![Men's health disease, on prostate cancer or mental illness conce Mann sitzt auf Untersuchungsliege](/fileadmin/_processed_/a/5/csm_PSA-Test_Prostatakrebs_AdobeStock_334196612_9851830885.jpg)
IGeL - Selbstzahlerleistungen in ärztlichen Praxen stehen immer wieder in der Kritik. Zuletzt im kürzlich veröffentlichten IGeL-Report 2024. Genannt wird darin auch der in urologischen Praxen angebotene PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs. Der Report bewertet den PSA-Test als "tendenziell negativ". Zudem würden die meisten IGeL von den Fachgesellschaften abgelehnt.
Wir haben bei der Deutschen Gesellschaft für Urologie nachgefragt und differenzierte Antworten erhalten:
Wann ist der PSA-Test sinnvoll? - 3 Fragen an Prof. Axel Merseburger
Prof. Axel Merseburger ist Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie.
Was bringt der PSA-Test?
Axel Merseburger: Der PSA-Test misst die Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut. Ein erhöhter Wert kann auf Veränderungen in der Prostata hinweisen, wie etwa auf Entzündungen, gutartige Vergrößerungen oder auch auf Prostatakrebs. Er dient somit als wichtiger Hinweisgeber, um weiterführende Untersuchungen zu veranlassen.
Warum ist er ein wichtiges Instrument zur Früherkennung des Prostatakarzinoms?
Prostatakrebs ist in frühen Stadien oft symptomlos. Der PSA-Test ermöglicht es, Auffälligkeiten frühzeitig zu entdecken, bevor Beschwerden auftreten. Dadurch steigen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung erheblich. Dennoch sollte der Test immer in Kombination mit einer ärztlichen Beratung und gegebenenfalls einer Tastuntersuchung erfolgen, da der PSA-Wert allein nicht immer eindeutig ist.
Wann sollte er durchgeführt werden?
- Generell wird der PSA-Test Männern ab 45 Jahren empfohlen.
- Für Männer mit familiärer Vorbelastung (z.B. Vater oder Bruder mit Prostatakrebs) ist eine frühere Untersuchung ab 40 Jahren sinnvoll.
- Auch Männer mit afrikanischer Abstammung haben ein erhöhtes Risiko und sollten den Test frühzeitig in Betracht ziehen.
Fachgesellschaft kritisiert pauschale Kritik
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) kritisiert die pauschale Verurteilung des PSA-Tests als IGel-Leistung. Aus folgenden Gründen:
- Der PSA-Test ist demnach das wichtigste Instrument zur Früherkennung des Prostatakarzinoms - der häufigsten Tumorerkrankung bei Männern.
- Die Bewertung des PSA-Tests im aktuellen IGeL-Report beruht auf veralteten Daten von 2012, die zuletzt 2017 aktualisiert wurden.
- Die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom empfiehlt, Männern ab 45 Jahren, die eine Früherkennungs-Untersuchung wünschen, die Bestimmung des PSA-Werts anzubieten.
- Der PSA-Test wird von den gesetzlichen Krankenkassen bei konkretem Krebsverdacht sowie zur Verlaufskontrolle bei bestehendem Prostatakarzinom übernommen.
Dass der PSA-Test bereits jetzt bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom und bei der Verlaufskontrolle eines Prostatakarzinoms Kassenleistung ist, unterstreiche seinen Stellenwert und die Unangemessenheit einer pauschalen Verurteilung aller IGeL.
"Indem Individuelle Gesundheitsleistungen wiederholt pauschal und undifferenziert als fragwürdig, wenig nützlich und teilweise schädlich diffamiert und Ärzt*innen indirekt Angstmacherei aus monetären Interessen unterstellt wird, droht auch die Akzeptanz des PSA-Tests und damit das wichtigste Instrument zur Früherkennung der häufigsten Tumorerkrankung des Mannes Schaden zu nehmen", sagt Prof. Maximilian Burger von der Deutschen Gesellschaft für Urologie.
Positionspapier der Fachgesellschaft
Prof. Bernd Wullich von der DGU verweist auf das Positionspapier Risikoadaptierte Prostatakarzinomfrüherkennung 2.0 der wissenschaftlichen Fachgesellschaft.
Darin fordert die DGU, im Einklang mit der EU-Ratsempfehlung (2022/0290[NLE]), die Einführung eines organisierten risikoadaptierten PSA-basierten Prostatakarzinom-Früherkennungsprogramms als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland.
Der Algorithmus zur PSA-basierten Prostatakarzinom-Früherkennung ermögliche eine moderne Früherkennung. Diese könnte zur Senkung der Sterblichkeit und der palliativen Behandlungssituationen beitragen. Zudem könnte sie einen Beitrag leisten Überdiagnosen und Übertherapie des Prostatakarzinoms zu senken.
Anke Niklas/Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Urologie/IGeL-Report 2024