
Wissenschaftler*innen erforschen, ob spezielle Trinknahrung Mikrobiom-Transfer dauerhafte Therapieerfolge bei Morbus Crohn bringt.
Ernährungstherapie bei Morbus Crohn: Eine spezielle Trinknahrung hat positiven Einfluss auf Morbus Crohn. Forschende fanden heraus:
Die in der Trinknahrung enthaltenen mittelkettigen Fettsäuren wirken positiv auf bestimmte Bakterien im Darm wirken, die sich vermehren und die Entzündung abklingen lassen.
Eine spezielle Trinknahrung kann wesentlicher Bestandteil einer Morbus Crohn-Therapie sein. Betroffene ernähren sich 6 bis 8 Wochen ausschließlich von diesem Produkt und verzichten vollständig auf feste Nahrung. Warum genau das hilft, war bislang unklar.
Forschende der TU München (TUM) und des LMU Klinikums konnten nun den Mechanismus dahinter entschlüsseln. Aufbauend auf diesen Ergebnissen starten sie jetzt eine klinische Studie zu einer neuartigen Therapie. Hierfür kombinieren sie die Ernährungstherapie mit einem Mikrobiom-Transfer, besser bekannt als Stuhltransfer.
Spezielle Trinknahrung wirkt ohne Medikamente
Vitamine, Mineralstoffe, Proteine, Kohlenhydrate und Fettsäuren: Die spezielle Trinknahrung enthält alle lebenswichtigen Nährstoffe und wirkt ohne Medikamente bei den meisten Betroffenen mit Morbus Crohn innerhalb weniger Tage. Daher wird die exklusive Ernährungstherapie (EEN) seit mehreren Jahrzehnten vorrangig bei Kindern und Jugendlichen erfolgreich eingesetzt. Sie wirkt nicht nur gegen die Entzündung, sondern beeinflusst zudem das Wachstum positiv. Aber auch bei Erwachsenen ist diese Therapie wirksam. Innerhalb eines Jahres nach Ende der Therapie kehren die Symptome jedoch bei den meisten zurück.
Wie also könnte die Wirkung der Ernährungstherapie verlängert werden? Prof. Dirk Haller von der TU München und Dr. Tobias Schwerd vom Dr. von Haunerschen Kinderspital haben dafür einen Ansatzpunkt entwickelt. Die Forschenden konnten nachweisen, wie sich das Darm-Mikrobiom durch die Ernährungstherapie verändert und für den Behandlungserfolg mitverantwortlich ist.
Sie fanden heraus:
- Die in der Trinknahrung enthaltenen mittelkettigen Fettsäuren wirken positiv auf bestimmte Bakterien im Darm wirken, die sich vermehren und die Entzündung abklingen lassen.
- In einem künstlichen Darm-Modell wurde der Stuhl von Patient*innen mit der Trinknahrung behandelt, woraufhin das Mikrobiom sich anpasste. Wurde dieses nun einer Maus hinzugefügt, entwickelte sich keine Entzündung. Wurde es hingegen nicht vorab durch die Trinknahrung angepasst, entwickelte die Maus entzündungstypische Symptome.
Klinische Studie zu Mikrobiom-Therapie bei Morbus Crohn
Ob dieser Mechanismus auch im Menschen funktioniert – sich also im Anschluss an den „Mikrobiom-Neustart“ gezielt ein gesünderes Mikrobiom aufbauen lässt – erforscht das Team nun in einer klinischen Studie. Ziel ist es, den entzündungsfreien Zustand so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Hierfür setzen die Forschenden im Anschluss an die Ernährungstherapie auf einen fäkalen Mikrobiom-Transfer (Stuhltransfer).
Bei diesem Verfahren „spenden“ ausführlich getestete gesunde Menschen ihr Mikrobiom, das medizinisch aufbereitet und zu Kapseln verarbeitet wird. Dies geschieht an der Uniklinik Köln bei der Infektiologin Prof. Maria J.G.T. Vehreschild, die ebenfalls an der klinischen Studie beteiligt ist. Die Patient*innen nehmen die Kapseln im Anschluss an die Ernährungstherapie.
„Bei anderen Darmerkrankungen wird der Mikrobiom-Transfer bereits erfolgreich eingesetzt. Nun hoffen wir, dass sich dieser Transfer auch bei Morbus Crohn als neuer Therapieansatz beweisen kann“, so Haller.
Schwerd erklärt: „Wir konzentrieren uns in der Studie v.a. auf 3 Fragen:
- Wie sicher ist diese Therapie?
- Wie praktikabel ist sie?
- Und kann sie die Betroffenen stabilisieren und das Wiederauftreten der Entzündung vermeiden oder wenigstens verzögern?
Wenn es uns gelingt, diese gesunde Darmbesiedlung langfristig in das Mikrobiom der Patient*innen zu integrieren, haben wir einen großen Schritt in der Therapie geschafft.“
EEN-RICH-Studie sucht noch Proband*innen
Die EEN-RICH Studie sucht aktuell noch weitere Probandinnen und Probanden im Alter zwischen 14 bis 45 Jahren. Im weiteren Verlauf können auch Kinder ab 8 Jahren teilnehmen.
Kontakt
- Tel.: +49 89 4400 53680
- E-Mail: EENRICH-Studie@med.uni-muenchen.de
- Web: http://www.een-rich.de/
Quelle: TU München