GNTM und KörperbildGermany's Next Topmodel: Einfluss auf Körperbild und Essstörungen

Die Model-Casting-Show Germany’s Next Topmodel steht seit Jahren in der Kritik, ein unrealistisches Schönheitsideal zu vermitteln. Eine Studie hat das nun untersucht.

Papierfrau schaut sich im Spiegel an, sieht sich dicker als in der Realität
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Die Diskrepanz zwischen eigenem Körper und verinnerlichtem Körperideal stieg bei den Studienteilnehmerinnen nach dem Schauen der Casting-Show.

Die Model-Casting-Show Germany’s Next Topmodel (GNTM) steht seit Jahren in der Kritik: Sie vermittle ein einseitiges und unrealistisches Schönheitsideal. Eine aktuelle Studie der Universität Osnabrück hat aus psychologischer Perspektive genauer untersucht, welchen Einfluss die Casting-Show auf Frauen mit und ohne bestehende Essstörung hat.

Studie

Seit der Erstausstrahlung im Jahr 2006 ist das Konzept der Sendung im Kern unverändert: Vornehmlich junge Kandidatinnen und neuerdings auch Kandidaten, durchlaufen verschiedene Aufgaben wie Foto-Shootings oder Catwalks. Die Kandidat*innen entsprechen meist einem schlanken bzw. muskulösen Körperideal.

Bei den Foto-Shootings und Catwalks werden ihr Aussehen und ihre Körperform explizit bewertet. Schlankheit und Attraktivität werden dabei als zentrale Erfolgsfaktoren inszeniert.

In der Osnabrücker Studie analysierte ein Team um die Psychologin Prof. Silja Vocks, wie sich das Anschauen von Germany’s Next Topmodel auf die psychische Gesundheit von Frauen mit und ohne Essstörung auswirkt.

36 Teilnehmerinnen mit selbst berichteter Essstörung und 143 Frauen ohne Essstörungen schauten sich die 18. Staffel der Casting-Show in ihrer privaten Umgebung an. Sie machten vor, während und nach jeder Folge Angaben zu ihrer Stimmung, ihrem Selbstwertgefühl und den Einstellungen in Bezug auf ihren eigenen Körper.

Ergebnisse

  • Die Frauen mit Essstörung zeigten nach dem Schauen der GNTM-Episoden eine verstärkt wahrgenommene Diskrepanz zwischen dem eigenen Körper und ihrem verinnerlichten Körperideal.
  • "Diese Diskrepanz zum eigenen Schönheitsideal nahm im Laufe der Staffel Germany’s Next Topmodel weiter zu", berichtet die Psychologin Friederike Holtmann.
  • Die Studienteilnehmerinnen, egal ob mit oder ohne Essstörung, waren nach dem Anschauen der Sendung unzufriedener mit ihrem Körper als davor, so Holtmann weiter.
  • Die Diskrepanz zwischen dem eigenen Körper und dem verinnerlichten Körperideal war nach dem Schauen der gesamten Staffel signifikant angestiegen. 

Fazit

„Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse über mögliche negative Auswirkungen von Model-Casting-Shows auf die psychische Gesundheit von Frauen“, so Prof. Silja Vocks. Die Effekte scheinen besonders stark bei Frauen mit Essstörungen zu sein, sodass diese Sendungsformate auch zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beitragen können.

„In einer Gesellschaft, in der Sendungsformate wie Germany’s Next Topmodel und Soziale Medien allgegenwärtig sind und das Selbstbild vieler Menschen prägen, ist es umso wichtiger, sich deren Auswirkungen bewusst zu sein und eine kritischere Medienkompetenz zu entwickeln“, sagt Holtmann.

Quelle: Universität Osnabrück