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Die Hüftgelenke gehören zu den wichtigsten Gelenken des menschlichen Körpers: Sie bilden die Grundlage für nahezu jede Bewegung im Alltag und beim Sport. Durch Ihre zentrale Lage in der Lenden-Becken-Hüftregion beeinflussen sie den unteren Rücken und die gesunde Ausrichtung der Knie und Füße.
Während sie uns auf unserem Lebensweg bis zu 150.000 Kilometer zurücklegen lassen, verrichten sie ihre Dienste lange Zeit ganz unauffällig. Viele Menschen spüren ihre Hüften erst im höheren Alter, wenn sich Verschleißerscheinungen bemerkbar machen.
Hier geht es direkt zu den Übungen.
Gesunde Hüften schützen sich und ihre Nachbarschaft
Die Hüftgelenke haben einen stabilen Aufbau, der es ihnen erlaubt auch starken Belastungen standzuhalten. Im Gehen oder Laufen werden sie mit einem Vielfachen des Körpergewichtes belastet, was schnell zu Kräften von mehreren hundert Kilo führen kann. Aufgrund ihrer Lage und ihres Aufbaus sind sie viel seltener als die Füße oder Knie von Sportverletzungen betroffen.
Dennoch spielt ihr Trainingszustand bei Sportverletzungen im Beinbereich eine wichtige Rolle.
- Sind wichtige Muskeln im Hüftbereich zu schwach, kommt es häufig zu Fehlbelastungen der Knie oder Füße. Damit steigt das Risiko für Reizungen und Verletzungen.
- Ähnlich ergeht es dem unteren Rücken. Sind die Hüften steif wird er in vielen Situationen überfordert. So kann sich ein zu kurzer Hüftbeugemuskel (Iliopsoas) durch Kreuzschmerzen oder Ausstrahlungsschmerz in den vorderen Oberschenkel bemerkbar machen.
- Verspannt sich die tiefe Gesäßmuskulatur (u.a. der Piriformis) kann das den Ischiasnerv einklemmen und reizen.
- Steife Hüften begünstigen auch Blockierungen der Lendenwirbel und der sogenannten Iliosakralgelenke (ISG), was zu hexenschussartigen Beschwerden führen kann.
Sie sehen: Lange bevor sich die starken Hüftgelenke melden, stören sie empfindlich ihre Nachbarschaft und sollten deshalb bei den oben genannten Beschwerden immer in die Untersuchung mit einbezogen werden.
Vielsitzerei lässt die Hüften leiden
Für die Hüften gilt das Gleiche wie für unseren gesamten Bewegungsapparat: Am besten geht es ihnen, wenn sie bewegt werden.
Der gesunde Wechsel zwischen Belastung und Entspannung hält die Hüften fit und fördert ihre Beweglichkeit. Ausgestattet mit kräftigen und geschmeidigen Muskeln sind uns die Hüftgelenke starke Partner, die nicht nur die Beine, sondern auch den unteren Rücken und das Becken entlasten.
Ganz anders schaut es aus, wenn wir unseren Körper immer wieder zur Bewegungslosigkeit verdammen und lange Zeiten sitzend verbringen. Spätestens seitdem das Sitzen zum „neuen Rauchen“ deklariert wurde wissen wir, dass unser Körper im Allgemeinen unter Vielsitzerei leidet. Für die Hüften gilt das jedoch ganz besonders!
Während andere Teile des Körpers im Sitzen wenigstens noch ein bisschen bewegt werden können, werden die Hüften zwischen den Beinen und dem Rumpf eingeklemmt und können nur darauf hoffen, dass ein Stehpult oder eine Bewegungspause sie befreit.
Auch Stress schadet den Hüften
Sicherlich haben Sie schon einmal unter verspannten Schulter-Nacken-Muskeln gelitten, weil Sie unter Stress standen? Oder haben von Menschen gehört, die mit den Zähnen knirschen, weil sie auch noch nachts ihre Probleme „durchkauen“?
Doch wurde Ihnen jemals zugetragen, dass jemand unter stressbedingten Verspannungen seiner Hüftmuskulatur leidet? Wahrscheinlich nicht. Dabei deutet die Redewendung „Pobacken zusammenkneifen und durch!“ schon darauf hin, dass auch diese Region im Ernstfall einen Spannungsanstieg erfährt. Und tatsächlich wird der Hüftbeuger manchmal als Seelenmuskel bezeichnet, weil er – gemeinsam mit anderen – in Bereitschaftsspannung versetzt wird, wenn wir uns flucht- oder kampfbereit machen.
Zusätzlich wird die Becken-Hüft-Region in unterschiedlichsten traditionellen und modernen Bewegungspraktiken als ein Zentrum der Vitalität und der Emotionen betrachtet. So wird davon ausgegangen, dass unterdrückte Gefühle Energie- und Bewegungsflüsse im Becken stören und umgekehrt befreiende Übungen für die Hüften unser Gefühlsleben positiv beeinflussen. Vielleicht haben Sie genau diese Erfahrung schon einmal beim freien Tanzen gemacht. Anfangs fühlt man sich noch etwas unsicher und möglicherweise hüftsteif, aber je mehr man sich der Musik hingibt desto fließender werden die Bewegungen und desto weniger interessiert es, ob andere zuschauen. Lassen Sie Ihren Gefühlen nun auch noch freien Lauf kommt es zu einem wundervollen Zustand von Freude und Einklang mit dem eigenen Körper.
Neben den folgenden Übungen dürfen Sie also gerne jede Gelegenheit nutzen ein Tänzchen zu wagen. Alternativ können Sie auch die Übung Tanzen wie ein Schmetterling nutzen, die ich hier schon vorgestellt habe. Ihre Hüften freuen sich auf die Befreiung. Viel Spaß!
3 Übungen für gesunde Hüften
Zeigender Hund


Darum geht es: Mit dieser Übung trainieren Sie nicht nur die Beweglichkeit Ihrer Hüften. Sie erhalten zusätzlich einen stabilen Rumpf und stärken Ihre Gesäßmuskeln. Ihr Schultergürtel freut sich über mehr Stützkraft.
Ausgangsstellung: Vierfüßlerstand auf einer Trainingsmatte
Ausführung:
- Ziehen Sie den rechten Arm und das linke Bein unter den Körper, sodass sich Ellenbogen und Knie fast berühren.
- Strecken Sie sie dann weit aus und atmen Sie während dieser Bewegung tief ein.
- Führen Sie im Anschluss Arm und Bein mit der Ausatmung wieder unter den Körper.
Häufigkeit: 2 – 3 Einheiten pro Woche. 3 x 12 Wiederholungen mit jeder Seite.
Hüftstreckung

Darum geht es: Diese Übung dehnt Ihren Hüftbeuger (Musculus iliopsoas). Ihre Hüften werden beweglicher. Sie können freier laufen und gehen. Das entlastet Ihren Rücken.
Ausgangsstellung: Legen Sie sich auf festem Grund in Rückenlage, eine Faszienrolle oder Decke quer unter Ihrem Gesäß.
Ausführung:
- Umgreifen Sie Ihr rechtes Bein und ziehen Sie es Richtung Bauch.
- Neigen Sie Ihre Wirbelsäule zum herangezogenen Bein. Dabei wird die rechte Körperseite kurz, die linke wird lang.
- Schieben Sie die Ferse des linken Beins weit nach unten, bis Sie eine angenehme Streckung in der linken Leiste spüren.
- Atmen Sie tief in die gestreckte Körperseite und strecken Sie das linke Bein sanft, mit jedem Atemzug, in die Länge.
- Halten Sie die Position für mindestens 10 bis 12 tiefe Atemzüge.
Häufigkeit: Diese Übung können Sie gerne täglich praktizieren oder mindestens 3 x pro Woche.
Piriformis-Dehnung


Darum geht es: Sie verbessern Ihre Hüftbeweglichkeit und schützen sich vor dem Piriformis-Syndrom. Ihre Iliosakralgelenke (ISG) und der untere Rücken werden entlastet.
Ausgangsstellung: Begeben Sie sich in die Rückenlage. Bei Bedarf unterlagern Sie Ihren Kopf mit einem Kissen.
Ausführung:
- Legen Sie Ihren rechten Fuß auf den linken Oberschenkel.
- Umgreifen sie den Oberschenkel des linken Beines und ziehen Sie ihn zum Körper heran,
- bis Sie ein angenehmes Dehnungsgefühl im rechten Gesäß- und Oberschenkelbereich empfinden.
- Halten Sie die Dehnung für mindestens 12 tiefe Atemzüge.
Häufigkeit: Diese Übung können Sie gerne täglich praktizieren oder mindestens 3 x pro Woche.
Autor

Arndt Fengler ist begeisterter Physiotherapeut, Lehrer für kinesiologisches Taping und Faszien-Therapie sowie Buchautor. Er lebt und arbeitet in der Schweiz.