ProstatakarzinomVerdacht auf Prostatakrebs: Geringes Risiko bei unauffälligem MRT

Eine MRT-gestützte Strategie zur Prostatakrebs-Früherkennung ist langfristig sicher: Patienten setzen sich damit mindestens für 3 Jahre keinem erhöhten Risiko aus, so eine Studie.

MRT-Gerät
Charité/Rafael Poschmann

Mit einem MRT-Gerät wie diesem können Aufnahmen gemacht werden, anhand derer sich aggressiver Prostatakrebs erkennen lässt.

Um frühzeitig Prostatakrebs zu erkennen, existieren verschiedene Strategien: Am Anfang steht oft ein Bluttest (PSA-Test). Liegt der PSA-Wert über einer bestimmten Grenze, wird i.d.R. eine Gewebeprobe entnommen. Eine andere Möglichkeit ist, bei Krebsverdacht zunächst anhand von MRT-Aufnahmen nach Anzeichen für einen Tumor zu suchen und nur bei Auffälligkeiten eine Biopsie durchzuführen.

Ob die MRT-gestützte Strategie auch langfristig sicher ist, hat eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich die Patienten damit mindestens für 3 Jahre keinem erhöhten Risiko aussetzen.

MRT anstatt Biopsie?

Bei einem PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs wird die Menge an Prostata-spezifischem Antigen (PSA) im Blut bestimmt. Ist der Wert erhöht, kann dies auf Prostatakrebs hindeuten – aber auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein. Um sicher zu gehen, wird bei erhöhten PSA-Werten oft eine Stanzbiopsie durchgeführt. Dabei werden mit einer kleinen Hohlnadel 10 bis 12 Gewebeproben über die gesamte Prostata verteilt entnommen und analysiert – ein Eingriff, der mit unangenehmen Begleiterscheinungen in den Folgetagen sowie mit einem gewissen Infektionsrisiko verbunden ist.

„Wir wollten deshalb herausfinden, ob man bei Männern, deren MRT-Aufnahmen unauffällig sind, erstmal abwarten und beobachten kann, anstatt gleich eine Biopsie zu machen“, erklärt Erstautor Dr. Charlie Hamm.

Biopsien bei negativem MRT-Befund vermeiden

Tatsächlich hat sich dieses Vorgehen, bei dem sich an einen unauffälligen MRT-Befund regelmäßige urologische Kontrollen anschlossen, als ausreichend verlässlich herausgestellt:

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann mit einem unauffälligen MRT-Ergebnis innerhalb von 3 Jahren nicht an aggressivem Prostatakrebs erkrankte, lag im Rahmen der Studie bei 96 Prozent.
  • Nur bei 4 Prozent der Teilnehmenden wurde trotz negativem MRT-Befund bei weiteren Kontrollen aggressiver Prostatakrebs festgestellt.

„Das Krebsrisiko ist also sehr gering, wenn die MRT-Aufnahme der Prostata keine Auffälligkeiten zeigt“, resümiert Charlie Hamm. „Zwar bietet ein unauffälliger MRT-Befund alleine keine hundertprozentige Sicherheit, aber wenn man die Patienten regelmäßig kontrolliert, entdeckt man einen möglichen Krebs früh genug."

Kontrolluntersuchungen zur Krebs-Früherkennung

Für die Studie hat das Team fast 600 Männer mit Verdacht auf Prostatakrebs untersucht. Bei ihnen wurde an der Charité ein sogenanntes multiparametrisches MRT (mpMRT) – auch MR-Prostatographie genannt – durchgeführt. Bei diesem MRT werden mehrere gewebespezifische Parameter miteinander kombiniert, etwa die Signalintensität des Prostatagewebes, die Durchblutung und die Diffusion von Wassermolekülen im Gewebe.

Ein Team erfahrener Radiolog*innen hat die Bilder ausgewertet. „Nur wenn die MRT-Aufnahmen verdächtige Veränderungen der Prostata zeigten, wurde eine Gewebeprobe genommen. Die Männer mit unauffälligem MRT-Befund unterzogen sich stattdessen 3 Jahre lang regelmäßig urologischen Kontrolluntersuchungen. So konnten wir sehen, ob dieser Ansatz sicher ist“, schildert Charlie Hamm das Vorgehen.

Hochwertige MRT-Befunde und Sicherheitsnetz essenziell

Die Studie ist nach 8 Jahren nun abgeschlossen. „Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer personalisierten Prostatakrebsversorgung. Durch den effektiveren Einsatz der Magnetresonanztomografie können wir sicherstellen, dass Männer die richtigen Untersuchungen und Behandlungen zum richtigen Zeitpunkt erhalten“, sagt Hamm.

Die Europäische Gesellschaft für Urologie empfiehlt in ihren Leitlinien zwar bereits eine MRT vor einer Prostatabiopsie. Bisher war jedoch unklar, wie sicher es ist, bei einem negativen MRT-Befund ganz auf die Biopsie zu verzichten.

Damit die neuen Erkenntnisse bald Eingang in die Praxis finden, sind den Studienautor*innen zufolge allerdings 2 weitere Aspekte entscheidend:

  • Erstens müssen die MRT-Aufnahmen von erfahrenen Fachleuten durchgeführt und analysiert werden. Das heißt, mehr Radiolog*innen in der genauen Interpretation von Prostata-MRT-Aufnahmen zu schulen und standardisierte Verfahren anzuwenden.
  • Zweitens ist es wichtig, ein Sicherheitsnetz für die Männer zu schaffen, die zunächst keine Biopsie erhalten. „Das bedeutet klare Richtlinien für die PSA-Überwachung, wiederholte MRT-Untersuchungen und Kriterien, wann später eine Biopsie notwendig sein könnte“, betont Charlie Hamm.

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin