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Sexuelle Potenz war in der Menschheitsgeschichte nicht nur wichtig für ein erfülltes Liebesleben, sondern auch ein Garant für die Erhöhung der politischen Macht. Je mehr Frauen ein Herrscher befriedigen konnte und je mehr Kinder er zeugte, desto höher waren sein Ansehen und seine Strahlkraft. Gesunder Nachwuchs war auch in nicht adeligen Familien wichtig als Stammhalter und Altersabsicherung. Sexuelle Anziehung, Befriedigung und Treue waren – wie auch heute – neben anderen Dingen der Kitt, der Ehen intakt hielt – ein weiterer Faktor sozioökonomischer Stabilität. Daher suchten Menschen schon immer Wege, ihre Libido und Fortpflanzungsfähigkeit zu erhalten und gegebenenfalls zu steigern.
Von Aphrodites Gürtel naschen
In der griechischen wie auch römischen Antike bemühte man die Götter um Hilfe. Aphrodite (ihr römisches Pendant ist die Venus), die Göttin der Liebe, war ein Vorbild in Sachen Liebeskunst. Als wunderschön, verführerisch und sehr erotisch wird sie beschrieben. Geboren aus der Gischt des Meeres, angespült in einer Muschel an den Strand von Zypern, trug sie etwas mit sich: einen Zaubergürtel. In ihm sollten Liebeskräuter, Liebesgeflüster und all die Dinge, die die Fantasie anregen, enthalten sein. Da diese Göttin und ihr Zaubergürtel für die Sterblichen nicht zu erreichen waren, machte man sich auf, Medizin aus dem Reich der Tiere, Pflanzen und Mineralien zu finden. So wurden die Pflanzen, die das Liebesleben anregen sollten, nach der Göttin benannt. Sie sollten den Zaubermitteln der Aphrodite ähneln und ihre Wirkung bringen. Sie sollten aber auch die Unfruchtbarkeit beseitigen und die Zeugungs- und Gebärfähigkeit steigern. Und wenn es mit der Liebe und Lust mal zu viel wurde, bediente man sich ausgesuchter Heilpflanzen zur Dämpfung des Triebes.
(An-)Aphrodisiaka heute
Der Begriff Aphrodisiakum hat seinen Ursprung im Griechischen und heißt übersetzt: „die sinnliche Liebe betreffend“ [[14]]. Es sind den Geschlechtstrieb und die Potenz stärkende Mittel. Darunter fallen sowohl Substanzen mit anregender und enthemmender Wirkung als auch solche, die die Durchblutung der Sexualorgane verstärken. Anaphrodisiaka haben eine gegenteilige Wirkung.
Früher wurden die Wirkungen aller Heilpflanzen magischen beziehungsweise göttlichen Kräften und Pflanzengeistern zugeschrieben, heute den chemischen Inhaltsstoffen. Durch Wirksamkeitsstudien sind viele der heilkräftigen Pflanzen in Vergessenheit geraten, die Testergebnisse sind nicht aussagekräftig genug oder die Wirkung wird angezweifelt. Das ist auch für einige in diesem Beitrag beschriebene Pflanzen der Fall: die Aphrodisiaka Maca und Muira Puama und das Anaphrodisiakum Mönchspfeffer (Monografie nach Kommission E: Regeltempoanomalien, PMS und Mastodynie) [[15]].
Als Pflanzen zur Behandlung von Libidostörungen (siehe Kasten) werden auch Heilpflanzen beschrieben, die der Verschreibungspflicht oder dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, was die Verordnung durch den Heilpraktiker oder die Nutzung in der Selbstmedikation, oft zu Recht, eingrenzt. Darunter fallen auch psychotrope Pflanzen, die das Bewusstsein erweitern oder in einen Bewusstseinszustand führen, der störende Einflüsse wie Stress, Grübeln oder Hemmungen ausschaltet.
In Aphrodites Garten findet man auch Helfer, die nicht primär als Aphrodisiaka oder Anaphrodisiaka gelten, sondern als entspannende und stressmindernde Drogen, zum Beispiel der Hopfen (Humulus lupulus). Mit ihren entspannungsfördernden Fähigkeiten tragen sie ihren Teil zur Regulation des Liebeslebens bei.
Wichtig für die Behandlung von Libidostörungen
Grundsätzlich gilt: Störungen des Lustempfindens – egal ob als ein Zuviel oder Zuwenig an Lust – können vielfältigste Ursachen haben, zuweilen chronische somatische und/oder psychische Grunderkrankungen (siehe Kasten). Diese müssen selbstverständlich differenzialdiagnostisch als Ursache aufgespürt und wenn möglich behandelt werden. Eine Therapie mit Aphrodisiaka/Anaphrodisiaka kann in vielen Fällen eine kausale Therapie unterstützen.
Wichtig für die Anwendung von (An-)Aphrodisiaka
Bis heute finden Heilpflanzen, die das gesunde sexuelle Erleben unterstützen, Anwendung in Form von Tees, Pillen, Salben und Ölen. Mancher Patient wird ungeduldig bei der Einnahme dieser Heilmittel, denn Heilpflanzen benötigen in der Anwendung gegenüber synthetischen Potenzmitteln häufig eine längere Zeit, bis die Wirkung eintritt. Dennoch ist ein langsames Herantasten an die Dosierung wichtig. Weniger ist auch bei der Anwendung von Aphrodisiaka und Anaphrodisiaka oft mehr – und übertrieben hohe Dosierungen haben eher nachteilige Nebenwirkungen, zum Beispiel Blutdrucksteigerung, Übelkeit oder Schwindel.
Die Aphrodisiaka
Wenn man über Aphrodisiaka aus dem Pflanzenreich spricht, kommt man nicht umher, sich auch mit ätherischen Ölen zu beschäftigen.
Libidostörungen: Abweichung von dem, was der Patient als normal empfindet
Libido wird übersetzt als Begierde, sexuelle Erlebnisfähigkeit oder Geschlechtstrieb. Das übersteigerte Verlangen sowie das Desinteresse an sexuellem Verlangen wird als Störung der Libido bezeichnet [[5]].
Für die therapeutische Arbeit ist zu beachten, was Patienten für sich und ihr Liebesleben als normal oder nicht mehr im Rahmen des Normalen empfinden. Das hängt in der Regel mit dem individuellen Leidensdruck des Patienten und des Partners zusammen.
Die möglichen Ursachen eines Libidomangels sind vielfältig und können psychogener und/oder organischer Natur sein:
- Missbildungen
- organische Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- hormonelle Störungen wie Schilddrüsenerkrankungen
- Schmerzen und Überempfindlichkeiten beim Sexualverkehr
- Nebenwirkung von Medikamenteneinnahme (siehe S. 18), Alkoholund Nikotinabusus sowie Drogenmissbrauch
- rigide Erziehungsmethoden und andere Entwicklungstraumata
- Partnerschaftsprobleme
Tritt eine Störung in Richtung übersteigerte Libido auf, sind die möglichen Ursachen unter anderem:
- Satyriasis beim Mann / Nymphomanie bei der Frau
- Nebenwirkung von Medikamenteneinnahme (siehe S. 18)
- psychiatrische Erkrankungen
- sexuelle Funktionsstörungen ohne organische Ursache
- Störungen der Impulskontrolle
- Drogenmissbrauch
Rosenöl ...
Auf einem mesopotamischen Tontäfelchen, das einem Duftgeschenk beigelegt wurde, soll sinngemäß geschrieben stehen: „In diesem kleinen Gefäß sind hundert Rosenblüten aus meinem Garten, jedes Blatt enthüllt eine Liebesbotschaft an Dich“. Duftstoffe ähneln in ihrer chemischen Struktur den menschlichen Pheromonen und üben somit unter anderem einen starken Einfluss auf die menschliche Sexualität aus. Rosen wiederum werden bis heute als Symbol des romantischen Verlangens gesehen und eingesetzt, um sinnliche, bezaubernde oder verführerische Stimmungen zu erzeugen.
Avicenna (980–1037 v. Chr.), ein persischer Arzt, widmete der Rose ein eigenes Werk und soll als einer der ersten Wissenschaftler echtes Rosenöl destilliert haben [[11]]. Ihm war es wichtig, seinen Studenten klarzumachen, dass es eine enge Beziehung zwischen Gefühlen und dem körperlichen Zustand eines Menschen gibt. Er ging davon aus, dass zur Zeugung eines Kindes ein Orgasmus auch bei der Frau erforderlich ist, und beschrieb auch die dazugehörigen Methoden. Es ist vorstellbar, dass er in diesem Zuge auch Rosenöl verordnete.
Heute bezweifelt man die direkte Wirkung des Rosenöls als Aphrodisiakum. Bestritten wird aber nicht, dass ätherisches Rosenöl eine entspannte und ausgeglichene Atmosphäre schafft, welche eine gute Voraussetzung für befriedigende Erotik und Sexualität ist.
Häufig wird ätherisches Öl aus den Blüten der Damaszener-Rose (Rosa damascena) gewonnen. Rosenöl gehört in seiner Zusammensetzung zu den komplexesten ätherischen Ölen überhaupt, es beinhaltet über 400 bekannte Einzelbestandteile wie Alkohole, Säuren und Aldehyde.
Wirkung und Indikation: Rosenöl wirkt auf der körperlichen Ebene antiviral und bakteriostatisch, fungizid und epithelisierend. Seine Wirkung auf der seelischen Ebene ist ausgleichend, beruhigend, harmonisierend und angstlösend; bei sexueller Asthenie und Frigidität wirkt es tonisierend.
Anwendungsbeispiele:
- Zu einer entspannenden Massage verrührt man 1 Tr. ätherisches Rosenöl auf 10 ml Jojobaöl.
- Für ein sinnliches Bad empfiehlt sich, Kokosmilch oder Sahne mit einigen Tr. ätherischem Rosenöl nach Belieben und anderen ätherischen Ölen wie Jasmin (Jasminum grandiflorum, zum Beispiel Fa. Primavera oder Neumond) zu vermengen und ins einlaufende Badewasser zu geben.
- Auch Räucherungen können die Liebesfähigkeit anregen und die Erotik stimulieren. Dazu eignet sich die gut getrocknete Droge der kleinen Blütenknospen der Damaszener-Rose (zum Beispiel Fa. Sonnlicht).
… und andere ätherische Öle
Unter den ätherischen Ölen gibt es viele, welche über aphrodisierende Wirkungen und entsprechende Indikationen verfügen:
- Bergbohnenkraut (Satureja montana): neurotonisch, stimulierend, aphrodisierend, bei Impotenz
- Eukalyptus (Eukalyptus staigeriana): aphrodisierend (besonders für Männer). Zur Anwendung muss diese Eukalyptusart verwendet werden, die anderen sind zu stark beziehungsweise reizend.
- Kiefer (Pinus sylvestris): neurotonisch, hyperämisierend, testosteronähnlich, bei Impotenz
- Kakaoextrakt (Theobroma cacao): fördert die Ausschüttung von Serotonin, Dopamin und Endorphinen; aphrodisierend
- Tonkaextrakt (Dipteryx odorata): nervenstärkend, stimmungsaufhellend, aphrodisierend
- Vetiver (Vetiveria zizanoides): stark psychisch erdend, stimulierend; begleitend bei sexuellen Traumata; bei Frigidität und Impotenz
- Ylang Ylang (Cananga odoratum genuina): sedativ und ausgleichend, aphrodisierend; bei Frigidität und Impotenz
Gerne lasse ich die Patienten ätherische Öle, die für eine aphrodisierende Mischung infrage kommen, per Richtest selbst aussuchen. Es soll eine anregende und lustfördernde Wirkung erzielt werden – und nichts wäre da kontraproduktiver als ein Duft, der negativ ablenkt und Unbehagen bereitet.
Anwendungsbeispiele:
- Die Öle können in etwa 1–2 %iger Verdünnung mit zum Beispiel Jojobaöl oder süßem Mandelöl zur Massage verwendet werden. Auch zum Bad oder in der Duftlampe eignen sich Einzeldüfte oder Mischungen.
- Als Massageöl, entspannend und durchwärmend zur Einstimmung auf die Zweisamkeit, hat sich folgende Mischung bewährt: 1 Tr. Rosengeranie, 1 Tr. Tonkaextrakt, 2 Tr. Kakaoextrakt, 1 Tr. Vetiver in 20 ml Jojobaöl vermengen.
Yohimbe (Pausinystalia johimbe)
Yohimbe, der in Afrika beheimatete Liebesbaum, gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Das aus der Rinde des Baumes gewonnene Alkaloid Yohimbin ist wohl einer der bekanntesten Wirkstoffe der Gruppe der Aphrodisiaka. Als Yohimbinhydrochloridsalz (Yohimbin HCL) wird es als verschreibungspflichtiges Arzneimittel bei Erektionsstörungen mit psychischer Ursache eingesetzt.
Verschreibungsfrei erhält man Yohimbe als Teedroge aus der Rinde oder in Pulverform in der örtlichen Apotheke beziehungsweise als homöopathisches Komplexmittel. Die Wirkung des Yohimbe in dieser Form wird als deutlich geringer eingestuft. Die Kommission E hat für Yohimberinde eine Negativmonografie erteilt.
Die aphrodisierende Wirkung soll darin begründet sein, dass Yohimbin ein Antagonist der α2-Adrenozeptoren ist, welche unter anderem in der glatten Muskulatur von Blutgefäßen zu finden sind. Adrenozeptoren werden durch Adrenalin und Noradrenalin beeinflusst. Eine Blockade dieser Rezeptoren führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße, besonders der Geschlechtsorgane. Yohimbin durchdringt zudem die Blut-Hirn-Schranke und erhöht durch bestimmte Mechanismen des ZNS den Blutdruck und die Herzfrequenz.
Wirkung und Indikation: Yohimbe erhöht die Erregbarkeit der Reflexe in der Beckenregion, sorgt für eine erhöhte Sensibilität von Haut und Gewebe, steigert die Libido und verbessert die Durchblutung des männlichen Schwellkörpers. Da die Pflanze die Blutgefäße im kleinen Becken erweitert, ist sie auch bei Frauen indiziert.
Merke
Yohimbe sollte nur mit Vorsicht eingenommen werden, da Überdosierung und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sowie Koffein zu schmerzhaften Dauererektionen, Schwindel, Angstzuständen, Magen-Darmund Herz-Kreislauf-Problemen führen können.
Muira Puama (Liriosma ovata)
Muira Puama, auch Potenzholz genannt, ist ein kleiner Baum aus der Familie der Olacaceae (Sandelholzartige). Seine Heimat sind Guinea und Brasilien. Seit vielen Jahrhunderten wird die Droge aus dem Holz und der Rinde als Heilmittel für unterschiedliche Erkrankungen genutzt.
Als Aphrodisiakum kommen Zubereitungen wie Tees, Kapseln, Tinkturen oder Aufgüsse zum Einsatz. Die wirksamen Inhaltsstoffe sind ein aromatisches Harz und ein Estergemisch (Behensäure mit Lupeol beziehungsweise mit beta-Sitosterol) und Bitterstoffe. Die genaue Zusammensetzung der Inhaltsstoffe ist noch weitgehend ungeklärt.
Tinkturen sind von diversen Firmen erhältlich (zum Beispiel Fa. DHU, Hofapotheke St. Afra in Augsburg).
Wirkung und Indikation: Bitterstoffe wirken anregend, die aromatischen Harze belebend und tonisierend auf das Zentralnervensystem. Unerwünschte Wirkungen sind nach Kommission E nicht angegeben, die Monografie ist jedoch negativ. Muira Puama wird traditionell vor allem bei neuromuskulären Beschwerden, Rheuma, Grippe und Verdauungsbeschwerden sowie Durchblutungsstörungen eingesetzt. Besonders wenn die verminderte Lust durch depressive Tendenzen beeinflusst wird, kann die Pflanze Linderung verschaffen.
Anwendungsbeispiele:
- Gerhard Madaus empfiehlt in seinem „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ 3- bis 4-mal tgl. die Einnahme von 15– 20 Tr. eines Fluidextraktes.
- Gemäß Christian Rätsch wirken am besten alkoholische Auszüge „zur Stärkung der Potenz und zur Beseitigung erotischer Verklemmung oder Traumata …“ [[4]]. Die Dosierung ist einschleichend mit wenigen Tr. zu beginnen und im Weiteren den individuellen Bedürfnissen anzupassen.
Damiana (Turnera diffusa, syn. Turnera aphrodisiaca)
In Mittelamerika bis Argentinien wird Damiana (siehe S. 64) schon lange als Tee zur Nervenstärkung getrunken. Bekannt ist sie auch als Aphrodisiakum für Mann und Frau. Der vielverzweigte Strauch gehört zur Familie der Safranmalvengewächse. Kleine Scheibendrüsen an der Unterseite der Blätter enthalten die Wirkstoffe der Pflanze: ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe sowie Harze.
Damiana wird in Form von Tees, Extrakten, Tabletten (zum Beispiel Fa. Remisens) oder Kapseln im Handel angeboten.
Wirkung und Indikation: Über mehrere Wochen hinweg eingenommen, wirkt die Pflanze hormonell stimulierend, luststeigernd, allgemein tonisierend und stimmungsaufhellend. Da sie eine zu schwache oder ausbleibende Regelblutung wieder in Gang bringen kann, wird ihr ebenso eine empfängnisfördernde Wirkung nachgesagt. Indikationen sind Frigidität und Impotenz durch Erschöpfung und Stress.
Teezubereitung: Man übergießt 1 TL getrocknete Damianablätter mit ca. 150 ml kochendem Wasser, lässt den Aufguss 5–10 min zugedeckt ziehen, seiht ihn anschließend durch ein Teesieb ab und trinkt über mehrere Wochen 3 × tgl. 1 Tasse.
Merke
Damiana nicht anwenden in der Schwangerschaft oder bei Hypermenorrhö, unter anderem aufgrund der blutungsfördernden Eigenschaften.
Maca (Lepidium peruvianum)
Die Pflanze ist auch als Peruanischer Ginseng bekannt, da sie in den Höhenlagen der peruanischen Anden beheimatet ist. Maca gehört zur Gattung der Kressen in der Familie der Kreuzblütengewächse. Als niedrig wachsendes Kraut bildet es unterirdische Knollen aus, die von den Andenbewohnern in einer Art Eintopf eingekocht werden. Der Eintopf wird als Kräftigungsmittel oder zur Steigerung des Immunsystems gegessen, auch das Kraut wird als Gemüse verzehrt. Der Nährwert der Knollen liegt bei dem von Mais, Reis oder Weizen. Neben Eiweiß, Mineralien wie Jod und Eisen und einer Reihe von Vitaminen bildet die Knolle sekundäre Pflanzenstoffe wie Senfölglykoside (Glucotropaeolin) und Imidazol- Alkaloide (Lepidilin). Diese Alkaloide wirken euphorisierend und aufputschend, bei zu hohen Dosen halluzinogen.
Maca erhält man in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln oder Pulver.
Wirkung und Indikation: Die peruanischen Wissenschaftler Gustavo Gonzales und Fernando Cabieses [[16]] untersuchten die Wirkung von Maca in Bezug auf Fertilität, Erektionsfähigkeit und sexuelles Verlangen sowohl bei Männern als auch Frauen. Schon nach zwei Wochen konnten sie eine durchschnittliche Verdoppelung der Spermienzahl feststellen. Gleichzeitig wurden mehr Androgene gebildet, und die Probanden gaben an, dass ihr sexuelles Verlangen deutlich zugenommen habe. Diese positive Wirkung wird von der Kommission E nicht bestätigt. Maca ist unter anderem anwendbar zur Erhaltung eines normalen Testosteronspiegels, zur Unterstützung der Fruchtbarkeit und der gesunden Spermatogenese.
Anwendungsbeispiele:
- 2 × tgl. 3 Kps. (zum Beispiel Fa. MK naturpharma), bei Bedarf bis zu 10 Kps. tgl.
- 1- bis 2-mal tgl. 1 TL Pulver (zum Beispiel Fa. Kräuterhaus St. Bernhard), entspricht ca. 5 g, in ca. 200 ml Wasser auflösen oder in Speisen einrühren
Die Anaphrodisiaka
Auch zu viel Lust kann zu einem hohen Leidensdruck führen. Der Partner, der mehr sexuelle Aktivität erwartet als der andere, hat oft das Gefühl, zu wenig Liebe und auch Verständnis für seine Bedürfnisse zu bekommen. Im Gegensatz dazu fühlt sich der andere Partner vielleicht bedrängt und überfordert. So werden beide Partner nach einer gewissen Zeit unzufrieden sein. In solchen Fällen können begleitend Heilpflanzen und ätherische Öl zum Einsatz kommen, die beruhigend und ausgleichend auf die Libido wirken.
Ätherische Öle
In Massagen, Bädern oder in der Duftlampe vermögen manche ätherischen Öle, eine überhöhte Libido über sedative und psychisch ausgleichende Eigenschaften herunterzuregulieren.
Folgende ätherische Öle lassen sich in 20 ml Jojoba- oder süßem Mandelöl zu einer Massagemischung kombinieren:
- 1 Tr. Amyris (Amyris balsamifera): sedativ, psychisch ausgleichend
- 1 Tr. Angelika (Angelica archangelica): stark sedativ
- 2 Tr. Mandarine rot (Citrus reticulata): stark sedativ
- 1 Tr. Narde (Nardostachys jatamansi): stark sedativ
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)
„Agnus castus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „keusches Lamm“ – ein für sich sprechender Name, wie im Folgenden deutlich wird, wenn man sich die Wirkung der Pflanze anschaut.
Der Mönchspfeffer gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet. Die Samen sind pfefferkorngroß, dunkelbraun bis schwarz, mit pfefferartigem Geschmack. In hoher Dosis eingenommen sollen sie die Libido senken. Diese Wirkung ist seit der Antike bekannt. Im Mittelalter gebrauchten Nonnen und Mönche die scharf schmeckenden Früchte als Pfefferersatz (daher rührt der deutsche Name) und wurden so beim Einhalten des Zölibats durch die triebdämpfenden Eigenschaften unterstützt. Als Inhaltsstoffe sind ätherische Öle, Flavonoide und Iridoide nennenswert.
Mönchspfeffer ist in Form von Kapseln, Tabletten, Tropfen und als Droge in der Apotheke zu erhalten. Die Dosis sollte individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden.
Wirkung und Indikation: Mönchspfeffer erhöht den Prolaktinspiegel. Dadurch sinkt der Testosteronspiegel bei Männern, was sowohl die Libido mindern als auch die Spermienproduktion herunterfahren kann. Auch bei Frauen wirkt der Mönchspfeffer lustmindernd. Somit eignet sich Mönchspfeffer für beide Geschlechter als Anaphrodisiakum.
Humulus lupulus (Hopfen)
Der Hopfen gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Als Droge verwendet man die Hopfenzapfen der weiblichen Pflanzen. In diesen Zapfen befinden sich Drüsen, welche die Hauptwirkstoffe Humulon und Lupulon – die Hopfenbitterstoffe – enthalten. Außerdem finden sich noch Harze, ätherische Öle, Mineralstoffe und Flavonoide.
Wirkung und Indikation: Hopfen wirkt beruhigend, schlaffördernd und nahezu einlullend, wie man umgangssprachlich sagt. Der Patient mag sich zurückziehen und ausruhen. Neben Unruhezuständen ist Hopfen bei übersteigertem sexuellen Verlangen angezeigt.
Teezubereitung: Man übergießt 2 gehäufte TL Hopfenblüten mit 250 ml kochendem Wasser und lässt den Aufguss etwa 15 min ziehen, seiht ihn anschließend durch ein Teesieb ab und trinkt 2 × tgl. 1 Tasse zur allgemeinen Beruhigung oder eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen 1 Tasse als Schlaftrunk.
(An-)Aphrodisiaka – oft das Zünglein an der Waage
Nicht selten haben Libidostörungen ihre Ursache in der Psyche und/oder in der Beziehungsdynamik. Und auch hier können die im Beitrag genannten Heilpflanzen begleitend unterstützen. Mögliche Gesprächstherapien im Einzel- oder Paargespräch versuchen, an die Ursache des Übels zu gelangen. Die Partner sollten auf neutralem Boden die Möglichkeit haben, frei über ihre Vorlieben und Abneigungen, Sorgen und Nöte reden zu können. Oft lassen sich mögliche Missverständnisse, die einem genussvollen Liebesleben im Wege stehen, so schon aus dem Weg räumen.
Autorin
Martina Houben
ist Heilpraktikerin, Kinderkrankenschwester und Audiometrieassistentin. Seit 2001 ist sie in eigener Praxis tätig, ihre Schwerpunkte sind die Kinder- und Frauenheilkunde. Sie ist als Dozentin in der Ausbildung von Heilpraktikern und Krankenpflegepersonal tätig.
Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
- Frohne D.. Heilpflanzenlexikon. 7. Aufl.. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2002
- Rippe O, Madejsky M.. Die Kräuterkunde des Paracelsus. Baden und München: AT Verlag; 2006
- Zimmermann E.. Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. 6. überarb. und erw. Aufl.. Stuttgart: Haug; 2018
- Rätsch C.. Pflanzen der Liebe. Aphrodisiaka in Mythos, Geschichte und Gegenwart. Essen: Magic-Bookworld; 2008
- Hehlmann A.. Leitsymptome: Ein Handbuch für Studenten und Ärzte. 7. Aufl.. München: Urban&Fischer; 2016
- Dilling H, Reimer C.. Psychiatrie und Psychotherapie. Heidelberg: Springer; 1996
- Pahlow M.. Das große Buch der Heilpflanzen. Hamburg: Nikol; 2013
- Hänsel R, Keller K, Rimpler H, Schneider G. Hrsg. Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis: Drogen P-Z. 5. Aufl.. Heidelberg: Springer; 1994
- Fischer-Rizzi S.. Botschaft an den Himmel. Anwendung, Wirkung und Geschichten von duftendem Räucherwerk. CH-Aarau: AT; 2001
- Price S, Price L.. Aromatherapie. Bern (CH): Hans Huber; 2009
- Werner M, von Braunschweig R.. Praxis Aromatherapie. Grundlagen, Steckbriefe, Indikationen. Stuttgart: Haug; 2016
- Ätherische Öle: ganzheitlich anwenden mit zahlreichen Rezepturen. München: Irisiana; 2013
- Pschyrembel W.. Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 254. Aufl.. Berlin, New York: de Gruyter; 1982
- Pschyrembel W.. Pschyrembel. Wörterbuch Naturheilkunde. Berlin: de Gruyter; 1999
- Blaschek W.. Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. 6. Aufl.. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2016
- Bundesinstitut für Risikobewertung. Risikobewertung macahaltiger Nahrungsergänzungsmittel. Stellungnahme Nr. 024/2007 des BfR vom 3. April 2007
- Madaus G.. Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Reprint Hildesheim: Olms; 2016