ErnährungKinder essen mehr Obst und Gemüse bei längeren Familienmahlzeiten

Kinder essen mehr Obst und Gemüse, wenn die Familienmahlzeit 10 Minuten länger dauert als üblich - etwa 30 Minuten. Und wenn das Obst in mundgerechten Stücken auf dem Tisch steht.

2 Mädchen am Esstisch essen Gemüse
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5 Portionen Obst und Gemüse täglich empfehlen die Ernährungs-Fachgesellschaften.

Kinder essen mehr Obst und Gemüse, wenn sich die Familien mehr Zeit für ihre Mahlzeiten nehmen. Das ist das Ergebnis einer randomisierten klinischen Studie. Die Forschenden von der Uni Mannheim und dem Max-Planck-Institut Berlin untersuchten, wie sich einer längere Dauer der Familienmahlzeiten auf den Obst- und Gemüseverzehr der Kinder auswirkt.

Studie

50 Eltern und 50 Kinder nahmen an der Studie teil. Das Durchschnitts­alter der Kinder lag bei 8 und das der Eltern bei 43 Jahren. Es nahmen gleich viele Jungen und Mädchen an der Studie teil. Den Teilnehmenden wurde ein typisch deutsches Abendbrot mit Brot, Aufschnitt und Käse sowie mund­gerechten Obst- und Gemüsestücken serviert.

Die Studie wurde in einem Familienmahlzeiten-Labor in Berlin durchgeführt. Die Kinder benötigten keine speziellen Diäten, z.B. aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Interventionsgruppe saß im Schnitt 10 Minuten länger bei der Familienmahlzeit zusammen. Die Kontrollgruppe saß rund 20 Minuten gemeinsam am Abendbrottisch. Diese Dauer hatten die Studienteilnehmer*innen als üblich berichtet.

Das Experiment hat gezeigt, dass Kinder deutlich mehr Obst und Gemüse verzehrten, wenn sie durchschnittlich nur 10 Minuten länger am Tisch saßen als sonst – also insgesamt 30 Minuten. Im Durchschnitt aßen sie etwa 100 Gramm mehr Obst und Gemüse. Das entspricht etwa einer der 5 empfohlenen täglichen Portionen Obst und Gemüse und ist so viel wie ein kleiner Apfel oder eine kleine Paprika.

Die Studie belegt zudem, dass längere Familienmahlzeiten nicht dazu führten, dass Kinder auch mehr zu Brot oder Aufschnitt griffen, sie nahmen auch nicht mehr Dessert. Die Forschenden vermuten, dass das in mund­gerechte Stücke geschnittene Obst und Gemüse bequemer zu essen und daher verlockender war.

„Diese Er­kenntnis hat praktische Aus­wirkungen auf die öffentliche Gesundheit, da eine zusätzliche Portion Obst und Gemüse täglich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 6 bis 7 Prozent verringert“, erklärt die Gesundheitspsychologin Prof. Jutta Mata.

Wie es im Alltag gelingen könnte

Die Forscher*innen geben zudem Tipps, wie es im Alltag gelingen könnte, neue Routinen wie eine längere Familienmahlzeit zu etablieren:

  • sich auf die Mahlzeiten konzentrieren, bei denen mehr Zeit möglich wäre (also nicht das Frühstück, wenn alle in Eile sind)
  • die Vorlieben der Kinder einbeziehen, z.B. mit Musik im Hintergrund
  • transparente Regeln festlegen, z.B. dass alle für eine bestimmte Zeit am Tisch bleiben

Sie räumen aber auch ein, dass eine solche Umstellung nicht immer funktioniert und Zeit braucht.

Quelle: Universität Mannheim

Literatur

Dallacker M, Knobl V, Hertwig W, Mata J. Effect of Longer Family Meals on Children’s Fruit and Vegetable Intake A Randomized Clinical Trial. JAMA Network Open 2023; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.6331

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