
Die Symptome bei Endometriose können sehr vielfältig sein.
Was ist Endometriose?
Endometriose betrifft ungefähr jeden 10. Menschen mit Gebärmutter, wobei die Zahl der Betroffenen nicht ganz so leicht festzulegen ist, da es meist eine ganze Zeit bis zu einer Diagnose dauert und auch immer noch einige Betroffene mit ihren Symptomen von Diagnostizierenden nicht ernst genommen werden [1]. Allgemein ist Endometriose eine chronisch entzündliche Erkrankung, bei der Gewebe ähnlich des Gewebes deiner Gebärmutterschleimhaut an anderen Stellen in deinem Körper anzutreffen ist [2]. Das kann nur im Unterbauch sein, es kann aber auch andere Stellen in deinem Körper, wie Darm, Zwerchfell oder auch Nerven, betreffen.
So richtig viel ist über Endometriose noch nicht bekannt, aber man weiß, dass das Wachstum und die Entstehung von unseren Östrogenen beeinflusst wird [3]. Das heißt also, wir haben es mit einer Krankheit zu tun, die davon abhängt, wie reibungslos dein Zyklus mit allen dazugehörenden Hormonen abläuft. Bedeutet, das Ungleichgewicht deiner Hormone und deine Endometriose hängen ziemlich wahrscheinlich zusammen.
Eine Möglichkeit, um deine Endometriose in Schach zu halten, ist daher die Unterdrückung des Zyklus durch Medikamente. Aber auch andere Wege wie eben die Ernährung können helfen, deine Hormone zu regulieren, und das ganz unabhängig davon, ob du einen medikamentös unterdrückten oder natürlichen Zyklus hast.
Noch einmal kurz zu den Fakten: Nimmt man die gesamte geschlechtlich als weiblich definierte Weltbevölkerung, so kann davon ausgegangen werden, dass zwischen 2 und 10 % mit dir im "Endometriose-Boot« sitzen [4][5]. Genaue Zahlen lassen sich aber nicht bestimmen, da Endometriose auch unter Ärzt*innen teilweise noch nicht im Bewusstsein angekommen ist. Viele Betroffene haben bis zu ihrer Diagnose noch nichts von dieser Erkrankung gehört, ganz zu schweigen von den Menschen, die nicht betroffen sind. Häufig kommt es erst zur Diagnose, wenn andere Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder Unverträglichkeiten ausgeschlossen werden können oder ein Kinderwunsch längere Zeit unerfüllt bleibt.
Mögliche Symptome einer Endometriose
Keine Person mit Endometriose ist wie die andere, denn keine Endometriose ist wie die eines anderen Menschen. Die European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) hat dazu in ihrer Richtlinie zusammengefasst, welche Symptome mit einer Endometriose einhergehen können[6]:
- Dysmenorrhoe: schmerzhafte Regelblutungen
- tiefe Dyspareunie: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Dysurie: Schmerzen beim Wasserlassen
- Dyschezie: Schmerzen beim Stuhlgang
- schmerzhafte rektale Blutungen oder Hämaturie: Blut im Stuhl oder Urin, mit Schmerzen verbunden
- Schulterspitzenschmerzen
- katamnestischer Pneumothorax: Eindringen von Luft in den Bereich zwischen Lunge und Brustkorb, was einen Lungenkollaps nach sich ziehen kann
- zyklischer Husten/Hämoptysen (Husten von bluthaltigem Sekret aus der Lunge)/Brustschmerzen
- zyklische Narbenschwellung und -schmerzen
- Müdigkeit
- Unfruchtbarkeit
Aber auch auf den ersten Blick eher unspezifische Symptome können mit deiner Endometriose zusammenhängen:
- Blähungen oder der sogenannte „Endobelly“
- Verstopfungen
- Übelkeit
- Mittel- oder allgemein auftretende Unterleibsschmerzen
- Kopfschmerzen und andere zyklisch und azyklisch auftretende Schmerzen
Das bedeutet nicht, dass jeder Kopfschmerz auf eine Endometriose zurückzuführen sein muss. Es kann aber durchaus sein, dass du durch deine Endometriose häufiger unter den zuletzt genannten Symptomen leidest als Menschen ohne Endometriose. Du siehst, die Symptome können vielfältig sein und müssen gar nicht auf dich zutreffen. Aber genau diese diversen Symptomatiken machen das Chamäleon Endometriose so schwer zu erkennen, wenn man nicht besonders darauf geschult ist.
Der Endobelly
Beim Endobelly, der eines der häufigen Begleitsymptome einer Endometriose ist, handelt es sich um einen oft schmerzhaft aufgeblähten Bauch. Denn deine Hormone beeinflussen nicht nur die Stimmung, sondern auch die Verdauung. Gerade in der Zeit nach dem Eisprung, in der Progesteron überwiegt, kann es sein, dass deine Verdauung etwas langsamer läuft als im Rest des Zyklus.
Der Grund dafür liegt darin, dass Progesteron nicht nur deine Gebärmutter entspannt, damit sich darin potenziell eine befruchtete Eizelle einnisten kann, sondern auch den direkt angrenzenden Darm. Dadurch kann es schnell mal zu einer längeren Verdauungszeit und einem aufgeblähten Bauch kommen.
Anders ist das während deiner Periode. In dieser Zeit sorgen Prostaglandine für minimale Entzündungsprozesse, die das Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut mit auslösen. Diese beschleunigen dann aber auch deine lokal angrenzende Verdauung, was wieder dazu führen kann, dass du häufiger eher weichen bis flüssigen Stuhl hast. Aber auch Hormonpräparate können deine Verdauung beeinflussen, das zeigt sich jedoch weniger häufig in Zyklen.
Du merkst, bis zu einem bestimmten Punkt ist das alles relativ normal. Dadurch, dass deine Hormone bei Endometriose ein bisschen »extremer« unterwegs sind – mehr Östrogen, dafür vielleicht zu wenig Progesteron–, kann es sein, dass deine Verdauung ebenfalls ganz schön durcheinandergerät. Was dir dagegen hilft, ist im Grunde alles, was dein Mikrobiom unterstützt. Je besser du für deine Verdauung sorgst und deinem Darm das gibst, was er braucht, desto besser.
Aber nicht nur unsere Hormone und der Zyklus können einen Endobelly auslösen. Auch Allergien, Unverträglichkeiten, Intoleranzen oder andere Erkrankungen wie Reizdarm oder Zöliakie haben einen Einfluss darauf, wie gut unsere Verdauung abläuft.
Reizdarm und FODMAP -Ernährung
Gerade bei vielen Endometriose-Betroffenen steht die Diagnose »Reizdarm« immer mit im Raum, ob damit vielleicht der umgangssprachliche Endobelly gemeint ist, ist dabei unklar. In einer Studie aus Australien hat sich gezeigt, dass eine Ernährung, die arm an den sogenannten FODMAPs (Fructose, Laktose, Fructanen, Galactanen und Polyolen) ist, auch Menschen helfen kann, die Reizdarm und Endometriose haben [7]. Es handelt sich hierbei um eine umfassende Ernährungsumstellung, die am besten in Unterstützung mit einer Fachkraft durchgeführt wird. Erfahrungswerte zeigen aber, dass eine individuell angepasste reizarme Ernährung genauso effektiv bei Endometriose mit Endobelly ist.
Noch mehr zum Thema "Ernährung mit Endometriose" und über 60 Rezepte findest du in dem Buch "Die beste Ernährung bei Endometriose" vom TRIAS Verlag.
Autorin
Nicole R. Heinze forscht als studierte Ernährungsfachkraft und Gesundheitswissenschaftlerin seit 2016 zum Thema Ernährung bei Endometriose. Um mit diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen Betroffenen helfen zu können, machte sie sich 2021 mit ihrer eigenen Praxis selbstständig. Hier berät sie Menschen in Fragen rund um den Zyklus und Endometriose. Zudem bildet sie bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, DGE, Ernährungsfachkräfte zum Thema Ernährung bei Endometriose fort. Hieraus entstand ein deutschsprachiges Fachkräftenetzwerk, 2023 folgte dann die Gründung eines weltweiten Netzwerks, das zum Austausch und der Verbesserung der Endometriose-Ernährungsforschung dient.
- Abbas S, Ihle P, Köster I, Schubert I. Prevalence and incidence of diagnosed endome triosis and risk of endometriosis in patients with endometriosis-related symptoms: findings from a statutory health insurance-based cohort in Germany. European journal of obstetrics, gynecology, and reproductive biology 2012; 160: 79–83
- Kennedy S, Bergqvist A, Chapron C, D’Hooghe T, Dunselman G, Greb R et al. ESHRE guideline for the diagnosis and treatment of endometriosis. Human reproduction (Oxford, England) 2005; 20: 698–2704
- Kitawaki J, Kado N, Ishihara H, Koshiba H, Kitaoka Y, Honjo H. Endometriosis: the pathophysiology as an estrogen-dependent disease. The Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology 2002; 83: 149–155
- Eskenazi B, Warner M L. EPIDEMIOLOGY OF ENDOMETRIOSIS. Obstetrics and Gynecology Clinics of North America 1997; 24: 235–258
- Meuleman C, Vandenabeele B, Fieuws S, Spiessens C, Timmerman D, D’Hooghe T. High prevalence of endometriosis in infertile women with normal ovulation and normospermic partners. Fertility and sterility 2009; 92: 68–74
- ESHRE Endometriosis Guideline Development Group. Endometriosis: Guideline of European Society of Human Reproduction and Embryology, 2022
- Moore J S, Gibson P R, Perry R E, Burgell R E. Endometriosis in patients with irritable bowel syndrome: Specific symptomatic and demographic profile, and response to the low FODMAP diet. The Australian & New Zealand journal of obstetrics & gynaecology 2017; 57: 201–205