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Beeren, Omega-3-Fettsäuren, frisches Gemüse und Obst sind wichtige Eckpfeiler einer antientzündlichen Ernährung.
Die sogenannte stille Entzündung wird auch als chronische oder niedriggradige Entzündung bezeichnet. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die durch Verletzungen oder Infektionen ausgelöst werden und mit Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen einhergehen, arbeitet die stille Entzündung im Verborgenen. Sie ist ein langsamer, anhaltender Prozess im Körper, der durch Faktoren wie Stress, Umweltgifte, Bewegungsmangel und vor allem durch eine ungesunde Ernährung gefördert wird.
Wissenschaftler assoziieren stille Entzündungen mit einer Vielzahl von Erkrankungen: darunter Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes Typ 2, Arthritis, Alzheimer und sogar Krebs. Sie betrifft mittlerweile mehr als die Hälfte aller Erwachsenen. Viele der von uns täglich erlebten Beschwerden können mittel- oder unmittelbar auf stille Entzündungen zurückgeführt werden. Dazu gehören Haarausfall, Hautprobleme, Depressionen, Angststörungen, aber auch Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen oder vorzeitiges Altern [1].
Entzündungshemmung aus der Küche
Die gute Nachricht: Ihre Küche kann zu einem mächtigen Verbündeten im Kampf gegen stille Entzündungen werden. Eine antientzündliche Ernährung ist gesund, kreativ und lecker.
- Durch bewusste Auswahl von Zutaten und Zubereitungsweisen können Sie entzündungshemmende Stoffe in Ihren Alltag integrieren.
- Antioxidantien, Polyphenole, Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffe sind natürliche Helfer, die Entzündungsreaktionen in Ihrem Körper zu senken, aber auch Entzündungsblutwerte nachweislich verbessern.
Für eine antientzündliche Ernährung, wie beispielsweise der Mittelmeerdiät, bilden frische, primär pflanzliche Lebensmittel die Basis. Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen belegt eindeutig die gesundheitlichen Vorteile einer solchen Ernährung [2].
Die folgenden 5 Tipps basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mit den einfachen Rezepten können Sie direkt loslegen und stille Entzündungen effektiv bekämpfen. Beginnen Sie schrittweise und Sie werden an sich selbst gesundheitliche Verbesserungen spüren: Mehr Energie, besserer Schlaf und weniger Beschwerden.
Bei bestehenden Erkrankungen konsultieren Sie ggf. einen Arzt.
Tipp 1: Integrieren Sie entzündungshemmende Gewürze in Ihren Alltag
Gewürze sind mehr als Geschmacksverstärker. Sie sind wahre Superhelden in der Küche gegen stille Entzündungen. Viele Gewürze enthalten bioaktive Verbindungen, die Entzündungsprozesse hemmen.
Ein Beispiel ist Kurkuma, das goldene Gewürz aus der ayurvedischen Medizin: Es enthält die Substanz Kurkumin, die in Studien Entzündungsmarker wie das C-reaktive Protein (CRP) senken konnte. Kurkumin blockiert entzündungsfördernde Enzyme und schützt Zellen vor oxidativem Stress [3].
Ähnlich wirkt Ingwer mit seinem Gingerol, das besonders bei Arthrose schmerzlindernde und entzündungshemmende Effekte hat. Knoblauch und Zwiebeln bieten schwefelhaltige Verbindungen, die antibakteriell und antiinflammatorisch agieren [4].
In Ihrer Küche können Sie diese Gewürze leicht einbauen:
- Streuen Sie Kurkuma in Suppen, Currys oder Smoothies. Kombinieren Sie es mit schwarzem Pfeffer, da Piperin die Aufnahme von Kurkumin um ein Vielfaches steigert.
- Ingwer eignet sich für Tees oder als Würze in Stir-Fries.
- Knoblauch pressen Sie frisch in Salatdressings oder Soßen.
- Vermeiden Sie übermäßiges Erhitzen, um die Wirkstoffe zu erhalten – dampfgaren oder roh verwenden ist ideal.
Rezept: Golden Milk
Ein einfaches Rezept ist die "Goldene Milch".
- Erhitzen Sie 250 ml Mandelmilch (oder eine andere Pflanzenmilch).
- Rühren Sie 1 Teelöffel Kurkumapulver, eine Prise schwarzen Pfeffer, 1/2 Teelöffel Ingwerpulver und etwas Honig ein.
Viele trinken die Golden Milk gern abends. Sie fördert den Schlaf und reduziert auch Entzündungen.
Tipp 2: Wählen Sie Omega-3-reiche Lebensmittel
Fette sind nicht immer der Feind. Omega-3-Fettsäuren sind starke Entzündungshemmer [5], die in fettreichen Fischarten wie Lachs, Makrele oder Sardinen vorkommen. Sie verringern in den Zellen die Produktion von entzündungsverstärkenden Prostaglandinen und fördern die Herstellung von Resolvinen, die Entzündungsprozesse auflösen. Pflanzliche Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind z.B. Walnüsse, Lein- und Chiasamen.
Essen Sie am besten ein- bis zweimal pro Woche Fisch. Grillen und dämpfen bewahren die Omega-3-Fettsäuren besser als frittieren. Wenn Sie lieber auf Leinsamen zurückgreifen wollen, dann können Sie diese mahlen und über Salate, Müsli oder anderen Lebensmitteln streuen.
2 Omega-3-reiche Rezepte
Gegrillter Lachs mit Gemüse
- Marinieren Sie 200 g Lachsfilet mit Zitronensaft, Knoblauch und Kräutern. Grillen Sie alles 10 Minuten lang.
- Servieren Sie mit gedünstetem Brokkoli und Quinoa.
- Das liefert Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffe.
Für Vegetarier: Chia-Pudding mit Mandelmilch und Beeren.
Wenn Sie auf die Verpackungen achten, dann schauen Sie bitte auf das Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis: Zu viele Omega-6-Fette, wie sie oft in Pflanzenölen vorkommen, fördern Entzündungen.
Tipp 3: Setzen Sie auf Antioxidantien aus Beeren und Gemüse
Farbenfrohes Obst und Gemüse sind der nächste Schlüssel gegen stille Entzündungen. Diese Lebensmittel sind reich an Antioxidantien wie Vitamin C, Polyphenolen und Anthocyanen, die freie Radikale neutralisieren und Entzündungswege blockieren. Besonders Beeren wie Blaubeeren, Himbeeren, Erdbeeren enthalten Anthocyane, die in Studien mit einer Reduktion von Entzündungsmarkern assoziiert werden. Grünes Blattgemüse wie Spinat oder Brokkoli bietet Sulforaphan, das entzündungshemmend wirkt und den Darm schützt [6].
Das bedeutet für Sie, dass Sie möglichst viele Sorten und Farben an Obst und Gemüse in Ihrer Küche haben sollten. Essen Sie täglich mindestens 4 Portionen Gemüse und 3 Portionen Obst. Eine Handvoll Obst oder Gemüse gilt als eine Portion. Je frischer, umso besser, aber auch gefrorene Beeren haben noch viele Nährstoffe. Vermeiden Sie Zuckerzusätze, weil Zucker in zu großen Mengen Entzündungen fördert. Viele mischen auch gern Beeren in Joghurts oder Smoothies, um den Verzehr zu erleichtern.
2 antioxidative Rezepte
Anti-Entzündungs-Smoothie
Geben Sie 150 g gemischte Beeren, eine Handvoll Spinat, eine Banane, 200 ml ungesüßte Mandelmilch und eine Prise Zimt in den Mixer. Das ergibt ein erfrischendes Frühstück, das reich an Polyphenolen ist.
Für das Abendessen
Salat mit Brokkoli, Zwiebeln und einem Beeren-Dressing aus pürierten Beeren, Olivenöl und Essig.
Tipp 4: Ersetzen Sie verarbeitete Lebensmittel durch Vollkorn und Ballaststoffe
Verarbeitete Lebensmittel wie Weißbrot, Süßigkeiten und Fertigprodukte fördern stille Entzündungen durch hohen Zuckergehalt und Transfette [7]. Essen Sie stattdessen Vollkornprodukte wie Hafer, Quinoa oder Braunreis, die reich an Ballaststoffen sind. Ballaststoffe nähren die Darmbakterien, die entzündungshemmende Stoffe produzieren. Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt oder Sauerkraut verstärken diesen Effekt.
Tauschen Sie Weiß- gegen Vollkornmehl. Und essen Sie täglich 30 g Ballaststoffe wie beispielsweise die Rinde beim Obst und Gemüse oder auch den Apfel- oder Birnenkern. Außerdem könnten Sie Ihr Gemüse auch selber fermentieren. Eine Anleitung finden Sie z.B. hier.
Rezept: Vollkorn-Müsli mit fermentiertem Joghurt
Das Müsli unterstützt den Darm und reduziert Entzündungen.
- Sie benötigen: 50 g Haferflocken, Nüsse, Beeren und einige Teelöffel Joghurt.
- Mischen Sie alle Zutaten zusammen und fertig ist das Müsli.
Tipp 5: Nutzen Sie gesunde Öle und Fette – Olivenöl als Alleskönner
Gesunde Fette wie natives Olivenöl enthalten Oleocanthal, das wie Ibuprofen wirkt und Entzündungen hemmt. Avocados und Nüsse bieten ähnliche Vorteile. Vermeiden Sie raffinierte Öle. Verwenden Sie dafür Olivenöl für Dressings oder zum Anbraten bei niedriger Hitze.
Rezept: Avocado-Salat mit Olivenöl
Mischen Sie Avocado, Tomaten, Zwiebeln und Olivenöl-Dressing.
Der Salat eignet sich als Hauptmahlzeit oder als Beilage.
- Furman D et al. Chronic Inflammation in the Etiology of Disease across the Life Span. Nature Medicine 2019; https://doi.org/10.1038/s41591-019-0675-0
- Reyneke GL et al. Dietary Patterns Associated with Anti-Inflammatory Effects: An Umbrella Review of Systematic Reviews and Meta-Analyses. Nutrition Reviews 2025; https://doi.org/10.1093/nutrit/nuaf104
- Ferguson JJA et al. Anti-Inflammatory Effects of Oral Supplementation with Curcumin: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrition Reviews 2020; https://doi.org/10.1093/nutrit/nuaa114
- Ta J. Health Benefits of Culinary Herbs and Spices. Journal of AOAC International 2019; https://doi.org/10.5740/jaoacint.18-0418
- Kavyani Z et al. Efficacy of the Omega-3 Fatty Acids Supplementation on Inflammatory Biomarkers: An Umbrella Meta-Analysis. International Immunopharmacology 2022; https://doi.org/10.1016/j.intimp.2022.109104
- Rahaman Md. M et al. Natural Antioxidants from Some Fruits, Seeds, Foods, Natural Products, and Associated Health Benefits: An Update. Food Science & Nutrition 2023; https://doi.org/10.1002/fsn3.3217
- Tristan Asensi M et al. Low-Grade Inflammation and Ultra-Processed Foods Consumption: A Review. Nutrients 2023; https://doi.org/10.3390/nu15061546
Dr. med. Peter Niemann

Peter Niemann arbeitet als Geriater, Internist und Integrativmediziner vor allem in den USA. Der Autor einer Reihe von Gesundheitsratgebern bietet aber auch Beratungen zu Anti-Aging, Anti-Entzündung, Testosteronmangel und vielen anderen Themen an.


