GemmotherapieDie Heckenrose in der Gemmotherapie

Das wichtigste Einsatzgebiet der Heckenrose sind grippale Infekte sowie die Echte Grippe. Ihre schmerzlindernde Wirkung zeigt sich aber auch auch im Bereich der Gelenke.

Heckenrose mit Früchten
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Rosa canina - die Heckenrose ist eine heimische Wildrosenart. In der Gemmotherapie werden die im Frühjahr geernteten Knospen genutzt.

Während in der Phytotherapie die Früchte der Heckenrose (Hagebutten) verwendet werden, sammelt man in der Gemmotherapie sowohl die Seiten- als auch die Endknospen, aus denen sich die Blätter oder neuen Triebe entwickeln.

Die therapeutischen Schwerpunkte der Heckenrose in der Gemmotherapie betreffen

  • die Atemwege mit (rezidivierenden) Erkältungen,
  • das Immunsystem,
  • die Gelenke sowie
  • die Haut.

Besonders auffällig ist ihre heilsame Wirkung bei viral bedingten Erkrankungen.

Die tiefgreifende arzneiliche Wirkung der Gemmotherapie beruht auf einem komplexen Zusammenspiel von Wachstumshormonen, Phytoproteinen und Polysacchariden, die in hohem Maß in den omnipotenten Meristemzellen (undifferenzierte Stammzellen) vorkommen. Hinzu kommen die pflanzentypischen sekundären Inhaltsstoffe der Knospen. Bei der Heckenrose zählen dazu Tannine, Flavonoide, verschiedene Terpenverbindungen, Vitamine (insbesondere Vitamin C), Eisen, Magnesium, Kupfer, Silizium und Zink.

Knospenbotanik

Die spitz-eiförmigen, länglichen Blattknospen weisen ein frisches Farbengemisch von Hellgrün bis Rot auf. Man findet sie an den Triebenden als einzelne Knospe oder vom Zweig abstehende, wechselständig angeordnete Seitenknospen. Sie stehen immer allein, das heißt sie bilden keine Gruppen. Die Endknospen sind rötlich-braun gestielt.

Geschützt ist das Innere der Heckenrosenknospen durch rötlich-grüne, zugespitzte Knospenschuppen, die einen dunkel gefärbten Saumrand aufweisen. Gegen die Knospenspitze hin dominiert die grüne Farbe.

Zur Herstellung eines Heckenrosen-Gemmomittels können sowohl die Seiten- als auch die Endknospen verwendet werden. Die Blütenknospen, die sich erst später entwickeln, werden nicht eingesetzt. Zudem ist darauf zu achten, dass es sich wirklich um Knospen der Heckenrose handelt und nicht um andere Wildrosenarten!

Zur Herstellung eines Heckenrose-Gemmopräparats werden nur 1 g Knospen benötigt, um 20 ml Gemmo-Muttermazerat bzw. 200 ml Gemmomazerat D1 zu erhalten.

Als Auszugsmittel werden zu gleichen Teilen pflanzliches Glycerin (85 Vol.-%) und Ethanol (70 Vol.-%) eingesetzt.

Medizinischer Einsatz der Heckenrosenknospen

Die Heckenrose wirkt stark entzündungshemmend, immunsteigernd, antiviral und schmerzlindernd. Ihr wichtigstes Einsatzgebiet sind viral bedingte Atemwegsbeschwerden, grippale Infekte sowie die Echte Grippe. Ein Schwerpunkt sind hier auch chronisch rezidivierende Infekte.

Insbesondere bei Kindern, die immer wieder erkältet sind – auch lymphatische Diathese genannt –, ist die Heckenrose das Mittel der Wahl. Ihr Vorteil ist, dass gleichzeitig das Immunsystem gestärkt wird und die Heckenrose somit zur Prophylaxe als auch zur Behandlung von Atemwegsinfekten beiträgt.

Aber auch virale Hauterkrankungen gehören zum Arzneimittelbild der Heckenrose. Unterstützend wirkt sie bei Windpocken, Gürtelrose, Lippenherpes, Mononukleose (Epstein-Barr-Virus) und bei positivem Pap-Abstrich (humanes Papilloma-Virus).

Ihre schmerzlindernde Wirkung zeigt die Heckenrose nicht nur bei Halsschmerzen, sondern auch im Bereich der Gelenke: bei entzündeten Gelenken, bei rheumathoider Arthritis, bei Arthrose und bei Entzündungen der Gelenkschleimhaut. Kleinere Einsatzgebiete betreffen die Schilddrüse mit Entzündung und Knoten- bzw. Kropfbildung und das zentrale Nervensystem mit Kopfschmerzen und Migräne sowie deren Prophylaxe.

Anwendung

Die Anwendung der Heckenrose in der Gemmotherapie erfolgt innerlich durch Sprühen des Gemmomittels auf die Mundschleimhaut, wo die direkte Resorption ins Blut erfolgt. Die Schwere der Symptomatik bestimmt die Dosierung: Je akuter die Beschwerden, desto häufiger am Tag sollten 2–3 Sprühstöße bei Erwachsenen, 1 Sprühstoß bei Kindern, in den Mund gegeben werden.

Rezeptur: Heckenrosen-Gemmopräparat

 Zutaten
  • 1 g frisch gesammelte Heckenrosenknospen
  • 10 ml Ethanol 70% (V/V)
  • 10 ml pflanzliches Glycerin 85 % (V/V)
Zubereitung/Dosierung
  • Heckenrosenknospen klein schneiden und mit oben genannter Mischung aus Ethanol und Glycerin übergießen.
  • 3 Wochen ausziehen lassen.
  • Danach abseihen und als sogenanntes Muttermazerat in eine Sprühflasche abfüllen.
  • Alternativ kann das Muttermazerat im Verhältnis 1:10 mit der oben genannten Mischung aus Ethanol 70% (V/V) und Glycerin 85% (V/V) weiterverdünnt und in Sprühflaschen abgefüllt werden.
Anwendung/Dosierung

Um eine möglichst gute Aufnahme über die Mundschleimhaut und damit einen schnellen Wirkeintritt zu gewährleisten, ist es sinnvoll, Gemmopräparate mittels einer Sprühflasche direkt in den Mund zu sprühen. Am besten nicht mit Wasser verdünnen, da sich sonst die Resorption deutlich verschlechtert.

Die Anwendung richtet sich immer nach dem Beschwerdebild: Je akuter die Symptome auftreten, desto häufiger sollte das Gemmopräparat kurzzeitig angewendet werden. Bei länger andauernden oder chronischen Beschwerden sollte die Einnahme weniger oft, dafür aber länger andauern.

Für Erwachsene reichen 2–3 Sprühstöße pro Gabe aus. Bei Kindern, sensiblen Menschen oder geschwächten Patienten sind oft auch 1–2 Sprühstöße pro Gabe ausreichend.

Gemmo-Kombination zur Erkältungsprophylaxe

Zur Vorbeugung von Erkältungen eignen sich die Gemmomittel aus Heckenrosen- und Sanddornknospen, die wie unten beschrieben parallel angewendet werden.

  • Heckenrose: morgens und abends 2–3 Sprühstöße in den Mund geben
  • Sanddorn: morgens 1–2 Sprühstöße in den Mund geben

Anwendung: In stressreichen Zeiten oder vor dem Winterbeginn 2–3 lang Wochen anwenden.

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.