VenenschwächeRosskastanie bei Venenschwäche: Blüten und Samen kombinieren

Die Rosskastanie bietet uns gleich zwei Wirkkomplexe bei der Venenschwäche. Beide nutzen wir, wenn wir Samen und Blüten kombinieren. 

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Die Blüten der Rosskastanie enthalten Flavonoide, die antioxidative Effekte aufweisen.

Rosskastaniensamen bei Venenschwäche: eine gute Wahl!

Bei der Venenschwäche, auch chronische Venenschwäche oder venöse Insuffizienz genannt, sind die Venen nicht mehr in der Lage, das Blut effizient zum Herzen zu transportieren. Das Blut staut sich in den Venen, was zu Schwellungen, Schmerzen und Krampfadern führen kann. Ursache sind oft geschwächte oder beschädigte Venenklappen, die den Blutfluss in den Beinen stauen und langfristig zu Hautveränderungen oder Geschwüren führen können. Weitere mögliche Symptome sind Schwere- und Spannungsgefühl, Juckreiz, Müdigkeit in den Beinen und Wadenkrämpfe.

Bekannt ist bei der Venenschwäche der medizinische Einsatz der Samen der Rosskastanie (Hippocastani semen). Die offiziellen Monografien von ESCOP, HMPC und Kommission E befürworten ihren Einsatz als Extrakt bei chronisch venöser Insuffizienz und Krampfadern. Deren Wirksamkeit ist klinisch gut belegt und lässt sich durch den Gehalt an Saponinen erklären. Die über 30 Saponine der Samen werden unter der Bezeichnung Aescin zusammengefasst. Dieses Gemisch sorgt vor allem dafür, dass die Venenwände weniger durchlässig werden. Dadurch reduzieren sich Wassereinlagerungen im Gewebe, da weniger Wasser durch die Venenwände austritt. Schwellungen und typische Beschwerden bei Venenschwäche wie schwere und müde Beine gehen dadurch zurück [1].

Auch wenn die Blüten der Rosskastanie (Hippocastani flores) weniger gebräuchlich sind – bei Venenschwäche sind sie eine gute Ergänzung, da sie über einen weiteren Wirkmechanismus verfügen. Ihr Einsatz bei Venenschwäche kann aufgrund der bisherigen Erkenntnisse der Erfahrungsheilkunde und der vorliegenden Forschungsergebnisse erfolgen.

Flavonoide für die Gefäßgesundheit

Die Blüten verfügen über keine Saponine, sondern die Flavonoide Rutin und Kämpferol. Diese können bei Venenschwäche durch ihre gefäßstärkenden, entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften hilfreich sein.

  • Rutin verbessert die Elastizität und Durchlässigkeit der Blutgefäße, indem es die Kollagenstruktur der Venenwände stabilisiert. Die Stärkung der Venenwände kann Schwellungen und mit ihnen verbundene Symptome wie schwere Beine verringern. Rutin wirkt auch als Antioxidans, es reduziert oxidativen Stress im Blutkreislauf [2]. Oxidativer Stress – also die Belastung mit freien Radikalen – kann zu Schädigungen und Entzündungen der Venenwand führen und zur Venenschwäche beitragen. 
  • Auch Kämpferol besitzt gefäßschützende Effekte, indem es die Bildung freier Radikale hemmt [3]. Daneben verbessert es auch die Elastizität und Stabilität der Venenwände, wodurch Schwellungen verringert werden dürften.

Bei Venenschwäche Samen und Blüten der Rosskastanie kombinieren

Die Rosskastanie bietet also zwei effektive Wirkstoffkomplexe bei Venenschwäche: Zum einen das Saponingemisch aus den Samen, zum anderen die Flavonoide aus den Blüten. Diese Wirkungen können sich ergänzen. Saponine und Flavonoide fördern beide die Gesundheit der Venenwände, was Ödeme reduzieren dürfte. Flavonoide bringen noch den antioxidativen Aspekt mit, der die Belastung durch freie Radikale in den Venen reduzieren könnte.

Beim gemeinsamen Einsatz der Flavonoide und Saponine kann es zu Synergieeffekten kommen, weshalb ich bei Venenschwäche die Einnahme der Blüten und der Samen der Rosskastanie empfehle. Folgende Kombination ist aus meiner Sicht ratsam:

  • Ein Arzneimittel aus einem Trockenextrakt aus Rosskastaniensamen und
  • ein Tee aus Rosskastanienblüten (Hippocastani flores)

Beim Arzneimittel bitte die Anwendungsempfehlungen und Hinweise aus der Packungsbeilage beachten.

Den Tee bereitest Du Dir folgendermaßen zu: 2-mal täglich 1 EL getrocknete Rosskastanienblüten mit ¼ Liter siedendem Wasser übergießen und 15 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen. Den Tee kannst Du gemeinsam mit dem Arzneimittel einnehmen.

Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen

Weder Samen noch Blüten der Rosskastanie solltest Du anwenden, wenn bei Dir eine Überempfindlichkeit gegenüber diesen Bestandteilen bekannt ist. Wechselwirkungen der Samen und Blüten der Rosskastanie mit anderen Arzneimitteln sind nach heutigem Stand keine bekannt. Nebenwirkungen sind nur bei den Samen zu beachten: Nach der Einnahme sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Juckreiz möglich [4]. Beim Auftreten von Nebenwirkungen solltest Du das Arzneimittel erst nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Heilpraktiker wieder anwenden.

Bitte beachten: Die Therapie mit der Rosskastanie ist kein Ersatz für die ärztliche Diagnose und Therapie. Wenn Du die Rosskastanie bei einer Venenschwäche anwenden möchtest, solltest Du dies zunächst mit dem Arzt oder Deiner Heilpraktikerin besprechen. Gemeinsam könnt Ihr klären, ob die Rosskastanie bei Deinen Beschwerden ausreicht, oder ob weitere Maßnahmen wie Stützstrümpfe sinnvoll sind.

Und zum Schluss

Die Samen der Rosskastanie haben sich bei der Venenschwäche in der Praxis und der klinischen Forschung bewährt. Deren Kombination mit den Blüten der Rosskastanie kann meiner Meinung nach zu positiven Synergieeffekten führen. Daher empfehle ich, Arzneimittel mit Rosskastaniensamen mit einem Tee aus den Blüten zu kombinieren.

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

  1. Luzzi R, Feragalli B, Belcaro G, Cesarone MR et al. Aescin: microcirculatory activity. Effects of accessory components on clinical and microcirculatory efficacy. Panminerva Med 2011; 53(3 Suppl 1):51-5
  2. Scallon C, Bell-Syer SE, Aziz Z. Flavonoids for treating venous leg ulcers. Cochrane Database Syst Rev 2013; May 31;2013(5):CD006477
  3. Owczarek A, Kołodziejczyk-Czepas J, Marczuk P et al. Bioactivity Potential of Aesculus hippocastanum L. Flower: Phytochemical Profile, Antiradical Capacity and Protective Effects on Human Plasma Components under Oxidative/Nitrative Stress In Vitro. Pharmaceuticals (Basel) 2021; Dec 14;14(12):1301
  4. Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E et al. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Aesculus. Stuttgart: WVG/Springer; 2014

Heilpraktiker mit dem Therapieschwerpunkt Phytotherapie

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