Gesunde ErnährungScheinfasten - essen und doch fasten

Scheinfasten ist nicht nur ein wissenschaftlich erprobter Weg zu mehr Gesundheit, es ist auch im Alltag leicht umsetzbar.

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Mann mixt Rohkostsalat
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Drei Mahlzeiten am Tag, und dabei trotzdem die positiven Effekte des Fastens aktivieren? Beim Scheinfasten geht das!

Während der fünftägigen Scheinfastenkur gelangt Ihr Körper in den Fastenmodus, während Sie täglich drei Mahlzeiten essen. Dies gelingt, weil den Zellen durch eine ausgewählte Lebensmittelauswahl ein Energiemangel vorgetäuscht wird, sodass diese den Fastenmodus aktivieren.

Die Idee des Scheinfastens ist geboren 

Klassisches Heilfasten hat einige Nachteile: Es ist in unserem heutigen Alltag nur schlecht umzusetzen, mit dem Berufsleben schlecht vereinbar und nicht jeder möchte extra Urlaub nehmen, um zu fasten. Heilfasten kann außerdem aufgrund des ausgedehnten Kalorienverzichts den Kalorienverbrauch im Ruhezustand senken, was eine spätere Gewichtszunahme begünstigt. Trotz der zahlreichen  Gesundheitsvorteile kann es bei schweren Erkrankungen nicht angewendet werden, um den Körper durch das Kaloriendefizit nicht weiter zu schwächen.

Seit Beginn seiner Forschung erkundete Professor Longo, wie wir durch eine Kalorienreduktion gesünder und länger leben, und suchte nach einem Prinzip, mit dem man die positiven Effekte des Fastens
nachahmen konnte. Er stellte dabei erstaunliches fest, denn was er zunächst bei Hefezellen und später bei Mäusen entdeckte, ließ sich auch beim Menschen beobachten [1]: Durch fünftätiges Scheinfasten setzte eine nachhaltige Verjüngung ein und Risikofaktoren für Diabetes, Schlaganfall und Krebs waren  zurückgegangen, etwa die Höhe des Blutzuckerspiegels, Entzündungsfaktoren im Blut oder das Bauchfett. Auch das Gewicht und der Bauchumfang sanken. Bestimmte  Marker, die eine Regenerationdes Körpers anzeigen, fanden sich dagegen vermehrt im Organismus. So konnten die Forschenden etwa höhere  Mengen an Stammzellen im Blut der Teilnehmenden nachweisen, die eine Verjüngung des Körpers anzeigen. 

Weitere Studien bestätigten die Ergebnisse – und mehr noch: Im Jahr 2024 konnte Longo nachweisen, dass zeitweises Fasten auch das Immunsystem verjüngt und unser biologisches Alter um 2,5 Jahre herabsetzt. [2] Nachdem er seine erstaunlichen Entdeckungen gemacht hatte, war er es auch, der die Prinzipien der fünftägigen Scheinfastenkur entwickelte.

Wenn es Ihnen gelingt, diese fünf Tage in Ihren Alltag einzubauen, dann machen Sie sich und Ihrem Körper ein großes Geschenk und werden es rundherum spüren. 

Scheinfasten ist ideal, um …

  • … regelmäßig den metabolischen Switch zu aktivieren,
  • … nachhaltig und entspannt die Gesundheit zu fördern, 
  • … das Wohlbefinden zu steigern und effektiv vorzubeugen, 
  • … den gesunden Lebensstil mit wenig Aufwand zu optimieren, 
  • … Ihre bisherigen Ernährungsgewohnheiten aufzuwerten.

Scheinfasten effektiver als Intervallfasten

Den metabolischen Switch zu aktivieren ist der Zündschlüssel für die gesunden Fasteneffekte in Ihrem Körper. Es initiiert zahlreiche Mechanismen im Körper, die zu vielversprechenden Veränderungen und verbessertem Gesundheitsschutz führen. Das Scheinfasten führt im Vergleich zum Intervallfasten zu einer intensiveren Zellreinigung und Regeneration und daher zu ausgeprägteren Fasteneffekten.

Fünf Tage essen und in den Fastenmodus kommen

Fünf Tage dürfen Sie dreimal täglich kleine Portionen essen, die Ihrem Körper mit frischen, gesunden Lebensmitteln einen Nahrungsmangel vortäuschen, sodass er in den Fastenmodus gelangt. Gleichzeitig genießen Sie die Vorteile des klassischen Fastens und stoßen eine Menge gesunder Prozesse an: Die Zellen verjüngen sich, Bauchfett schwindet, entzündliche Prozesse werden gemildert,  auch viele chronische Beschwerden und schlechte Blutwerte bessern sich. Alles in allem lassen eine Reihe von chronischen Beschwerden nach. 

Dem Altern entgegenwirken

Genau wie beim klassischen Fasten kommt es auch beim Scheinfasten zum metabolischen Switch: Unser Körper gelangt in den gesunden Fastenstoff wechsel, der mit jedem Fastentag mehr angeregt wird.  Evolutionär war der Fastenstoffwechsel vor allem eine Überlebensstrategie unseres Körpers, um in Notzeiten auch mit wenig Nahrung auszukommen. Auf Zellebene regenerieren die Zellen, Alterungsprozesse werden verlangsamt, aufgehalten und teilweise sogar in gewissem Maße umgekehrt.

Das Fasten gilt in vielen Kulturen bereits seit Jahrhunderten als gesundheitsfördernd. Lange wusste man jedoch nicht, worauf diese Effekte beruhen. Inzwischen kann die Wissenschaft erklären, warum der Fastenstoffwechsel so gesund für uns ist.

Checkliste: Die sieben Bausteine zum Scheinfasten

Bei der fünftägigen Fastenkur essen Sie nach festen Vorgaben. Prof. Valter Longo ermittelte, wie viele Kalorien Sie höchstens essen dürfen, um von den positiven Effekten des Fastens zu profitieren. 

Was darf ich beim Scheinfasten essen und trinken? An den Fastentagen sind drei Mahlzeiten erlaubt. Die Wirkung intensiviert sich von Tag zu Tag. Die richtige Auswahl der Lebensmittel ist dabei  entscheidend. Gegessen werden nur pflanzliche Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoff gehalt und wenig Zucker. Die eine Hälfte der verzehrten Kalorien besteht daher aus komplexen Kohlenhydraten
aus Gemüse und die andere Hälfte aus gesunden Fetten (Nüsse, Olivenöl, Avocados). Der Proteinanteil ist minimal.

Um den Körper nachhaltig zu verjüngen, empfehlen Altersforscher zwei bis vier fünftätige Fastenkuren im Jahr, chronisch Kranke können nach Absprache mit dem Hausarzt sogar monatlich fasten. Getrunken
werden dürfen Wasser sowie gerne auch, über den Tag verteilt, drei bis vier Tassen ungesüßter Tee. Auch eine Tasse schwarzer Kaffee ohne Milch und Zucker ist okay. 

Nicht erlaubt sind:

  • Zucker und süße Getränke
  • fruchtzuckerreiche Obstsorten wie Weintrauben, Feigen, Ananas und Mango
  • einfache Kohlenhydrate aus Brot, Pasta, Reis oder Kartoffeln
  • alle tierischen Lebensmittel, also Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Milch produkte etc.
  • Alkohol 

1. Mehr mikronährstoffreiche, naturbelassene Lebensmittel

  • Diese enthalten wichtige Mikronährstoffe, auf die jede Zelle des Körpers angewiesen ist. 
  • unbedingt empfehlenswert: frisch kochen – so wissen Sie auch, was drinsteckt.

2. Mehr Gemüse (und etwas Obst)

  • Möglichst regionale, saisonale Sorten wählen (essenzielle Mikronährstoffe, sättigende Ballaststoffe, moderate Menge an komplexen Kohlenhydraten).
  • Zuckerarme Obstsorten wie Beeren, Papaya oder Grapefruit wählen.

3. Weniger Eiweiß

  • Eiweißzufuhr begrenzen und nur aus pflanzlichen Quellen.
  • Tierisches Eiweiß aus Fleisch, Milch und anderen tierischen Produkten meiden.

4. Weniger schnell resorbierbare Kohlenhydrate

  • Es wird hauptsächlich Fett zur Energiegewinnung statt Kohlenhydraten verwertet.
  • Vor allem schnell verwertbare Kohlenhydrate wie Weißmehl oder helle Nudeln meiden.

5. Mehr hochwertige Fette

  • Die Hälfte der Kalorienzufuhr durch gesunde Fette mit wichtigen essenziellen Fettsäuren decken.
  • Empfehlenswert: Pflanzliche Öle, Olivenöl, Leinöl, Avocados, Nüsse und Samen.

6. Weniger Kalorien

  • Dreimal täglich kleine, nährstoffeiche Mahlzeiten essen. 
  • Reduzierte Kalorienzufuhr zwischen 750 und 1100 kcal.

7. Mehr Disziplin beim Speiseplan

  • Unbedingt die in Studien ermittelten Vorgaben zur Zusammensetzung des Speiseplans einhalten. Tierische Proteine oder zu viele Kalorien blockierendie Fastenreaktion.

Rezepte für einen Scheinfasten-Tag

So könnte ein Scheinfastentag mit drei Mahlzeiten aussehen. Und nicht vergessen: immer viel trinken! 30 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht und Tag sollten es sein.

Vanillejoghurt mit Beeren

Für 1 Portion, Dauer ca. 5 Min.

Zutaten: 100 g Sojajoghurt · 1 EL Leinöl · ¼ TL gemahlene Vanille · 1 TL Leinsamen · 50 g Heidelbeeren · 100 g Himbeeren

  • Den Joghurt in eine Schüssel geben und mit dem Leinöl und der gemahlenen Vanille verrühren.
  • Die Leinsamen und die Beeren auf den Joghurt geben.

Nährwerte pro Portion: 252 kcal · 20,3 g Fett · 7,1 g KH · 7,5 g Eiweiß

Gemüse-Rohkost für unterwegs

Für 1 Portion, Dauer ca. 5 Min.

Zutaten: 100 g Kohlrabi · 50 g grüne Paprikaschote · 150 g Salatgurke · 100 g Kirschtomaten · 20 g Walnüsse

  • Den Kohlrabi, die Paprika und die Gurke in Stifte schneiden.
  • Mit den Kirschtomaten und den Walnüssen anrichten oder in eine Brotzeitbox geben. Ideal zum unkomplizierten Mitnehmen als Mahlzeit für unterwegs oder fürs Büro.

Nährwerte pro Portion: 213 kcal · 14,9 g Fett · 11,7 g KH · 7,4 g Eiweiß

Spinatsalat mit Avocado

Für 1 Portion, Dauer ca. 10 Min.

Zutaten: 100 g Fenchel · 80 g Avocado-Fruchtfleisch · 100 g Blattspinat · 1 Frühlingszwiebel · 10 g Olivenöl · 5 g weißer Balsamicoessig · Salz · Pfeffer · optional: 1 Prise gemahlener Koriander

  • Den Fenchel und das Avocado-Fruchtfleisch in feine Streifen schneiden. Mit dem Blattspinat auf einem Teller anrichten.
  • Die Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden und mit dem Olivenöl und dem Balsamico sowie etwas Salz und Pfeffer und optional etwas Koriander zu einem Dressing verrühren. Das Dressing über den Salat geben.

Nährwerte pro Portion: 235 kcal · 20,6 g Fett · 6,3 g KH · 6,3 g Eiweiß

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Dunja Rieber ist Diplom-Ökotrophologin und hat in Kiel, Dijon und Kopenhagen Ernährungswissenschaften studiert. Leicht verständlich zeigt sie, welche Hebel wir konkret in der Hand haben, um unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit zu steigern und fit bis ins hohe Alter zu sein. Ihre Arbeit basiert auf den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen, auf viel Erfahrung und auf einfachen, aber effektiven Maßnahmen, die im stressigen Alltag unkompliziert funktionieren. Sie hat zahlreiche erfolgreiche Ernährungsratgeber geschrieben, steht auch vor der Kamera und wurde für ihre Arbeit mit dem Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

  1. Brandhorst S, Choi IY, Wei M, Cheng CW, Sedrakyan S, Navarrete G, Dubeau L, Yap LP, Park R, Vinciguerra M, Di Biase S, Mirzaei H, Mirisola MG, Childress P, Ji L, Groshen S, Penna F, Odetti P, Perin L, Conti PS, Ikeno Y, Kennedy BK, Cohen P, Morgan TE, Dorff TB, Longo VD. A Periodic Diet that Mimics Fasting Promotes Multi-System Regeneration, Enhanced Cognitive Performance, and Healthspan. Cell Metab. 2015 Jul 7;22(1):86–99. doi: 10.1016/j.cmet.2015.05.012. Epub 2015 Jun 18. PMID: 26094889; PMCID: PMC4509734.
  2. Brandhorst S, Levine ME, Wei M, Shelehchi M, Morgan TE, Nayak KS, Dorff T, Hong K, Crimmins EM, Cohen P, Longo VD. Fasting-mimicking diet causes hepatic and blood markers changes indicating reduced biological age and disease risk. Nat Commun. 2024 Feb 20;15(1):1309. doi: 10.1038/s41467-024-45260-9. PMID: 38378685; PMCID: PMC10879164.