Wer im Mutterleib und in den ersten beiden Lebensjahren weniger Zucker aufnimmt, erkrankt als Erwachsener offenbar deutlich seltener chronisch an Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck. Das lässt eine Untersuchung vermuten, für die Daten von rund 60.000 Personen aus der Kohortenstudie UK Biobank ausgewertet wurden.
Das Studiendesign ist außergewöhnlich: Es macht sich die kriegsbedingte Zuckerrationierung in Großbritannien zunutze. Sie wurde mit der allgemeinen Lebensmittelrationierung im Jahr 1940 eingeführt, um trotz der kriegsbedingten Mängel eine ausreichende Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Aufgrund dessen lag der durchschnittliche Zuckerkonsum der Briten in den Jahren 1940 bis 1953 bei nur rund 50 Gramm pro Tag, was der aktuell von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Maximalzufuhr entspricht. Nach Ende der Rationierung stieg der Zuckerverzehr innerhalb eines Jahres auf 80 Gramm pro Tag an, was mit dem derzeitigen Pro-Kopf-Konsum in Deutschland vergleichbar ist. Es kam zu einer Zunahme der Nahrungsenergieaufnahme um rund 150 kcal/Tag/Kopf. Davon entfielen knapp 80 Prozent auf den höheren Zuckerverzehr. Der Konsum anderer Lebensmittel blieb hingegen weitgehend unverändert.
Für die Studie verglichen die Forschenden die Krankheitsgeschichte von Personen mit einer geringen Zuckeraufnahme zu Lebensbeginn (geboren in den letzten 2 Jahren vor Ende der Zuckerrationierung) mit der von Personen mit einer hohen Zuckeraufnahme (geboren zwischen 9 Monaten und 2,5 Jahren nach Ende der Rationierung). Zum Untersuchungszeitpunkt waren die Probanden zwischen 51 und 66 Jahre alt.
Wenig Zucker - seltener Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck
Wenn Menschen im Mutterleib und während der ersten beiden Lebensjahre – also den ersten 1.000 Tagen – vor einer hohen Zuckerzufuhr geschützt waren, hatten sie ein deutlich geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes (minus 35 %), Adipositas (minus 30 %) und Bluthochdruck (minus 20 %). Wer dennoch betroffen war, erkrankte im Durchschnitt 2 bis 4 Jahre später.
Allerdings sind weitere Studien notwendig, um die Resultate zu untermauern. Wer nach Ende der Zuckerrationierung gezeugt wurde, verzehrte auch im höheren Erwachsenenalter deutlich mehr Zucker. Das spricht für die Hypothese, dass die Vorliebe für Süßes früh geprägt wird.
Auch in Deutschland isst nach Ergebnissen der Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) ein Großteil der Kleinkinder unausgewogen. Der übermäßige Konsum von ungesunden Lebensmitteln wie Süßigkeiten und Softdrinks war bei Jungen und im Vorschulalter besonders ausgeprägt.
Quelle: Heike Kreutz/www.bzfe.de