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Kalte Hände und Füße sind unangenehm und wir bemühen uns, es gar nicht so weit kommen zu lassen oder, wenn es doch passiert ist, sie aufzuwärmen. Handschuhe und warme Schuhe sowie eine Mütze im Winter sind dazu sinnvoll.
Kalte Hände und Füße vermeiden
Hände und Füße gehören zu den sogenannten Akren. Das sind die am Körper hervorstehenden Regionen (von »akros«: »äußerst«, in der Medizin also die Körperteile, die am weitesten vom Rumpf entfernt liegen). Auch Zehen, Finger, Nase und Ohren sind Akren. Dabei gibt es nervale Reflexzusammenhänge zwischen Händen und Nasen-Rachen-Raum bzw. zwischen Füßen und Unterleib, was für die örtliche Abwehrreaktion bei einem grippalen Infekt bzw. einer Reizblase oder Blasenentzündung eine Rolle spielen mag.
Vielleicht haben Sie auch schon bemerkt, dass kalte Füße beim Einschlafen hinderlich sind. Die Zeit bis zum Einschlafen ist mit kalten Füßen rund doppelt so lang wie mit warmen Füßen – ein Grund, dagegen vorzugehen.[1]
Rampp berichtete vor einigen Jahren über einen Versuch mit kalten Fußbädern. Dabei bekamen nicht abgehärtete Versuchspersonen nach einem 20-minütigen kalten Fußbad in den folgenden Tagen 3-mal häufiger Infekte als abgehärtete.[2] Bereits eine Serie kalter Güsse führt zu einer besseren Abwehrfunktion der Schleimhäute.
Die manchmal belächelte »Zugluft « kann wegen des relativ geringen Reizes und der dadurch fehlenden Abwehrreaktionen durchaus zu kalten Händen, Füßen oder zu einer kalten Nase und einem Schiefhals führen und sollte ebenso wie »Fußkälte« vermieden werden.
Wer zu kalten Händen bei funktionellen Durchblutungsstörungen mit Schmerzanfällen neigt, für den reichen Handschuhe an kalten Wintertagen oft nicht aus. Es gibt kleine »Taschenwärmer«, in denen die Wärme chemisch oder elektrisch mit Batterien erzeugt werden kann und die man sich in die Handschuhe oder Manteltaschen stecken kann. Anfälle von schmerzhaften Durchblutungsstörungen können dadurch oft vermieden werde. In den letzten Jahren wurden auch beheizbare, mit Batterie betriebene Handschuhe und Schuhe entwickelt. Besonders Angler schätzen sie im Winter, wenn sie längere Zeit kaum bewegt an einer Stelle stehen. Natürlich sind sie nicht nur für Angler hilfreich.
Langfristig kann die Durchblutung der Haut zum Beispiel durch regelmäßige Saunabesuche oder kleine Kalt- bzw. Wechselreize (Wassertreten, kalte Güsse, usw.) angeregt werden.
Die Wärmflasche
Die klassische Wärmflasche hat fast jeder zu Hause. Sie ist leicht in der Handhabung und schnell verfügbar. Die typische Wärmflasche besteht aus Gummi und hat eine Größe von etwa 20 × 30 cm. Es gibt auch Wärmflaschen aus Kunststoff.
Normalerweise wird eine Wärmflasche bei einfachen Bauchbeschwerden, Blähungen, Blasenentzündungen, Menstruationsbeschwerden oder bei Verspannungen im Rücken- oder Nackenbereich angewandt. Auch bei der Neigung zu kalten Füßen und dabei verzögertem Einschlafen kann Wärme an den Füßen hilfreich sein. Bei schmerzenden Gelenken wird diese Form der Wärme ebenfalls oft empfohlen. Natürlich müssen speziell bei Bauchschmerzen Krankheiten wie eine Blinddarmentzündung oder eine Gallenblasenentzündung ausgeschlossen werden.
Eine Wärmflasche wird in der Regel bei akuten Beschwerden empfohlen, für die Daueranwendung eignet sie sich nicht. Im schlimmsten Fall können bei täglicher Anwendung Hautveränderungen wie zum Beispiel eine vermehrte Blutgefäßzeichnung auftreten.
Tipps zur Verwendung der Wärmflasche
- Vor der Benutzung sollten Sie sicherstellen, dass die Wärmeflasche keine Fehler aufweist wie zum Beispiel kleine Risse. Anzeichen für ein gealtertes Gummi und damit mögliche Undichtigkeiten können kleine Brösel sein, die Sie beim Ausgießen des Wassers oder Ausschütteln der trockenen Flasche bemerken. Ersetzen Sie die Flasche am besten nach fünf Jahren.
- Füllen Sie die Wärmflasche mit heißem, aber niemals kochendem Wasser. Empfohlen werden bei Erwachsenen bis zu 60 °C, bei Kindern 40 °C. Kochendes Wasser ist beim Füllen der Flasche tabu, denn es kann zu Verbrühungen führen und die Menge des entstehenden Wasserdampfes kann die Flasche zum Bersten bringen.
- Befüllen Sie die Flasche grundsätzlich nur zu Zweidritteln mit Wasser, streichen Sie dann die Luft heraus und schrauben Sie die Flasche zu. Überprüfen Sie anschließend die Dichtigkeit durch Schütteln über einem Waschbecken.
- Wenden Sie die Wärmflasche nur mit einem Zwischentuch (zum Beispiel Handtuch) an. Oft wird sie schon mit einem textilen Überzug verkauft.
- Die Dauer der Anwendung richtet sich nach dem Nachlassen der Beschwerden.
- Kühlt die Flasche ab, sollten Sie sie erneut mit heißem Wasser füllen. Legen Sie die Wärmflasche auf die zu behandelnde Region und legen Sie sich nicht mit dem ganzen Körpergewicht auf die Flasche, weil sie sonst platzen und das heiße Wasser zu Verbrühungen führen könnte.
- Nach Gebrauch entleeren Sie die Wärmflasche. Lagern Sie sie entleert und geöffnet ohne Wasser, damit sie auch innen gut trocknen kann.
Heizkissen und Heizdecke
Diese weit verbreiteten Möglichkeiten der Wärmespender kann man als Notbehelf ansehen, denn der Wärmeübergang ist wegen der Trockenheit schlechter als zum Beispiel bei einem warmen Wickel mit Wasser. Stellt man sie zu warm ein, drohen Hautschäden. Probleme sind insbesondere bei älteren Modellen die elektrische Sicherheit und eine mögliche Brandgefahr. Achten Sie auf die entsprechenden Prüfsiegel – zum Beispiel »GS« oder »CE« – und wählen Sie Modelle mit automatischer Abschaltung nach einer bestimmten Zeit.
Wärmepflaster
Wärmepflaster funktionieren nach zwei unterschiedlichen Prinzipien. Entweder die Wärme entsteht durch chemische Prozesse in den Pflastern selbst oder die Haut wird gereizt und damit eine Mehrdurchblutung und Erwärmung erzeugt. In jedem Fall beschränkt sich die Wärmewirkung weitgehend auf die oberflächlichen Schichten, also die Haut. Eine Tiefenwirkung ist aber durch Nervenverbindungen (reflektorisch) möglich. Das betrifft zum Beispiel eine Muskelentspannung. Empfindliche Menschen sollten auf hautreizende Varianten verzichten. Wärmepflaster sind einfach in
der Handhabung und können auch leicht auf Reisen angewandt werden.
Das Kirschkernkissen
Das Kirschkernkissen ist ein beliebtes Hausmittel und kann sowohl warm als auch (seltener) kalt angewandt werden. Sie können es fertig kaufen oder aus sauber geputzten Kernen von Sauerkirschen und einem Säckchen aus Baumwolle selbst herstellen.
Kirschkernkissen richtig aufwärmen
- Wollen Sie sichergehen, legen Sie das Kirschkernkissen für 10 bis 15 Minuten in den Backofen mit 150 °C. Sie können es zusätzlich in Alufolie einwickeln, um ein Überhitzen und Braunwerden der Kerne zu vermeiden.
- Oder Sie erwärmen es in der Mikrowelle (ohne Alufolie!) bei 600 Watt für ein bis zwei Minuten. Dabei sollten Sie ein Glas Wasser mit in die Mikrowelle stellen, damit die Kirschkerne sich nicht zu stark erhitzen und austrocknen. Die Mikrowelle muss ständig beobachtet werden, da bei Überhitzung Brandgefahr besteht.
Möchten Sie ein Kirschkernkissen kalt anwenden, kann die Abkühlung im Gefrierfach eines Kühlschranks erfolgen. So abgekühlt, kann es bei akuten Entzündungen zum Beispiel der Fingergelenke oder
Prellungen zum Einsatz kommen.
Das warme Kirschkernkissen hat gegenüber einer Wärmflasche den Vorteil, dass es sich gut anpassen lässt und nicht auslaufen kann. Häufig wird es bei Schulter- und Nackenbeschwerden, Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden angewandt. Ähnlich wie das Kirschkernkissen können Sie auch Körnerkissen anwenden.
Kalte Erbsen
In einer Schüssel mit kalten, trockenen Erbsen aus dem Kühlschrank können Sie gut Handübungen bei entzündeten Gelenken im Rahmen eines Rheumaschubs durchführen. Die Kälte lindert den Entzündungsprozess und die Schmerzen, die Erbsen als feste Bestandteile erhöhen den Widerstand und steigern den Übungseffekt. Außerdem kann die Sensibilität und Motorik geschult werden.
Sie wollen noch mehr über die heilsamen Kraft der Thermotherapie erfahren? In dem Buch "Heilen mit Wärme und Kälte" (TRIAS Verlag) finden Sie die passende Anwendung, ob zur Vorbeugung oder gezielten Behandlung. Von von klassischen Kneipp-Güssen über wärmende Wickel bis hin zum extremen Kaltreiz beim Winterbaden.
Autor
PD Dr. med. Rainer Brenke ist Facharzt für Innere Medizin, Dozent für Naturheilverfahren für Ärzte und Experte auf den Gebieten Hydrotherapie, Sauna und Lymphologie. Seit Jahrzehnten forscht er zur Wirkung von Wärme- und Kältetherapie, auch in seiner Funktion als beratender Arzt des Dt. Saunabundes. Dr. Brenke studierte Humanmedizin an der Humboldt-Universität zu Berlin und absolvierte die Facharztausbildung zum Internisten an der Charité Berlin. Danach war er viele Jahre als Assistenzarzt, Forschungsbeauftragter und zuletzt 1. Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation in der Charité tätig. Von 1994 bis 2000 arbeitete er als Chefarzt der Abteilung Naturheilverfahren und Ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses Simbach am Inn in Niederbayern, von 2000 bis 2011 hatte er die gleiche Position in der Hufeland-Klinik in Bad Ems inne. Seit 2011 bietet Dr. Brenke Weiterbildungen für Physiotherapeuten in Berlin besonders im Bereich Lymphologie an.
- Kräuchi K, Cajochen C, Werth E, Wirz-Justice A: Warm feet promote the rapid onset of sleep. Nature 1999; 401: 36–37. 60.
- Rampp T: Wie Wasser heilt. Knaur, 2019.