
Höre auf dein Herz, es spricht mit dir
Hast du gewusst, dass Depression und Einsamkeit Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sind? Mit diesen Zusammenhängen zwischen der Psyche und der Herzgesundheit beschäftigt sich das TRIAS Autorenteam in der Psychokardiologie.
Sie sprechen in der Folge mit Andy Losleben darüber, was du deinem Herzen Gutes tun kannst. Das reicht von Selbstfürsorge, Bewegung, Entspannung und Lachen bis hin zur Einstellung aus einem „Ja, aber ...“ ein „Nein, trotzdem ...“ zu machen.
Über den TRIAS Podcast „KERNgesund“
Willkommen bei KERNgesund! Du bist hier genau richtig, wenn du neue Impulse für deine Gesundheit suchst.
Wie kann ich aktiv etwas für meine Gesundheit tun? Wie kann ich Erkrankungen vorbeugen oder gegen Beschwerden selbst aktiv werden? Wie kann ich das Fortschreiten einer Erkrankung aufhalten? Und wie kann ich als Angehöriger unterstützen? Bei KERNgesund findest du Informationen, Übungen und Tipps, die dein Wohlbefinden und deine Lebensqualität steigern und erhalten. Lass dich von Experten und Expertinneninterviews, praxisnahen Empfehlungen und innovativen Ansätzen inspirieren.
Hier geht es zu allen Podcast-Folgen.
Gast und Autor

Prof. Dr. med. Volker Köllner ist Chefarzt der Abteilung Psychosomatik des Rehazentrums Seehof der Deutschen Rentenversicherung in Teltow. Er leitet die Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Charité in Berlin.
Gast und Autor

Dr. med. Eike Langheim ist Chefarzt der Abteilung Kardiologie des Rehazentrums Seehof in Teltow.
Gästin und Autorin

Judit Kleinschmidt ist Sporttherapeutin (DVGS) im Reha-Zentrum Seehof.
Moderatorin

Andrea Losleben ist mit Leidenschaft Moderatorin. Sie hat sich schon immer für alltagsnahe Wissensthemen interessiert und entsprechende TV-Formate für 3sat und die ARD moderiert. Im Radio unterhält sie Hessen in Programmen des Hessischen Rundfunks. Bei der ganzen Arbeit und den vielen To-Dos als Mutter von drei Kindern kommen Fragen zur eigenen Gesundheit dann doch oft zu kurz - was Andrea mit dem Podcast KERNgesund ändern will. Ihr Ziel: Wichtige Tipps und Erkenntnisse zur weiblichen Gesundheit mit viel Expertenwissen verständlich und alltagsnah zu erklären.
Homepage von Andrea Losleben
KERNgesund Folge 9 mit Prof. Dr. med. Volker Köllner, Dr. med. Eike Langheim und Judit Kleinschmidt – Transkript
KERNgesund. Neue Impulse für deine Gesundheit von TRIAS.
Andrea Losleben:
Es könnte uns allen besser gehen, wenn wir einfach die Dinge positiver sehen. Das ist nämlich gesund, oder dreimal 45 Minuten die Woche Walken kann ein Antidepressivum ersetzen. Und hört auf euer Herz. Es redet mit euch. Das sagen meine heutigen drei Gäste. Der Kardiologe Dr. Eike Langheim, Professor Dr. Volker Köllner. Er ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Und die Sport- und Bewegungs-Therapeutin Judit Kleinschmidt. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen, arbeiten aber gemeinsam am gleichen Ziel: Menschen mit Herzerkrankungen und psychischen Erkrankungen wieder auf die Beine zu helfen. Die Krankheiten bedingen sich nämlich häufig gegenseitig. Das erfahrt ihr unter anderem in dieser Podcastfolge. Das ist aber nicht nur eine Folge für Leute mit Herz-Themen oder seelischen Themen.
Alle nehmen hier einiges mit. Ihr werdet nach der Folge zum Beispiel mehr lachen. Der olle Spruch: „Lachen ist gesund.“, stimmt nämlich. Außerdem erfahrt ihr, wieso wir die Wörter „ja, aber“ streichen sollten und stattdessen lieber „trotzdem“ sagen. Das macht nämlich einen riesengroßen Unterschied. Ich Andi Losleben, schön, dass ihr bei dieser Folge mit dabei seid.
Heute sind wir ganz viele. Judith, Volker und Eike. Hallo, ihr drei.
Hallo.
Hallo.
Ihr sitzt schon relativ gemütlich alle zusammen um einen Tisch. Hintergrund hängen auch Bilder und so was sehe ich. Ihr seid zusammen im Reha Zentrum in Teltow bei Berlin. Da arbeitet ihr auch zusammen. Ist es gemütlich?
Ja, schon.
Käffchen dabei. Hoffentlich.
Natürlich nicht. Wir sind doch voll konzentriert.
Okay. Ich habe gerade schon an euch gedacht. Ich habe mir nämlich was Gutes getan. Ich war gerade. Ich komme wirklich gerade vom Joggen, weil ich, nachdem ich das Buch gelesen habe, das Bedürfnis hatte, ich muss was Gutes für mein Herz tun. War das, gut, wenn ich einfach nur joggen gehe die Woche habe ich mir was Gutes getan?
Das ist auf jeden Fall schon mal ein Anfang. Genau. Einmal mehr. Wäre schön.
Zweimal joggen, Okay. Judith ist die Expertin, was Bewegung angeht. Du hast noch ganz viele Tipps nachher für uns, wie wir. Was die richtige Bewegung ist. Gar nicht nur für, wenn wir Herzthemen haben oder Themen mit der Psyche, sondern generell sollten wir uns alle bewegen. Ihr seid alle drei da, weil jeder von euch im Buch, sein Fachgebiet hat.
Aber alles zusammengehört, weil das Buch heißt: „Mein Herz und meine Seele. Das Zusammenspiel von Psyche und Herz.“ Es geht um Einblicke in die Psychokardiologie. Ein Begriff, den ich tatsächlich vorher noch nie gehört habe. Und ich war sehr positiv überrascht, weil meist ist ja jeder Arzt immer nur so für seinen Fachbereich zuständig und behandelt nur diese Symptome und schaut aber gar nicht, wo die herkommen.
Ist das was, was vielleicht viel mehr machen sollten?
Das glauben wir auf jeden Fall. Das hat sich bei uns sehr bewährt. Wir machen das ja jetzt schon seit acht Jahren. Und tatsächlich hat die Deutsche Rentenversicherung das auch durch Studien überprüft worden ist das funktioniert, hat daraus gelernt und bietet jetzt die sogenannte duale Reha auch in anderen Fachgebieten an, also Psychogastroenterologie, Psychopneumologie, also Herz, Psyche und Verdauungssystem, Psyche und Lunge, Psychoorthopädie, Psychoonkologie. Ich glaube, das wird zunehmend ein Trend in der Medizin sein.
Ist das erst mal mehr Aufwand für euch und dann wird es weniger, weil ja auch wisst, was der andere eigentlich macht?
Ja, grundsätzlich ist das mehr Aufwand. Also wir dürfen nicht vergessen, jede Erkrankung ist schlecht und macht auch was mit der Psyche, was ja ein Stück weit auch normal ist. Und ich denke, wir müssen dann zusammenarbeiten, wenn die Psyche die Lebensqualität wesentlich mehr beeinflusst als die körperliche Erkrankung, und zwar negativ beeinflusst. Und hier denke ich, sind solche Angebote wichtig und sollten häufig gemacht werden. Und es macht ohne Frage natürlich mehr Aufwand, weil wir interdisziplinär arbeiten müssen. Also das ärztliche Team, das psychologische Team, das Bewegungsteam, die Patienten bekommen Einzel und Gruppentherapie neben der ganzen auch körperlichen Aktivierung, also das ist schon eine personelle Leistung, auch die wir bringen durch gemeinsame Besprechungen.
Und das ist ganz wichtig, wir brauchen die Zeit, uns auszutauschen, wenn jeder Einzelne vor sich hin wurschteln würde, das wäre nix, sondern wir sitzen alle drei regelmäßig in, also mit den ganzen Teams auch in Besprechungen zusammen.
Toll, bei euch ist man glaube ich, wirklich in guten Händen. Das war mir wirklich neu. Finde ich richtig gut. Hoffentlich mehr davon.
Aber es wird ja scheinbar mehr. Ich muss erst mal die richtig gute Nachricht sagen, die ich bei euch im Buch gelesen habe. Die Gefahr, an Herzerkrankungen zu sterben, hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr als halbiert. Das ist ja schon mal total erfreulich. Aber die Angst, was mit dem Herzen zu haben, die ist dennoch irgendwie groß, weil Herz ist immer gleich, so total. Oh Gott, ich sterbe. Das ist irgendwie eine Gefahr. Warum haben wir in Deutschland so viel Sorge um unser Herz?
Ja, das und das hat natürlich in erster Linie damit zu tun, dass jeder weiß, das Herz ist natürlich das Organ, was lebenswichtig ist, und zwar ganz zentral. Und daher steht es natürlich irgendwo auch im Zentrum. Wenn man in Deutschland nachfragt, wovor hat man am meisten Angst, wird wahrscheinlich die Krebserkrankung das Hauptproblem sein, weil die Menschen immer sagen Ja, das Herz kann man ja gut behandeln. Und das ist tatsächlich die gute Nachricht. Wir haben heute sehr, sehr viele Antworten im Vergleich vor 30 Jahren. Und dennoch sind Herzerkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland und in ähnlichen Ländern. Und das dürfen wir aber nicht vergessen. Und das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Und das wissen die Menschen auch. Und dennoch muss man dieser. Dieser Angst vor dem Herzen muss man natürlich irgendwo auch etwas entgegensetzen. Man kann es gut vorbeugen, man kann es gut behandeln, man hat im Gegensatz zu schicksalshaften Erkrankungen vieles selber in der Hand. Und darüber sollten wir vielleicht heute auch reden. Es ist auch sehr historisch verankert. Da werden wir vielleicht nachher noch mal zu kommen.
Das Herz steht in Deutschland immer im Vordergrund, im Gegensatz zu anderen Ländern. So ein Überbleibsel aus der Romantik. Da kommen viele Redewendungen her, über die wir ja heute nur reden wollten und daher ist es in Deutschland immer ein Zentrum. In England ist es der Verdauungstrakt, in Frankreich die Leber, in den USA ist es die Muskulatur und in Deutschland eben das Herz. Ganz traditionell. Und wie gesagt, die Botschaft Man kann vorbeugen, man kann behandeln, sollte es aber dennoch ernst nehmen.
Aber wenn es außer Romantik kommt, sind es eigentlich so negative Herzens Sprichwörter. Weil Romantik denke ich immer an Liebe. Klar, das Herz steht für Liebe. Aber das sind so Sprichwörter wie: „Das Herz rutscht mir die Hose“, „Etwas nicht übers Herz bringen“ oder „jemandem das Herz brechen.“ Das ist immer so negativ.
Aber wenn einem das Herz bis zum Hals schlägt, kann das ja auch vor Freude sein.
Also ich denke nämlich negativ. So, so ist es scheinbar. Stimmt. Aber „Hör auf dein Herz“, gibt es noch. Das ist doch eigentlich positiv.
Genau, auf jeden Fall. Und das Herz. Im Gegensatz zu unseren anderen Organen spricht das Herz ja auch mit uns.
Stimmt.
Wann hast du zuletzt deine Nieren gespürt? Oder deine Leber? Du kannst nicht viel sagen, wenn es nicht gerade eine Kolik hattest oder so, aber das Herz spürt man halt dauernd und es ist so eng an unsere Emotionen gekoppelt. Wenn ich mich freue, wenn ich Angst habe, wenn ich mich ärgere, dann schlägt es halt und man kann es, glaube ich auch. Freudiges Herzklopfen und Ärgerliches. Es fühlt sich anders an und deswegen haben wir einen viel direkteren Bezug zu unserem Herzen. Und es macht aber natürlich auch dann mehr Angst, wenn es unregelmäßig schlägt oder zu schnell schlägt. Ja, und wenn du auf dein Herz hörst, dann tust du dir vielleicht frühzeitig was Gutes, das man vielleicht bei einigen Dingen, die man tut, oder einigen Gewohnheiten vielleicht auch mal denkt Mensch, ich muss mit diesem Organ ja schließlich 80 bis 90, manchmal 100 Jahre lang leben und da kann schon mal Sinn machen zuzuhören, was wir sinnbildlich unseren Patienten aussagen.
Es gibt ja noch ein positives Wort „Öffne dein Herz ein Stück weit mal auch anderen Menschen gegenüber“, denn es ist ja oft so, dass Herzerkrankungen oder Erkrankungen an sich dazu führen, dass man die in die soziale Isolation geht, dass man das man gar nicht mehr aktiv ist, die Kontakte zu anderen vernachlässigt, also aufs Herz zu hören und das Herz auch sinnbildlich ein Stück weit für andere zu öffnen und offen zu sein für, für Dinge, auch für Maßnahmen, die dem Herzen helfen. Das kann positiv sein und daher, finde ich, sind das ganz gute, ganz gute Empfehlungen, da einfach mal in sich hineinzuhören und seinem Herzen zuzuhören. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ja, das ist ein schöner Satz, den merke ich mir. Das Herz spricht mit uns. Ja, es stimmt.
Wenn man sich ein bisschen berühren lässt an der Stelle des Herzens, wenn uns was wichtig ist, dann berührt uns das und das geht mir zu Herzen.
Es gibt auch viel mehr Positive. Wichtig ist genau das, dass positives Denken uns so hilft Gegen für hilft, für Gesundheit, da kommen wir auch später noch mal drauf zurück. Nach der sehr, sehr guten positiven Nachricht gibt es gleich einen Dämpfer. Es gibt auch eine nicht so gute Nachricht, eine Depression schadet dem Herzen und kann einen Herzinfarkt auslösen. Und jede fünfte von uns Frauen hat einmal im Leben eine depressive Phase, viel öfter also als Männer. Das klingt für mich richtig gefährlich. Ehrlich gesagt ist es gelesen habe.
Na ja, aber das ist ja nicht Schicksal. Und die, die Frauen haben ja dann wieder einen Vorteil. Nämlich sie trauen sich eher, über die Depression zu reden. Sie trauen sich eher, Hilfe zu holen, während die Männer sie dann in sich reinfressen, verschweigen, mit sich alleine ausmachen und die Daten sprechen ganz klar inzwischen dafür.
Vor 20 Jahren wusste das auch noch nicht so, aber, dass tatsächlich man sein Risiko senken kann, wenn man in der Depression was tut und in seinem Leben was ändert.
So einfach ist es dann leider doch nicht.
So einfach ist es nicht. Aber erst mal vielleicht noch, finde ich wichtig zu betonen, weil das sind, das wussten wir vor 20 Jahren so auch noch nicht. Und es gibt ganz klare Studien, Depression und unabhängig davon und zusätzlich davon auch Einsamkeit sind Risikofaktoren, einen Herzinfarkt zu kriegen, ähnlich wie hohe Blutfettwerte oder hohe Blutzuckerwerte, weil das eben auch unsere Herzschlagregulation und unser Immunsystem ungünstig beeinflusst. Und wenn man einen Herzinfarkt hat, dann ist das Risiko, da daran zu sterben, größer, wenn man eine Depression hat oder wenn man eine Herzschwäche hat, ist das Risiko größer, daran zu sterben, wenn man eine Depression hat. Also es geht nicht nur um, sage ich mal, die weichen Parameter wie Lebensqualität, sondern wirklich um Überleben. Und seitdem diese Daten klar waren, nehmen die Kardiologen das auch ernster und suchen die Zusammenarbeit mit uns Psychosomatikern, weil wir gemeinsam eben deutlich bessere Medizin machen können und bessere Ergebnisse haben.
Das Problem ist ja auch grundsätzlich, wenn man mal versuchen möchte, einen depressiven Menschen davon zu überzeugen, im Leben etwas zu verändern und besser und gesünder zu machen. Diese, diese Selbstfürsorge, die ein wahnsinnig wichtiges Thema ist, geht bei Depression oft verloren und es gibt Menschen, die sagt Nee, nee, aufhören zu rauchen kann ich nicht. Das ist das Einzige, was ich im Leben überhaupt noch habe. Und ich kann Bewegen kann ich mich nicht. Ich habe überhaupt keine Motivation. Ich hänge in meinem depressiven Loch. Wenn wir das feststellen, dass wir wirklich auch die Psychosomatik mit ins Spiel holen und wirklich diese Menschen gemeinsam behandeln oder dass die hausärztlichen warnen, da dann auch entsprechend weiterleiten und einen Sinn für dieses gemeinsame Auftreten dieser Erkrankungen haben. Und da ist die Depression wirklich inzwischen anerkannter Risikofaktor und das sollten wir wirklich nicht vergessen. Ebenso wichtig wie Rauchen zum Beispiel.
Mir war es wirklich neu. Ich habe wirklich immer gedacht so, Themen mit dem Herz, ja, die kriegt man durch Stress, den kennen wir alle selber. Oder durch Rauchen oder durch Übergewicht. Das sind so die klassischen Dinge und vor allen Dingen Männer kriegen das ja vor allen Dingen irgendwie.
Deswegen ist dieser neue Faktor jetzt mit Frauen, die halt viel mehr an depressiven Verstimmungen leiden oder es vielleicht auch mehr nach außen tragen, total wichtig, dass man drüber redet und das überhaupt weiß oder das halt auch so ein Miteinander halt ist. Ich habe irgendwie auch gedacht so, ja klar, wenn mein Herz rast oder ich Herz Schmerz mal habe, dann kommt mein Kopf, der mir sagt Oh Gott, das kann nicht sein. Also wird das Herz ja noch schlimmer. Und es ist ja wirklich so ein so ein Kreislauf, in dem man dann drinsteckt.
Aber tatsächlich, die Männer neigen dann eher dazu, nix zu sagen oder nicht zum Arzt gehen und die Frauen deswegen vielleicht, sie eben auch älter werden, machen das Richtige und reden darüber und holen sich Hilfe.
Es gibt da eine spannende Sache. Du sprachst eben von Herzschmerz. Wer sagt denn, wenn im Brustkorb was wehtut, dass es dein Herz ist? Da gibt es noch 30 andere Dinge, die wehtun können. Nur wir beziehen es immer sofort auf unser Herz. Und das ist auch wieder typisch deutsch. Eigentlich ist es ein Brustkorb-Schmerz. Ich sage meinen Patientinnen und Patienten immer, es kommt darauf an, dass wir feststellen, was es nicht ist. Und wenn wir erst mal sagen können vom Herzen kommen die Schmerzen nicht. Es ist unglaublich viel geholfen, es gibt viele andere Dinge, die dort, die dort Schmerzen verursachen können.
Habt ihr viele Leute, die Angst und Panik haben, dass sie was ein Herz haben? Aber ist eigentlich ein anderer Grund, dahintersteckt?
Ja, die sind natürlich eher bei uns in der Psychosomatik während in der Psychokardiologie haben wir eben wirklich Leute, die beides haben, die eine Herzerkrankung haben. Und eine seelische Erkrankung, die damit irgendwie zusammenhängt. Aber das Phänomen gibt es natürlich auch häufig, dass Leute Angst um ihr Herz haben, obwohl sie organisch Herz gesund sind. Und das kann auch sehr quälend sein. Belastend und einschränkend kann man aber auch gut behandeln.
Was ist so mit einem klassischen, was wir alle gerne mal haben Herzrasen vor Aufregung, vor positiver Aufregung, weil man vor etwas aufgeregt ist oder vor auch schlechten Sachen, weil man irgendwas Schiss hat oder so Ist Herzrasen per se etwas Gutes, schlechtes oder ist es nicht bewertbar?
Zunächst ist es mal eine ganz normale Wir nennen das vegetative Reaktion. Wir haben ja zwei autonome, also selbstständige Nerven Systeme im Körper. Die nennen sich Sympathikus und Parasympathikus. Das eine ist der Stress nervt, das andere der Ruhe und Verdauungsnerv. Und ganz klar, wenn man, wenn man vor einer Prüfung steht, wenn man sich über was zu doll freut oder über was richtig ärgert, dann reagiert natürlich dieser Stressnerv. Setzt im Prinzip auch Stresshormone frei, lässt unseren Blutdruck steigen, lässt unsere Herzens Herzfrequenz steigern und das da reagieren viele Leute dann auch ängstlich drauf, schütten natürlich noch mehr Stresshormone aus und das Herz wird noch schneller. Und das müssen wir aber sorgfältig trennen von wirklichen Herzrhythmus Störungen. Und daher müssen Menschen, die, die so was als unangenehm verspüren, natürlich durchaus auch mal den Weg gehen, das untersuchen zu lassen.
Aber wie gesagt, dass bei Aufregung unser Herz mal schneller wird oder bei diesem sogenannten Stress, der ja nichts anderes ist als eine Reaktion auf eine gehobene Anforderung, mit der wir Menschen täglich leben. Da muss man, da muss man keine Angst haben, wenn das Herz da mal spürbar ist. Übrigens in der Psycho Kardiologie müssen wir auch dafür sorgen, dass die Menschen lernen, ihr Herz wieder ein Stück weit zu spüren. Und auch die müssen lernen, dass das nichts Gefährliches, sondern was Normales sein kann. Das ist ganz wichtig.
Es spricht ja nur mit uns. Kann man irgendwie generell sagen? Wann treten denn so im Durchschnitt Probleme mit dem Herz bei Frauen auf? Gibt es ja so ein Durchschnittsalter? Gibt es so was, dass man das sagen kann? Pauschal?
Das kann man sicherlich bei einigen Erkrankungen sagen. Die wichtigste Erkrankung ist ja die die Herzkranzgefäßerkrankungen, also so was, was so einen Herzinfarkt auslösen kann oder engungen der Herzkranzgefäße. Da haben Frauen einen ganz klaren Vorteil. Die sind bis zur Menopause tatsächlich durch die natürlich produzierten Geschlechtshormone gut geschützt. Das führte ja zu dem Gedanken, Geschlechtshormone auch weibliche Geschlechtshormone bei Frauen als Medikamente zu geben. Das führt eher zu einer Häufung von Gefäßproblemen.
Also das sollte man nur aus strikt gynäkologischen Gründen tun. Aber bis zur Menopause haben Frauen dieses Problem seltener als Männer. Danach nimmt das Risiko wieder zu und es ist ganz klar davon abhängig, welche Risikofaktoren ich sonst mitbringe. Da gibt es vier, die sehr, sehr wichtig sind. Das ist der Bluthochdruck, das ist der Diabetes, das erhöhte Cholesterin. Und ich würde, obwohl ich es jetzt zuletzt sage, an allererster Stelle das Rauchen tatsächlich setzen.
Und das sehen wir tatsächlich insbesondere bei jungen Frauen, die sich jetzt sehr häufig das Rauchen eine Rolle spielt, teilweise häufiger als bei Männern. Und das beeinflusst natürlich die Tendenz zu solchen Erkrankungen leider in die falsche und sehr negative Richtung. Aber die Frauen haben tatsächlich, was die Häufigkeit dieser Erkrankung betrifft, einen kleinen, ja dann auch genetischen Vorteil, der sich dann aber später nach der Menopause ausgleichen kann. Also wäre hier spätestens der Zeitpunkt, sich wirklich eine selbst fürsorgliche Lebensweise zu gönnen.
Ist das auch der Grund, warum Frauen tendenziell zehn Jahre später ein Herzinfarkt bekommen können als Männer?
Das ist exakt der Grund. Es passiert tatsächlich später und es gibt natürlich noch einige deutliche Unterschiede in der medizinischen Behandlung zwischen Frauen und Männern, die man natürlich auch immer wieder thematisieren muss und die zum Glück in der heutigen Kardiologie eine wichtige Rolle spielen.
Also ist ein Männerherz ein anderes als ein Frauenherzen?
Also erst mal funktioniert es sehr ähnlich und sieht auch ähnlich aus. Aber da geht es nur losen. Frauenherzen sind erst mal auch kleiner als Männerherzen, haben also tatsächlich auch schon morphologisch einen gewissen Unterschied aufzuweisen. Sicherlich sind auch einige Reaktionen anders. Man muss auch sagen, Beschwerden am Herzen werden von Frauen anders wahrgenommen als von Männern.
Das ist noch nicht ganz klar. Warum das so ist. Und das ist der Grund, weswegen bei Frauen tatsächlich also medizinische Beschwerden oftmals anders eingeschätzt und Fehler eingeschätzt werden. Und das erscheint mir wirklich ein ganz, ganz wichtiges Thema. Wir müssen heute klar benennen, dass Frauen auch auf die üblichen Medikamente gegen hohen Blutdruck oder gegen Herzrhythmusstörungen oder ähnliche Dinge, dass Frauen auf die Medikamente anders reagieren und wir sie nicht so dosieren dürfen wie bei Männern.
Da muss eine Sensibilität her. Und es gibt diesen schönen, diese schöne Benennung. Wir sollten heute nicht von Gendermedizin reden oder Geschlechtermedizin. Wir sollten von einer gendersensiblen Medizin reden. Und ich glaube, das ist ein wichtiger Ansatz, sodass man das Dogmatische und so ein bisschen rausnimmt und das Sachliche in den Vordergrund führt. Und das ist eine sehr gute Entwicklung, die sich da zurzeit abspielt.
Spannend. Ja, ich glaube, wir, die wir fühlen das Herz wahrscheinlich etwas anders als Männer. Das könnte natürlich was sein. Wir hören ja schon, ticken vielleicht mehr in uns rein als das der klassische Mann vielleicht macht. Heißt das, man kann jetzt nicht einfach ein Herz transplantieren von einer Frau zu einem Mann und umgekehrt? Das geht wahrscheinlich nicht, oder?
Na ja, das ist ja vor allen Dingen, vor allen Dingen dann auch genetische Gründe. Also gehen tut vieles, weil man, weil man das Immunsystem ja blockiert. Aber man muss natürlich immer perfekt passende Herzen suchen, was ja über Eurotransplant passiert. Und auch sicherlich, was die Organgröße betrifft, ist das nicht unproblematisch. Also man wird das (...)
Jetzt hast du gerade gesagt, man muss gucken, was sie, was man so genetisch mitbekommt, vielleicht so einen Tipp, den ich jetzt erst im Umkreis aus meiner eigenen Geschichte gelernt habe. Das ist ja voll erblich, Herzerkrankungen zu haben und ich musste irgendwo erzählen, so okay, wer hat Herzerkrankung. Plötzlich kam raus. Also gefühlt die ganze Familie hat Herz-Vorerkrankungen. Ab wann macht es denn Sinn mal zum Kardiologen zu gehen und zu sagen okay, habe ich vielleicht auch von da irgendwie was geerbt?
Das macht vor allem dann Sinn, wenn ich, wenn ich tatsächlich eine wirklich benannte erbliche Herzerkrankung habe. Ich gebe mal ein einfaches Beispiel: Es gibt einen bestimmten Fettstoff im Blut, der nennt sich Lipoprotein. Klammer auf, klein A Klammer zu LP Klein A, kann man mal gehört haben und wir fordern zurzeit kardiologisch sollte jeder im Leben mal bestimmen lassen, denn das ist ein Cholesterinstoff, der erblich bedingt zu einer Herzkranzgefäße Erkrankung führen kann.
Ja, und wenn man das weiß, dann kann man möglicherweise schon frühzeitig im jungen Alter so auf die Cholesterinwerte, die erblich ja sehr, sehr hoch sein können, kann man das frühzeitig bestimmen, um auch frühzeitig zu behandeln und vielleicht dann auch später Probleme zu verhindern. Und dann gibt es ganz definierte Erkrankungen, wie zum Beispiel manche Erkrankungen, die sind sehr komplex, die können Rhythmusstörung auslösen und so weiter. Da sollte man dann schon auch mal Familien und vor allen Dingen die Nachkommen genetisch untersuchen lassen.
Da sind zum Glück oft sehr seltene Erkrankungen. Die Herzkranzgefäß-Erkrankungen als häufigste Erkrankungen und auch die Herzschwäche, die dadurch bedingt sein kann. Die können einen natürlich durch familiäre Häufung ein bisschen in die Wiege gelegt sein. Umso wichtiger dann und da sind wir wieder bei dem Wort im Sinne der Selbstfürsorge etwas für sich zu tun. Wenn man davon betroffen ist.
Tatsächlich, bei Cholesterin denken alle Leute sofort an falsches Essen, aber die richtig gefährlichen, gefährlich hohen Fettstoffwechsel Werte sind bei den Leuten mit dieser familiären Hypercholesterinämie mit, so viel Schweinebraten kann man gar nicht essen, um in den Wertebereich zu kommen. Und da jetzt muss man sagen, das Cholesterin, das verstopft die Gefäße nicht binnen drei Tagen, sondern das ist was, was über 20, 30 Jahre läuft und dann macht es tatsächlich Sinn, mit 30 vielleicht einmal die Werte bestimmen zu lassen. Dann weiß man nämlich, wo man steht. Und weil die hohen Werte zeigen sich schon in höheren Alter. Und dann weiß man, dass es sinnvoll ist, mit Ernährung vorsichtig zu sein und war oft bei sehr hohen Werten auch schon, medikamentös gegenzuarbeiten.
Also erste Anlaufstelle, erst mal Hausarzt und dann weiter schauen, …
…was der Hausarzt bestimmt. Genau.
…was gemacht werden soll.
Ganz kurz noch dazwischen. Idealerweise müssen wir versuchen so individuell wie möglich das Risiko zu bestimmen. Und das geht heute sehr gut über bestimmte Rechner und ähnliche Dinge, über sogenanntes „Scores“. Und damit kann man sich durchaus mal befassen und die sind ja wiederum bei Frauen und Männern unterschiedlich. Aber da kann man das individuelle Risiko bestimmen und gucken, an welcher Stelle man dann gesünder für sich leben kann oder sogar medikamentös behandeln muss.
Jetzt habt ihr das Wort Selbstfürsorge schon bestimmt zwei Mal genannt. Allerdings ist sie, glaube ich, wissen ganz viele einfach nicht. Was heißt das denn? Wie mache ich das denn? Wie sorge ich denn für mich selber? Weil ich habe ja schon eine Familie, um die ich mich schon sorge. Wie soll das mit meiner Selbstfürsorge gehen?
Das ist tatsächlich bei uns Patientinnen ein wichtiges Thema, weil es sich eben ganz viel um andere Sorgen und sich selber da vergessen. Und ja, Selbstfürsorge heißt eben auch, mal innezuhalten, seinen Tages- und Wochenplan anzugucken und sich zu fragen, wann habe ich da eigentlich Zeit für mich? Und muss ich das alles so intensiv machen, wie ich es mache? Und es gibt, also wichtig finde ich den Gedanken also Selbstfürsorge ist was, was man lernt und es hängt davon ab, welchen Start man ins Leben hat.
Wir sehen in der Psychosomatik, aber auch in der Psychokardiologie viele Menschen, die halt einen sehr schwierigen Start hatten, weil sie im schlimmsten Falle sexuell oder gewalttätig misshandelt worden sind. Weil sie schwer vernachlässigt worden sind. Weil sie schlimme Bindungserfahrungen hatten. Und wenn man als Kind schlecht behandelt wird, dann nimmt man so die Botschaft mit, Ich bin es eigentlich nicht wert, gut behandelt zu werden und behandelt sich dann auch weiter schlecht. Das sehen wir ganz oft bei Menschen, die wirklich fatal mit ihrer Gesundheit umgehen, die man am liebsten schütteln würde und sagen, wie kannst du das nur machen, so mit dir umgehen. Und manchmal wird man auch wütend als Arzt. So, wir geben uns so ne Mühe und. Aber wenn man dann in die Lebensgeschichte reinguckt, sieht man, die hatten gar keine Chance, selbst fürsorglich mit sich umzugehen.
Und dann wird natürlich oft was beworben. So gönn dir die kleine Pause und dann sind das eben irgendwelche Snacks oder Zigaretten. Was alles nur noch schlimmer macht. Und deswegen ist wirklich Anstiftung zur Selbstfürsorge ein Motto unserer Klinik.
Und da komm ich vielleicht auch ein bisschen ins Spiel, weil immer, wenn wir auf die Matte gehen, versuche ich auch zu sagen also das darf ein Punkt der Selbstfürsorge sein. Immer wenn wir uns um uns kümmern, entspannen oder ins Training gehen oder auch ins Ausdauertraining gehen, das ist Selbstfürsorge, ein Teil dessen und dass uns dafür Räume schaffen können. Und ja, das versuche ich dann in der Turnhalle. Dort ein bisschen anzuknüpfen und zu vermitteln ja.
Wie viel Selbstfürsorgeeinheiten die Woche sind denn gut oder täglich vielleicht.
Jeden Tag ein bisschen ist auf jeden Fall schön.
Also für die Muskulatur kann man natürlich fürs Krafttraining, will ich mal sagen täglich was machen, suche ich mir jeden Tag ein paar andere Muskelgruppen aus. Ein paar andere Übungen kann ich, wenn ich drei Übungen am Tag mache und die dreimal 15 wiederhole, dann bin ich in einem Kraftausdauer Bereich und dann habe ich aber auch zehn Minuten da investiert und die kriege ich vielleicht irgendwie auch noch in den Alltag unter. Und das Ausdauertraining darf ich natürlich auch nicht vernachlässigen. Da darf ich mir aber dann schon entweder in einem moderaten Bereich jeden Tag ne halbe Stunde gönnen und dann sind wir bei 40 Minuten mit den Kraftübungen noch dazu oder auch an drei Terminen die Woche sagen, ja so pauschal dann ein Intensiveres Ausdauertraining.
Das sind jetzt Sachen, die hier helfen natürlich. Also Bewegung hilft an sich ja immer, egal was man hat. Aber vor allem auch bei Herzerkrankung, aber auch zum Beispiel bei Depressionen hilft es, sich zu bewegen und irgendwie wie joggen zu gehen. Ich habe irgendwie gelesen, bei einer Depression, wenn man 45 Minuten die Woche joggen geht, also drei mal 45 Minuten joggen geht, sagt…
…genauso gut wie Antidepressiva, also dreimal schon 40 Minuten Walking ersetzt oder kann ein Antidepressivum ersetzen.
Das finde ich den Wahnsinn.
Ja, ja, genau. Und es sind kontrollierte, randomisierte Studien als wissenschaftlich glasklar erwiesen.
Und macht ihr das bei euch in der Reha, dass ihr sagt, okay, du gehst jetzt vielleicht mal dreimal die Woche joggen und nimmst nicht so viel Tabletten?
Das mit dem Joggen, das ist genau das Problem. Ja. Sagen Sie mal einer, sagen wir mal durchschnittlichen Frau um die 50 oder 40, Ja, jetzt gehst du mal joggen.
Die hat das vorher nie gemacht. Genau da liegt der Fehler. Wenn wir mit Dingen anfangen, die sofort für die Menschen überanstrengen sind, dann werden sie nicht weitermachen und deswegen müssen an dieser Stelle natürlich immer darüber reden. Wir haben Herzpatienten vor Augen, wir müssen die langsam aufbauen. Und da ist die Thematik ganz, ganz wichtig, dass auch Rehabilitation ein guter Punkt ist, wo man genau das versuchen kann. Und ich neige dazu, bei unseren Patientinnen und Patienten nicht von Sport oder Joggen zu reden, sondern von Bewegung. Und wir müssen, manche, müssen wir bremsen. Das ist auch wichtig. Die meisten aber müssen wir erst mal langsam aktivieren und es muss Freude machen. Und deswegen ist es wichtig, vielleicht dem einen oder anderen zu sagen: So, du fängst jetzt erst mal mit Spaziergängen oder Walking an, ich empfehle gerne das Nordic Walking, weil der Oberkörper gut mit aktiviert wird.
Also bei manchen muss man langsam anfangen, denn wenn man überanstrengt anfängt und Sport sich nur so vorstellt. Das sind wirklich wunderschöne, muskulöse Menschen in teuren Sportklamotten und das man muss sich auspowern, nur das bringt was und nur das ist Sport, dann liegt man komplett falsch. Ja, manche Menschen tun schon was Gutes, wenn sie einfach mal nicht den Aufzug, sondern die Treppe nehmen. Oder wenn sie sagen, ich gehe einfach mal dreimal pro Woche eine halbe Stunde spazieren, So fängt man vielleicht an und baut sich langsam auf und dann wird was da draus. Und das tut der Seele gut. Und natürlich auch dem Herzen. Dadurch, dass das Entzündungsbereitschaft im Körper abgebaut wird, das Gefäß Veränderungen abgebaut werden können, dass Komplikationen seltener werden, dass die Lebensqualität steigt und die Depression tatsächlich auch geringer wird. Und es bleibt das Problem, die Menschen geschickt und gut daran zu führen.
Aber Judith, ist haben wir alle das Problem. Das machen wir dann mit drei Wochen in der Reha eh. Dann kommen wir nach Hause, da machen wir das auch noch mal ein bisschen und dann ist es vorbei mit der Motivation oder auch mit dem Alltag, der ja uns alle auffrisst und wir die Zeit dafür gar nicht mehr haben. Im Buch steht, es ist ein total schöner Wochenplan da drin. Auch das ist wirklich total zu empfehlen, das auch so zu machen. Und du hast Übung mit morgens nach der Arbeit und abends, die man sich so einteilen kann. Aber irgendwann hört es doch auf und wir machen es einfach nicht mehr. Wie schaffen wir das? Wie motivieren wir uns?
Ich denke immer, was wir ein Vierteljahr gut machen und regelmäßig machen, das hören wir auch nicht mehr auf. Wir dürfen halt nach einem Urlaub oder auch nach einer Erkrankung, wenn man mal eine Grippe hat, darf man erst mal wieder hochkommen und wieder in die Gänge kommen und sich da an das Training wieder langsam ran pirschen und da wieder in die Regelmäßigkeit kommen.
Aber ich denke, wenn wir etwas drei Monate regelmäßig gemacht haben, dann fehlt es uns nachher auch ein stückweit. Und als Ausgleich, als Entspannungsmaßnahme. Ja, und um den Kopf freizubekommen. Und ja, ein bisschen Disziplin gehört einfach ein bisschen. Das ist Selbstfürsorge, dann auch an der Stelle, auf sich zu achten und zu gucken: Bleibe ich jetzt sitzen auf dem Sofa? Was bringt mir das? Oder gehe ich vielleicht doch eben gerade mal eine rasche Runde und genau danach geht es mir vermutlich etwas besser.
Hört auf euer Herz.
Genau.
Stimmt. Das stimmt. Aber wie motivierst du dich, wenn du auf der Couch liegst und denkst, ich könnte jetzt hier liegen bleiben oder Ich könnte auch joggen gehen.
Es gibt ja die Erfahrung, dass es einem, dass ich mich, des häufigen schon überwunden habe und die Couch hinter mir gelassen habe. Und es hat sich einfach gelohnt und ist man diskutiert nicht mehr.
Man kann sich auch vorstellen, wie wird es mir gehen, wenn ich jetzt noch eine Stunde abhänge, und wird es mir gehen, wenn ich zum Laufen zurückkomme?
Und das schlechte Gewissen, das man dann auch noch hat, auch noch so den Platz im Kopf, wo man dann denkt, zweimal nicht trainieren gewesen und dann auch noch das schlechte Gewissen, deswegen obendrauf, dann ist man besser laufen gegangen.
Der innere Schweinehund darf ja auch mal siegen. Das ist vollkommen in Ordnung. Das schreiben wir auch in dem Buch. Und dennoch sollte man sich fragen Was? Was gewinne ich, wenn ich jetzt nicht auf Sofa herumsitze und mich bewege? Und das ist sehr viel und was ich gerne unseren Patienten hier und Patientinnen verbiete, das sind zwei Worte. Hast du eine Vorstellung, welche das sind?
Ich hätte das Wort: „Später“.
Nein, nein. Das Wort: „Ja, aber...“
Achso, ja.
Das ist das, was am meisten kommt. Wir empfehlen Dinge. Es macht Sinn, aufhören zu rauchen. Es macht Sinn, auf sein Herz zu hören. Es macht Sinn, sich mehr zu bewegen. Und dann kommt immer: Ja, aber. Und dieses „Ja, aber“, das sollten wir uns abgewöhnen. Also, jeder Mensch, der so was hört, sollte versuchen, diese Worte im Zusammenhang mit dieser Thematik nicht mehr zu sagen und vielleicht häufiger zu sagen „Nee, trotzdem“ und ich glaube, dann wird was draus. Und daher sind diese beiden Worte bei uns nicht gerne gesehen.
Ja, das merke ich mir.
Und tatsächlich, wenn ich vielleicht mal nicht auf die Runde im Wald oder auf dem Ergometer Lust habe oder die Kraft einfach nicht habe, weil ich einen anstrengenden Tag hatte. Ist doch ein guter Spaziergang, wirklich eine schöne Alternative. Oder dann vielleicht auch auf die Matte zu gehen und sagen ich mache heute ein paar Übungen oder einfach nur eine Entspannungsübung und dann ist es auch okay.
Ja.
Ein Tipp, dass ich da noch mal dazwischengehen. Wie wäre es denn, mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Das machen weniger. Ich mache das immer, aber es ist nicht so gang und gebe.
Aber eine tolle Sache.
Ja, und den Fahrstuhl nicht nehmen. Also es sind wirklich so kleine Dinge, die genau das machen. Ich denke mal bei Sport denkt oder ihr habt die Bewegung genannt, aber man denkt halt immer ja ne, ich muss mich erst mal die teuren Klamotten zwingen und dann erst mal irgendwohin und sondern es fängt im viel Kleinerem an.
Und das ist im Alltag einfach auch schöner umzusetzen. Wer hat dann die Zeit, zwei Stunden in ein Fitnessstudio zu gehen und das auch noch vielleicht zwei drei Mal die Woche? Also bis ich dorthin gefahren bin, bis ich zurück bin, mich zu duschen, dort irgendwie noch einen Kurs zu machen, mich danach noch mal das macht also das macht das macht man tatsächlich einen Monat und dann nicht mehr.
Was ist konkret, das muss man jetzt zusammenfassen. Was sagt ihr konkret, ist die richtige Bewegung für die ganze Woche? Wie viel? Also, damit wir auch dran können.
Ich bleibe bei drei, dreimal die Woche intensives Training, Ausdauertraining, schon eine halbe Stunde, also schon etwas mehr als nur spazieren gehen, sondern man darf da schon schön warm werden, und ja, an zwei Tagen die Woche ein Krafttraining, ein Krafttraining, dreimal 15 Wiederholungen, das wir wirklich in Kraftausdauer Bereich sind, nicht im maximal Krafttraining. Genau.
Das muss nicht im Studio sein?
Das muss nicht im Studio sein, das ist wichtig. Mit dem eigenen Körpergewicht zu Hause mit dem Küchenstuhl sein.
Übungen stehen im Buch.
Genau.
Genau, genau, genau die können wir jetzt. Die kann man jetzt so schlecht nachmachen, weil wir, wo auch immer wir gerade uns befinden, auf dem Laufband oder sonst wo in der U-Bahn. Wobei könnte man auch nachmachen.
In der U-Bahn auf jeden Fall.
Ja. Die Liegestütze kann man überall machen, zum Beispiel, nicht Liegestütze, die die Kniebeugen kann, man überall machen.
Auch die Liegestütze, an der Wand kann man wunderbar, im Zweifel auch an der U-Bahn Wand machen. Muss man aber nicht.
Ja, eigentlich muss man jede freie Minute nutzen, um nicht aufs Handy zu gucken, sondern so was es sonst noch gibt.
Dann gibt es auch noch Selbstfürsorge. So schöne Sachen wie Yoga oder Qigong, die nachgewiesen auch fürs Herz gut sind.
Oder ich habe noch was. Das meine ich, war ich auch ein Highlight im Buch. Lachen. So einfach. Lachen ist gesund. Und es kein blödes Sprichwort. Es ist bewiesen und hilft dem Herz.
Kardiologen lachen nie. Haha
Jetzt lachen wir alle mal, Ja, das ist okay. Aber Lachen hilft tatsächlich.
Nein auch die lachen. Ne positive Psychologie haben wir ja in das Buch neu in das in die neue Auflage reingenommen. Finde ich ein total tolles Kapitel, das das wir das reingenommen haben. Einfach mal versuchen die Dinge positiver zu sehen und das, das haben wir reingenommen und da, da sind wir wieder bei dem, bei dem sozialen, bei den Kontakten zu anderen, bei gemeinsamen Lachen und so weiter. Das ist schlicht und einfach gesund, die Dinge auch mal einfach positiv zu sehen. Was in unserer heutigen Zeit natürlich nicht einfach ist, aber es geht.
Ja auch Optimisten geht es besser als Pessimisten.
Auf jeden Fall. Ich muss ja immer einschränkend zu sagen, es gibt halt Leute, denen wurde der Optimismus und das positive Denken wirklich ausgetrieben. Und wenn man so eine traumatische Vorgeschichte hat, dann kann man nicht einfach da drüber hinweg lächeln. Und dann ist es aber auch das ist kein Schicksal, sondern auch da ist wichtig, sich Hilfe zu holen, das zu bearbeiten und dann klappts auch wieder mit dem Lachen.
Ja, ja, ich finde es ehrlich gesagt, ich fand es total schön zu lesen das auch Lachen ist wirklich gesund. Ist doch, dass das schön, da kriegt man selber gleich ein Smile ins Gesicht irgendwie.
Genau.
Also ich habe auch Lachyoga noch nie ausprobiert, aber vielleicht mache ich es mit euch mal, Danke euch. Habt ihr das schon mal gemacht? Judith zufällig?
Ehrlich gesagt, Nein.
Das könntet ihr ja mal anbieten, gell? Nur mal so als Idee.
Aber tatsächlich in der Therapie. Und wir machen ja auch richtig Psychotherapie erlebt man oft so ein Prozess. Die Leute setzen sich mit dem Problem auseinander und dann werden sie erst mal ein bisschen stiller und ernster und dann so im letzten Drittel, dann haben sie das durch und dann lachen sie viel mehr. Und es ist eine viel befreite Atmosphäre und das ist einfach toll zu sehen.
Ah, voll gut.
Also in der psychosomatischen Klinik wird viel gelacht auf jeden Fall.
Aber nicht übereinander. Dann mit miteinander.
Das ein wichtiger Unterschied. Genau.
Ja ich sehe schon, ihr drei versteht euch auch ganz gut, glaube ich.
Man muss sein Herz öffnen. Das habe ich ja gesagt. Aber auch sein Interesse für andere Fachbereiche und andere Belange. Und das zeichnet ja eine Rehabilitation aus. Wir arbeiten hier auf Augenhöhe mit verschiedenen Berufsgruppen, gemeinsam am selben Ziel. Ja, das heißt, das ist wichtig, dass, dass die Teams, die dort arbeiten, sei es in der Bewegungstherapie, in der Physiotherapie, in der Sozialarbeit, in der Ernährungsberatung, in der Ergotherapie, in der Pflege und so weiter und so fort. Es gibt ja viele Bereiche, dass die einfach gut zusammenarbeiten und dann können wir bei den Menschen wirklich viel erreichen. Und einen Punkt will ich auch noch mal ansprechen wollen. Das ist auch die Entspannung. Da haben wir heute noch gar nicht drüber geredet, denn wenn ja.
Dann kamen die Männer und haben dazwischen gegrätscht.
Es sollte… Genau, die Männer haben wieder dazwischen gegrätscht, weil die sind, immer so unentspannt. Und tatsächlich ist es so, dass wir versuchen unseren Patientinnen und Patienten zu sagen. Versucht auch mal ein gutes Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung hinzukriegen. Wir sind dazu gemacht, Anspannung durchaus gut zu vertragen, auch wenn sie mal und jetzt in Anführungsstrichen stressig wird. Das gehört zu unserer Natur dazu. Aber wir sollten uns eben Inseln und Momente schaffen, wo auch Entspannung möglich ist. Und das kann bei verschiedenen Menschen ganz verschieden aussehen. Aber wir sollten wenigstens nach diesen Inseln suchen, sonst finden wir sie nicht. Und daher können tatsächlich auch gezielte Übungen hilfreich sein, die wir hier ebenfalls vermitteln.
Denn Entspannung ist nicht auf dem Sofa sitzen und dann Fernsehgucken. Tatsächlich. Dass wir da. Also wir machen hier die progressive Muskelentspannung nach Jacobson und dass wir wirklich versuchen, also da geht es um das Wechselspiel von Anspannung und Entspannung und darüber, den Muskeltonus zu reduzieren und in die Entspannung zu kommen, ja, ein Gespür für sich auch zu bekommen, die Körperwahrnehmung zu schärfen, zu schauen, was sind denn meine Bedürfnisse, was brauche ich dann? Wie stecke ich denn gerade in meiner Kraft oder wie müde oder wie wach bin ich denn? Und genau. Und auch zu sehen, wo in meinem Körper stecken Anspannungen, die ich vielleicht auch ganz locker mal abschütteln kann. Aber das ja, wo ich diese Beobachtung gar nicht so drauf habe, wenn ich alles immer nur im Kompletten sehe. Dass ich auch die Körperteile differenziert anspannen kann und nicht vom Haken bis zum Nacken angespannt bin, sondern da wirklich auch zwischendurch in die Lockerung komme.
Da sagst du was, weil ich glaube, ich bin eine von vielen, die, wenn sie mal zu Hause Yoga macht, die Entspannung hinten wegfallen lässt, weil die Zeit dafür haben wir ja nicht. Also in diesen zehn Minuten könnte ich ja schon längst die Spülmaschine ein- und ausräumen und was auch immer noch machen.
Du sagst gerade „ja aber“, nah.
Aber ja, siehste, siehste. Genau. Ich habe mich so gerade mehrfach schon in den letzten 40 Minuten erwischt gefühlt von euch, weil man immer denkt, man könnte noch das und das machen. Aber jetzt sage ich mir nee, trotzdem bleibe ich jetzt hier liegen und entspanne mich. War das richtig?
Ja, also wirklich so für sich auch noch mal sehen. Den Kompass zu haben. Ich finde immer, Entspannung ist ein schöner Kompass. Er zeigt mir ganz genau, wo ich gerade stehe am Tag und auch in meiner Kraft. Und die Patienten erleben die Entspannung als sehr, sehr entlastend, als sehr, sehr angenehm. Ein halbes Wellnessprogramm und das wäre dann schade. Das ist eigentlich zu Hause weniger weiter gemacht wird, was wir jetzt gesehen haben, dass es nicht so ist. Weil es lohnt sich einfach dort noch mal ganz anders auch vielleicht, wenn ich die Entspannung auch am Morgen mache, noch mal anders in den Tag zu starten.
Ja, und wenn du entspannt bist erst mal, dann macht das Spülmaschine ausräumen viel mehr Spaß.
Vielleicht gehen dann weniger Teller kaputt.
Dann fällt es dir wesentlich leichter. Ja? Weil das ist nicht die nervige Aufgabe, sondern du hast vorher was für dich getan und dann fällt es dir leichter solche Aufgaben und das kann man auch durchaus im übertragenen Sinne sehen, dann letztendlich zu erfüllen. Also insofern nicht während der Entspannung daran denken, dass man jetzt unbedingt entspannen muss, und zwar sofort, sondern dass man wirklich diese Inseln findet. Und dann werden einem viele Dinge im Nachhinein einfacher fallen. Und das ist gut für unser Herz-Kreislauf-System. Ohne Frage und auch für unsere Psyche.
Ja, und auch morgens genauso. Wenn ich entspannt an die Arbeit gehe, bin ich auch nicht so schnell gereizt von Kollegen oder von irgendeinem Job, den ich gerade nicht so geil finde. Auch dann tun wir uns das Gutes.
Und da macht es auch Sinn, ein kleines Date mit sich zu vereinbaren und das regelmäßig wirklich zu machen, damit wir uns ja auch da eine Gelassenheit fördern können.
Ich werde an euch denken und viele andere glaube ich auch wie ich. Wir geben mal so drei Tipps und ich habe für mich jetzt schon drei zusammengesammelt. Ihr müsst mir sagen, ob die gut sind, die wir so sofort im Alltag vielleicht integrieren können.
Für mich ist auf jeden Fall der Satz hängengeblieben „Hör auf, dein Herz, das spricht mit dir.“ Bewegung ist immer, immer richtig gut und wir streichen den Satz: „Ja aber“ und ersetzen ihn durch: „Ne, trotzdem“.
Sehr gut, besser könnten wir das nicht formulieren.
Oder möchtet ihr das? Möchtet ihr was ersetzen? Ergänzen? Wir können auch mehr als drei Tipps mitgeben.
Und vergesst die Entspannung nicht.
Entspannung Genau.
Gut, und ganz wichtig natürlich eine gesunde Lebensweise. Ja, wir sollten auf unsere Ernährung achten. Wir sollten, wenn das der Fall ist, mit dem Rauchen aufhören. Wir sollten einfach wirklich endlich kapieren, dass das, was uns im Leben erwartet, dass wir das auch selber prägen können. Und genau an diesem Punkt darf man nicht mehr „Ja aber“ sagen. Das heißt, es gibt auch rein körperliche Faktoren, die natürlich eine Rolle spielen und die dürfen wir leider auch nicht vergessen.
Das war ein sehr schöner Schlusssatz, finde ich. Ich sage ganz lieben Dank und mehr von euch im Buch und ich hoffe, ich sage mehr von euch im Buch, weil ich hoffe, dass keiner in eure Reha muss. Deswegen, aber auch da wäre es schön, euch kennen zu lernen. Persönlich. Also vielen lieben Dank!
Alles Gute und vielen Dank.
Tschüss.
Danke schön. Tschüss.
Das war KERNgesund für heute. Vielen Dank fürs Dranbleiben und Zuhören. Wenn ihr keine Folge verpassen wollt, dann abonniert doch den Kanal und lasst uns gerne eine Bewertung da. Und wenn ihr Fragen, Wünsche oder Anregungen habt, schreibt uns gerne eine Mail an audio@thieme.de
Bleibt gesund und bis zum nächsten Mal!
Without Thieme Group's prior express written permission, the following use is strictly reserved: You shall not 1) use the content for commercial text and data mining as under § 44b German Copyright Act, i.e. use robots, spiders, scripts, service, software or any manual or automatic device, tool, or process designed to data mine or scrape the content, data or information from the service, product or content, or otherwise use, access, or collect the content, data or information using automated means; 2) use the content or any part thereof for the development of any software program, algorithm or other automated system, including, but not limited to, training a machine learning or artificial intelligence - AI - system, including generative AI.