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Bei Nackenverspannungen, Schulterschmerzen, Hexenschuss oder Abgeschlagenheit lohnt sich der Blick auf die Schlüsselregion Brustwirbelsäule sehr.
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Die Brustwirbelsäule (BWS) liegt zwischen der Hals- und der Lendenwirbelsäule, besteht aus 12 Wirbeln und den dazwischen liegenden Bandscheiben. Mit dem Brustbein und den Rippen beteiligt sie sich am Aufbau des Brustkorbs.
Als Problemregion tritt die Brustwirbelsäule am ehesten mit Blockierungen oder Verspannungen in Erscheinung. Diese können sich mit dumpfen bis stechenden Schmerzen bemerkbar machen und die Beweglichkeit empfindlich stören. Auch die Gelenke zwischen den Wirbeln der BWS und den Rippen können blockieren. In diesem Fall spüren die Betroffenen einen Schmerz beim Ein- oder Ausatmen, der sich über die Flanke bis nach vorn zwischen den Rippen ausbreiten kann.
Bei bloßer Betrachtung der Fallzahlen tritt die BWS-Region weniger häufig in Erscheinung als die beiden angrenzenden Wirbelsäulenbereiche. Dennoch spielt sie bei Lenden-, Halswirbelsäulen- und auch bei Schulterbeschwerden eine sehr wichtige, aber häufig unbemerkte Rolle.
Was macht die Brustwirbelsäule zu einer Schlüsselregion?
Mechanisch betrachtet muss der BWS ein tollkühner Spagat gelingen. Auf der einen Seite beteiligt sie sich am Aufbau eines stabilen Konstrukts, das lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge, Aorta, Luft- und Speiseröhre schützt. Auf der anderen Seite unterstützt sie durch ihre Beweglichkeit die Schultergelenke, die Halswirbelsäule und die Lendenwirbelsäule. Gerade diese wichtige Flexibilität büßt sie ein, wenn wir sie durch zu viel Sitzen und zu wenig abwechslungsreiche Bewegung erstarren lassen.
In unzähligen Stunden am Schreibtisch verkrümmt sich die Brustwirbelsäule nach vorne und es entsteht ein Rundrücken. Lassen Sie uns diese Situation einmal simulieren: Beugen Sie Ihre Wirbelsäule im Sitzen, soweit es geht. Versuchen Sie nun Ihre Arme zu Decke zu strecken, ohne die gekrümmte Position aufzugeben. Es dürfte recht schwerfallen. Vergleichen Sie das auch gerne mit einer gestreckten Haltung der BWS.
Grundsätzlich unterstützt eine freie und gut trainierte Brustwirbelsäule weitausladende Armbewegungen hervorragend. Genauso hilft sie der Hals- und Lendenwirbelsäule bei ihren Aufgaben. Schafft sie das nicht, drohen Probleme wie Nackenverspannungen, Schulterschmerzen oder vermehrte Hexenschüsse. Wenn Sie unter solchen Beschwerden leiden und bisher erfolglos versuchten sie zu lindern, lohnt sich der Blick auf die Schlüsselregion Brustwirbelsäule sehr.
Verborgener Schatz der Vitalität
Fühlen Sie sich manchmal unausgeglichen oder abgeschlagen? Kommt es vor, dass Ihnen normale Alltagsroutinen unangemessen viel Kraft abverlangen? Sicher führen Sie solche Beschwerden nicht direkt zu dem Schluss, dass es sich um ein Burstwirbelsäulen- bzw. Brustkorbproblem handeln könnte! Wie kann das sein?
Es ist ohne Übertreibung möglich den Brustkorb als eine Schatztruhe der Vitalität zu bezeichnen. Denn in ihm befinden sich, gut geschützt, einige unserer wichtigsten Organe. Er beherbergt unser Herz und unsere Lungen, die Speise- und die Luftröhre. Zusätzlich finden wir in ihm große Anteile unseres vegetativen Nervensystems, das uns kampf- oder fluchtbereit macht und viele wichtige Prozesse in unserem ganzen Körper steuert.
Dieser Schatz versorgt uns mit lebensnotwendiger Energie, verteilt sie in unserem Körper und steuert die Funktionen unserer Organe, Muskeln und Gefäße. Energetisch betrachtet zählt zu diesem Schatz auch das Herzchakra, dass unser emotionales Gleichgewicht und die Funktion der Herz-Kreislauf-Organe unterstützt.
Wiederholen wir doch nochmal unser Experiment von vorhin: Beugen Sie im Sitzen wieder Ihre Wirbelsäule soweit es geht, und versuchen Sie nun einmal tief und gleichmäßig zu atmen. In dieser Position können sich Ihre Rippen kaum heben und das Zwerchfell, Ihr wichtigster Atemmuskel, kann sich nicht frei bewegen. Spüren Sie auch in Ihren Bauch hinein. Bemerken Sie den Druck, der nun auf Ihren Organen lastet und sich beim Versuch einzuatmen erhöht? Auch die Funktion der Bauchorgane verschlechtert sich unter der Last einer gebeugten Körperhaltung.
Inzwischen ist auch der Einfluss unserer Haltung auf unsere Stimmung durch Studien belegt. Raten Sie, in welcher Haltung wir uns schlechter fühlen und mehr Stresshormone ausschütten! Sollten Sie sich beim Lesen der letzten Zeilen unwohl fühlen, strecken Sie Ihre Wirbelsäule und atmen sie erst einmal tief durch. Das sollte helfen!
Wie Sie sehen und spüren, ist unsere Brustwirbelsäule mit dem dazugehörigen Brustkorb eine faszinierende Region, der wir nicht nur Aufmerksamkeit schenken sollten, wenn sie direkt leidet. Gönnen Sie Ihrem gesamten Bewegungsapparat die Unterstützung, die er verdient, und pflegen Sie den wertvollen Schatz Ihrer Vitalität, indem Sie Ihre BWS-Region trainieren.
Drei Top-Übungen für eine gesunde BWS-Region und mehr Lebensenergie
Tipps zum Training
- Nehmen Sie sich für das Training Zeit und schenken Sie Ihrem Körper volle Aufmerksamkeit. So finden Sie heraus, wo Ihre Grenzen sind und ob das Training mit der Zeit leichter fällt.
- Eine achtsame Übungsausführung hilft auch dabei wahrzunehmen, wie die verschiedenen Teile unseres Körpers eine harmonische Bewegungseinheit bilden und wie sich dieses kostbare Zusammenspiel verbessert.
- Tiefe Atmung hilft Ihnen fokussiert zu sein und spendet Ihnen wertvolle Energie.
- Finden Sie für sich heraus, welche Tageszeit für Ihr Training die beste ist, indem Sie unterschiedliche Zeitpunkte ausprobieren.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg mit den folgenden Übungen.
Katze - Kuh


Darum geht es:
- Sie mobilisieren Ihre Wirbelsäule in Beugung und Streckung.
- Die tiefe Atmung aktiviert Ihr Zwerchfell und öffnet den ganzen Brustkorb.
- Sie unterstützen Ihr Herzchakra.
Ausgangsstellung:
- Begeben Sie sich in den Vierfüßlerstand.
- Leichte Beuge der Ellenbogen.
- Hände unter den Schultern.
- Knie und Hüften in 90°- Beugung.
Ausführung:
Mit einer langen Ausatmung bringen Sie Ihre Wirbelsäule in den Rundrücken (Katze). Atmen Sie nun tief ein und strecken Sie sich dabei ganz durch. Spüren und respektieren Sie die Bewegungsgrenzen Ihres Körpers.
Tipp:
Beginnen sie mit 30 kleinen „atemunabhängigen“ Bewegungen und trainieren Sie dann 2 x 12 weite Bewegungen im Atemrhythmus.
Häufigkeit:
Diese Übung können Sie täglich durchführen.
Schultertwist


Darum geht es:
Sie verbessern die Drehbeweglichkeit Ihrer Brustwirbelsäule und kräftigen wichtige Schulter- und Rückenmuskeln.
Ausgangsstellung:
- Im Vierfüßlerstand starten.
- Leichte Beuge der Ellenbogen.
- Hände direkt unter den Schultern.
- Knie und Hüften in 90°-Beugung.
- Rumpf stabil halten.
Ausführung:
- Die rechte Hand an den Hinterkopf und den angewinkelten rechten Arm unter den Körper führen.
- Kopf und Rumpf folgen.
- Den rechten Ellenbogen zur Decke führen.
- Der Oberkörper öffnet sich zur rechten Seite.
- Ruhig und tief einatmen.
- Die Übung 12-mal zu beiden Seiten wiederholen.
Tipp:
Tiefe Atmung unterstützt den harmonischen Bewegungsfluss, liefert Energie und mobilisiert die Rippen!
Häufigkeit:
Trainieren Sie 3-mal pro Woche 3 x 12 Wiederholungen zu jeder Seite.
Standwaage


Darum geht es:
Schlagen Sie drei Fliegen mit einer Klappe! Ihre BWS und der ganze Körper werden gestreckt. Sie trainieren Ihr Gleichgewicht und kräftigen Ihre Rückenmuskeln.
Ausgangsstellung:
- Hüftweiter Stand. Bewusst mit den Füßen Kontakt zum Boden aufnehmen.
- Ruhig und gleichmäßig atmen.
- Dann die gestreckten Arme nach oben in Verlängerung des Körpers heben.
- Die Schulterblätter nach hinten-unten ziehen. Sanfte Grundspannung im querverlaufenden Bauchmuskel (M. transversus abdominis).
Ausführung:
- Neigen Sie sich nach vorne und strecken Sie dabei das rechte Bein in Verlängerung des Körpers aus.
- In der Endposition bilden die Arme, der Rücken und das Bein eine schöne waagerechte Linie.
- Drei Sekunden halten, dann die Seite wechseln.
Tipp:
Ziehen Sie bewusst Ihr Kinn ein und strecken Sie dadurch aktiv den Nacken. So tun Sie auch Ihrer Halswirbelsäule etwas Gutes.
Häufigkeit:
Trainieren Sie 3-mal pro Woche 3 x 12 Wiederholungen.
Autor

Arndt Fengler ist begeisterter Physiotherapeut, Lehrer für kinesiologisches Taping und Faszien-Therapie sowie Buchautor. Er lebt und arbeitet in der Schweiz.