Inhalt
Wertvolles Eiweiß, wenige Kalorien
Pilze sind reich an Eiweiß, wertvollen Mineralien, Spurenelementen wie Eisen, Vitaminen, Antioxidanzien und Ballaststoffen. Im Gegensatz zu tierischen Nahrungsmitteln wirken sie tendenziell entzündungshemmend, regulierend auf den Säure-Basen-Haushalt und enthalten wertvolle präbiotische Ballaststoffe. Lediglich die begrenzte Verdaulichkeit (insbesondere bei unregelmäßigem Verzehr) und eine erhöhte Schadstoffakkumulation (vor allem bei Wildpilzen) setzen dem Verzehr Grenzen. Hinzu kommen wertvolle medizinische Eigenschaften, die zahlreichen Pilzen zu der Bezeichnung „Medicinal Mushrooms“, Vital- oder Heilpilze verhalfen.
Altes Wissen mit Evidenz: Über 200 bioaktive Inhaltsstoffe erforscht
Manche Überlieferungen der Pilzheilkunde oder Mykotherapie datieren Tausende Jahre zurück. Jede Region kennt eigene Heilpilze. So werden in Afrika meist die Gattungen Auricularia, Pleurotus oder Ganoderma (zum Beispiel Ganoderma lucidum gegen Arthritis oder Neoplasien [[12]]) verwendet. In Südamerika hat der Agaricus blazei murrill (ABM) als Immunregulans Berühmtheit erlangt sowie die psilocybinhaltigen „Magic Mushrooms“. In Asien werden Pilze vor allem unter TCM-Aspekten eingesetzt. Heute sind viele Arten und deren über 200 bioaktive Inhaltsstoffe gut erforscht, zum Beispiel entzündungshemmende Triterpene, antioxidative Polyphenole, Nervenwachstumsfaktor stimulierende Erinacine, neuroprotektives Ergothionein oder leberschützendes Cordycepin. Die Ergebnisse konnten viele der überlieferten Eigenschaften und Indikationen bestätigen. Aus einigen Inhaltsstoffen hat man Medikamente entwickelt, zum Beispiel Cyclosporin oder Penicillin.
Mykotherapie: Wie wirken Vitalpilze?
In erster Linie sind Vitalpilze Adaptogene, also Stärkungsmittel, die den Organismus wieder in die gesunde Eigenregulation bringen. Dadurch können manche Beschwerden wie Schlaf- oder Verdauungsstörungen mitunter verschwinden. Zudem steigt das Energielevel. Weiterhin besitzen Vitalpilze zahlreiche präbiotische Komponenten wie Chitin, β- und α-Glucane, Mannane sowie andere langkettige Kohlenhydrate. Diese verbessern nicht nur die Darmflora, sondern schützen auch vor Krankheitserregern und unterstützen das Immunsystem [[11], [13]]. Viele einzelne Inhaltsstoffe wirken hierbei synergetisch zusammen. Dies lässt sich oft noch verstärken, indem man verschiedene Pilze kombiniert, die sich bei einem Beschwerdebild gut ergänzen.
Vermutlich ist jeder essbare Pilz letztlich auch ein Vitalpilz oder zumindest ein Superfood.
Praktische Anwendung – was ist zu beachten?
Grundsätzlich zählen Pilze zu den Lebensmitteln, können also theoretisch jederzeit gegessen werden, auch von Kindern. Trotzdem gibt es Verschiedenes zu beachten, etwa, dass Polyporus als Aldosteron-Antagonist und kaliumsparendes „Diuretikum“ gilt oder Auricularia blutverdünnend wirken kann, wobei aber die bestehende Medikation berücksichtigt werden sollte: Langfristig kann sich der Medikamentenbedarf reduzieren. Dies ist dann mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. Menschen mit tendenziell niedrigem Blutdruck sollten auf eine ausreichende Trinkmenge achten.
Aufgrund ihrer präbiotischen Eigenschaften sollte man Pilze für eine bessere Verträglichkeit zu Beginn einschleichend dosieren. Weil sie zusätzlich auch die Entgiftung unterstützen, ist eine Kombination mit Bitterstoffen und erhöhter Trinkmenge sinnvoll. Wenn Patienten in eine bessere Regulation kommen und mehr Energie zur Verfügung haben, kann der Organismus „alte Baustellen“ in Angriff nehmen. Dies könnte Erstverschlimmerungen erklären, die allerdings nur selten auftreten.
Verbesserung von Mikrobiom, Leaky Gut und Entzündungslage
Eine gesunde und vielfältige Darmflora verbessert Stoffwechsel, Körpergewicht, Entzündungslage und Stimmung. Bei den meisten Menschen ist sie durch den Mangel an Ballaststoffen in ihrer Vielfalt reduziert und dysbiotisch. So können zum Beispiel Fäulniskeime dominieren. Unter der Einnahme von Pilzpulver (zum Beispiel Hericium oder Shiitake) zeigen sich oft bereits nach wenigen Wochen eine vielfältigere Flora, reduziertes Calprotectin (Hinweis auf Entzündungen im Darm), eine Verbesserung des Leaky Gut sowie vermehrt jene Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Butter- oder Propionsäure bilden [[11], [14], [15]]. Diese Fettsäuren schützen wiederum vor Entzündungen und können unser Sättigungsgefühl erhöhen. Weiterhin sind unerhitzte Pilze reich an Enzymen (zum Beispiel Laccasen, Glucose-2-Oxidase, Superoxiddismutase, Proteasen oder Peroxidasen), die nicht nur der Verdauung helfen können, sondern auch medizinische (zum Beispiel entgiftende) Eigenschaften besitzen.
Dosierung und Einnahmedauer
Hinsichtlich der Einnahmedauer von Vitalpilzen unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Beschwerden. So kann es ausreichen, bei einer akuten Gastritis über 2–3 Wochen Hericium einzunehmen oder sich bei einem akuten Atemwegsinfekt einige Tage mit Coriolus und Chaga zu unterstützen. Bei chronischen Beschwerden müssen die Pilze hingegen meist mindestens über einen Zeitraum von 3–6 Monaten eingenommen werden, manche Patienten nehmen sie auch über Jahre, zum Beispiel den „Anti-Aqmg-Pilz“ Reishi. Die Dosierung liegt bei Erwachsenen gewöhnlich bei 3 × tgl. 1 Kps. pro Pilz oder Pilzmischung, was täglich ca. 1,5 g entspricht.
Pilze sind reich an Antioxidanzien und stimulieren zudem die antioxidativen Systeme des Körpers. Da ein großer Teil der Erkrankungen mit Entzündungen und damit auch mit oxidativem Stress assoziiert ist, spielt dies eine wichtige präventive Rolle. Sie enthalten zum Beispiel die besondere Aminosäure Ergothionein, die sich im Nervensystem anreichern kann und die Nervenzellen vor oxidativem Stress schützt. Pilze gelten zudem als Stütze des [mmunsystems, um auf einen Infekt schnell und adäquat, aber nicht übermäßig, zu reagieren. Man spricht von Trained immunity [[16]]. Dabei eignen sie sich aufgrund ihrer immunmodulatorischen Eigenschaften auch gut für Allergiker und Autoimmunpatienten (wichtig: bei Autoimmunprozessen ist eine Steigerung der [mmunaktivität kontraindiziert).
Wichtige Vitalpilze: 6 Porträts
Es gibt Hunderte verschiedener Vitalpilze, und vermutlich ist jeder essbare Pilz letztlich auch ein Vitalpilz oder zumindest ein Superfood. Doch nicht alle sind bisher erforscht und in ihrer Wirkung bestätigt. Beispielhaft werden im Folgenden einige häufig verwendete Arten vorgestellt. Die in diesem Beitrag beschriebenen Effekte entstammen hierbei der traditionellen Medizin, Studienlage und Erfahrungsheilkunde. Vitalpilze werden zum Schutz der ungesättigten Fettsäuren bevorzugt in Kapselform genommen.
Agaricus: Mandelpilz als Immunregulans
Agaricus blazei murrill (ABM), auch bekannt als Mandelpilz, ist in Südamerika beheimatet und in der dortigen Naturheilkunde gut bekannt. Für die Verwendung als Vitalpilz wird er mittlerweile auch in Europa gezüchtet. Bekanntheit erlangte dieser Pilz insbesondere durch seine regulierende Wirkung auf das Immunsystem. Er wird sowohl bei Allergien und Autoimmunerkrankungen als auch begleitend bei Krebserkrankungen eingesetzt.
„Blutverdünne“ Auricularia auricula-judae (Judasohr)
Der Speise- und Vitalpilz Auricularia auricula-judae oder Judasohr ist an Holunderbäumen zu finden und gilt als „Blutverdünner“ unter den Pilzen (Übrigens: Der Mu-Err-Pilz Auricularia polytricha wird in der Regel für die Zucht verwendet und weist ein vergleichbares Wirkspektrum auf). Er hemmt Fibringerinnsel und die Thrombozytenaggregation. Zudem wirkt er gefäßentspannend und -erweiternd auf die Arterien. Aufgrund dieser Eigenschaften kommt er bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Durchblutungsstörungen adjuvant zur Anwendung. Seine entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften wirken Arteriosklerose und Hypertonie entgegen. Auch gegen Venenleiden, Krampfadern und Trockenheit der Schleimhäute wird Auricularia eingesetzt.
Schopftintling als natürliches Antidiabetikum
Der Schopftintling (Coprinus comatus) ist als Speisepilz bekannt und wächst bei entsprechender Witterung auf gemähten Wiesen oder in Parks. Zu seinen Indikationen zählt sowohl Typ-2-Diabetes als auch die späte Typ-1-Form LADA (Latent Autoimmune Diabetes in Adults). Eine antidiabetische Wirkung führt man auf eine Verringerung der Insulinresistenz, eine Senkung erhöhten Blutzuckers sowie eine Reduzierung der Eiweißverzuckerung zurück (Senkung von HbA1c). Ebenso wird eine schützende Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse angenommen. Auch zur Reduktion von Bauchfett und Übergewicht kommt der Schopftintling zur Anwendung: Seine Inhaltsstoffe unterstützen die Sättigung und reduzieren Heißhunger.
Cordyceps: Raupenpilz und Puppenkernkeule zur Leistungssteigerung
Cordyceps-Arten, insbesondere Cordyceps sinensis und militaris (Raupenpilz und Puppenkernkeule) wachsen in der Natur in Insekten, zum Beispiel Raupen. Für den Vitalpilzmarkt sind sie jedoch insektenfrei kultivierbar. Cordyceps erlangte aufgrund seiner leistungssteigernden Eigenschaften Berühmtheit. Das macht ihn sowohl für Sportler als auch für Menschen, die unter Schwäche, Energie- und Antriebslosigkeit oder depressiven Zuständen leiden, interessant. Auch bei Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen oder Schwitzen wird Cordyceps verwendet – optimalerweise in Verbindung mit pflanzlicher Kost. Ansonsten wird er gegen Lungenerkrankungen wie Asthma eingesetzt sowie bei Beschwerden, die Niere oder Nebenniere betreffen.
Hericium für Magen, Darm und Nervensystem
Der Igelstachelbart (Hericium erinaceus) ist nicht nur ein leckeres Nahrungsmittel, sondern auch ein beliebter Vitalpilz. Er setzt an der wichtigen Darm-Hirn-Achse an und findet, häufig auch als ergänzende Therapie, Verwendung bei allen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und des Nervensystems. Diese reichen von Gastritis, Colitis und Unverträglichkeiten über Histaminintoleranz bis hin zu Ängsten, Nervosität, Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Adjuvant kommt er auch bei Demenz oder Multipler Sklerose zur Anwendung.
Reishi: Klassiker für Herz-Kreislauf und Entzündung
Der Baumpilz Reishi oder Glänzender Lackporling ist einer der berühmtesten Heilpilze. Seine medizinischen Qualitäten werden mit Beinamen wie „Pilz der Unsterblichkeit“ oder „Großer Beschützer“ gewürdigt. Reishi wird häufig mit anderen Pilzen zur Wirkunterstützung kombiniert. Zu seinen zahlreichen Indikationen zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzstärkung und Blutdrucksenkung sowie eine Verbesserung des Sauerstoffgehalts im Blut. Die ihm zugeschriebenen antientzündlichen Eigenschaften machen ihn zu einem gebräuchlichen Therapeutikum gegen Zivilisationskrankheiten wie Arteriosklerose, Arthrose und Autoimmunerkrankungen. Aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften gilt er auch als „Anti-Aging-Pilz“.
Verwendung nach Indikationen
Blutdruck, Darm, Nerven, Stoffwechsel
Aufgrund der zahlreichen Indikationen kommt die Mykotherapie sowohl für die Prävention als auch bei vielen chronischen und auch einigen akuten Beschwerden zur Anwendung. Seit über 20 Jahren gibt es eine gute Erfahrungslage mit Pilzpulver, das noch sämtliche Pilzinhaltsstoffe besitzt. Eine Einnahme über den Tag verteilt ist oft effektiver als eine einmalige Gabe, die Therapiedauer richtet sich am Beschwerdebild aus.
Immunregulation bei Allergien und Autoimmunerkrankungen
Oft bleibt es auch nicht bei einer einzelnen Allergie, Unverträglichkeit oder Autoimmunerkrankung. Daher sollte immer frühzeitig gegengesteuert werden. Viele Vitalpilze gelten als entzündungshemmende Immunmodulatoren, die überschießende Immunreaktionen reduzieren und gleichzeitig eine gesunde Erregerabwehr ermöglichen. Bei Allergien können Pilze wie Pleurotus oder Reishi die erhöhte Histaminausschüttung senken und die Mastzellen stabilisieren. Hericium und Reishi sorgen für eine gesunde Darmschleimhaut und damit für den Histaminabbau. Somit wird die Allergieneigung auch langfristig gesenkt.
Nervenregeneration bei Konzentrationsstörungen und Demenz
Pilze enthalten viele bioaktive Verbindungen, die auch dem Nervensystem nützen. Besonders sticht hier Hericium erinaceus (Igelstachelbart) hervor, der den Nervenwachstumsfaktor (NGF, [[17]]) ankurbeln kann und dadurch unter anderem zu Nervenschutz und -regeneration beiträgt. In einer placebokontrollierten Untersuchung nahmen Senioren mit beginnender Demenz über 4 Monate Hericium-Pilzpulver ein und konnten damit ihre Scores wesentlich verbessern. Sind – zum Beispiel bei Demenz – Durchblutungsstörungen oder Hypertonie beteiligt, bieten sich zudem blutdrucksenkende Pilze wie Auricularia, Polyporus und Reishi an, bei Diabetes auch Coprinus.
Hinweis der Redaktion
Keine Heilaussagen für Nahrungsmittel
Trotz der traditionellen Verwendung als Heilmittel handelt es sich bei Vitalpilzen juristisch um Nahrungsmittel. Es darf also nicht mit einer Pilz-Therapie geworben werden. Bereits die Bezeichnung Heilpilz statt Vitalpilz, zum Beispiel auf einer Website oder Patienteninformation wäre außerhalb von Fachkreisen abmahnfähig.
Auch die Verwendung von Vitalpilzen im Rahmen einer Therapie darf nicht wie bei Arzneimitteln per Verordnung erfolgen, sondern beschränkt sich auf Empfehlungen wie bei anderen Nahrungsmitteln auch. Wer ein Nahrungsmittel durch Verordnung zum (als solches nicht zugelassenen) Heilmittel macht, haftet nach dem Arzneimittelgesetz – im besonderen Maß bei vulnerablen Personengruppen wie Kindern oder Schwangeren.
Frauengesundheit: Endokrinum, Wechseljahre, Haarausfall
Therapeutisch genutzte Vitalpilze für die Frauengesundheit sind zum Beispiel Cordyceps, Polyporus und Reishi. Diese werden auch häufig gegen diffusen Haarausfall oder bei Wassereinlagerungen eingesetzt. Cordyceps gilt als wichtiges Mittel gegen Schwitzen, hormonelle Dysbalancen und Hitzewallungen (siehe Abschnitt Cordyceps). Reishi unterstützt zusätzlich Leber und Schilddrüse, Polyporus kurbelt die Lymphe an und soll den Haarwuchs stimulieren.
Psychosomatische Störungen: Stress, Erschöpfung, Schlafstörungen
Psychosomatische Probleme wie Stress, Erschöpfung, Depression oder Schlafstörungen betreffen mittlerweile fast jeden zweiten Erwachsenen. Pilze wie Cordyceps, Hericium oder Reishi können dabei helfen, die Stressresistenz zu erhöhen, die Schlafqualität zu verbessern und die Stimmung aufzuhellen. Bei starker Erschöpfung hat sich der von Sportlern gern genommene Cordyceps bewährt.
Fette, Cholesterin und Blutzucker senken
Der Konsum verarbeiteter, hochkalorischer Nahrung hat zu massiven Gewichtszunahmen in der Bevölkerung sowie einem deutlichen Anstieg der damit vergesellschafteten Erkrankungen wie Krebs und Demenz geführt. Eine gute Unterstützung für übergewichtige Menschen, die von gefährlichem Bauchfett oder Fettleber betroffen sind, bieten Coprinus und Maitake. Sie werden bei erhöhten Blutfetten, Fettleber und Diabetes verwendet. In einer Studie nahmen männliche hypertensive Diabetiker täglich 3 g Pleurotus-Pilzpulver ein. Innerhalb von 3 Monaten sanken daraufhin sowohl Blutdruck- als auch HbA1c- und Nüchternblutzuckerwerte signifikant. Andere Untersuchungen bestätigen zudem die cholesterinsenkende Wirkung des Pleurotus. Bei Gelenkbeschwerden finden Pleurotus, Reishi, Cordyceps und Shiitake Verwendung: Pleurotus wird zur Muskelentspannung, auch bei Sehnen- und Bänderproblemen, eingesetzt, Reishi, Shiitake und Cordyceps aufgrund ihrer antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften zum Schutz der Gelenke.
Komplementäre Krebstherapie: Bessere Immunreaktion, verträglichere Chemotherapie
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Inhaltsstoffe vieler Pilze im Rahmen onkologischer Geschehen das Immunsystem und die Killerzellen unterstützen, gesundes Gewebe und das Knochenmark schützen, Nebenwirkungen der Therapien verringern und das Rezidivrisiko senken können. Durchblutungsfördernde Pilze wie Auricularia könnten über Fibrin und die Thrombozyten das Risiko für eine hämatogene Metastasierung reduzieren [[18]]. Coriolus wird als Begleiter bei Chemo- und Strahlentherapie verwendet, um die Radiosensitivität der Krebszellen zu erhöhen, das Überleben der Patienten sowie deren Lebensqualität zu verbessern und die Immunfunktion zu stärken [[19]].
Alle Vitalpilze wirken zudem präbiotisch. Hericium gilt als schleimhautschützend, Poria cocos als appetitsteigernd. Häufig eingesetzte Vitalpilze in der komplementären Krebstherapie sind Agaricus blazei murrill, Coriolus, Maitake und Reishi. Letztlich sollte immer individuell nach dem Gesamtbild des Patienten ausgewählt werden.
Qualität: In über 75% der Reishi-Produkte kein Reishi enthalten
Untersuchungen von Reishi-Produkten in den USA zeigten, dass in über 75 % der untersuchten Produkte kein Reishi enthalten war, sondern oft nur stärkeartiges Pulver. Es ist also wichtig, nur Anbieter und Pilzzüchter auszuwählen, die volle Transparenz über den gesamten Herstellungsprozess gewähren. Da „hergestellt in Deutschland“ nur den Ort der Verarbeitung benennt, gewährleistet zum Beispiel „deutscher Bio-Anbau“ mehr Sicherheit, da in Deutschland die Umsetzung der Bio-Richtlinien engmaschig kontrolliert wird. zur Vermeidung einer Schadstoffakkumulation sollte die gesamte Pilzzucht vor Umweltnoxen geschützt sein – vom verwendeten Substrat bis zur Ernte. Bio-Zertifizierung ist dabei ein wichtiges Kriterium. Loses Pilzpulver kann durch äußere Einflüsse wie Sauerstoff und Feuchtigkeit Qualitätseinbußen erleiden. Dagegen bietet zum Beispiel eine Kapselhülle guten Schutz.
Fallbeispiel: Reishi und Shiitake bei Morbus Bechterew
Bei einer Patientin wurde im Alter von 38 Jahren die Diagnose Morbus Bechterew gestellt. Es dominierten vor allem Schmerzen und ein ausgeprägtes Kältegefühl, zudem eine erhöhte Infektanfälligkeit. Sie begann daraufhin mit je einer Kapsel Reishi und Shiitake und steigerte Reishi daraufhin auf 2 × tgl. 1 Kps. Innerhalb weniger Monate traten keine Infekte mehr auf, auch das Kältegefühl verschwand, der Schmerz ging deutlich zurück. Sie nimmt die Pilze beinahe durchgehend seit 7 Jahren bis heute ein, mit Ausnahme einiger Monate, in denen sie auf ABM und Pleurotus umstellte. Heute, mit je einer Kapsel Reishi- und Shiitake-Pilzpulver findet kein Fortschreiten der Erkrankung mehr statt. Schmerzen treten nicht mehr auf.
Autorin
Dr. Rer. Nat. Dorothee Bös
Biologin
Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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