Kurz gefasst
Medizinische Leitlinien für die Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte sprechen sich für die Anwendung von Meerrettich und Kapuzinerkresse als mögliche nebenwirkungsarme Antibio-tika-Alternativen aus.
Die enthaltenen Senföle überzeugen durch ihre Multi-TargetStrategie - indem sie unter anderem Stoffwechsel, Filmbildung und Anheftung der ursächlichen Bakterien hemmen - und könnten auch ein sinnvolles Adjuvans zur Antibiotikatherapie sein.
In der Naturheilpraxis ist bei Zystitiden der ergänzende Einsatz weiterer Phytotherapeutika wie Brennnessel, Schafgarbe, Breitwegerich, Löwenzahn und Kahles Bruchkraut sinnvoll.
Antibiotika haben die Medizin verändert - und uns. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich unsere Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten drastisch steigerte. Vor ihrem Siegeszug starb geschätzt rund die Hälfte der Menschen an bakteriellen Infektionen [[1]]. Doch der Triumph hat seine Grenzen. Immer mehr Bakterien zeigen Resistenzen gegenüber antibiotischen Wirkstoffen, immer häufiger bleiben sogar Reserveantibiotika wirkungslos. Bemühungen von Politik und Pharmabranche, neue Wirkstoffe zu entwickeln, bleiben weit hinter den Erfordernissen zurück.
Ein notwendiger Teil der Lösung in der Krise ist die Reduktion von Antibiotika. Dort, wo es nicht notwendig ist, soll daher auf ihren Einsatz verzichtet werden. Diese allseits befürwortete Maßnähme scheitert jedoch allzu oft an der Praxis. Zu groß ist mangels effektiver Alternativen der Wunsch von Arzt und Patient nach einer wirkungsvollen Therapie. Hier schließt die Phytotherapie die Lücke.
Damit antibakteriell wirkende Heilpflanzen auch in den Arztpraxen Eingang finden, sind Hürden zu nehmen. Klinische Studien müssen ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit belegen, standardisierte Präparate - am besten in Arzneimittelqualität - müssen verfügbar sein. Dann kann eine Heilpflanze in die medizinischen Leitlinien aufgenommen werden.
Made in Germany: klinische Studien als Türöffner
Als 2017 die aktualisierte S3-Leitlinie für die Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfekten bei Erwachsenen erschien, fanden auch Meerrettich und Kapuzinerkresse als Therapieoption bei rezidivierender Zystitis Erwähnung [[2]]. Grundlage hierfür waren 3 aussagekräftige, in Deutschland durchgeführte Studien: In einer randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Studie senkten Extrakte aus Meerrettich und Kapuzinerkresse in einem dreimonatigen Zeitraum die Rezidive bei wiederkehrenden Zysti-tiden deutlich stärker als das verabreichte Placebo [[3]]. Zwei weitere große Studien verglichen die Wirksamkeit von Meerrettich und Kapuzinerkresse bei Sinusitis, Bronchitis und Zystitis bei insgesamt über 2000 Erwachsenen und Kindern mit einer Antibiotikatherapie, mit folgendem Ergebnis: Die Wirkung von Meerrettich und Kapuzinerkresse ließ sich bei Zystitis - bei etwas längerer Heilungsdauer, jedoch deutlich weniger Nebenwirkungen -mit Antibiotika vergleichen [[4], [5]].
Hintergrund: Wie kommen Heilpflanzen in die Leitlinien?
Verschiedene Verbände und Vereinigungen erstellen in Deutschland medizinische Leitlinien. Dazu zählt seit 1995 insbesondere die AWMF, die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften als Dachverband von 183 medizinischen Vereinigungen, die - in unterschiedlicher Zusammensetzung - Leitlinien für Diagnostik und Therapie erstellen. Sie bieten evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für die Ärzteschaft und Orientierungshilfen für Patienten.
In den Leitlinien sind naturheilkundliche Optionen leider unterrepräsentiert, selbst wenn diese sich in Praxis und Forschung bewährt haben. Das ändert sich in den letzten Jahren schrittweise: Zunehmend fließen auch naturheilkundliche und vor allem phytotherapeutische Empfehlungen ein. Dafür sorgen nicht zuletzt die Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde (seit 2018 Mitglied der AWMF) und insbesondere die Gesellschaft für Phytotherapie (seit 2013 Mitglied der AWMF), der unter anderem Prof. Dr. Karin Kraft und Prof. Jost Langhorst angehören. Sobald Leitlinien neu geschrieben oder aktualisiert werden, bringen sie ihre Fachkompetenz ein. Mittlerweile konnten damit in über 20 Leitlinien phytotherapeutische Optionen aufgenommen werden, teilweise mit klaren Empfehlungen für ihren Einsatz. Dies ist neben dem Engagement dieser Verbände auch der phytothe-rapeutischen Forschung zur verdanken: Da Leitlinien nur wissenschaftlich fundierte Empfehlungen berücksichtigen, sind aussagekräftige klinische Studien notwendig, welche die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachweisen.
Hinweis: Heilpraktiker, die Verbänden wie der Gesellschaft für Phytotherapie beitreten, unterstützen deren Arbeit und erhalten Zugang zu aktuellen Informationen und Veranstaltungen.
Alle 3 Studien wurden 2007 publiziert. Es erschienen jedoch keine entsprechenden Folgearbeiten, obwohl noch viele Fragen offen blieben, zum Beispiel wie Meerrettich und Kapuzinerkresse bei geriatrischen Patienten wirken oder ob sie bei der akuten Zystitis einem Antibiotikum tatsächlich nicht unterlegen sind - dies konnten bisherige Studien noch nicht abschließend klären. Auch einer kleinen, 2017 veröffentlichten und ebenfalls in Deutschland durchgeführten Studie gelang das nicht: Bei dieser nahmen 96 Probanden mit unkomplizierter Blasenentzündung teil. Meerrettich und Kapuzinerkresse zeigten auch hier eine mit dem Antibiotikum vergleichbare Wirksamkeit, wenngleich Letzteres etwas effektiver war. Die Aussagekraft der Arbeit ist jedoch gering, da nur etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden die Studie abschloss [[6]].
Boom bei Phytotherapeutika durch neue Leitlinien
Mittlerweile empfiehlt auch die 2012 veröffentlichte S2k-Leitlinie „Harnwegsinfektionen im Kindesalter“ bei unkomplizierten rezidivierenden Zystitiden im späten Kindes- und im Jugendalter die Anwendung von Phytotherapeutika (darunter auch solche mit Meerrettich und Kapuzinerkresse) als Möglichkeit der Infektionsprophylaxe [[7]].
Die Erwähnung in den Leitlinien sorgt für eine starke Verwendung der entsprechenden pflanzlichen Mittel: Phytotherapeutika, die bei Erkrankungen der Harnwege zur Anwendung kommen, erreichten 2022 in Deutschland einen Umsatz von 51 Millionen €. Zu diesen zählt auch das bekannte Kombinationspräparat aus Meerrettich und Kapuzinerkresse, Angocin® Anti-Infekt N. Neben diesem pflanzlichen Arzneimittel sind noch diverse Nahrungsergänzungsmittel mit der Kombination aus Meerrettich und Kapuzinerkresse erhältlich.
Auch wenn in diesem Beitrag der Fokus auf dieser Kombination liegt, soll hervorgehoben werden, dass sich mittlerweile auch andere phytotherapeutische Präparate in Studien und Praxis bei der Behandlung von Zystitis bewährt haben und in den entsprechenden Leitlinien Erwähnung finden oder finden werden. Dazu zählen ein Kombinationspräparat mit Rosmarin (Salvia rosmarinus), Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) und Liebstöckel (Levisticum officinale) und ein weiteres Präparat mit Echtem Goldrutenkraut (Solidago virgaurea), Katzenbart (Orthosiphon stamineus) und Hauhechel (Ononis spinosa) [[8], [9]]. Cranberryprä-parate zeigen positive Effekte in der Rezidivprophylaxe.
Multi-Target-Angriff der Senföle setzt Bakterien außer Gefecht
Der Einsatz von Meerrettich und Kapuzinerkresse ist vor allem bei der akuten oder rezidivierenden unkomplizierten Zystitis von Belang, also bei der Infektion der Harnblase ohne relevante funktionelle oder anatomische Anomalien (zum Beispiel Harnröhrens-triktur), Niereninsuffizienz oder relevante Begleiterkrankungen wie Harnblasensteine. Beide Heilpflanzen sind Hoffnungsträger in der Antibiotikakrise und bieten bei unkomplizierten akuten und rezidivierenden Zystitiden eine Alternative zur antibiotischen Therapie, da ihre Senföle Bakterien in den Harnwegen effektiv bekämpfen. Bei schwereren Verläufen und Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterienstämmen könnten sie in Zukunft ein sinnvolles Adjuvans zur Antibiose sein: Die Senföle schwächen die Abwehrmechanismen der Bakterien und damit wahrscheinlich auch ihre Wehrhaftigkeit gegenüber antibiotischen Wirkstoffen [[10]].
Das Wirkprinzip von Meerrettich und Kapuzinerkresse beruht auf den enthaltenen Senfölen (Isothiocyanaten), die mehrere Schlüsselenzyme in Bakterien attackieren. Dies hemmt deren Anheften an die Schleimhaut und die Bildung von Biofilmen durch Störung der bakteriellen Kommunikation (Quorum Sensing). Indem Senföle den oxidativen Stress innerhalb des Bakteriums erhöhen und gleichzeitig seine Entgiftung stören, können sie extreme Leistungseinbußen bis hin zu einem Versagen des Bakterienstoffwechsels herbeiführen. Die Bindung an Membranproteine schwächt zusätzlich die Membranstabilität der Bakterien, was ebenfalls ihr Überleben gefährdet. Diese Multi-Target-Strategie hat im Laufe der Evolution dafür gesorgt, dass das Ausbilden bakterieller Resistenzen gegenüber Senfölen sehr unwahrscheinlich bleibt.
Aktives Senföl durch Verletzung der Pflanze
Die Aggressivität der Senföle könnte Meerrettich und Kapuzinerkresse auch selbst schädigen, weshalb sie in diesen Pflanzen in unschädlicher Form vorliegen - glykosidisch gebunden als Senfölglykoside (Glukosinolate). Bei Verletzung des Pflanzengewebes (zum Beispiel durch einen Biss oder durch mechanische Zerkleinerung) kommen die Senfölglykoside mit dem pflanzeneigenen Enzym Myrosinase in Kontakt. Dieses spaltet den Zuckerteil ab, das wirksame Senföl wird frei. Werden Meerrettich und Kapuzinerkresse frisch konsumiert oder zum Beispiel zu einer Tinktur verarbeitet, setzt dies somit Senföle frei, die sich dann im Mundraum oder in der Zubereitung wiederfinden.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen beachten
Im Körper kann die Reizwirkung der Senföle bei Entzündungen oder Verletzungen der Schleimhäute des Verdauungstraktes und der Nieren zu verstärkten Beschwerden führen - Menschen mit Magen- und/oder Darmgeschwüren oder einer Nierenentzündung dürfen Meerrettich und Kapuzinerkresse nicht einnehmen. Auch mögliche Nebenwirkungen wie Blähungen, Magenschmerzen, Sodbrennen, Durchfall oder Übelkeit sind Ausdruck einer Reizung durch Senföle. In diesen Fällen ist die Einnahme auszusetzen und Rücksprache mit einem Therapeuten zu halten.
Eine Allergie gegen Meerrettich und Kapuzinerkresse stellt eine Gegenanzeige dar. Aufgrund fehlender Daten zur Unbedenklichkeit sollten Meerrettich und Kapuzinerkresse während der Schwangerschaft und der Stillzeit nur nach ärztlicher Zustimmung eingenommen werden.
Metabolismus im Körper: freier Wirkstoff erst am Zielort
Bei der Anwendung von getrocknetem Pflanzenmaterial (zum Beispiel als Teedroge oder Ausgangsmaterial für die Herstellung von Präparaten) werden nur geringe Mengen Senföle, aber größere Anteile Senfölglykoside aufgenommen. Deren Spaltung erfolgt dann im Verdauungstrakt - wieder durch die Myrosinase. Zum kleinen Teil gelangt das Enzym als Bestandteil der Pflanzen dorthin, zum größeren Teil wird es im Darm von Enterococcus- und Lactobacillusarten produziert. Damit die Senföle im Körper keinen Schaden anrichten, werden sie nach ihrer Aufnahme bereits in der Pfortader oder der Leber erneut gebunden, dieses Mal an Aminosäuren. So gelangen sie an die Ausscheidungsorte: das Gewebe von Lunge und Niere. Für die Ausscheidung wird die Aminosäure wieder abgespalten, woraufhin das freie Senföl in die Atem-und Harnwege gelangt und dort eingedrungene Mikroorganismen attackiert [[11]].
Bei der Anwendung von frischem Pflanzenmaterial (zum Beispiel bei der Herstellung einer Tinktur oder beim Verzehr von Frischpflanzen) gelangen neben Senfölglykosiden auch viele freie Senföle in den oberen Verdauungstrakt. Diese können von der dortigen Schleimhaut aufgenommen werden und werden ebenfalls - an Aminosäure gebunden - über das Blut an die Ausscheidungsorte transportiert.
Phytotherapie in der S3-Leitlinie: von der Option zur Empfehlung
Die S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen befindet sich gerade in Überarbeitung. Die Neufassung dürfte noch in diesem Jahr erscheinen. Die Autoren bewerten den Einsatz von Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten nach dem bisherigen Stand deutlich kritischer als in der alten Fassung und konkretisieren ihre Empfehlung zu evidenzbasierten Alternativen wie Phytotherapeutika. In der Fassung von 2017 hieß es noch, dass Alternativen wie geeignete Phytotherapeutika zur antibiotischen Therapie in Erwägung gezogen werden können.
Privatdozentin Dr. Jennifer Kranz gab Ende 2023 auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie Einblick in den momentanen Überarbeitungsstand der Leitlinie. Alternativen zur Antibiotikatherapie wird die Neufassung demnach nicht als Option darstellen, sondern als klare Empfehlung: Sie „können“ nicht mehr, sondern „sollten“ in Erwägung gezogen werden - ein in der Sprache der Leitlinien entscheidender Unterschied, der gerade der Phytotherapie als wichtigste genannte Alternative zusätzlichen Aufwind verleihen dürfte [[12]].
Merke: In Zusammenhang mit der Therapie von Harnwegsinfekten sind mögliche Behandlungsverbote für Heilpraktiker laut dem IfSG zu beachten, zum Beispiel bei sexuell übertragbaren Krankheiten.
Weitere phytotherapeutische Strategien nutzen
Die Phytotherapie bietet bei einer Zystitis jedoch deutlich mehr Strategien als die Bekämpfung der Erreger. Sie kann daneben noch das Immunsystem aktivieren, Entzündung und Schmerz lindern, die Bildung von bakteriellen Biofilmen hemmen und durch die Erhöhung der Harnmenge das Ausscheiden von Erregern erleichtern (Durchspülungstherapie). Es ist zielführend, diese teilweise synergistischen Wirkungen gerade bei rezidivierenden Harnwegsinfekten zu nutzen (siehe Teerezept).
So erschwert es die Brennnessel (Urtica dioica) Bakterien, Biofilme zu bilden. Ihre Gerbstoffe hemmen Studien zufolge auch die Funktionalität der Härchen (Fimbrien), mit denen sich Bakterien an die Schleimhaut heften. Dies erleichtert ihr Ausspülen aus der Blase, das die Brennnessel auch durch ihre aquaretischen Eigenschaften fördert. Auch Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) und das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra) wirken aquaretisch. Letzteres dürfte durch seinen Gehalt des krampflösenden Cumarins Umbelliferon bei Schmerzen hilfreich sein. Die spasmolyti-schen Flavonoide der Schafgarbe (Achillea millefolium) dürften ebenfalls schmerzlindernd wirken. Der Breitwegerich (Plantago major) ist aufgrund seiner wundheilenden, entzündungshemmenden und schwach immunstimulierenden Wirkung interessant [[13]].
Rezeptur: Tee bei akuter oder rezidivierender Zystitis
Der folgende Tee kann (evtl. begleitend zur Einnahme von Angocin® Anti-Infekt N - vorgeschlagene Dosierung 3 × 4 Tbl. tgl., Anwendungsdauer nicht begrenzt) bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt eingenommen werden. Die Mischung enthält diverse Arzneipflanzen, die sich bei dessen Behandlung bewährt haben und unterschiedliche synergistische Effekte beisteuern:
- 20 g Herba Millefolii (entzündungshemmend, entkrampfend, antimikrobiell)
- 15 g Herba Herniariae (entkrampfend, antimikrobiell, adstringierend, aquaretisch)
- 30 g Herba cum Radice Taraxaci (aquaretisch)
- 25 g Herba Plantaginis majoris (entzündungshemmend, wundheilend, immunstimulierend)
- 20 g Folia Urticae (aquaretisch, Anti-Biofilm-Wirkung, immunstimulierend)
3 × tgl. vor den Mahlzeiten 1 EL mit 250 ml heißem Wasser übergießen, zugedeckt 15 min ziehen lassen und ungesüßt trinken. Für die Durchspülungstherapie ist begleitend eine ausreichende Trinkmenge (2-3 l Wasser/Tag) notwendig (Kontraindikation: Ödeme bei Herz-und Niereninsuffizienz).
Alternativ zur Einnahme von Präparaten können Meerrettich und Kapuzinerkresse auch direkt in den Tee integriert und der Mischung hinzugefügt werden (Anwendung wie beschrieben):
- 20 g Herba Tropaeoli (antimikrobiell, entzündungshemmend, An-ti-Biofilm-Wirkung, immunstimulierend)
- 45 g Radix Armoraciae (antimikrobiell, entzündungshemmend, Anti-Biofilm-Wirkung)
Zusammenfassung
Ärztliche Leitlinien legen fest, welche Therapien in Deutschland als evident gelten und folglich großflächig angewandt werden. Die wichtigsten Leitlinien, jene der AWMF, beinhalten zunehmend auch naturheilkundliche, insbesondere phytotherapeutische Aspekte. Zwei Leitlinien sprechen sich mittlerweile für die Phytotherapie bei unkomplizierten Harnwegsinfekten aus, mit jeweiliger Nennung der Kombination von Meerrettich und Kapuzinerkresse. Nach einem anfänglichen „Hype“ an klinischer Forschung blieben jedoch weitere Studien aus und ließen Fragen offen, darunter: Wie effektiv sind Meerrettich und Kapuzinerkresse als Adjuvans bei der antibiotischen Therapie, und steigern sie deren Wirksamkeit? Wie sind ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit bei geriatrischen Patienten zu beurteilen? Inwiefern sind Synergieeffekte mit anderen Arzneidrogen zu erwarten? Die letzte Frage lässt sich gut in der Naturheilpraxis erproben - nach Erfahrung des Autors mit positiven Ergebnissen.
Autor
Sebastian Vigl
Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Phytotherapie
Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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