KindergesundheitWie äußert sich Autismus bei Heranwachsenden?

Autismus nimmt unter Kindern und Jugendlichen zu: Die Stiftung Kindergesundheit informiert über auftretende Verhaltensauffälligkeiten und Behandlungsoptionen.

Bunter Papierausschnitt eines Kopfes inmitten von grauen Ausschnitten.
freshidea/stock.adobe.com

In Deutschland sind etwa 800.000 Männer und Frauen von Autismus betroffen.

Autismus ist eine durch genetische und umweltbedingte Faktoren verursachte Störung der Gehirnentwicklung im frühen Kindesalter. Expert*innen registrieren weltweit übereinstimmend eine starke Zunahme der Störung in den letzten Jahren. In Deutschland sind etwa 800.000 Frauen und Männer betroffen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit.

Schon Babys zeigen Verhaltensauffälligkeiten

Eine autistische Störung kündigt sich meist bereits in den ersten 24 Lebensmonaten an, so die Stiftung. So sind autistische Babys oft übermäßig ruhig und Liebkosungen gegenüber gleichgültig. Sie reagieren nicht oder nur verzögert auf Ansprache und sind zum Beispiel teilnahmslos oder sogar ablehnend, wenn man sie auf den Arm nimmt. Sie suchen keinen Blickkontakt, lächeln nicht zurück und reichen den Eltern nicht die Arme entgegen. Auch die Sprachentwicklung ist zum Teil verzögert oder sogar schwer gestört.

Mit zunehmendem Alter entwickelt sich dann meist eine mehr oder weniger starke emotionale Beziehung zu den Eltern und anderen vertrauten Personen. Freundschaften mit Gleichaltrigen sind jedoch rar, auch gemeinsames Spielen findet nur selten statt. „Den Kindern mangelt es an Einfühlungsvermögen“, erläutert die Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Katharina Bühren: „Sie können sich nicht in jemand anderen hineinversetzen und leben in ihrer eigenen Gedanken- und Vorstellungswelt.“

Welche Verhaltensweisen sind beobachtbar?

  • Unvermittelte Wutausbrüche wegen Lappalien: Fremde Dinge, die sie hören, sehen, fühlen, schmecken oder riechen, lösen bei autistischen Kindern oft ungewöhnliche Reaktionen oder unberechenbare Wutausbrüche aus. Auch Veränderungen im Umfeld können zu Ausrastern führen.
  • Zwanghafte Wiederholung von Bewegungen: Nicht selten zeigen autistische Kinder ritualisierte Handlungen, die oft automatenhaft wiederholt werden (z.B. Berühren verschiedener Gegenstände in der stets gleichen Reihenfolge, das zwangartige Wiederholen bestimmter Bewegungsabläufe, Ausharren in einer bestimmten Position oder Laute und Worte anderer wiederholen).
  • Spezialist*innen mit phänomenalen Fähigkeiten: Einige autistische Kinder sind überdurchschnittlich intelligent und entwickeln sich zu wahren Expert*innen auf einem bestimmten Gebiet. Betroffene mit so einer sogenannten Inselbegabung werden Savants genannt. Sie haben oft geradezu phänomenale Fähigkeiten zu abstraktem und logischem Denken und geben sich häufig sehr speziellen Interessen hin, in denen sie auch Großes zu leisten vermögen.

Kinder mit Autismus neigen häufig zu psychischen Begleitstörungen wie Phobien, Schlaf- und Essstörungen oder übergroßen Befürchtungen. Jede*r zweite ist von einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADHS) betroffen.

Verhaltenstherapeutische Interventionen werden empfohlen

Zur Behandlung von autistischen Störungen steht in Deutschland eine Reihe von therapeutischen Verfahren zur Verfügung. Für die Kernsymptomatik der Autismus-Spektrum-Störung gibt es allerdings bis heute kein Verfahren und Medikament, das einen völligen Rückgang der autistischen Symptome erreichen könnte.

Die aktuellen Leitlinien zur Therapie empfehlen grundsätzlich verhaltenstherapeutisch-übende Verfahren, da für diese Methoden die besten Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Durch solche Therapien, die möglichst früh beginnen sollten, können insbesondere die soziale Interaktion und die Fähigkeiten der betroffenen Kinder (und Erwachsenen) zur Kommunikation verbessert und ihre herausfordernden und seltsam anmutenden Verhaltensweisen reduziert werden.

Quelle: Stiftung Kindergesundheit