NeugeboreneKuscheln direkt nach der Geburt hilft

Direkter Hautkontakt innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt verbessert die Gesundheit des Babys und beeinflusst das Stillverhalten positiv. 

Ein Neugeborenes liegt auf der Brust der Mutter. Der Vater hat seine Hand auf den Rücken des Babys gelegt.
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Hautkontakt zwischen Mutter und Neugeborenem wirkt positiv.

Direkter Hautkontakt zwischen Mutter und Neugeborenem unmittelbar nach der Geburt hat direkte Auswirkungen. Insbesondere auf das Stillverhalten. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Cochrane Review.

Studie

Das jetzt veröffentlichte Review-Update umfasst insgesamt 69 Studien mit über 7.000 Mutter-Kind-Paaren - die meisten davon aus Ländern mit hohem Einkommen. In Ländern mit niedrigem Einkommen wurden keine Studien durchgeführt. Der Großteil der Studien verglich den unmittelbaren Hautkontakt mit der Standardversorgung. Dabei lag der Fokus der Analyse auf folgenden Aspekten:  

  • Stillverhalten (Beginn und Dauer des ausschließlichen Stillens)
  • Physiologische Parameter bei Mutter und Kind (z. B. Temperatur, Blutzucker, Herz-Kreislauf-Stabilität)

Ergebnis

  • 82 % der Säuglinge, die direkten Hautkontakt zu ihrer Mutter hatten, wurden mindestens die ersten 6 Wochen lang voll gestillt – und in einigen Studien sogar bis zu einem halben Jahr. 
  • Von den Säuglingen ohne Hautkontakt nach der Geburt waren es nur 59 %. 

Ausschließliches Stillen in den ersten 6 Monaten bringt Müttern und Kindern viele gesundheitliche Vorteile. Zudem wirkt der Hautkontakt nach der Geburt wahrscheinlich stabilisierend auf mehrere wichtige Werte, die etwas über den Gesundheitszustand des Neugeborenen aussagen – nämlich auf Körpertemperatur, Blutzucker, Atmung und Herzfrequenz.

"Früher wurden Babys unmittelbar nach der Geburt für Routineverfahren wie körperliche Untersuchung, Wiegen und Baden von ihren Müttern getrennt. Das verhindert einen unmittelbaren Haut-zu-Haut-Kontakt", sagt Elizabeth Moore, Erstautorin des Cochrane Reviews. "Selbst in Ländern mit sehr guter Versorgung ist diese kostenlose und leicht umsetzbare Maßnahme keine gängige Praxis."

Autoren raten von weiteren randomisierten Studien ab

Die Autoren des aktuellen Reviews ziehen ein klares Fazit:

Die Evidenz für den unmittelbaren Haut-zu-Haut-Kontakt ist aus Sicht der Forschenden so deutlich, dass sie davon abraten, weitere randomisierte Studien durchzuführen. Dabei dürften die Mütter und Neugeborenen in der Kontrollgruppe nämlich nach der Geburt keinen Hautkontakt haben. Und den Hautkontakt empfiehlt mittlerweile selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Standard, argumentieren die Autor*innen.

"Den Haut-zu-Haut-Kontakt vorzuenthalten, wäre heute als unethisch anzusehen, da es ausreichende Evidenz gibt, dass der direkte Kontakt die Gesundheit und das Überleben von Neugeborenen verbessert", sagt Senior-Autorin Karin Cadwell. "Während die für unseren Review geeigneten Studien nicht das Überleben betrachteten, haben Forschungsarbeiten in ressourcenarmen Umgebungen gezeigt, dass dieser direkte Kontakt bei Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht über Leben und Tod entscheiden kann. Eine große Studie in Krankenhäusern in Indien und mehreren afrikanischen Ländern wurde frühzeitig gestoppt, als vorläufige Daten zeigten, dass Haut-zu-Haut-Kontakt das Überleben signifikant verbessert."

Zukünftige Forschung sollte die Verbesserung der Studienqualität und die Umsetzung in der Praxis priorisieren, anstatt erneut die Wirksamkeit von direktem Hautkontakt zwischen Mutter und Neugeborenem zu untersuchen.

Hintergrund: "sicher" oder "wahrscheinlich"?

Warum können die Cochrane-Autor*innen nur sagen, dass der direkte Hautkontakt "wahrscheinlich" und nicht, dass er "sicher" positiv wirkt? Das hat mit der Qualität der ausgewerteten Studien zu tun: Sie genügten nicht immer den strengsten wissenschaftlichen Standards.

Die Mütter wussten, ob ihnen ihr Kind direkt nach der Geburt auf die Brust gelegt wurde oder nicht – und das könnte ihr Stillverhalten beeinflusst haben. Diese mangelnde Verblindung der Mütter ist unvermeidbar, aber wurde von den Cochrane- Autor*innen als eine von mehreren methodischen Schwächen bewertet. Deswegen stuften die Autoren die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz herab - von "sicher" auf "wahrscheinlich".

Quelle: Cochrane Deutschland