Laktoseintoleranz-Test: schnelle Diagnose zu HauseLaktoseintoleranz: Klarheit schaffen mit einfachem Selbsttest

Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen: Ist der Grund für solche Verdauungsstörungen eine Laktoseintoleranz? Machen Sie den Selbsttest!

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Frau mit einem Glas Milch in der Hand hält sich den Bauch.
pitipat/Stock.adobe.com - Posed by a model.

Allein in Deutschland sind Millionen von Laktoseintoleranz betroffen: Man schätzt ihren Anteil an der erwachsenen Bevölkerung auf etwa 15 %.

Die meisten suchen über Jahre oder gar Jahrzehnte nach einer Ursache für ihre unerklärlichen Beeinträchtigungen oder haben sich bereits an sie gewöhnt und sie als unabänderlich akzeptiert. Viele ahnen nicht einmal, dass sie sich bedeutend besser fühlen könnten, wenn sie ihre Ernährung nur geringfügig umstellen würden.

Viele sind betroffen – wenige informiert

 Warum haben viele Menschen immer noch Probleme mit Beschwerden, die durch Laktose verursacht werden, obwohl die Laktoseintoleranz mittlerweile recht bekannt ist? Dies liegt unter anderem daran, dass Laktose unwissentlich in Lebensmitteln und Getränken konsumiert wird, bei denen man nicht sofort auf einen hohen Laktosegehalt schließen würde.

Dennoch ist die Situation für Laktoseintolerante heute viel besser als noch vor  wenigen Jahren. Sowohl die Betroffenen als auch ihre Ärzte und Ernährungsberater sind heute für dieses Thema sensibilisiert. Dies verkürzt den Weg zur gesicherten Diagnose erheblich, ohne dass unnötige und belastende Untersuchungsmethoden durchgeführt werden müssen. Die Lebensmittelindustrie reagiert auf die Bedürfnisse der Verbraucher, indem sie eine zunehmende Vielfalt laktosefreier Milchprodukte auf den Markt bringt. Neben laktosefreier Milch gibt es mittlerweile eine Vielzahl anderer Produkte, die für eine laktosearme Kost geeignet sind.

Was ist Laktose?

Laktose, umgangssprachlich auch Milchzucker genannt, ist ein natürlicher Bestandteil der Milch. Man findet diesen Zuckerstoff außer in Milch auch in allen daraus hergestellten Produkten wie Sahne, Molke oder Käse. Die Laktose ist ein sogenannter Zweifachzucker, fachsprachlich auch Disaccharid genannt. Das bedeutet, dass sie aus zwei Zuckermolekülen besteht. Diese Moleküle heißen Galaktose (Schleimzucker) und Glukose (Traubenzucker). Auch bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln, in denen man keinen Milchanteil vermuten würde, findet Laktose Verwendung.

Es gibt dafür verschiedene Gründe: Der Zusatz von Milchzucker führt zu einer erhöhten Viskosität – das bedeutet Zähigkeit – des Nahrungsmittels und sorgt so für ein angenehmes Gefühl beim Kauen. Aufgrund ihrer geringen Süßkraft (sie besitzt nur etwa ein Drittel der Süßkraft von Haushaltszucker und die Hälfte von Traubenzucker) kann relativ viel Laktose ohne nennenswerte Geschmacksbeeinträchtigung in das Endprodukt eingebracht werden.

  • Laktose wird bei der Produktion von Backwerk eingesetzt, weil es beim Backprozess eine bräunende Wirkung ausübt.
  • Laktose findet bei der Herstellung von Backwaren außerdem Verwendung, da sie nicht der Vergärung von Bäckerhefe unterliegt.
  • Wegen seiner proteinstabilisierenden Eigenschaften nutzt man Milchzucker zur Eiweißanreicherung von Nahrungsmitteln.
  • Um die Kristallisationseigenschaften von Zuckerlösungen zu verändern, setzt man Milchzucker in großen Mengen zur Herstellung von Süßwaren ein.
  • Bei der Produktion von Medikamenten verwendet man Laktose als Trägersubstanz, also zum Transport des eigentlichen Wirkstoffs.
  • Laktose wird außerdem als Trägerstoff von Aromen, Süßstoffen oder Geschmacksverstärkern genutzt.

Der Laktosegehalt von Milchprodukten und Fertiggerichten stellt für eine große Anzahl von Menschen ein Problem dar. Diese Menschen leiden unter einer Laktoseintoleranz.

Was bedeutet Laktoseintoleranz?

Die Laktoseintoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Sie wird auch als Milchzuckerunverträglichkeit bezeichnet. Menschen mit einer Laktoseintoleranz leiden unter zahlreichen Beschwerden nach dem Konsum milchzuckerhaltiger Lebensmittel. Ausgelöst werden diese Beschwerden durch eine chemische Kettenreaktion, die im Darm des Betroffenen beginnt. Die Leitsymptome sind daher Durchfälle und durchfallartige Störungen. Aber auch sehr unspezifische gesundheitliche Beeinträchtigungen ohne spürbare Beteiligung des Verdauungssystems können in vielen Fällen einer Milchzuckerunverträglichkeit zugeordnet werden.

Ursache für die folgenschweren Störungen der Verdauungstätigkeit ist ein Enzym mangel: Der Organismus produziert zu wenig Laktase. Dieses Enzym ist für die Aufspaltung des Milchzuckers im Dünndarm zuständig. Ist zu wenig Laktase vorhanden, um den verzehrten Milchzucker abzubauen, gelangt er unverdaut in den Dickdarm. Dort machen sich Bakterien über ihn her. Beim bakteriellen Abbau von Milchzucker entstehen Gase und Stoffwechselprodukte, die zu den typischen Beschwerden wie Blähungen und Durchfall führen.

Laktosegehalt in der Milch von Säugetieren

Die Laktose nimmt unter den verschiedenen Zuckerarten eine Sonderstellung ein, da sie nur in der Milch von Säugetieren – also auch beim Menschen – vorkommt. Die Laktosekonzentration in der Milch verschiedener Säugetiere ist unterschiedlich:

  • Kuhmilch: 4,8–5,0 g/100 g
  • Schafmilch: 4,8 g/100 g
  • Ziegenmilch: 4,1 g/100 g
  • Stutenmilch: 6,2 g/100 g
  • menschliche Milch: 7,0 g/100 g

Der höchste Milchzuckergehalt findet sich in der Milch eines Affen, des Green Monkey, mit 10,2 g/100 g. Auf der gesamten Welt existiert übrigens nur ein Säuger mit laktosefreier Milch: der kalifornische Seelöwe.

Laktoseintoleranz ist keine Allergie!

Eine Laktoseintoleranz löst keine Immunreaktion im Körper aus, ist also keine Allergie. Sie sollte nicht verwechselt werden mit der sehr seltenen Milchallergie, da sie – bis auf die Tatsache, dass die Betroffenen keine Milch vertragen – keinerlei Gemeinsamkeiten mit ihr hat. Doch ähnlich wie bei einer Allergie kann man dem Auftreten von Beschwerden am ehesten dadurch entgehen, dass man den unverträglichen Stoff – also die Laktose – meidet. Dabei reicht es nicht aus, allein auf den Genuss von Milch zu verzichten, da auch sämtliche aus Milch erzeugten Nahrungsmittel sowie viele industriell hergestellte Fertigprodukte Laktose enthalten.

Milchzuckerunverträglichkeit ist vermutlich die weltweit am weitesten verbreitete genetische Veranlagung und gleichfalls die häufigste Ursache für Beschwerden, die im Zusammenhang mit der Verdauung stehen. Sie ist nicht geschlechtsspezifisch, tritt also bei Frauen wie auch bei Männern in gleichem Umfang auf.

Obwohl kein direkter Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und dem Auftreten einer Laktoseintoleranz bekannt ist, wurde in Studien festgestellt, dass Frauen häufiger und stärkere  Unverträglichkeitsreaktionen verspüren als Männer.

Selbsttests für Laktoseintoleranz

Suchen Sie sich aus, welche Testvariante Ihnen am liebsten ist. Sie können sie auch alle machen, wenn Sie ganz sichergehen wollen. Mithilfe verschiedener Selbsttests lässt sich herausfinden ob eine Laktoseintoleranz (Mit-)Verursacher der Beschwerden ist:

  • Fragebogen
  • 2-Wochen-Test
  • Milchtest

Fragebogen

Beschwerden, die durch Laktoseintoleranz verursacht werden, gehen grundsätzlich mit Verdauungsstörungen einher. Die Hauptsymptome einer Milchzuckerunverträglichkeit sind daher Unregelmäßigkeiten
in der Verdauung, insbesondere Durchfälle und ähnliche Beschwerden, Völlegefühl, Übelkeit oder Blähungen nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln. Depressive Verstimmungen und andere unspezifische Symptome können ebenfalls durch den Konsum von Milchzucker hervorgerufen werden.

Bitte beachten Sie bei der Beantwortung der Fragen (s. PDF), dass ein »Wirkungs eintritt« nach dem Verzehr unverträglicher Lebensmittel innerhalb weniger Minuten (z. B. nach der Einnahme von Flüssigkeiten auf leeren Magen), aber auch erst nach mehreren Stunden (bei schweren Mahlzeiten) oder am nachfolgenden Tag (nach einem laktosehaltigen Abendessen) erfolgen kann.

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass das Beschwerdebild der Laktoseintoleranz unter anderem sehr von der Menge der eingenommenen Laktose  abhängt. Die Milchzuckerunverträglichkeit kann daher als Auslöser leichter Beschwerden lange unentdeckt bleiben.

Auswertung: Je öfter Sie im Fragebogen (s. PDF) »Ja« angekreuzt haben, desto wahrscheinlicher liegt eine Laktoseintoleranz vor. Wenn Sie in Block 1 und 2 jeweils mindestens einmal »Ja« angekreuzt haben,   sollten Sie auf jeden Fall eine Laktose intoleranz in Betracht ziehen. Wenn Sie in Block 1 nur »Nein« angekreuzt haben, in Block 2 und 3 jedoch mehrmals »Ja«, liegt möglicherweise ein andere  Nahrungsmittelunverträglichkeit vor.

2-Wochen-Test

Wenn Sie herausfinden wollen, ob Ihre Gesundheitsprobleme in Zusammenhang mit der Aufnahme laktosehaltiger Nahrungsmittel stehen, verzichten Sie einfach 2 Wochen auf alle laktosehaltigen Speisen. Man bezeichnet diese Phase absoluter Abstinenz auch als Karenzphase. Wenn sich Ihre Symptome während dieser zweiwöchigen Karenzphase deutlich gemildert haben oder wenn sie völlig verschwunden
sind, dann können Sie ohne weitere Tests davon ausgehen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Konsum von Laktose und Ihrem Wohlbefinden besteht. In den meisten Fällen tritt bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung der Beschwerden ein. Um ganz sicherzugehen, sollte man die laktosefreie Diät aber mindestens zwei Wochen durchhalten, da manche Symptome erst nach einiger Zeit nachlassen.

Milchtest

Eine andere Variante, mit der Sie herausfinden können, ob Sie Milchzucker nicht vertragen, ist folgender Selbsttest: Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen ein Glas Milch. Bekommen Sie anschließend die typischen Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen, ist ein Zusammenhang offensichtlich. Passiert nichts, können Sie den Versuch am nächsten Tag mit maximal ½ Liter wiederholen, diese Milchmenge enthält 25 g Laktose. Das ist die Menge, mit der auch der ärztliche Laktosetoleranztest durchgeführt wird.

Wie geht es weiter?

  • Ihre Tests haben ein positives Ergebnis – also eine Milchzuckerunverträglichkeit – erbracht? Dann sollten Sie die im Buch beschriebene Ernährungsumstellung vollziehen. Zur Sicherheit kann man auch einen entsprechenden H2-Atemtest beim Arzt durchführen lassen.
  • Sämtliche Tests verliefen negativ? Dann müssen Ihre Verdauungsbeschwerden eine andere Ursache haben. Entweder es liegt eine andere Lebensmittelunverträglichkeit, eine bisher nicht erkannte Darmerkrankung oder eine andere Krankheit vor, die die Verdauung in Mitleidenschaft zieht. Oder – das ist natürlich auch möglich – Ihre Verdauungsbeschwerden sind tatsächlich psychosomatisch bedingt. In jedem Falle ist es dann ratsam, sich ärztlich untersuchen zu lassen.

Milchprodukte gehören zu einer gesunden Ernährung dazu – diese Aussage gilt nicht für alle. Manche reagieren mit heftigen Beschwerden wie Sodbrennen, Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen. In seinem Buch "Laktose-Intoleranz"bietet der Autor Thilo Schleip wertvolle Hilfe für eine laktosefreie Ernährung, die schmeckt und die Beschwerden in Schach hält.

Thilo Schleip leidet selbst seit vielen Jahren unter Unverträglichkeiten. Seine erfolgreichen Ratgeber, Einkaufsführer und Kochbücher zur Fructose-, Laktose- und Histaminintoleranz haben vielen Menschen geholfen. Er ist Gründer des bauchvital-Apothekensortiments für Menschen mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. »Am Anfang war die passende Ernährung ein echtes Problem. Mittlerweile weiß ich, was ich bedenkenlos einkaufen kann und kenne die vielen Tricks und Kniffe, auf die es beim Kochen und Backen ankommt, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen.«