Hitze kann die Nieren nachhaltig schädigen. Studien aus südlichen Ländern zeigen eine Häufung von chronischer Nierenkrankheit bei ansonsten gesunden Menschen, die draußen in der Landwirtschaft arbeiten. Nierenschäden können sich über Jahre unbemerkt summieren und sind dann oft nicht mehr reversibel. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie rät dringend, die Nieren bei heißem Wetter zu schützen und gibt Tipps.
Kombination aus Hitzestress, Dehydrierung, Überanstrengung
„Das Trio aus Hitzestress, Dehydrierung und körperlicher Überanstrengung ist für die Nieren besonders gefährlich“, sagt die Mainzer Nephrologin Prof. Julia Weinmann-Menke. Demnach könne es wichtige Nieren-Strukturen schädigen. In der Folge drohen narbige Veränderung der Nieren und ein möglicherweise irreversibler Funktionsverlust.
Mechanismen der Nierenschädigung durch Hitze
In Hitzeperioden fallen vermehrt schädliche Stoffwechselprodukte in den Nieren an, etwa durch den stressbedingten Zerfall von Muskelfasern - die Rhabdomyolyse. Durch Hitze und Austrocknung werden die Ausscheidungsorgane schlechter durchblutet, was Zellen absterben lässt. Oxidativer Stress entsteht, der Entzündungen und weitere Gewebeschäden nach sich zieht.
Der Urin selbst wird durch den Flüssigkeitsmangel hochkonzentriert. Hierdurch kann es zu vermehrter Bildung von Nierensteinen kommen, die Nephrolithiasis. Außerdem steigt die Anfälligkeit für Harnwegsinfekte. Prognosen gehen von bis zu 2,2 Millionen zusätzlichen Fällen von Nephrolithiasis in den Vereinigten Staaten bis 2050 aus.
Auch junge gesunde Menschen sollten ihre Nieren schützen
Zu den Risikogruppen gehören neben Kindern Menschen, die an Diabetes, Bluthochdruck, Herzschwäche oder einer chronischen Nierenkrankheit (CKD) leiden sowie Ältere und stark Übergewichtige. Weinmann-Menke betont: „Aber auch junge Menschen sollten aufpassen, etwa, wenn sie Sport treiben oder draußen arbeiten.“ Es sei wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten, wie Durst, Schwindel, Kopfschmerzen oder Herzrasen.
Umweltbelastungen verschärfen Hitzeschäden an den Nieren
„Andere schädliche Umwelteinflüsse im Zusammenhang mit dem Klimawandel wie Feinstaub und Umweltgifte können den Hitzeeffekt verstärken, weil sie die Nieren schwächen“. An heißen Tagen mit Smog oder Staubstürmen sei deshalb besondere Vorsicht geboten.
Nierenschädigung bleibt lange unbemerkt
„Wir müssen lernen, unsere Nieren während Hitzewellen bewusst zu schützen“, so Weinmann-Menke. Die Veränderungen der Niere spüre man zunächst nicht. Sie rät, grundsätzlich 1,5 – 2 Liter Flüssigkeit am Tag zu trinken. Bei Hitze entsprechend mehr.
Terminhinweis
16. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie
- Termin: 26. bis 29. September 2024
- Ort: ECC Berlin (Estrel Congress Center)
- Adresse: Sonnenallee 225, 12057 Berlin
Notwendigkeit weiterer Forschung
Dr. Nicole Helmbold betont den Handlungsbedarf: „Pro 1 °C Temperaturanstieg rechnet man mit einer um 1 Prozent höheren Rate an Nierenkrankheiten. Die Bevölkerung muss darüber aufgeklärt und geschützt werden. Deshalb ist es erforderlich, die Auswirkungen von Hitzeperioden auf die Nieren weiter zu erforschen. Beides könnte auch Aufgabe eines Deutschen Zentrums für Nierengesundheit sein, für dessen Gründung wir uns einsetzen“.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie