Diabetes Typ 1Typ-1-Diabetes bei Kindern: Früherkennung verbessert Lebensqualität

Die Ausweitung eines Diabetes-Screenings in Deutschland könnte bei der Früherkennung helfen und die Herausforderungen der Erkrankung besser zu bewältigen helfen.

junger Diabetes Patient mit am Bauch befestigter Insulinpumpe
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Knapp 35.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland haben Diabetes.

Diabetes Typ 1 bei Kindern wird oft erst spät erkannt. Deshalb plädiert die Stiftung Kindergesundheit für ein bundesweites freiwilliges Screening, das in einigen deutschen Bundesländern als Modellprojekt Fr1da bereits eingesetzt wird.

Knapp 35.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland spritzen täglich Insulin, messen ihren Blutzucker und berechnen die Kohlenhydrate in ihrem Essen: Sie sind zuckerkrank. Etwa 4.100 Heranwachsende erkranken jedes Jahr neu an der Stoffwechselstörung Diabetes, berichtet die Stiftung.

Typ-1-Diabetes gehört zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindesalter. "Die Zahl der Neuerkrankungen steigt weltweit an und besonders der Anteil der 10- bis 17-Jährigen nimmt dramatisch zu", so der Stoffwechselexperte Prof. Berthold Koletzko von Haunerschen Kinderklinik der Universität München.

Erhöhtes Risiko bei genetischer Veranlagung

Ein Typ-1-Diabetes kann bei Kindern, die eine genetische Veranlagung geerbt haben, durch umweltbedingte Faktoren ausgelöst werden. Auch nahe Verwandte von Typ-1-Diabetikern haben ein erhöhtes Diabetes-Risiko, betont die Stiftung Kindergesundheit:

  • Geschwisterkinder haben ein Risiko von etwa 4–8 %,
  • eineiige Zwillinge mit 30–50 % ein noch höheres Risiko.
  • Das Diabetes-Risiko eines Kindes mit einem Elternteil, der an Typ-1-Diabetes leidet, liegt bei etwa 10 %, wenn der Vater betroffen ist, und bei etwa 4 %, wenn die Mutter erkrankt ist.

Dennoch haben über 80 % der betroffenen Kinder und deren Eltern keine Verwandten mit Typ-1-Diabetes. Das hat zur Folge, dass viele Familien kaum etwas darüber wissen.

Frühe Anzeichen eines Typ-1-Diabetes

Die Symptome eines Typ-1-Diabetes können sich innerhalb weniger Wochen oder sogar Tagen entwickeln. Dazu gehören:

  • großer Durst,
  • viel Urin,
  • Gewichtsverlust,
  • Müdigkeit.

Oft haben die Kinder ständig Durst, trinken mehr als sonst und haben häufigen Harndrang. Manche von ihnen nässen ins Bett. Einige Kinder verlieren an Gewicht und sind abgeschlagen – die Haut ist trocken, die Lippen sind rissig. Unter Umständen riecht der Atem obstähnlich nach Aceton. „Bei derartigen Problemen sollten Eltern dringend den Rat eines Kinder- und Jugendarztes einholen“, empfiehlt Koletzko.

Häufig zu spät endeckt

Bei mehr als einem Drittel der Erkrankten wird ein Typ-1-Diabetes zu spät entdeckt. Das bedeutet zu einem Zeitpunkt, an dem bereits eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung mit einer potenziell lebensbedrohlichen Übersäuerung des Bluts, der diabetischen Ketoazidose, aufgetreten ist.

Entscheidend sind eine frühe Diagnose und Behandlung der Krankheit, da eine verzögerte Erkennung die Lebenserwartung deutlich verringern kann, betont die Stiftung Kindergesundheit. Eine optimale Einstellung des Stoffwechsels von Beginn an hilft dagegen, langfristige Komplikationen zu vermeiden.

Frühzeitig vorbereitet durch Screening

Ein Screening auf Typ-1-Diabetes bei Kindern ermöglicht es, die Entstehung der Krankheit frühzeitig zu erkennen, noch bevor klinische Symptome auftreten. Wenn sich bei einer Blutuntersuchung bestimmte Inselautoantikörpern nachweisen lassen, kann das auf ein Frühstadium der Autoimmunerkrankung hinweisen.

Das Screening auf Typ-1-Diabetes mittels Inselautoantikörpertest wird seit 2015 in Bayern als Modellprojekt im Rahmen der Fr1da-Studie angeboten. Diese Studie wurde bereits auf die Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Sachsen ausgeweitet.

Das kostenlose und freiwillige Screening wird Kindern im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung (U7 bis U11) oder eines Kinderarztbesuches im Alter zwischen 2 und 10 Jahren angeboten. Die Untersuchung kann Familien emotional entlasten und vor einem meist traumatischem Erlebnis, wie der lebensbedrohlichen diabetischen Ketoazidose, die sofortige Notfallmaßnahmen erfordert, bewahren.

Durch die frühe Diagnose erhalten Eltern die Möglichkeit, sich besser auf den Umgang mit der Krankheit vorzubereiten. Sie können gemeinsam mit Ärzt*innen rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, Schulungen zur Insulintherapie und Blutzuckerkontrolle besuchen und sich schrittweise an die neue Lebenssituation anpassen. Das reduziert Unsicherheiten und Ängste, die oft mit einer plötzlich diagnostizierten chronischen Krankheit einhergehen. Eltern und Ärzt*innen können präventiv handeln und die Gesundheit des Kindes überwachen, was das Risiko eines plötzlichen Krankheitsausbruchs und damit verbundene Notfallsituationen senkt.

Fazit der Stiftung Kindergesundheit: Eine frühzeitige Erkennung und rechtzeitige Behandlung der Krankheit kann die Gesundheit und die Lebensqualität der betroffenen Kinder deutlich verbessern und ihnen und ihren Familien helfen, sich auf die Herausforderungen einer lebenslangen Insulintherapie vorzubereiten. „Eine Ausweitung des Screenings auf ganz Deutschland wäre deshalb wünschenswert“, so Professor Koletzko.

Quelle: Stiftung Kindergesundheit