RheumaKalte, schmerzende Hände: Warnzeichen für rheumatische Autoimmunerkrankung

Kalte, schmerzende Hände können ein Anzeichen für eine rheumatische Autoimmunerkrankung sein. Moderne Technik erleichtert die Diagnosestellung.

Drei Hände halten sich gegenseitig
K. Oborny/Thieme

Systemische vaskuläre Gefäßveränderungen können grundsätzlich nicht nur an den Händen, sondern überall auftreten.

Kalte und schmerzende Hände können ein erstes Anzeichen für eine rheumatische Autoimmunerkrankung sein. Das erfuhr eine junge Patientin im Universitätsklinikum Münster (UKM). Neue diagnostische Methoden, wie das Kapillarmikroskop, helfen Ärzt*innen dabei, frühe Gefäßveränderungen zu erkennen und die Behandlung zeitnah einzuleiten.

Frühe Symptome: Kälteempfindliche, verfärbte Finger

Die 22-jährige Architekturstudentin bemerkte während des Abiturs erstmals Symptome: Ihre Finger waren ständig kalt, taub und verfärbten sich in verschiedenen Tönen, von Gelb bis Blau. Nach einer Laboruntersuchung bestätigte sich der Verdacht auf eine rheumatische Autoimmunerkrankung. In der Rheumaambulanz des UKM erhärtete sich die Diagnose dank eines hochauflösenden Kapillarmikroskops, das kleinste Gefäßveränderungen sichtbar macht.

„Bei Kollagenosen können wir feinste Gefäßveränderungen an dem Nagelfalz mit dem Kapillarmikroskop sichtbar machen. Gibt es dort Veränderungen der Kapillarstruktur, können Störungen der Durchblutung auftreten. Hier können wir eingreifen“, erklärt Rheumatologin Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel.

Kapillarmikroskopie als neues Diagnoseinstrument

Die neu verfügbare Kapillarmikroskopie ermöglicht es, die Durchblutungsstörungen in den Kapillaren frühzeitig zu diagnostizieren. Besonders betroffen sind meist fingernahe Gefäße, doch auch andere Körperteile wie Nase, Lippen und Ohren können Symptome zeigen. Bei fortschreitender Erkrankung besteht das Risiko, dass auch lebenswichtige Organe angegriffen werden. 

Das Raynaud-Syndrom und seine autoimmune Ursache

Die kalten und schmerzenden Finger der 22-jährigen Studentin sind ein klassisches Symptom des Raynaud-Syndroms, das in ihrem Fall eine autoimmune Ursache hat. Die Erkrankung führt bei Kälte und Stress zu einer extremen Verengung der Blutgefäße, was die Finger erst weiß, dann blau und schließlich rot erscheinen lässt, sobald die Durchblutung wiederhergestellt ist.

„Werden Raynaud-Attacken nicht adäquat behandelt, kann es zur Durchblutungsstörung mit Wunden kommen und die betroffenen Areale können sogar absterben“, betont Hasseli-Fräbel.

Therapeutische Ansätze zur Verbesserung der Durchblutung

Ziel der Behandlung ist es, die Durchblutung in den betroffenen Arealen zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Methoden wie Wechselbäder, Massagen und Physiotherapie helfen, die Durchblutung zu fördern, während Blutdrucksenker und Infusionstherapien bei schwereren Symptomen zum Einsatz kommen.

Sind die Symptome noch gering, stehe im Vordergrund, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, erklärt Dr. Nadine Al Azem von der Rheumaambulanz am UKM.

Quelle: Universitätsklinikum Münster