diese die Hälfte des liturgischen Jahres. An den Fastentagen verzichtet man auf den Verzehr von Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten sowie in seiner strengen Form auch auf Öl. Meeresfrüchte und Wein in Maßen sind immer erlaubt. Die Teilnahme an der heiligen Kommunion setzt das Fasten am Vortag mit dem Verzicht auf tierische Produkte sowie Wein voraus.

Der Einfluss der Reformation auf das Fasten

Im 16. Jahrhundert kritisierten und verwarfen die Reformatoren die kirchlichen Fastengebote, die sie als reine Äußerlichkeiten empfanden. Mit Bezug auf den Apostel Paulus bestritt Luther die Berechtigung der katholischen Verfügungen in Bezug auf das Essen. Alle Entscheidungen bezüglich des Essens und der Nahrungsauswahl unterliegen einzig und allein der Entscheidung und dem Gewissen des Einzelnen.

Merke

Seit einiger Zeit haben evangelikale und charismatische Kreise die Bedeutung des Fastens in unterschiedlichen Formen wiederentdeckt, alles jedoch auf einer freiwilligen Basis als spirituelle Erfahrung.

Alttestamentliche Speisegebote heute

Innerhalb der Vielzahl christlicher Gemeinschaften auf der Erde gibt es auch heute noch solche, welche die alttestamentlichen Speisegebote mehr oder weniger strikt beachten.

Gemäß der Bibelstelle 1 Kor 6,19–20 fassen die Adventisten den Körper als ein Haus Gottes auf und legen daher großen Wert auf eine weder ausschweifende noch asketische Lebensführung. Sie halten noch einige der alttestamentlichen Speisegesetze ein und essen weder Schweine- noch Pferde- oder Kaninchenfleisch sowie keine Schalentiere. Viele der Gläubigen ernähren sich vegetarisch.

Die Speisegesetze der Mormonen ähneln denen der Juden, sind jedoch weniger strikt. Verboten ist das Fleisch unreiner Tiere wie Schweine, einige Vogelarten sowie bestimmte Wassertiere. Weiterhin umfasst die Verbotsliste Alkohol in jeder Form, Kaffee und Tee. Die Mormonen fasten an 2 Tagen pro Monat und dürfen an Sonntagen keine Lebensmittel einkaufen.

Brot und Wein

Als Substanzen der Eucharistie besitzen Brot und Wein im Christentum eine weit über die Funktion eines Grundnahrungsmittels hinausgehende Bedeutung ([Abb. 1]). Je nach Konfession wird die Eucharistie als Sakrament oder als Zeichen verstanden und als unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers oder als Feier zur vergegenwärtigenden Erinnerung an Jesu Tod interpretiert. Auf welche Art und Weise diese Gegenwart zu verstehen ist, unterscheidet sich in der Lehre der verschiedenen Konfessionen. So kann es in seinem Wort sein, im Glauben an ihn oder aber in den Gaben von Brot und Wein.

Dass sich Jesus den Menschen unter den Zeichen von Brot und Wein schenkt, geht auf die Abendmahlsworte Christi zurück. Im ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde von Korinth (ca. 55 n. Chr.) heißt es: „Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11,23–25).

Brot

Ursprünglich wurde normales Alltagsbrot für die Feier des Herren- oder Abendmahls verwendet, welches die Gläubigen zur Feier mitbrachten. An der Frage, welche Art von Brot – gesäuertes oder ungesäuertes Brot, genannt Azyma – bei der Eucharistiefeier verwendet werden soll, schieden sich dann aber die Geister. In der lateinischen Kirche ist seit dem 8./9. Jahrhundert die Verwendung von Brot aus ungesäuertem Teig belegt. Dieser Tradition haben sich die Lutherischen sowie die Neuapostolischen Kirchen angeschlossen.

Seit Justin (* um 100; † 165) forderten griechische Kirchenväter die Verwendung von gesäuertem Brot in der Eucharistie, wodurch sie judenchristlichen Praktiken entgegenwirken wollten. So wurde und wird im byzantinischen Ritus bei der Eucharistie gesäuertes Brot verwendet.

Die Frage „gesäuert oder ungesäuert?“ löste den Azymenstreit aus, welcher zu einem der Vorwände für das große morgenländische Schisma, die Spaltung der orthodoxen Kirchen von der römisch-katholischen Kirche im Jahr 1054 wurde.

Die Tradition der Verwendung von gesäuertem Weißbrot findet sich heute bei Orthodoxen, Altorientalischen, Unierten, Reformierten und Freikirchen. Die Anglikanische Kirche sowie manche Freikirchen legen die Art der Hostien bzw. des Brotes nicht fest.

Wein

Bis etwa zur Mitte des 15. Jahrhunderts verwendete man bei der Eucharistiefeier ausschließlich Rotwein. Papst Sixtus IV. (1471–1484) hat hierzu dann auch Weißwein zugelassen.

Nach katholischem Verständnis kann eine gültige Wandlung nur mit echtem Wein erfolgen, nicht aber mit Traubensaft oder Wein, der nicht den Vorgaben des Kirchenrechts entspricht. Im Ausnahmefall und nach ausdrücklicher Erlaubnis durch den Bischof ist es seit 1994 zulässig, statt Messwein Traubenmost zu verwenden.

Auch in den anglikanischen und altkatholischen Kirchen verwendet man bis heute ausnahmslos Wein. Aus Rücksicht auf alkoholkranke Menschen wird in den evangelischen Kirchen vielfach Traubensaft statt Wein verwendet. In der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche darf ausschließlich Weiß- oder Rotwein bei der Sakramentsfeier verwendet werden, Traubensaft wird aus theologischen Gründen abgelehnt. Die orthodoxen Kirchen verwenden wegen der symbolischen Nähe zum Blut Christi normalerweise Rotwein. In den Freikirchen, insbesondere dort, wo Kinder zum Abendmahl zugelassen sind, oder bei Abendmahlsfeiern in Krankenhäusern und Seniorenheimen nimmt man generell Traubensaft. Die Mormonen verwenden statt Wein Wasser, da ihre Mitglieder keinen Alkohol trinken.

Das Glück oder Los der Freiheit

Wenn das Christentum im Grunde auch keine Speisegesetze kennt, so ergeben sich für den Christen dennoch auf die Lebensmittel sowie auf das Essen und Trinken bezogene Fragen, welche sich aus allgemeinen biblischen Forderungen ableiten.

Es ist nämlich schon etwas dran an dem Satz des Paracelsus: „Der Mensch ist, was er isst.“ Wenn man sich beim Essen und Trinken gehen lässt, die damit zusammenhängenden ethisch-moralischen Aspekte nicht zur Kenntnis nimmt oder sogar ablehnt, so hat dies eine geistliche Verunreinigung und eine zunehmende Entfremdung vom Glauben und von Christus zur Folge.

So haben Christen zwar keine konkreten Speisegebote und -verbote, die sie einzuhalten haben, aber eine Freiheit, die sie zu eigenverantwortlichem Handeln zwingt, vor der sie sich nicht verstecken können!

Kernaussagen

  • Das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen.
  • Speisegesetze finden sich bereits im Alten Testament, die Jesus jedoch zusammen mit dem Zeremonialgesetz außer Kraft setzte. Dies fand seine Anwendung im Konzil von Nicäa mit dem Zitat: „Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“
  • Das heutige Christentum kennt überwiegend keine konkreten Speisegesetze oder -verbote, sondern legt die Nahrungsauswahl in die Eigenverantwortung des gewissenhaften Einzelnen.
  • Als Substanzen der Eucharistie besitzen Brot und Wein im Christentum eine weit über die Funktion eines Grundnahrungsmittels hinausgehende Bedeutung und sind entweder Sakrament oder Zeichen der Erinnerung an den Tod Jesu.
  • Auch das Fasten ist außer bei den orthodoxen Kirchen keine strenge religiöse Vorschrift mehr, sondern versteht sich als Bußzeit mit freiwilligem Verzicht an bestimmten Einzeltagen oder in der Zeit vor Ostern.

Prof. Dr. Herbert J. Buckenhüskes
Er studierte Lebensmitteltechnologie an der Universität Hohenheim, wo er auch promovierte und habilitierte.

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die dem Artikel zugrunde liegende Literatur ist auf Anfrage beim Verfasser erhältlich.