
Das 5:2-Fastenschema gilt als gut in den Alltag integrierbar, da die Fastentage nach dem persönlichen Bedarf ausgerichtet werden können.
Intervallfasten hat sich in Studien als wirksames Mittel zur Gewichtsreduktion und Linderung bestimmter Stoffwechselstörungen erwiesen. Ein Team vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat an Mäusen untersucht, ob Intervallfasten auch vor Fettleber und Leberentzündung schützen kann - mit vielversprechenden Ergebnissen.
Studie: Intervallfasten und Auswirkungen auf die Leber
In der Untersuchung erhielten Mäuse zucker- und fettreiches Futter, das der westlichen Ernährungsweise entspricht. Sie wurden in 2 Gruppen eingeteilt:
- Eine Gruppe hatte ständigen Zugang zum Futter. Diese Tiere legten wie erwartet an Gewicht und Körperfett zu und entwickelten eine chronische Leberentzündung.
- Die Mäuse der anderen Gruppe bekamen an 2 Tagen pro Woche nichts zu fressen (5:2 Intervallfasten, 5:2 IF). An den anderen Tagen konnten sie sich nach Belieben bedienen. Diese Tiere nahmen trotz der hochkalorischen Diät nicht zu. Sie zeigten jedoch weniger Anzeichen für Lebererkrankung und hatten niedrigere Spiegel an Biomarkern, die Leberschäden anzeigen. Sie waren resistent gegen die Entwicklung einer MASH. Die Resistenz gegenüber der Entwicklung einer Fettleber war unabhängig von der Gesamtkalorienaufnahme. Die Tiere holten nach dem Ende der Fastenperioden die entgangenen Rationen nach.
Welche Variante des Intervallfastens schützt?
Die Forschenden prüften verschiedene Varianten des Intervallfastens. Sie fanden heraus, dass mehrere Parameter über den Schutz vor Leberentzündung entscheiden:
- die Anzahl und Dauer der Fastenzyklen,
- der Beginn der Fastenphase.
Ein 5:2-Diätschema wirkt besser als 6:1; 24-stündige Fastenphasen besser als 12-stündige. Eine besonders ungesunde Ernährungsweise erfordert häufigere Diätzyklen.
Stoffwechselveränderungen durch Intervallfasten
Im nächsten Schritt untersuchte das Team die molekularen Hintergründe. Sie verglichen die Proteinzusammensetzung, Stoffwechselwege und Genaktivitäten in der Leber von fastenden und nicht-fastenden Mäusen.
Die Forschenden identifizierten in Leberzellen 2 Proteine, die gemeinsam für den schützenden Fasteneffekt verantwortlich sind: Der Transkriptionsfaktor PPARα sowie das Enzym PCK1. Diese Moleküle arbeiten in Kooperation, um den Abbau von Fettsäuren und die Glukoneogenese zu steigern sowie den Aufbau von Fetten zu hemmen.
„Die Fasten-Zyklen führen zu tiefgreifenden Stoffwechselveränderungen, die zusammen als vorteilhafte Entgiftungsmechanismen wirken und dazu beitragen, die MASH [metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatohepatitis) zu bekämpfen“, fasst Studienleiter Mathias Heikenwälder zusammen.
Diese Zusammenhänge zeigten sich auch bei der Untersuchung von Gewebeproben von MASH-Patient:innen: Auch hier fanden die Forschenden das molekulare Muster mit reduziertem PPARα und PCK1.
PPARα, PCK1 und Pemafibrat
Um zu prüfen, ob PPARα und PCK1 ursächlich für die vorteilhaften Fasteneffekte verantwortlich sein könnten, untersuchten die Forschenden Leberzellen der Mäuse: Wurden in den Leberzellen der Mäuse beide Proteine genetisch ausgeschaltet, konnte das Intervallfasten weder chronische Entzündung noch Fibrose verhindern.
Der bereits als Medikament zugelassene Wirkstoff Permafibrat kann diesen Effekt teilweise nachahmen. Pemafibrat imitiert in der Zelle die Effekte von PPARα. Die Forschenden prüften nun, ob die Substanz bei Mäusen auch den schützenden Fasteneffekt imitieren kann. Unter Pemafibrat zeigten sich einige der günstigen Stoffwechselveränderungen, wie sie auch beim 5:2-Fasten beobachtet wurden. Jedoch konnte er die schützenden Effekte des Fastens nur teilweise imitieren.
„Das ist wenig überraschend, da wir mit Pemafibrat ja nur einen der beiden entscheidenden Player beeinflussen können. Ein Wirkstoff, der die Effekte der PCK1 imitiert, steht leider noch nicht zur Verfügung“, erklärt Heikenwälder.
Intervallfasten als Leber-Therapie?
Nachdem die Forschenden sich zunächst auf die Effekte des Intervallfastens auf die MASH-Prävention konzentriert hatten, prüften sie, ob sich auch eine bereits bestehende chronische Leberentzündung durch die 5:2-Diät lindern lässt.
Dazu untersuchte das Team Mäuse, die nach monatelanger Fütterung mit zucker- und fettreicher Nahrung eine MASH entwickelt hatten. Nach weiteren 4 Monaten 5:2-Intervallfasten (bei gleichbleibender Ernährungsform) wurden diese Tiere mit der nicht-fastenden Kontrollgruppe verglichen.
Die fastenden Mäuse hatten bessere Blutwerte, weniger Leberverfettung und Leberentzündung und erkrankten seltener an Leberkrebs und wenn doch, so hatten sie weniger Krebsherde in der Leber.
Potenzial des 5:2-Intervallfastens
Das 5:2-Intervallfasten habe hohes Potenzial in der Prävention von MASH und Leberkrebs, aber auch in der Therapie einer bestehenden chronischen Leberentzündung, so Heikenwälder. Die Ergebnisse der Untersuchung rechtfertigen demnach Studien mit Patient:innen, um herauszufinden, ob sich beim Menschen ähnliche schützende Effekte zeigen wie bei Mäusen.
Das 5:2-Fastenschema ist beliebt. Es gilt als vergleichsweise gut in den Alltag integrierbar, da die Fastentage nach dem persönlichen Bedarf ausgerichtet werden können und keine bestimmten Lebensmittel verboten sind.
Da jedoch nicht alle Menschen eine Diät nicht dauerhaft durchhalten, wollen die Forschenden künftig weiterverfolgen, mit welchen Wirkstoffkombinationen die schützenden Effekte des Fastens nachgeahmt werden könnten.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum