Studie zu Social MediaTikTok & Co. - Kinder lernen schlechter durch Kurzvideos

Kurzvideos auf TikTok können das Lernen beeinträchtigen, da sie oft nur oberflächliche Informationen vermitteln. Studien zeigen, dass textbasierte Lernmaterialien effektiver sind.

Eine Gruppe von Kindern hängt nach der Schule auf der Straße ab und benutzt an einem sonnigen Tag ihre Smartphones.
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Studien zeigen, Kurzvideos auf TikTok können das Lernen beeinträchtigen.

Kurzvideos auf Plattformen wie TikTok, Instagram Reels und YouTube Shorts sind aus dem Alltag vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken. Doch wie wirken sich diese kurzen Clips auf das Lernen und die Denkweise unserer Kinder aus? Die Technische Universität Braunschweig hat hierzu zwei Studien durchgeführt, die interessante Erkenntnisse liefern.

Oberflächliches Lernen durch Kurzvideos

Obwohl Kurzvideos unterhaltsam und leicht konsumierbar sind, fördern sie ein oberflächliches Verarbeiten von Informationen und können rationales Denken beeinträchtigen. Studien zeigen, dass Kurzvideos weniger effektiv für die Wissensvermittlung sind als textbasierte Lernmaterialien. Dies liegt daran, dass sie oft nur einen oberflächlichen Einstieg in ein Thema bieten und viele gleichzeitig ablaufende Reize enthalten, die zu kognitiver Überlastung führen können.

Ergebnisse der Studien

In der ersten Studie wurden rund 170 Erwachsene zu ihrem Konsum von Kurzvideos, ihrer Fähigkeit zum rationalen Denken und ihrem Lernansatz befragt. Es zeigte sich, dass Personen, die viele Kurzvideos konsumieren, beim Test für rationales Denken schlechter abschnitten. Die zweite Studie untersuchte, wie sich das Anschauen von Kurzvideos auf das Lernen auswirkt. Die Ergebnisse waren eindeutig: Teilnehmende, die den Lernstoff in Form von Kurzvideos vermittelt bekamen, schnitten im anschließenden Quiz schlechter ab als diejenigen, die mit Texten gelernt hatten.

Tipps für Eltern und Lehrkräfte

Was bedeutet das für Eltern und Lehrkräfte? Kurzvideos sind zwar ein wirksames Mittel, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch sie reichen offenbar nicht aus, um Wissen nachhaltig zu verankern. Daher ist es wichtig, den kritischen Umgang mit schnelllebigen Kurzvideos zu thematisieren. Lehrkräfte sollten bei der Auswahl oder Gestaltung von Kurzvideos auf Elemente verzichten, die eine zusätzliche kognitive Belastung verursachen, wie etwa Untertitel oder ein zu hohes Tempo. Eltern können helfen, das zwanghafte Konsumieren von Kurzvideos zu reduzieren, indem sie Push-Nachrichten ausschalten oder den Schwarz-Weiß-Modus einstellen.

Cognitive Theory of Multimedia Learning

Lernen gelingt am effektivsten, wenn Informationen in einem ausgewogenen Verhältnis über unterschiedliche Kanäle – visuell und auditiv – präsentiert werden, ohne die begrenzten kognitiven Ressourcen zu überlasten.

Fazit

Kurzvideos sind nicht generell ungeeignet für die Wissensvermittlung, aber sie stellen keinen Ersatz für tiefgehende Lernprozesse dar. Wenn es gelingt, ihre Stärken im Bereich der Aufmerksamkeitsbindung gezielt zu nutzen und zugleich ihre Grenzen zu reflektieren, könnten sie durchaus gewinnbringend in der Bildung eingesetzt werden. Dafür braucht es jedoch weitere Studien, um fundierte Aussagen über die Wirksamkeit des Kurzvideo-Formats für Lehr- und Lernprozesse treffen zu können.

Quelle:  Technische Universität Braunschweig in Computers & Education