
Durch die warmen Winter sind Zecken ganzjährig aktiv, viele überleben die milden Wintermonate.
Forschende der Uni Hohenheime prognostizieren für 2025 ein zeckenreiches Jahr. Begünstigt durch den Klimawandel sind Zecken mittlerweile ganzjährig aktiv. Auch in Regionen, die bisher nicht als Risikogebiete galten, treten FSME-Fälle auf. Ein Infektionsrisiko besteht inzwischen in ganz Deutschland.
Seit 2017 steigen die Fallzahlen kontinuierlich an. Besonders betroffen sind die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, aber auch Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg. Im Jahr 2024 wurden 686 FSME-Fälle in Deutschland registriert. Das ist die zweithöchste Zahl seit über 20 Jahren.
Untersuchungen von Blutspender*innen zeigen zudem, dass es eine hohe Dunkelziffer bei FSME-Infektionen gibt und viele Infektionen unentdeckt bleiben.
Zecken durch Klimawandel ganzjährig aktiv
Schon jetzt seien die ersten FSME-Fälle dieses Jahres zu verzeichnen – u.a. in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, berichtet Prof. Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarbüro FSME. „Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa drei Wochen. Die Infektionen müssen also mitten im Winter stattgefunden haben.“
Prof. Ute Mackenstedt von der Uni Hohenheim ergänzt: „Die Tiere sind bereits ab 5 °C aktiv.“ Außerdem würden die milden Temperaturen dazu beitragen, dass immer mehr Zecken den Winter überleben, so die Parasitologin: „Temperaturen bis zu -7 Grad können sie problemlos für einige Tage aushalten.“
Ganz Deutschland FSME-Endemiegebiet
Das Infektionsrisiko für FSME bestehe inzwischen in ganz Deutschland: "Bis auf Hamburg und Schleswig-Holstein haben alle Bundesländer Fälle in 2024 gemeldet", so Dobler. Nördlich der Mittelgebirge seien die Fallzahlen zwar deutlich niedriger, doch auch hier zeige sich ein ansteigender Trend.
Auch in Landkreisen, die nach Definition des Robert-Koch-Instituts nicht als Risikogebiete gelten, wurden Fälle gemeldet.
Impfung und lange Kleidung schützen
Die Experten empfehlen die Impfung als einzige wirksame Schutzmaßnahme. Besonders wichtig ist diese für Menschen aus Risikogebieten oder Reisende in FSME-Gebiete. Die Grundimmunisierung besteht aus 3 Impfdosen. Eine Auffrischung ist dann alle 3-5 Jahre notwendig.
Außerdem können lange Kleidung und Insektenschutzmittel vor einem Zeckenbiss schützen. Die Experten wollen auch das Bewusstsein für die steigende Gefahr durch FSME erhöhen.
Hintergrund: FSME
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch Viren verursacht und durch Zecken übertragen. Dazu gehören der europäische Holzbock oder die Auwaldzecke.
Nach etwa 10 Tagen treten grippeähnliche Symptome auf. Bei rund einem Drittel der Infizierten kommt es nach einer vorübergehenden Besserung zu einem erneuten Fieberanstieg und einer zweiten Krankheitsphase.
Bei leichten Verläufen klagen die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen sind auch Gehirn und Rückenmark beteiligt.
Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Etwa 1% der Patienten versterben an der Erkrankung.
Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden. Schützen kann eine Impfung.
Quelle: Pressekonferenz/Universität Hohenheim