Long CovidNaturheilkundliche Komplexbehandlung verbessert Long-Covid-Symptome

Die Komplexbehandlung zeigt positive und nachhaltige Effekte auf Symptome und Lebensqualität bei Long-/Post-Covid. Das zeigt eine Beobachtungsstudie aus dem Münchner Krankenhaus für Naturheilweisen.

Illustration: farbige Coronaviren im Weltraum
Romolo Tavani/stock.adobe.com

Zu den häufigen Symptomen von Long Covid zählen u.a. Fatigue, Belastungsintoleranz, Luftnot, Tachykardieneigung, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Brainfog, Schlafstörungen.

Am Münchner Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN) wird eine naturheilkundliche Komplexbehandlung zur Therapie des Long-/Post-Covid-Syndroms angeboten. In einer Beobachtungsstudie wurde nun die Effektivität der naturheilkundlichen Therapie geprüft.

Methoden

Zwischen Ende 2021 und 2023 wurden rund 250 Long-/Post-Covid-Patient*innen in die Studie eingeschlossen. Bei der Aufnahme ins KfN sowie 1, 3 und 6 Monate nach Entlassung prüfte das Studienteam den Gesundheitszustand der Teilnehmenden mit eigens entwickelten digitalen Fragebögen.

Abgefragt wurden die häufigsten Symptome bei Long-/Post-Covid anhand einer numerischen Rating-Skala und der Fatigue Severity Scale.​ Zusätzlich wurden zahlreiche weitere Parameter erhoben, z.B. die Selbsteinschätzung der Lebensqualität oder des allgemeinen Gesundheitszustands, Arbeitsfähigkeit, das Auftreten neuer Symptome im weiteren Verlauf oder auch, welche Therapien nach dem stationären Aufenthalt fortgeführt wurden.

Beispiele einzelner Therapiebausteine

Das naturheilkundliche Komplexprogramm umfasst u.a.:

  • Ordnungstherapie/Mind-Body-Medizin: Dieses Verfahren zielen auf die Wechselwirkung zwischen Körper, Geist und Psyche ab. Sie fördert die Entwicklung gesundheitsfördernder Haltungen und Verhaltensweisen, Selbstfürsorge, Empathie, Selbstregulationsfähigkeiten, Stressbewältigung, Resilienz und kognitive Umstrukturierung.
  • Physikalische Therapie: Diese umfasst Gruppen- und Einzeltherapien wie Tai-Chi, Qigong, progressive Muskelentspannung, Nordic Walking, Ergometertraining, Wirbelsäulengymnastik, Atemübungen, Hydrotherapie, reflektorische Bindegewebsmassage, Fußreflexzonentherapie, manuelle Therapie, Rotlicht, klassische Massage und Schwindeltraining.
  • Phytotherapie: Hier werden Ginseng und Gingko biloba zur Verbesserung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit sowie zur Behandlung kognitiver Einschränkungen und Durchblutungsstörungen eingesetzt.
  • Weitere komplementärmedizinische Maßnahmen: Dazu zählen therapeutisches Fasten, mikrobiologische Darmbehandlung, pflanzliche Schmerzmittel, Einreibungen mit Schmerzöl (Aconit), Quarkwickel, Kohlwickel, Auflagen mit speziellen Pasten (Enelbin), Rapskernkneten, Zellenbäder/TENS, Schröpfen, Neuraltherapie, Blutegeltherapie.

Hyperthermie - Fiebertherapie

Im KfN wird als besondere Therapieform die Hyperthermie bzw. Fiebertherapie eingesetzt. Sie umfasst verschiedene Temperaturbereiche:

  • subklinische milde Hyperthermie (37,5 - 38,5°C),
  • moderate Ganzkörperhyperthermie (GKHT) (38,5 - 40,5°C),
  • extreme Hyperthermie (40,5 - 42°C). 

Im KfN ist das Ziel in der Regel, den Temperaturbereich der moderaten GKHT zu erreichen. Die Behandlung erfolgt durch passive Wärmezufuhr, meist mit wassergefiltertem Infrarotlicht A oder auch in Form von sog. Überwärmungsbädern. Die Erwärmungsphase dauert maximal 2 Stunden, gefolgt von einer Hitzestauphase von etwa 30 Minuten. 

Die Hyperthermiebehandlung führt zu Immunmodulation, Schmerzreduktion, Stoffwechselanregung, Stimulation regenerativer Prozesse und Muskelrelaxation. Daher kann sie auch bei Erschöpfungssyndromen wie Long-/Post-Covid hilfreich sein.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen: Die naturheilkundliche Komplexbehandlung hat den Verlauf der Erkrankung nachhaltig positiv beeinflusst. Sie hat dazu beigetragen, Gesundheitszustand, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität signifikant zu verbessern.

Signifikante Verbesserungen zeigten sich v.a. bei den Patient*innen, die moderate Ganzkörperhyperthermien erhalten hatten. Diese scheinen bei Long-/Post-Covid-Syndrom die Behandlung mit dem mit Abstand größten positiven Effekt zu sein. Eine Überlastung durch die Hyperthermie mit resultierender postexertioneller Malaise (Crash) kann zwar nicht 100% ausgeschlossen werden, tritt aber bei der mGKHT nur sehr selten auf.

Fazit

Die naturheilkundliche Komplexbehandlung zeigte nachhaltige Effkte auf die Ausprägung der Symptome und der Lebensqualität beim Long-/Post-Covid-Syndrom. Die Effekte waren auch nach 6 Monaten noch nachweisbar.

Quelle: Krankenhaus für Naturheilweisen KfN

Robert Schmidt ist Chefarzt und ärztlicher Direktor am Krankenhaus für Naturheilweisen; Leitung der Long-/Post-Covid-Studie.

Sandra Pawlikowski ist Pflegedirektorin am Krankenhaus für Naturheilweisen; Planung, Durchführung und Auswertung der Long-/Post-Covid-Studie.