OvarialkarzinomEierstockkrebs: Operative Qualität entscheidend

Die operative Qualität ist der wohl entscheidende Faktor, um Eierstockkrebs erfolgreich zu behandeln. So lautet das Fazit der TRUST-Studie.

Frauenhände halten ein Uterus-Eierstock-Modell
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Meist wird das Ovarialkarzinom mangels spezifischer Symptome oder einer funktionierenden Früherkennung erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

Sollten Patientinnen mit Ovarialkarzinom zuerst mit einer Chemotherapie behandelt werden, um den Tumor zu verkleinern - und dann eine sogenannte Intervalloperation folgen? Oder leben sie länger und besser mit einer Primäroperation ohne vorherige Chemotherapie?

Die bisherige Datenlage brachte keine Klarheit. In der großen TRUST-Studie hat ein internationales Team um Prof. Sven Mahner vom LMU Klinikum München die Verfahren verglichen.

"Entscheidend ist zuallererst die operative Qualität, die sicherstellt, dass der Tumor komplett entfernt wird", lautet das Fazit von Mahner. "Unter dieser Voraussetzung und trotz der fortgeschrittenen Erkrankung haben die Patientinnen in der TRUST-Studie unabhängig vom Zeitpunkt der OP im Mittel 52 Monate überlebt." Das sei ein beeindruckender Wert. Das mediane Überleben sei in vorangegangenen Studien nur etwa halb so lang gewesen.

Unterm Strich, so Mahner weiter, "bringt die Primäroperation im Vergleich zur Intervalloperation langfristig Vorteile für die meisten der Patientinnen."

TRUST-Studie

Etwa eine von 76 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs. 2024 waren es insgesamt mehr als 7300 in Deutschland.

Meist wird das Ovarialkarzinom mangels spezifischer Symptome oder einer funktionierenden Früherkennung erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Dann empfehlen die Fachleute ihren Patientinnen eine Operation. Ob aber eine Primäroperation mehr bringt als eine Intervalloperation, war ungeklärt.

„Es ist einfach schwer, derart komplexe Operationen mit unzähligen Einzelschritten wissenschaftlich sauber in Studien zu vergleichen“, sagt Sven Mahner. Infolgedessen haben die Autoren der neuen TRUST-Studie einen „unglaublichen Aufwand“ betrieben, um in allen beteiligten qualifizierten Krebszentren die höchste Qualität bei der Operation zu gewährleisten.

High-End OP-Standards mit hoher Erfolgsrate

Dann wurden knapp 700 Patientinnen mit einem fortgeschrittenen, aber operabel erscheinenden Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs nach dem Zufallsprinzip einer Primäroperation mit anschließender Chemotherapie oder einer Chemotherapie für 3 Zyklen mit anschließender Intervall-OP und nachfolgend nochmals 3 Zyklen Chemotherapie zugewiesen. Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre.

  • Die operativen High-End-Standards führten zu einer sehr hohen Erfolgsrate: In etwa drei Viertel aller Fälle konnten die Tumoren restlos entfernt werden.
  • Im Langzeitverlauf zeigte sich, dass nach einer erfolgreichen Primäroperation nach 5 Jahren etwa jede vierte Patientin ohne Rückfall, und damit mutmaßlich geheilt war.
  • Bei Intervalloperation nach neoadjuvanter Chemotherapie war es nur etwa jede zehnte.

"Auf lange Sicht scheint es günstiger für die Patientinnen, primär operiert zu werden", sagt Mahner, "auch wenn der Unterschied im Gesamtüberleben nur numerisch nachweisbar war und die geplante statistische Sicherheit nicht erreicht wurde." Das mittlere Gesamtüberleben nach Primäroperation lag mit rund 54 Monaten ein halbes Jahr über dem beobachteten Überleben von 48 Monaten nach Intervalloperation.

Weitere Erkenntnis der TRUST-Studie

Stellt sich bei einer Primäroperation heraus, dass wider Erwarten nicht das gesamte Tumorgewebe entfernt werden kann, ist vermutlich ein Abbruch der OP an dieser Stelle sinnvoll. Das war in unserer Studie bei ca. 30 Prozent der Patientinnen der Fall.

"Auf Basis der TRUST-Ergebnisse würde ich diesen Frauen nun zunächst eine Chemotherapie empfehlen und nach 3 Zyklen gegebenenfalls einen erneuten Operationsversuch in einer Intervall-OP. Dann besteht nochmal für 50 Prozent der initial nicht komplett operablen Frauen die Chance auf Tumorfreiheit", sagt Mahner.

Erfreulicherweise gab es bei der Lebensqualität der Patientinnen in beiden Studiengruppen keine Unterschiede. Auch die Komplikationsrate war bei der Primäroperation mit 18 Prozent etwas höher als bei der Intervalloperation mit 12 Prozent.

Noch unklar ist, warum das zwar langfristig bessere Überleben nach Primäroperation in den ersten Monaten nach der OP im Vergleich zur Intervalloperation etwas reduziert ist. Ob bestimmte Faktoren bei der Patientinnenselektion oder einzelne Operationsschritte hierfür ursächlich sind, wird gegenwärtig untersucht.

Insgesamt sei unabhängig von der Wahl der Operationsmethode nach der TRUST-Studie klar:

"Der alles überstrahlende Faktor in der Behandlung von Frauen mit Eierstockkrebs ist die Sicherung der höchsten operativen Qualität", so Sven Mahner.

Quelle: Klinikum der Universität München