Resistente Stärke und deren positive Wirkungen auf das Darmmikrobiom stehen schon länger im Fokus der Forschung. In einer kleinen Studie konnte nun gezeigt werden, dass sie übergewichtigen Menschen beim Abnehmen hilft, die Insulinsensitivität erhöht und die Fettaufnahme aus der Nahrung reduziert.
Studie: Resistente Stärke und Gewichtsverlust
An der placebokontrollierten, doppelblinden Studie nahmen 37 Personen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren teil. Einschlusskriterien waren Übergewicht oder Adipositas definiert als BMI ≥ 24 oder ein Taillenumfang ≥ 85 cm bei Männern bzw. ≥ 80 cm bei Frauen.
Während der Studie hielten die Teilnehmer*innen eine Diät: Sie bestand aus 50-60 % Kohlenhydraten, 25-30 % Fett sowie 15-20 % Proteinen. Gestattet waren zudem ein Stück Obst täglich. Von übermäßig zuckerhaltigen Snacks und Getränken wurde abgeraten. Zusätzlich erhielten sie resistente Stärke in Form eines Pulvers, das 2-mal täglich eingenommen wurde.
Der Studienzeitraum umfasste 20 Wochen. Die Studienteilnehmer*innen wurden randomisiert in 2 Gruppen eingeteilt:
- Gruppe 1 erhielt für 8 Wochen resistente Stärke. Dann folgte eine 4-wöchige Auswaschphase. Anschließend erhielten sie für 8 Wochen Kontroll-Stärke.
- Gruppe 2 nahm in den ersten 8 Wochen die Kontroll-Stärke ein, gefolgt von der 4-wöchigen Auswaschphase und erhielt im Anschluss für 8 Wochen resistente Stärke.
Ergebnisse: Gewichtsverlust und bessere Insulinsensitivität
- Die Gruppe, die resistente Stärke einnahm, zeigte einen signifikanten Gewichtsverlust. Zudem verringerten sich Fettmasse und Taillenumfang im Vergleich zur Kontroll-Stärke-Gruppe deutlich.
- Zusätzlich verbesserte sich die Glukosetoleranz bei Einnahme von resistenter Stärke. Der hyperglykämischen Glukoseklemmtest zeigte eine erhöhte Glukose-Infusionsrate nach der Einnahme von resistenter Stärke - dies zeige eine signifikante Verbesserung der Insulinsensitivität.
- In Stuhluntersuchungen stellten die Forschenden eine signifikant höhere Ausscheidung fäkaler Lipide bei Einnahme resistenter Stärke im Vergleich zu Kontroll-Stärke fest. Dies könne ein Hinweis sein, dass resistente Stärke die Fettaufnahme aus der Nahrung verringert.
In weiteren Analysen zeigte sich eine positiv veränderte Zusammensetzung des Darmmikrobioms.
Darmmikrobiom und resistente Stärke bei fettleibigen Mäusen
Den Zusammenhang zwischen der Aufnahme resistenter Stärke und den positiven Effekten auf das Darmmikrobiom überprüfen die Wissenschaftler*innen durch Stuhltransfer: Sie übertrugen fettleibigen Mäusen den Stuhl ihrer Studienteilnehmenden nach der Diät mit resistenter Stärke. Sie konnten feststellen, dass die Mäuse ebenfalls Gewicht verloren, was auf einen kausalen Zusammenhang hinweist.
Es ließ sich insbesondere eine Bakterienart identifizieren, die maßgeblich für die vorteilhaften Auswirkungen von resistenter Stärke in der Ernährung ist: Bifidobacterium adolescentis. In einem weiteren Versuch wurde den Mäusen das Bakterium allein verabreicht. Das reichte aus, um die Fettaufnahme aus der Nahrung im Darm zu verringern. Dies könnte ein Hinweis sein, dass diese Bakterienart entscheidend zur Gewichtsregulation beiträgt.
Prof. Gianni Panagiotou, der an der Studie beteiligt war, fasst zusammen: "Unsere Studie liefert einen brauchbaren Ansatz zur Behandlung von Fettleibigkeit und damit verbundener Stoffwechselstörungen durch resistente Stärke." Es seien aber weitere Studien mit deutlich mehr Proband*innen erforderlich, um die Wirksamkeit resistenter Stärke zum Abnehmen durch ein verändertes Darmmikrobiom zu bestätigen.
Infobox: Resistente Stärke
Resistente Stärke ist ein unverdaulicher Ballaststoff. Sie gelangt unverdaut in den Dickdarm und wird dort von Darmbakterien verstoffwechselt.
Resistente Stärke ist z.B. enthalten in folgenden Nahrungsmitteln:
- Vollkornprodukte, z.B. Vollkornbrot, Vollkornhaferflocken
- Hülsenfrüchte, z.B. weiße Bohnen
- Kartoffeln (gekocht und abgekühlt)
- Reis (gekocht und abgekühlt)
- Nudeln (gekocht und abgekühlt)
- wenig gereifte Bananen
- Möhren
Ni
Literatur
Li H et al. Resistant starch intake facilitates weight loss in humans by reshaping the gut microbiota. Nature Metabolism 2024; doi: 10.1038/s42255-024-00988-y