UnsterblichkeitskrautPflanzliche Hilfe bei Fatigue

Jiaogulan, das sog. Unsterblichkeitskraut, scheint positive Auswirkungen auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu haben. Das zeigt eine aktuelle Studie.

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Muskelkraft- und Ausdauertraining beeinflussen die körperliche und geistige Gesundheit auf vielfältige Weise. Die damit einhergehenden positive Effekte machen sich immer mehr Menschen gezielt zunutze. Sei es, um den Stoffwechsel- und die Immunfunktionen zu verbessern, das Gewicht zu kontrollieren, Stress abzubauen oder Krankheiten vorzubeugen.

Wahllose Trainingsleistung bewirkt jedoch genau das Gegenteil. Im Körper sammeln sich dann ermüdungsbedingte Substanzen an, welche die physiologische Neuromodulation stören und die Laktat- und Ammoniakproduktion ankurbeln. Untersuchungen konnten zeigen, dass dies den Muskelstoffwechsel inhibiert und Fatigue begünstigt. Der Konsum von Getränken, die Glukose und Elektrolyte enthalten, senkt nachweislich den Laktat- und Ammoniakspiegel im Blut und verlängert die Trainingsdauer. Darüber hinaus gibt es Hinweise, wonach bestimmte Pflanzenextrakte die trainingsassoziierte Fatigue ebenfalls verbessern können.

Einer dieser Extrakte enthält Gynostemma pentaphyllum. Die aus der Familie der Kürbisgewächse stammende Kletterpflanze wird auch Unsterblichkeitskraut oder fünfblättriger Ginseng genannt und in Korea seit Langem in der traditionellen Kräutermedizin verwendet. G. pentaphyllum ist reich an Gypenosiden, einer Gruppe von Triterpensaponinen, die den Ginsenosiden aus Panax ginseng sehr ähnlich sind. Gypenoside zeichnen sich durch antioxidative, entzündungshemmende, neuroprotektive und krebsbekämpfende Eigenschaften aus. Trotz der positiven Wirkung auf Muskelermüdung, die auf Grundlage von In-vitro- und In-vivo-Studien berichtet wurde, gibt es bislang keine klinischen Studien zu den Auswirkungen auf belastungsbedingte Veränderungen im Blut bzw. biochemische Parameter von Müdigkeit und körperlicher Leistungsfähigkeit nach der Einnahme von G. pentaphyllum.

Ziel der doppelblind-randomisierten, placebokontrollierten Studie von Ahn et al. vom Department of Integrated Biomedical and Life Science, Korea University, Seoul, Südkorea, war es, die Wirkung eines Gypenosid L und Ginsenosid Rg3 enthaltenden G.-pentaphyllum-Extraktes (GPE) unter belastungsfreien Bedingungen zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit über einen Zeitraum von 12 Wochen zu evaluieren. Die funktionellen Eigenschaften des Extraktes wurden hinsichtlich verschiedener Stoffwechselparameter bewertet (u. a. max. VO2, O2-Puls, eNOS, Herzfrequenz). Für diesen Zweck wurden 100 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 19 und 60 Jahren rekrutiert und im Verhältnis 1:1 auf entweder 1×täglich 450 mg GPE oder 1×täglich Placebo randomisiert.

Die Stoffwechselparameter wurden zu Beginn und am Ende des 12-wöchigen Studienzeitraums nach einer Belastungseinheit auf einem Laufband in Ruhe erhoben. Um die Trainingsreaktion besser beurteilen zu können, wurden ergänzend die Ergebnisse der wahrgenommenen Anstrengung (rating of perceived exertion; RPE) sowie der multidimensionalen Ermüdungsskala (multidimensional fatigue scale; MFS) herangezogen. Empfindungen und Gefühle der Teilnehmenden bezüglich körperlicher Belastung und Müdigkeit während körperlicher Tätigkeit wurden über eine subjektive Schätzung mittels der 15-RPE-Skala von Borg erhoben.

Biomarker und subjektive Fatigue verbessert

Ein Vergleich der Stoffwechselparameter illustriert, dass der maximale Sauerstoffverbrauch (max. VO2 in ml/kg/min) und der O2-Puls (ml O2/Herzschlag) in der GPE-Gruppe nach 12 Wochen signifikant höher waren als in der Kontrollgruppe. In der GPE-Gruppe betrug das maximale VO2 zu Beginn 42,23±3,83 und am Ende 43,34±3,88 gegenüber 44,16±3,21 und 43,32±3,89 in der Placebo-Gruppe (p=0,007). Beim O2-Puls waren es respektive 18,03±2,58 und 18,48±2,32 unter GPE versus 18,70±2,6 und 18,59±2,7 unter Placebo (p=0,047). Der Blutspiegel der endothelialen NO-Synthetase, einem Marker für körperliche Aktivität und Trainingsleistung, war in der Behandlungsgruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe (p=0,047). Teilnehmer aus der GPE-Gruppe gaben zwar Unterschiede in der Bewertung der RPE und der zeitlichen Fatigue auf der MFS an (p<0,05), jedoch keine signifikante Veränderung des MFS-Scores bei körperlicher, genereller und totaler Fatigue.

13 Teilnehmer aus beiden Gruppen berichteten insgesamt 24 unerwünschte Wirkungen, von denen nach Angaben der Autoren keine im Zusammenhang mit dem Präparat stand.

Fazit

G. pentaphyllum ist imstande, sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern. Der getestete Extrakt milderte die kognitiven Aspekte von Müdigkeit und optimierte die Leistung des motorischen Systems bei körperlicher Belastung.

Ahn Y. et al.
Effects of gypenoside L-containing Gynostemma pentaphyllum extract on fatigue and physical performance: A double-blind, placebo-controlled, randomized trial.

Phytotherapy Research 2023;
37: 3069-3082
DOI: 10.1002/ptr.7801.