
Coxarthrose wird mit Bewegung, Physiotherapie sowie entzündungshemmenden Schmerzmitteln behandelt. Bei starkem Übergewicht wird eine Gewichtsabnahme empfohlen.
Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass eine physiotherapeutische Behandlung eine Operation für einen Hüftgelenksersatz (Hüft-TEP) hinauszögern und auch Beschwerden wie Schmerzen reduzieren kann. Wie lange sich ein Gelenkersatz hinauszögern lässt, können die vorhandenen Studien nicht beantworten.
Hüftarthrose: Kann Physiotherapie eine Operation verzögern oder vermeiden?
Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftler*innen untersucht, ob
- bei einer Coxarthrose die Behandlung mit Physiotherapie eine Operation (mit Gelenkersatz) hinauszögern oder verhindern kann,
- durch Physiotherapie Schmerzen gelindert werden und
- sich die Beweglichkeit oder Lebensqualität verbessern.
Hinweise auf positive Effekte, aber offene Fragen
Die Wissenschaftler*innen identifizierten 14 Studien. Diese befassten sich mit der Frage, ob durch Physiotherapie eine OP mit Hüftgelenkserstz verzögert oder vermieden werden kann oder zumindest die Symptome beeinflusst werden können, aufgrund derer eine Indikationsstellung für eine OP erfolgt.
In diesen Studien wird ein breites Spektrum physiotherapeutischer Interventionen untersucht, u.a.:
- multifunktionelle Übungen zum Training von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit,
- Patientenschulungen zum Selbstmanagement,
- Behandlung mittels regelmäßiger warmer Bäder.
Die Autor*innen des Berichts verwerteten allerdings aufgrund eines zu hohen Anteils fehlender Daten die Ergebnisse von 7 dieser 14 Studien nicht. Zudem war das Verzerrungspotenzial der eingeschlossenen Studien – mit Ausnahme einer Studie – hoch. Auch ist die Interventions- und Nachbeobachtungsdauer, insbesondere bei den im Bericht betrachteten physikalischen Interventionen, teilweise sehr kurz.
Das Autorenteam hat zudem eine abgeschlossene Studie mit bisher unveröffentlichten Ergebnissen identifiziert, die gegebenenfalls bedeutsame Ergebnisse zum Endpunkt Hüftgelenkersatz enthält. Die Ergebnisse dieses ThemenCheck-Berichts zum Endpunkt Hüftgelenkersatz sind daher möglicherweise verzerrt. Darüber hinaus laufen aktuell weitere 13 Studien. Möglicherweise lassen sich nach Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Studien die Effekte physiotherapeutischer Interventionen zuverlässiger beurteilen.
Trotz der teilweise fehlenden Daten und der geschilderten Mängel der Studien kommen die Autor*innen zu dem Schluss
- Physiotherapeutisch angeleitete Übungen zum Training von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer im Vergleich zu einer Versorgung ohne diese Programme können das Risiko für einen Hüftgelenkersatz 2,5 Jahre (zwei Studien) bzw. 4,5 Jahre (eine Studie) nach Therapieende reduzieren.
- Dabei zeigten sich günstige Effekte vor allem bei einem frühem Therapiebeginn im Krankheitsverlauf.
Physiotherapeutisch angeleitete Kräftigungs-, Flexibilitäts- und Ausdauerübungen, für die im Bericht positive Ergebnisse berichtet werden, bilden nur ein kleines Spektrum der physiotherapeutischen Versorgung ab. Zur Beantwortung der Frage, ob Physiotherapie eine Operation verzögern oder vermeiden kann, müssten auch weitere physiotherapeutische Interventionen über einen ausreichend langen Zeitraum untersucht werden.
Bei Hüft-TEP Zweitmeinungsverfahren möglich
Seit Oktober 2024 können gesetzlich Versicherte, denen der Einsatz einer Total- oder Teilprothese am Hüftgelenk empfohlen wird, eine zweite ärztliche Meinung einholen. Die als sogenannte Zweitmeiner tätigen Ärzt*innen prüfen, ob die geplante Operation auch aus ihrer Sicht medizinisch notwendig ist. Zudem beraten sie zu möglichen Behandlungsalternativen.
Das IQWiG hat eine erweiterte Entscheidungshilfe Hüftarthrose: Künstliches Hüftgelenk – ja oder nein? erstellt. Diese fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zusammen.
Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen