
Im viszeralen Fettgewebe kommt es bei Übergewicht zu einem Umbau der Blutgefäße, der Entzündungen und Funktionsstörungen fördert.
Übergewicht spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie stark Blutgefäße geschädigt werden. Und zwar abhängig davon, wo sich das überschüssige Fett im Körper ansammelt. Das haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) zusammen mit einem internationalen Forschungsteam entdeckt.
Die Forschenden konnten erstmals zeigen:
- Das sogenannte weiße Fettgewebe in Bauch- und Unterhautfett reagiert unterschiedlich auf Überernährung.
- In der Folge entstehen verschieden starke Schäden an den Blutgefäßen – ein Prozess, der zu Entzündungen, gestörter Durchblutung und langfristig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Körperfett ist nicht gleich Körperfett
Die Studie liefert einen wichtigen Baustein zum besseren Verständnis, warum vor allem Bauchfett so gefährlich ist:
- Im viszeralen Fettgewebe, dem Bauchfett, kommt es bei Übergewicht zu einem Umbau der Blutgefäße, der Entzündungen und Funktionsstörungen fördert.
- Im Unterhautfett dagegen entdeckte das Forschungsteam eine besondere Art von Blutgefäßzellen: Sogenannte "fenestrierte Endothelzellen" haben in gesundem Zustand offenbar einen positiven Einfluss auf das Gewebe. Bei Fettleibigkeit jedoch gehen sie stark zurück.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Gefäßveränderungen bei Fettleibigkeit früher einsetzen als bisher angenommen – und dass sie sehr unterschiedlich verlaufen, je nachdem wo sich das Fett ansammelt", erklärt Prof. Andreas Fischer von der Universitätsmedizin Göttingen. "Damit rücken die Blutgefäße selbst stärker in den Fokus der Forschung zu Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten."
VEGFA – ein Schlüsselmolekül zur Gefäßgesundheit
Die Wissenschaftler konnten auch ein wichtiges Botenmolekül identifizieren, das für die Erhaltung der gesunden Gefäßstruktur im Fettgewebe notwendig ist – das sogenannte VEGFA. Sinkt der VEGFA-Spiegel, etwa durch langanhaltende fettreiche Ernährung, verlieren die Blutgefäße ihre Struktur und Funktion.
"Dieser Mechanismus ist nicht nur im Tiermodell, sondern auch im menschlichen Fettgewebe nachweisbar", sagt Fischer. "Das eröffnet neue Ansätze, wie wir die Gefäßgesundheit bei Adipositas erhalten oder wiederherstellen können."
Die nun veröffentlichte Studie kombiniert modernste Einzelzellanalysen mit bildgebenden Verfahren und genetischen Experimenten und biete damit eine nie dagewesene Detailtiefe. Die Ergebnisse bilden eine wertvolle Grundlage für künftige Therapien. Zum Beispiel um die Funktion der Blutgefäße im Fettgewebe zu verbessern und Erkrankungen wie Diabetes oder Herzinfarkt vorzubeugen, berichtet Erstautorin Dr. Sana Hasan.
Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung