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Die breite Nahrungsmittelauswahl macht die omnivore Ernährungsweise sehr flexibel für zu Hause und unterwegs.
Die Vielfalt der Ernährungsweisen hat sich enorm differenziert. Kein Wunder, denn: Der eigene Ernährungsstil dient auch zum Ausdruck der persönlichen Identität und er ist an die persönliche Lebenssituation angepasst.
Unsere westliche Ernährungsweise ist mit zunehmendem Erkrankungsrisiken verbunden, z.B. für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Zudem hat sie erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Auch deshalb suchen Menschen hierzulande nach Alternativen. Zum Beispiel um den Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln, gesättigten Fetten und raffiniertem Zucker einzuschränken. Teilweise findet eine Abkehr von der traditionellen omnivoren Ernährung hin zu den vielfältigsten alternativen Ernährungsformen statt.
Omnivoren sind Alles(fr)esser
Der Begriff Omnivoren leitet sich vom lateinischen omnis (= alles) und vorare (= fressen) ab.
Generell zählen zu den Omnivoren Tiere, deren Nahrung sich aus pflanzlichen und tierischen Nahrungsquellen zusammensetzt. Omnivore definiert dabei den vorherrschenden Ernährungstyp einer Spezies. Dazu zählen u.a. Bären, Schweine, Ratten und biologisch gesehen auch wir Menschen. Wir sind im Nahrungsnetz als Allesesser zu sehen, die sich während der Entwicklung mit einer großen Bandbreite an pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln versorgt haben.
Menschen erhalten die nötige Energie und Nährstoffe aus einer bunten Vielfalt an Nahrungsmitteln. Und diese unterscheidet sich je nach Land und Esskultur durch die typischen Zutaten. Die Omnivoren schließen also grundsätzlich keine Lebensmittelgruppe aus.
Die Mehrheit der Weltbevölkerung folgt diesem Ernährungsstil und er ist die Grundlage vieler kulinarischer Traditionen. Und unser Körper ist an diese Ernährungsweise sehr gut angepasst. Betrachtet man z.B. unser Gebiss, so zeigt sich, dass es Eigenschaften von Herbivoren (Pflanzenfresser) und Karnivoren (Fleischfresser) besitzt. Es ist ist relativ unspezialisiert mit unterschiedlichen Zahnformen ausgeprägt.
Welche Vorteile hat omnivore Ernährung?
Dass wir Omnivoren sind, ist also ein Anpassungsergebnis der Evolution. Geschichtlich gesehen mussten sich unsere Vorfahren an unterschiedliche Umgebungen einfügen und dadurch auch einer flexiblen Ernährungsweise folgen. Durch die Aufnahme von pflanzlicher und tierischer Nahrung können und konnten verschiedene Nährstoffquellen genutzt werden. Ein Vorteil der omnivoren Ernährung ist also, dass man in unterschiedlichen Umgebungen und Klimazonen leben kann.
Zudem passt sich der Omnivore an das Nahrungsangebot der aktuellen Jahreszeit gut an: Das Nahrungsspektrum ist unspezialisiert. Da in der Natur immer wieder Mangelphasen vorkommen, war es für unsere Vorfahren von großem Vorteil, dass sie vielfältige Nahrungsmittel verzehren konnten.
Generell verträgt der Mensch z.B. Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Eier, Milchprodukte, Pilze, Honig, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen oder Getreide. Diese breit gefächerte Nahrungspalette förderte die Entwicklung des Menschen als Spezies. Denn unser Körper muss einige wichtige Nährstoffe über die Nahrung aufnehmen, weil er sie selbst nicht (mehr) produzieren kann.
Die meisten Säugetiere können z.B. selbst Vitamin C in ihrem Körper herstellen. Diese Fähigkeit fehlt bei den Säugetieren lediglich bei den Primaten (u.a. Menschen, Affen) als auch bei Meerschweinchen und einigen Fisch- und Fledermausarten.
Die omnivore Ernährungsweise ist seit Jahrtausenden die Grundlage von Esskulturen weltweit. Und die Bandbreite an Nährstoffen und Geschmacksrichtungen ist groß. Traditionell bietet sich so eine ausgewogene Palette an Nahrungsmitteln wie regionalem Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und Milchprodukten. Lebensnotwendige Nährstoffe wie Eiweiße, Fette und Kohlehydrate sowie Vitamine und Mineralien werden durch die Mischkost bereitgestellt. Wichtig sind die Ausgewogenheit und Vielfältigkeit.
Die omnivore Ernährung liefert hochwertige Proteine, die leicht absorbiert werden können. Auch ist die Aufnahme von Vitamin B12 (nur in tierischen Lebensmitteln), reichlich Zink und den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA vorteilhaft. Die pflanzlichen Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte liefern dem Körper reichlich Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Diese unterstützen unsere Verdauung und verringern das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ersatz- und Alternativprodukte sind bei dieser Form der Ernährung im Normalfall nicht notwendig.
Welche Nachteile hat omnivore Ernährung?
Eine unausgewogene Ernährung mit vielen hoch verarbeiteten Zutaten, rotem Fleisch und gesättigten Fettsäuren erhöht das Risiko verschiedener Gesundheitsprobleme – darunter Übergewicht, Typ-2-Diabetes oder Krebs. Die richtige Zusammensetzung der Ernährung sowie die bewusste Auswahl und Zubereitung von gesunden Lebensmitteln ist also essenziell.
Bei der omnivoren Ernährung sollte zu frischer, möglichst unverarbeiteter Nahrung gegriffen werden. Denn stark verarbeitete Lebensmittel enthalten oftmals ungesunde Zusätze.
Der Fleischkonsum sollte mit Maß erfolgen. Denn sonst kann die Aufnahme von gesättigten Fetten und Cholesterin erhöht sein.
Wichtig bei der omnivoren Ernährung sind auch die Aspekte bezüglich Umwelt und Ethik. Denn die Herstellung tierischer Produkte hinterlässt im Gegensatz zur pflanzlichen Nahrung meist einen höheren ökologischen Fußabdruck – wie etwa der höhere Wasserverbrauch oder die konventionelle Massentierhaltung. Hier stellt sich also die Frage nach der Nachhaltigkeit der konsumierten Lebensmittel.
Wichtig ist es, sich über die Herkunft der Nahrung zu informieren – regionale und saisonale Zutaten sollten im Fokus stehen. Der Fleischkonsum sollte verringert werden bzw. die ethische Tierhaltung in den Vordergrund gerückt werden. Durch Unverträglichkeiten aus ethischen oder nachhaltigen Gründen kann die omnivore Ernährungsform für den Einzelnen eingeschränkt sein.
Insgesamt ist es wichtig bei der breiten Auswahl und dem Überfluss an Nahrungsmitteln nicht übermäßig zu essen.
Motivation und Nahrungsmittelauswahl
Eine Studie hat untersucht, welche Motivationen bei bei bestimmten Ernährungsstilen zugrunde liegen (können). Im Fokus standen Nahrungsmittelauswahl, Lebensqualität und Essstörungen. Es zeigten sich interessante Unterschiede zwischen vegetarischer Ernährung (teilweise, streng, vegan) und Omnivoren:
- Vegetarier*innen und Veganer*innen orientieren sich bei der Auswahl ihrer Nahrungsmittel eher an Ethik, Gesundheit und Natürlichkeit. Die Motivation der Allesesser liegt besonders in der Vertrautheit von Lebensmitteln sowie der Bequemlichkeit.
- Interessanterweise zeigten Omnivoren in der Studie ein höheres Risiko für Essstörungen als Veganer*innen sowie eine schlechtere körperliche Gesundheit.
Es ist also wichtig neben der Ernährungsidentität auch die zugrunde liegenden persönlichen Motivationen für einen Ernährungsstil zu kennen.
Fazit – Ist omnivore Ernährung gesund?
Wie so oft lautet die Antwort: Es kommt darauf an.
- Achtet man auf Vielfalt, Qualität, frische Zutaten und Ausgewogenheit, kann die omnivore Ernährung gesundheitlich vorteilhaft sein.
- Wichtig ist, den Fleischkonsum niedrig zu halten.
- Als Omnivore ist man bei der Lebensmittelauswahl flexibel – sowohl im Alltag als auch unterwegs.
- Hält man sich an die Ernährungsempfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), wird der Nährstoffbedarf gut gedeckt.
Für gesunde Erwachsene von 18 bis 65 Jahren empfiehlt die DGE eine pflanzenbasierte Mischkost, die Fleisch und Fisch beinhaltet. Diese Mischkost gilt als Basis für weitere Ernährungsformen, wobei dann die jeweiligen spezifischen Bedürfnisse im Fokus stehen.
Setzt man als Omnivore vorwiegend auf unverarbeitete, pflanzenbetonte Ernährung und ergänzt diese Grundlage durch qualitativ hochwertige, tierische Produkte, dann lässt sich dieser Ernährungstyp durchaus als gesund bewerten.
- Baranda AB et al. From omnivores to vegans: Differences and similitudes among different dietary patterns in Spain. Nutrition knowledge, dietary recommendations compliance and level of food supplementation. Food and Humanity 2024; https://doi.org/10.1016/j.foohum.2024.100300
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- Hanras E et al. Vegans, strict vegetarians, partial vegetarians, omnivores: Do they differ in food choice motives, coping, and quality of life? La Presse Médicale Open 2022; https://doi.org/10.1016/j.lpmope.2022.100033
- Landry MJ et al. Cardiometabolic Effects of Omnivorous vs Vegan Diets in Identical Twins. JAMA Netw Open 2023; doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.44457
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Autorin

Johanna Zielinski ist Diplom-Ökotrophologin (Ernährungswissenschaften) und absolviert derzeit eine Weiterbildung im Bereich Psychologie. Journalistische Stationen erfolgten beim WDR sowie einem privaten Radiosender. Sie ist als Ernährungsberaterin sowie als freie Autorin und Sprecherin tätig.