Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von Post-Covid, Long-Covid und chronischem Erschöpfungssyndrom ging im Jahr 2023 im Vergleich zu den Pandemie-Jahren 2021 und 2022 deutlich zurück. Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Trotz dieser erfreulichen Entwicklung verbringen Betroffene nach wie vor eine beträchtliche Zeit außerhalb des Arbeitslebens.
Zwischen März 2020 und Dezember 2023 wurden 36,5 Prozent der durchgehend erwerbstätigen AOK-Versicherten aufgrund einer akuten Covid-19-Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben. Von diesen waren 1,8 Prozent aufgrund von Long-Covid, Post-Covid oder chronischem Erschöpfungssyndrom betroffen.
Insbesondere bei Personen, die zuvor wegen einer akuten Covid-Erkrankung krankgeschrieben waren, zeigte sich, dass 3,3 Prozent mindestens einmal aufgrund von Spätfolgen arbeitsunfähig wurden.
Die Analyse der zeitlichen Entwicklung offenbart einen erfreulichen Trend: Die Anzahl der Menschen, die aufgrund von Post-Covid, Long-Covid oder chronischem Erschöpfungssyndrom krankgeschrieben wurden, war im Jahr 2023 signifikant niedriger als in den Jahren 2021 und 2022. Der Höchststand wurde bereits im Januar 2023 mit 202 Betroffenen je 100.000 AOK-Versicherten Beschäftigten erreicht und sank bis Dezember 2023 auf 110 je 100.000 Beschäftigte.
Langwierige Ausfallzeiten bei Spätfolgen
Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit (AU) bei Long-Covid betrug im Durchschnitt 36,6 Tage je AU-Fall. Unter Berücksichtigung der vorangegangenen akuten Covid-19-Infektion stieg diese auf durchschnittlich 64,6 Tage. Bei Post-Covid-Erkrankungen waren es 31,7 Tage pro Fall, bei chronischem Erschöpfungssyndrom 29,9 Tage pro Fall.
Etwa 20 Prozent aller Long-Covid-Betroffenen erhielten Langzeit-Bescheinigungen für 43 Tage oder länger.
Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede
Die Untersuchung ergab auch geschlechts- und altersspezifische Unterschiede. Frauen waren stärker von akuten Covid-19-Infektionen betroffen. Bei den Spätfolgen, insbesondere bei Long-Covid und Post-Covid, wurden Geschlechtsunterschiede von bis zu 88,1 Prozent festgestellt. Ältere Beschäftigte neigten dazu, häufiger von den Spätfolgen einer Covid-19-Infektion betroffen zu sein.
Hohe Belastung in sozialen und Gesundheitsberufen
Die Analyse verdeutlichte, dass Sozial- und Gesundheitsberufe am häufigsten von akuten Covid-19-Infektionen und deren Spätfolgen betroffen waren. Insbesondere in Berufen der Kinderbetreuung und -erziehung sowie der Ergotherapie waren die Krankheitsraten erhöht. Der Frauenanteil in diesen Berufen war hoch, was die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den beruflichen Fehlzeiten in der Pandemie erklärt.
„Die vielen sozialen Kontakte in diesen Berufen dürften der Hauptgrund dafür sein, dass Sozial- und Gesundheitsberufe besonders häufig betroffen waren. Zu beachten sind aber auch unterschiedliche Geschlechtsverteilungen, Altersverteilungen und damit verbundene Vorerkrankungen in den verschiedenen Berufsgruppen“, erläutert Helmut Schröder vom Wissenschaftlichen Institut der AOK.
Allgemeiner Krankenstand 2023 hoch, aber leicht rückläufig
Trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Vorjahr bleibt der allgemeine Krankenstand mit 6,6 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Auswertungen zeigen, dass Atemwegserkrankungen und psychische Erkrankungen die Hauptursachen für berufliche Fehlzeiten sind. Die durchschnittliche Dauer der Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen war mit 28,1 Tagen weiterhin hoch.
Herausforderungen im Umgang mit Spätfolgen
Die Studie verdeutlicht, dass trotz des rückläufigen Trends bei den Krankschreibungen aufgrund von Post-Covid, Long-Covid und chronischem Erschöpfungssyndrom die Herausforderungen im Umgang mit den Spätfolgen von Covid-19 weiterhin bestehen. Lange berufliche Ausfallzeiten und geschlechts- sowie altersspezifische Unterschiede unterstreichen die Notwendigkeit, gezielte Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Arbeitnehmer*innen zu entwickeln.
Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK WIdO