Die Ursache für Frontotemporale Demenz ist bei bis zu 40% der Fälle genetisch: Wer die entsprechende genetische Veränderung in sich trägt, erkrankt unausweichlich. Forschende haben einen Therapieansatz entwickelt, der es ermöglicht, das fehlende Protein im Gehirn zu ersetzen.
Mit ihrem Ansatz konnten die Forschenden zeigen:
Formen der Frontotemporalen Demenz, die auf einem teilweisen Verlust von Progranulin beruhen, sind in vorklinischen Versuchen mithilfe einer Ersatztherapie behandelbar.
Therapieziel: Eiweiß Progranulin
Frontotemporale Demenz ist bislang unheilbar. Es kommt zu Gedächtnisverlust, Sprachstörungen und Veränderungen der Persönlichkeit.
In 5-12% der Fälle löst der Rückgang von Progranulin die Erkrankung aus. Der Verlust dieses Eiweißes führt zu Defiziten im Proteinabbaus, wodurch sich unlösliche giftige Proteine ablagern. Das führt zur Entzündung des Gehirns, Nervenzelltod und damit verbundenen massiven Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems.
Dr. Anja Capell von der LMU berichtet: „Hierzu haben wir Progranulin in das Erbgut eines Virus eingebaut.“ Im Anschluss spritzte das Team die so modifizierten Viren in die Blutbahn von Mausmodellen. „Der Virus befiel gezielt Leberzellen, die dann Progranulin in großen Mengen produzieren und in das Blut abgeben.“ So umgeht dieser Ansatz die Injektion von Viren direkt in das Gehirn, was mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein könnte.
Damit diese periphere Lösung funktioniert, mussten die Forschenden einen Trick anwenden, um die Bluthirnschranke zu überwinden. Diese blockiert normalerweise den Austausch von Biomolekülen zwischen Blut und Gehirn. Ein sogenannter Gehirn-Shuttle ermöglicht den sehr effektiven Transport über diese Barriere.
Symptome gehen im Mausmodell massiv zurück
„Nach einmaliger Verabreichung des Virus haben wir dann überprüft, ob die Krankheitsmerkmale zurückgehen“, sagt Prof. Dominik Paquet vom Institut für Schlaganfall und Demenzforschung. Tatsächlich ließen sich Schädigungen des Proteinabbaus, die Ablagerung unlöslicher giftiger Proteine, eine Entzündung des Gehirns, Bewegungsstörungen und der Tod von Nervenzellen massiv reduzieren.
„Daraufhin haben wir in Stammzellmodellen überprüft, ob sich dieser Ansatz auf den Menschen übertragen lässt.“ Auch hier konnten die Merkmale der Erkrankung deutlich reduziert werden.
Mit ihrem Ansatz konnten die Forschenden zeigen, dass Formen der Frontotemporalen Demenz, die auf einem teilweisen Verlust von Progranulin beruhen, in vorklinischen Versuchen mithilfe einer Ersatztherapie behandelbar sind.
Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München