ErnährungssicherheitNanoplastik in Tierzellen nachgewiesen

Forschende haben Nanoplastik in Nutztierzellkulturen nachgewiesen. Daraus resultieren mögliche Risiken für Tiergesundheit, Fleischerzeugung und die Ernährungssicherheit des Menschen.

Ein Stück Fleisch wird mit einer Pinzette in eine kleine Petrischale gelegt. Im Hintergrund sind eine weitere Petrischale, sowie weitere Fleischproben zu sehen.
Microgen/stock.adobe.com

Forschende haben nachgewiesen, dass Tierzellen Nanoplastikpartikel aufnehmen.

In einer gemeinsamen Studie haben Forschende des FBN und der Universität Udine untersucht, wie Nanoplastikpartikel in Tierzellkulturen aufgenommen werden.

Studie

Untersucht wurden Granulosazellen von Rindern, die eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung spielen, sowie Myoblasten von Schweinen, aus denen Muskelgewebe gebildet wird. Zu den Zellen wurden Nanoplastikpartikel in 3 Konzentrationen gegeben, um mögliche Effekte zu untersuchen. Die Forschenden haben das Zellwachstum live überwacht und dabei sowohl Zellgesundheit als auch Hormonspiegel analysiert.

Folgen für Fruchtbarkeit und Fleischerzeugung möglich

Die Forschenden haben nachgewiesen, dass Nanoplastikpartikel aus Polystyrol in Zellkulturen von Rindern und Schweinen aufgenommen werden. Diese Aufnahme führte zu Veränderungen, die langfristig die Zellfunktion und Gesundheit der Tiere beeinträchtigen könnten. Bereits geringe Konzentrationen Nanoplastik führten zu mikroskopisch sichtbaren Einlagerungen. Diese könnten die Fruchtbarkeit der Tiere sowie deren Produkte beeinträchtigen.

„Da wir über Nanoplastik noch viel zu wenig wissen und der Nachweis schwierig ist, sind unsere Ergebnisse besonders wichtig, um die Risiken besser abschätzen zu können“, erläutert Dr. Anja Baufeld von der Arbeitsgruppe Zellphysiologie und Reproduktion am FBN. „Als wir sahen, dass Nanoplastik in die Zellen eindringt, wussten wir, dass dies weitreichende Folgen haben könnte“, so Baufeld weiter.

Risiken für den Menschen nicht ausgeschlossen

Nutztiere sind Teil der menschlichen Nahrungskette. Direkte gesundheitliche Risiken für Verbraucher lassen sich derzeit nicht ableiten. Dennoch mahnen die Forschenden, die langfristigen Folgen von Mikro- und Nanoplastik genauer zu untersuchen. „Unsere Forschung zeigt, dass Nanoplastik nicht nur ein Umweltproblem ist, sondern potenziell auch direkte Folgen für die Gesundheit von Nutztieren haben könnte. Diese ersten Hinweise machen deutlich, wie wichtig es ist, Plastikverschmutzung noch intensiver zu erforschen, um mögliche Risiken sowohl für Tiere als auch für Menschen frühzeitig einschätzen zu können“, sagt Baufeld. Die Studie bildet eine wichtige Grundlage, um die Auswirkungen von Nanoplastik auf Tiere besser zu verstehen – und mögliche Risiken für Umwelt und Mensch zu minimieren.

Am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie wird das Thema Plastikverschmutzung und ihre Auswirkungen auf Nutztiere auch künftig weiter intensiv erforscht.

Hintergrund: Nanoplastik

Plastiktüten, Verpackungen, Joghurtdeckel – was achtlos weggeworfen wird, zerfällt über Jahre zu winzigen Plastikteilchen. Sie landen in Böden, Gewässern und schließlich in unserer Nahrungskette. Zwar haben zahlreiche Studien bereits gezeigt, dass Mikroplastik Meerestiere, Vögel und Insekten schädigen kann, doch die Auswirkungen von Nanoplastik auf Nutztiere sind bislang kaum erforscht.

Im Unterschied zu Mikroplastik (1 µm – 5 mm) gibt es derzeit kaum adäquate Analysemethoden zum Nachweis von Nanoplastik (< 1 µm) in Mensch und Tier. Forschende gehen jedoch davon aus, dass sich auch diese kleinen Partikel in Geweben anreichern können.

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)